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Julius Dörfel


Foto Österr. Ing. und Architektenverein o.J.

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 16.02.1834 - † 28.09.1901
Geburtsort: Varnsdorf
damaliger Name: Warnsdorf, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Baurat
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz D. (+1869), Fabrikant
Mutter: Juliane D. (+1869)
keine Ehe
kinderlos
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1844–1848Bürgerschule in Warnsdorf
1850–1851Akademie der bildenden Künste, Wien
1852–1854Polytechnisches Institut Wien
o.J.Bauakademie in Berlin
o.J.Studienreise nach Deutschland, Belgien, Holland, England, Frankreich und Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Anf.50er J.Eintritt bei der österr. Staatseisenbahn-Gesellschaft
ab 60er J.Selbständiger Architekt
1863beh.aut.Civil-Ingenieur
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Auszeichnungen und Ämter
1891Baurat
o.J.Schätzmeister und Sachverständiger im Hochbau
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Mitgliedschaften
ab 1863Österr. Ingenieur- und Architektenverein (1881 Vorsitz Fachgruppe Hochbau, 1882 Mitgl. des Redaktionskomitees)
ab 1868NÖ Ingenieur Kammer (vor 1873–1887 Präsident, später Kammerrat)
1863-1865und 1872-1898 Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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Vita
Julius Dörfel wurde 1834 in Warnsdorf, Böhmen, heute Varnsdorf, CZ, als Sohn eines Fabrikanten geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule in seinem Heimatort kam er nach Wien und belegte zunächst einen Kurs für „Freies Handzeichnen“ an der Akademie der bildenden Künste. Anschließend besuchte er das Polytechnische Institut.

Laut einem Nachruf im „Central-Organ der Civiltechniker“ soll er anschließend an der Bau-Akademie in Berlin studiert und eine „längere“ Studienreise absolviert haben.

Anfang der 1850er Jahre begann Dörfel eine Tätigkeit bei den österreichischen Staatsbahnen, kündigte jedoch bald diese Stelle und machte sich bereits in den 60er Jahren selbständig. Im Zuge der Wiener Stadterweiterung entwickelte er in den folgenden Jahren eine umfangreiche Bautätigkeit und errichtete eine Reihe von repräsentativen Miethäusern.

Dörfel war Mitglied des Österr. Ing- und Architektenvereins und der NÖ Ingenieur-Kammer und war in diesen Vereinen äußerst engagiert tätig. Er war in der Kammer langjähriger Vorstand, wurde in der Folge auch zum „Kammerrath“ ernannt und hat sich „um die Hebung der Standesinteressen dieser Vereinigung bleibende Verdienste erworben“ (Central-Organ der Civiltechniker 1901).

Julius Dörfel war nicht verheiratet. Er starb mit 66 Jahren und wurde am Dornbacher Friedhof im 17.Bezirk, wo er seine Sommerwohnung hatte, bestattet. Sein ansehnliches Vermögen erhielten zum Teil karitative Vereinigungen; seine Nichte, die ihm die letzten Jahre vor seinem Tod den Haushalt geführt hatte, bekam ein großzügiges Legat und auch seine übrigen Verwandten wurden von ihm in seinem Testament bedacht.
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Stellenwert
Julius Dörfel errichtete im Rahmen der Wiener Stadterweiterung insbesondere in dem neu entstandenen Stadtteil beim Franz Josefs-Kai in der relativ kurzen Zeitspanne von zehn Jahren eine Reihe von Miethäusern, die auf Grund der wachsenden Ansprüche des Großbürgertums auf Repräsentation deutlich die Tendenz zeigen, sich äußerlich der Gestaltungsweise von Palais anzunähern.

Dörfels Bautätigkeit zeigt das gesamte Repertoire der Neuen Wiener Renaissance. Flache Risalite mit begrenzenden Nutungen, plastische Fensterüberdachungen in Form von Dreiecks- oder Segmentgiebeln, Ädikulafenster, Riesenpilaster und Säulen prägen seine Miethausbauten. Die Gebäude waren zumeist im Erdgeschoss mit Geschäftslokalen ausgestattet, das darüber liegende Mezzaningeschoss enthielt Büros, Lager oder weitere Geschäftslokale. Beim Haus Wien 1 Werdertorgasse 9 etwa schreibt Dörfel, dass eiserne Wendeltreppen und „Waarenaufzüge“ diese Stockwerke verbanden. Die Geschäftszonen waren kräftig genutet bzw. rustiziert, manchmal überzieht ein Netz von Nutungen – einen kostbaren Steinbau vortäuschend – aber auch die ganze Fassade (Wien 1, Gonzagagasse 17, 19 / Eßlinggasse 11, 1869–1870)

Um diese Zeit machte sich auch der Trend zur Blockverbauung breit, von der vor allem Theophil Hansen ein begeisterter Anhänger war und dessen Heinrichhof (1861–1865) in der Folge beispielgebend wurde. Die Blockverbauung konnte durch die gleichmäßige, rasterartige Parzellierung entstehen und der entscheidende Vorteil lag darin, dass bei möglichst großer Ausnützung des Grundstückes die pro Parzelle sehr kleinen Lichthöfe zusammengelegt werden konnten, um auf diese Weise eine bessere Belichtung und Belüftung der jeweiligen Häuser zu erzielen. Strebte Hansen jedoch nicht nur in der Grundrissaufteilung, sondern auch äußerlich eine gleichmäßige Gestaltungsweise an, so wurden von anderen Architekten durchaus verschiedene Formulierungen bei den Fassaden gewählt. Auch Dörfel errichtete einen solchen, aus mehreren Parzellen zusammengelegten Baublock, der nicht nur für verschiedene Bauherren, sondern auch mit unterschiedlichen Fassaden errichtet wurde (Wien 1, Eßlinggasse 2, 4 / Börseplatz 4 / Börsegasse 10 / Werdertorgasse 1, 3 / Neutorgasse 9, 11 (1871–1973). Alle hatten allerdings die erwähnte Geschäftslokalzone, die Stockwerke darüber enthielten Wohnungen für Mieter aus dem Großbürgertum.

Nur selten durchbricht Dörfel die gleichförmige additive Fassadengliederung durch kleine Balkone, die streng symmetrisch angeordnet die Plastizität der Fassade steigern (z.B. Wien 4, Schwindgasse 17, 1875)

Obwohl die Bauweise in streng historistischen Wiener Neu-Renaissanceformen zwangsläufig in eine gewisse Gleichförmigkeit führte, zeigt sich bei dem Haus Wien 4, Argentinierstraße 19 (1877), dass sich auch originelle Formulierungen kreieren ließen: Dörfel setzte auf einem rustizierten Sockel praktisch zwei gleichartige Fassaden – nur durch ein Gesims getrennt – gleichsam übereinander.

Insgesamt ist Julius Dörfel ein typischer Vertreter des strengen Historismus, der allein mit Motiven der Renaissance in unterschiedlichen Zusammenstellungen dem damaligen Geschmack und Bedürfnis nach Repräsentation kongenial entsprechen konnte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1864Heinrich-Villa, Bad Vöslau, Hochstraße 24, NÖ
1867–1869Miethaus, Wien 1, Johannesgasse 16
1868–1869Miethaus, Wien 1, Mahlerstraße 14 / Schwarzenbergstraße 10
1869Miethaus, Wien 1, Werdertorgasse 9
1869–1870Miet- und Geschäftshausgruppe, Wien 1, Gonzagagasse 17, 19 / Eßlinggasse 11
1869–1870Miet- und Geschäftshaus, Wien 1, Gonzagagasse 15 / Eßlinggasse 12
1869–1870Miethaus, Wien 1, Eßlinggasse 7
1870Miethaus, Wien 1, Neutorgasse 12 / Eßlinggasse 6
1871–1873Miet- und Geschäftshausgruppe, Wien 1, Eßlinggasse 2, 4 / Börseplatz 4 / Börsegasse 10 / Werdertorgasse 1, 3 / Neutorgasse 9, 11 (auch Bauherr)
1874Miethaus, Wien 1, Maria Theresien-Straße 30
1874Miethaus, Wien 1, Schottenring 31
1874Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 11
1875Miethaus, Wien 1, Maria Theresien-Straße 28 / Deutschmeisterplatz 3 (Miethaus der Allgem. Wiener Baugesellschaft, heute Bundespolizeidirektion)
1875Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 17
1876Haus Gerstner, Wien 1, Kärntner Straße 12
1877Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 19
1874Miethaus, Wien 1, Schottenring 33
1880Miethaus, Wien 1, Maria Theresien-Straße 36
1880Miethaus, Wien 1, Franz Josefs-Kai 65

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1854Mitarbeit beim Bau der Eisenbahn-Theissbrücke bei Szegedin, H
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
[J. Dörfel]: Haus Wien 1, Johannesgasse 16. In: ABZ 44.1879, S.91, T.74f
[J. Dörfel]: Wohnhaus des Herrn Adolf Weltler in Wien, 1, Werderthorgasse 9. In: ABZ 45.1880, S. 26, Abb.21f
[J. Dörfel]: Baugruppe von vier Geschäftshäusern in der Esslinggasse Nr. 2 und 4, Neuthorgasse Nr. 9 und Börsegasse Nr. 10 in Wien. In: ABZ 47.1882, S.69, Abb.41ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Adler; Wr.Ringstraßenarchiv; TUAW; ABK; WStLA; Bezirksgericht Wien 1
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001. Bd.1 Wien 2003
Central-Organ der behördl.aut. Civiltechniker, 23.1901, S.85 (Nachruf)
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße – ihre technische und künstlerische Bedeutung. Die Wr. Ringstraße Bd.4, Wiesbaden 1972
P. Kortz: Wien am Anfang des XX.Jh.s. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. Die Wr. Ringstraße Bd.2, Wiesbaden 1979
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970

HINWEISE AUF WERKE:
Wiener Neubauten
Bd.1, Bl.45ff (Eßlinggasse 2)

Zeitschrift des österr. Ingenieur und Architektenverein
18.1866, S.156, Bl.12, 13 (Heinrich Villa in Vöslau)
33.1881, S.115, Bl.23f (Haus Gerstner)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd A–L
C. v.Lützow / L. Tischler: Wiener Neubauten. 3 Bde, Wien 1876–1891;
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893

LEXIKA:
AKL; Czeike; Kosel; ÖKL
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Anmerkungen
In diversen Quellen wird zum Teil ein „E. Dörfel“ genannt. Den gab es nicht. Das „E“ kam dadurch zu Stande, dass Dörfel häufig nur mit „J. Dörfel“ signierte und im Buchstaben „J“ eine Verschnörkelung einfügte, die an ein „E“ erinnert.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 22.01.2014
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