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Karl Ehmann

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 28.08.1777 - † 29.09.1829
Geschlecht: m
Geburtsort: Stein a.d. Donau, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: fstl.Esterhazyscher Hofbaumeister und Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Johann Michael E. (1723–1802); Baumeister
Mutter: Magdalena E.
Ehe mit Therese (*1787, geschieden nach 1824)
Kinder: Karl (*1805); Wilhelm (*1807)
nach Scheidung: Lebensgemeinschaft mit Amalie Ottilie Bisenius (*ca.1800–1840)
Kinder: Albert Bisenius; Wilhelmine, verehel. Wurzinger
Neffe: Franz Xaver E. (1801–1872), Stadtbaumeister
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1791Beginn der Baumeisterlehre bei seinem Vater Johann Michael E.
1814Zögling bei Josef Reymund
1815zur praktischen Prüfung zugelassen.
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
um 1805Bauleiter beim Umbau von Schloß Esterhazy in Eisenstadt, Bgld. (Umbaupläne von Charles Moreau)
1817Aufnahme in die Baumeisterzunft
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Vita
Karl Ehmann wurde 1777 als Sohn des Baumeisters Johann Michael Ehmann in Stein a.d.Donau geboren. Nachdem schon zwei seiner Brüder den Baumeisterberuf ergriffen hatten, war seine berufliche Laufbahn praktisch vorgezeichnet. Er begann zunächst eine Baumeisterlehre bei seinem Vater, setze diese sodann bei dem Baumeister Josef Reymund fort, und wurde 1815 zur praktischen Prüfung zugelassen, um schließlich im Jahr 1817 in die Baumeisterzunft aufgenommen zu werden.

Seine ersten Sporen im Baugewerbe verdiente er sich, als ihm die Bauleitung beim Umbau des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt übertragen wurde, dessen Pläne von Architekt Charles Moreau stammten. Zu diesem Zweck hielt sich Ehmann einige Zeit in Eisenstadt auf. Spätestens ab seiner Aufnahme in die Baumeisterzunft (1817) hat Ehmann sodann als erfolgreicher Baumeister in Wien gelebt. Teilweise arbeitete er mit seinem Neffen Franz zusammen.

Er war verheiratet und aus der Ehe entstammten zwei Söhne, die allerdings jung verstarben. Nach seiner Scheidung von seiner Ehefrau Therese ging er mit Amalie Ottilie Bisenius eine Lebensgemeinschaft ein, aus der zwei Kinder stammten.

Karl Ehmann starb bereits mit 52 Jahren an „Auszehrung“. Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen. Bemerkenswert soll seine Bibliothek gewesen sein. Sie enthielt nicht nur besonders viele Werke über Architektur, sondern auch Werke von Klassikern wie Grillparzer u.ä.
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Stellenwert
Karl Ehmann errichtete eine Reihe von Biedermeierwohnhäusern, die dem großen Pathos der barocken Epoche eine deutliche Absage erteilten. Die glatt verputzen Fassaden, erhielten genutete Sockelgeschosse, die darüber liegenden Geschosse waren meist durch Gesimse getrennt und nur durch Fenster mit gerader Verdachung akzentuiert. Häufig sieht man bei seinen Gebäuden Rundbogenfester, zumeist im Sockelgeschoss, aber auch in darüber liegenden Stockwerken (Wien 2, Zirkusgasse 6, Rückseite des Palais Wenkheim, 1826).

Ein besonders reizvolles, intime Wohnlichkeit ausstrahlendes Ensemble erzielte Ehmann mit dem Anbau von zwei Seitentrakten an ein angeblich von Charles Moreau erbautes Palais (Palais Sternberg, Wien 3, Ungargasse 43, 1821). Durch Ehmanns Anbauten entstand eine Ehrenhofanlage, das einstöckige Gebäude zeigt ebenfalls im Erdgeschoss die typischen Rundbogenfenster und der Haupttrakt erhielt ein Putenfries (von Joseph Klieber) appliziert.

In der Annagasse 14 (Wien 1, 1824) zeigt Ehmann mit dem applikenartig aufgesetzten Amourettenfries und dem signifikant angebrachten Hausschild „Zum blauen Karpfen“ zwischen pilastergerahmten Fenstern seine Vorliebe für plastischen Dekor. Ornamental-figurale Malerei ergänzt die Ausstattung des kleinen dreiachsigen Hauses, das Ehmann neu fassadierte und dem er ein Stockwerk aufsetzte, wie der Dreieckgiebel über dem 1.Geschoss, der nun in die Fassade eingearbeitet ist, deutlich zu erkennen gibt.

Dass Ehmann auch das klassizistische Vokabular beherrschte, zeigt er bei dem für Gräfin Nora Wenkheim errichteten repräsentativen Gebäude in der Praterstraße 23 (1826, mit Durchhaus zur Zirkusgasse 6). Die klassischen Hoheitsmotive, wie eine große Säulenordnung sowie ein Dreiecksgiebel nobilitieren einen ausgeprägten 5-achsigen Mittelrisalt an der breit gelagerten Fassade.

Bemerkenswert ist der vierstöckige Zinshauskomplex (Wien 3, Marokkanergasse 3 / Ötzeltgasse 5 / Traungasse 8, 1817). Er zählt zu den frühesten vormärzlichen Zinshausanlagen und war für die klein- und mittelbürgerliche Einwohnerschicht bestimmt. Der Wohnungskomplex umfasste zwei großzügig angelegte Innenhöfe und in gewisser Weise nimmt Ehmann in der Gesamtkomposition schon Kriterien der Gemeindebauarchitektur der Zwischenkriegszeit vorweg. Riesenpilaster fassen die oberen zwei Stockwerke zusammen und geben der Fassade eine monumentale, repräsentative Außenerscheinung. Rund 20 Jahre später wurde von seinem Neffen Franz auf den benachbarten Parzellen eine weitere Zinshausanlage angefügt.

Karl Ehmann war ein Baumeister, der durch seine Flexibilität und seine breite Gestaltungspalette den unterschiedlichen Bauaufgaben – sei es das einfache Biedermeierhaus, sei es das repräsentative Miethaus bis hin zur monumentalen Zinshausanlage – adäquat gerecht werden konnte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1817Miethauskomplex „Zu den 3 Tauben“, Wien 3, Marokkanergasse 3 / Ötzeltgasse 5 / Traungasse 8
1818Miethaus „Zum Wollbaum“, Wien 6, Gumpendorferstraße 57 (urspr. mit Durchhaus zur Luftbadgasse 12)
1819Miethaus „Haarhof“, Wien 1, Naglergasse 9 / Haarhof 1 (zusätzl. Plan Josef Reymund?)
1821Palais Sternberg, Wien 3, Ungargasse 43 (Einbeziehung eines Vorgängerbaues; 1900 Umgestaltungen durch Ludwig Richter)
1824Wohnhaus „Zum blauen Karpfen“, Wien 1, Annagasse 14 (Gebäude von 1438; neu fassadiert, ein Geschoss aufgesetzt)
1827Miethaus, Wien 7, Neustiftgasse 108 (Hausbesitzer, 2002 abgebrochen)
1827Miethaus, Wien 6, Luftbadgasse 12 (ursprgl. mit Durchhaus zur Gumpendorferstraße 57)
1828Miethaus „Bei der Schmidtn“, Wien 8, Auerspergstraße 13 / Josefsgasse 2
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ÖBL; Sterbematrik Am Hof; WStLA; Archiv des ÖBL
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Sekundärquellen

LITERATUR:
R. Feuchtmüller: Die Praterstraße in der Wiener Leopoldstadt. Wien 1992
P. Kortz: Wien am Anfang des XX.Jhs. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
H. Pemmer: Die Baumeisterdynastie Ehmann. In: Wiener Geschichtsblätter 8.1953, S.10ff
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19. Jhs. Wien 1948
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z

LEXIKA:
AKL; Czeike
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Anmerkungen
Das Haus Naglergasse 9 ist nicht – wie Dehio 1 vermutet – von Charles Moreau.
Bei G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks wird teilweise Karl mit Neffe Franz verwechselt.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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