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Hugo Ernst


Foto Privatbesitz

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 05.02.1840 - † 26.09.1930
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Baden, NÖ
Land: Österreich
weitere Namen: Hugo Ernst jun.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtsteinmetzmeister
Familiäres Umfeld: Vater: Leopold E. (1808–1862), Architekt und Dombaumeister von St.Stephan
Ehe (1884) mit Maria, geb. Bayer (1843–1914, geschieden von Architekt Carl Gandolf Kayser)
Schwager: Friedrich Schachner, Architekt
Kinder: Ernst Kayser (1868–1941, wurde 1935 vom Oberlandesgericht Wien Hugo Ernst zugeschrieben); Maria Eleonore (*1870); Theodor Ernst-Horvath
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Ausbildung im Atelier seines Vaters Leopold Ernst
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Mitarbeiter von Friedrich Schmidt
1862–1869Bauführer am Dom St.Stephan (Dombaumeister war Friedrich Schmidt)
ab 1869Gesellschafter der Wiener Baugesellschaft
1871Inspektor der Wiener Baugesellschaft
1872Steinmetzmeisterkonzession
1873–1878Direktor des Steingeschäftes in der Wiener Baugesellschaft
um 1886Besitzer der Kalkgewerkschaft Stollwiese und der Zementfabrik Kardinalwald, Kaltenleutgeben, NÖ (ab 1892 „Kaltenleutgebener Kalk- und Cementfabrik Hugo Ernst“)
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Auszeichnungen und Ämter
1908Kaiser Franz Josef-Orden
1921Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
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Mitgliedschaften
1862–1866Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
1885Wiederaufnahme in der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
1871Österr. Ingenieur- und Architektenverein
1872Bau- und Steinmetzmeister Genossenschaft
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Vita
Hugo Ernst wurde 1840 als eines von sechs Kindern des Dombaumeisters von St.Stephan, Leopold Ernst, in Wien geboren. Er erlernte das Steinmetzhandwerk bei seinem Vater, der ihn im Zuge der Restaurierungsarbeiten am Stephansdom auch schon frühzeitig mitarbeiten ließ. Auf diese Weise erwarb Hugo Ernst ein profundes Wissen über die authentische mittelalterliche Baukunst. Diese Kenntnisse konnte er auch bei dem „Lebenswerk“ des Vaters, dem Um- und Ausbau von Schloss Grafenegg, einsetzen, den er nach dessen Tode fortsetzte bzw. abschloss. Das Schloss befand sich damals im Besitz des Grafen August Breuner, für den Hugo Ernst auch weitere Renovierungsarbeiten, vor allem beim Schloss Bohuslavice vorgenommen haben soll.

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1862 wurde Hugo Ernst unter dem nachfolgenden Dombaumeister Friedrich Schmidt zum Bauführer am Stephansdom ernannt. Auch hier führte er etliche Arbeiten, die sein Vater begonnen hatte, zu Ende.

Hugo Ernsts Verbindung zu Friedrich Schmidt verhalf ihm in der Folge zu seiner Tätigkeit bei der Wiener Baugesellschaft, bei der Friedrich Schmidt Miteigentümer und 1870–1876 Vizepräsident war. Ernst wurde Gesellschafter, dann Inspektor und schließlich, nachdem er 1872 die Konzession als Steinmetzmeister erworben hatte, Direktor für das Steingeschäft. Die Wiener Baugesellschaft betreute die Errichtung von Wohnbauten sowie von einigen Monumentalbauten, wie die Museen oder die Universität, und Hugo Ernst fand als Steinmetz auf Grund der aktuell gewordenen Dekorfreudigkeit an den Gebäuden ein reiches Betätigungsfeld vor. Während er bei diesen Bauten zumeist Kenntnisse im Renaissancestil beweisen musste, konnte er bei Regotisierungsarbeiten in der Stiftskirche von Heiligenkreuz wiederum seine Erfahrungen mit den mittelalterlichen Stilen einbringen.

Hugo Ernst scheint finanziell schon bald erfolgreich gewesen zu sein. 1860 errichtet er sein eigenes Wohnhaus, Palais Hugo Ernst (4, Plößlgasse 2). Allerdings verkaufte er das Haus wenige Jahre später an Albert von Rothschild, um stattdessen 1876 in Wien 4, Gußhausstraße 28 ein neues Wohnhaus zu errichten (1876–1877). Schließlich erbaute er 1883 eine Sommervilla in Kaltenleutgeben, NÖ, die er allerdings rund zehn Jahre später auch wieder verkaufte und sich in Baden niederließ. Um seine finanzielle Grundlage zu sichern erwarb er im Jahr 1886 die Kalksgewerkschaft Stollwiese und die Zementfabrik Kardinalwald, die damals zu Kaltenleutgeben gehörten.

Hugo Ernst war mit Maria, der geschiedenen Ehefrau von Carl Gangolf Kayser, mit dem Ernst zumindest seit der Zeit seiner Tätigkeit bei Friedrich Schmidt bekannt war, verheiratet. Er hatte drei Kinder, von denen der älteste Sohn Ernst allerdings in noch aufrechter Ehe Maria Kaysers während des Aufenthalts ihres Ehemannes in Mexiko – Kayser war Hofarchitekt Kaiser Maximilians – geboren wurde. Pikanterweise fungierte Ernst Hugo als Taufpate. Erst im Jahr 1935 wurde vom Oberlandesgericht Wien die Vaterschaft Hugo Ernsts und damit auch die Erbberechtigung des Sohnes festgestellt. Hugo Ernst beging allerdings schon fünf Jahre zuvor, im hohen Alter von 90 Jahren Selbstmord. Er hinterließ seiner Tochter Maria sein ganzes, beträchtliches Vermögen. Ob der Sohn, der später den Namen Hugo Ernst jun. angenommen hatte, seine Erbberechtigung noch geltend machen konnte, ist nicht bekannt.
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Stellenwert
Obwohl Hugo Ernst weder den Baumeisterberuf erlernte noch eine akademische Ausbildung erfuhr, nannte er sich stets Architekt und betätigte sich auch in diese Richtung. Allerdings war er für die Einreichung der Pläne bei der Baubehörde gezwungen, mit konzessionierten Baumeistern oder ausgebildeten Architekten zusammenzuarbeiten. Bei seinem ersten Wohnhaus, dem Palais Hugo Ernst (4, Plößlgasse 2) arbeitete er mit dem Architekt Ludwig Wächtler, bei seinem zweiten wieder für sich selbst erbauten Wohnhaus (4, Gußhausstraße 28) mit seinem Schwager, dem Architekt Friedrich Schachner zusammen. Bei der Sommervilla in Kaltenleutgeben beauftragte Ernst den Baumeister Josef Wenz mit der Durchführung der baulichen Maßnahmen. Bei allen Gebäuden kann mit Sicherheit angenommen werden, dass Ernst sehr wesentlich Anteil an der Konzeption, Gestaltung und Innenausstattung hatte. In einem Bericht über das Wohnhaus in der Gusshausstraße schreibt Friedrich Schachner, dass der Bauherr selbst „Fachmann, d.h. Architekt“ war, aber durch seine umfangreiche Tätigkeit im Steinmetzgeschäft verhindert war, „das Haus selbst im Detail durchzubilden“. Zahlreiche, von Ernst selbst verfasse Pläne und Skizzen zeigen jedoch, so Schachner, dass er dem Haus den „Stempel seines Charakters“ aufgedrückt habe.

Das Palais in der Plößlgasse, ein einstöckiges Gebäude, wurde in Formen der deutschen Renaissance instrumentiert, erhielt aber eher den Habitus einer kleinen Villa. Dies zeigt sich nicht nur in der vielfältig, mit Dachgaupen und einem zierlichen Giebel gegliederten Dachlandschaft, sondern auch in der asymmetrischen Konzeption der Fassade, bei der von vier Fensterachsen eine durch Doppelfenster hervorgehoben wird. Das Gebäude in der Gußhausstraße ist als „bürgerliches Wohnhaus“ deklariert und zeigt einen städtischeren Charakter – und nicht zuletzt auch den steigenden Wohlstand des Bauherrn. Über einen Sockel erheben sich nunmehr zwei Stockwerke, die durch Riesenpilaster zusammengefasst sind. Die Fassade ist symmetrisch angelegt und in der Beletage mit Erkern an den beiden äußeren Fensterachsen ausgezeichnet. Insgesamt erhielt das mit schlichten Renaissanceformen dekorierte Gebäude eine gediegene Eleganz, die sich auch im Gebäudeinneren durch bemalte Holzdecken und eine großzügige Raumanordnung fortsetzte.

Mit der groß dimensionierten, malerischen Villa samt Park in Kaltenleutgeben, einem damals mondänen Kurort, demonstrierte Hugo Ernst durch Komfort, Weitläufigkeit und gediegene Ausstattung schließlich endgültig seine Zugehörigkeit zum gehobenen Bürgertum.

Hugo Ernst hat sich als Architekt von Neubauten nur für den Eigenbedarf betätigt. Sein eigentliches Metier war die Steinmetzkunst, mit der er sich als gesuchter Spezialist und erfolgreicher Unternehmer einen Namen machte.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
ab 1862Schlossanlage Grafenegg, NÖ (Fertigstellung des vom Vater begonnen Um- und Ausbauprojekts)
1873–1874Palais Hugo Ernst, Wien 4, Plößlgasse 2 (mit Ludwig Wächtler)
1876–1877Wohnhaus Hugo Ernst, Wien 4, Gußhausstraße 28 (Mitarbeit, Projekt von Friedrich Schachner)
1883Villa Elfenhain, Kaltenleutgeben, Hauptstraße 125–127, NÖ (mit Baumeister Josef Wenz)
o.J.Schloss Bohuslavice, CZ (mit Ludwig Wächtler, Umbau und Renovierung, nicht gesichert)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1862–1869Arbeiten am Stephansdom Wien 1
o.J.Regotisierungsarbeiten an der Stiftkirche Heiligenkreuz (Steinmetzarbeiten)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
o.J.Steinmetzarbeiten Palais Rothschild, Wien 4, Prinz-Eugen-Straße
o.J.Steinmetzarbeiten an zahlreichen Wohngebäuden und öffentlichen Gebäuden
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv des ÖBL; Archiv Künstlerhaus; WSt.LA (Biograph. Sammlung); Wr. Ringstraßenarchiv; Archiv Adler; Pfarrarchive St.Stephan, Gumpendorf
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Kortz: Wien am Anfang des 20.Jh.s. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Wien 1906
F. Schachner: Wohnhaus des Herrn Hugo Ernst. In: ABZ 44.1879, S.90, T.70ff
H. Scharsching: Villa Elfenhain – Villa Ernst-Borgfeldt – Villa Hönigschmid. Wien 2006
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
R. Wagner-Rieger / W. Krause: Historismus im Schloßbau. Wien / Passau 1975

HINWEISE AUF WERKE:
Wiener Bauindustrie-Zeitung
3.1885, S.89, Wr. Bauten-Album Bl.216 (Haus Plößlgasse)

Wiener Neubauten
Bd.1, Bl.14ff (Haus Ernst, Plößlgasse 12= Nr.2)

Wochenblatt des Architekten-Vereins Berlin
1.1867, Nr.27, S.266 (Schloss Grafenegg)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio NÖ/Nord; L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893

LEXIKA:
AKL; Kosel; ÖBL
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Anmerkungen
In diversen Quellen wird ein Studium am Polytechnikum bzw. an der Technischen Hochschule angegeben. Dies ist jedoch laut dem Archiv der Technischen Hochschule nicht belegbar.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
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