|
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
|
|
Persönliche Daten
| * 22.05.1734 - † 01.02.1798 | Geschlecht: m | Geburtsort: Klosterneuburg, NÖ | Land: Österreich | damaliger Name: Habsburger Monarchie | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Habsburger Monarchie | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Bürgerlicher Baumeister | Familiäres Umfeld: Vater: Joseph Mathias G. (1708–1776), Stiftsbaumeister und Innerer Rat in Klosterneuburg, Stadtbaumeister in Wien
| Mutter: Maria Anna Elisabeth, geb. Auer (1708–1774)
| Brüder (u.a.): Liborius Thaddäus (1738–1805), bürgerl. Baumeister; Philipp Ignaz (1748–1815), Stadtbaumeister in Wien
| Schwestern (u.a.): Maria Barbara (1743–1822), verehl. mit Johann Michael Göll, Vater von Alois Ignaz Göll (1772–1841), k.k. Militär- und bürgerlicher Baumeister in Wien
| 1.Ehe (1759) mit Theresia (ca.*1725–1765), Witwe des k.k.Hofarchitekten Johann Baptist Martinelli
| 2.Ehe (1765) Theresia Maria Anna, geb.Peffel (1744–1802),
| 6 Kinder |
|
|
|
|
top |
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Baumeisterlehre bei seinem Vater Joseph Mathias Gerl
| 1747 | freigesprochen |
|
|
|
|
top |
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1761 | Aufnahme in die Baumeisterzunft |
|
|
|
|
top |
Auszeichnungen und Ämter
| 1781 | Mitglied der Kommission zur Verbauung des Stephansplatzes in Wien
| 1795 | Gnadenmünze an einer gold. Kette von Kaiser Franz Josef |
|
|
|
|
top |
Mitgliedschaften
| 1793 | Mitbegründer des Graf Wurmserisch-österreichisch-steirischen Freikorps |
|
|
|
|
top |
Vita
| Josef Ignaz Gerl entstammt einer weit verzweigten, schon ab dem 17.Jh. tätigen Baumeisterfamilie. Er wurde im Jahr 1734 in Klosterneuburg bei Wien als ältester Sohn von Joseph Mathias Gerl, Stiftsbaumeister und Innerer Rat in Klosterneuburg, Stadtbaumeister in Wien, geboren. Er absolvierte bei seinem Vater eine Baumeisterlehre und wurde 1761 in die Baumeisterzunft aufgenommen. Seine erste Tätigkeit in Wien ist durch die Errichtung des „Melker Hofes“ (1769–1794) dokumentiert, der den Beginn seiner erfolgreichen Karriere markiert. Darüber hinaus war Gerl in Wien auch mit der Errichtung zahlreicher Wohnbauten betraut und zeigte sich gleichsam als Spezialist kleinerer Pfarrkirchen, die er auch in Orten rund um Wien, beispielsweise in Groß Riedenthal, Bezirk Tulln, NÖ errichtete.
|
| Auch als Baumeister bei öffentlichen Aufträgen konnte Josef Ignaz Gerl reüssieren, so etwa für Kasernenbauten in Wien, vor allem aber bei dem viel beachteten Ausbau des Allgemeinen Krankenhauses.
|
| Gerl scheint es zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht zu haben, denn im Jahr 1793 war er als einer von drei Wiener Bürgern Mitbegründer des Graf Wurmserisch-österreichisch-steirischen Freikorps, das auf deren Kosten zum Kampf gegen die Franzosen aufgestellt wurde.
|
| Josef Ignaz Gerl war zweimal verheiratet, die erste Frau war die Witwe des Hofarchitekten Johann Baptist Martinelli. Aus den zwei Ehen sind sechs Kinder bekannt. Er starb im 64.Lebensjahr in Wien in einem Haus des Himmelpfortklosters, das er 1785 erworben hatte. Das Kloster war 1783 von Joseph II. aufgelöst worden, nachdem Gerl unmittelbar davor noch Umbauarbeiten vorgenommen hatte. |
|
|
|
|
top |
Stellenwert
| Josef Ignaz Gerls Tätigkeit hat im Wiener Wohnbau nur wenige Spuren hinterlassen, da die meisten Häuser nicht mehr existieren oder später umgebaut wurden. Seine bedeutendste Arbeit auf diesem Gebiet hat sich allerdings erhalten, und zwar der „Melker Hof“, Wien 1, Schottengasse 3–3a / Mölkersteig 4 / Schreyvogelgasse 4 (1769–1794) der zu den frühesten großen Miethausanlagen seiner Zeit zählt. Schon im 15.Jh. wurde an dieser Stelle ein Gebäude errichtet, später kamen weitere Wohnbauten sowie eine Kapelle dazu. Josef Gerl hatte nun die Aufgabe, die unterschiedlichen, im Besitz des Stiftes Melk befindlichen Gebäude zu einem Miethaus zu vereinen bzw. den „Melker Hof“ neu zu erbauen. Zumindest der „Melker Stiftskeller“, der schon in einer Urkunde 1626 als Weinkeller erwähnt ist, hat sich jedoch bis heute als Restaurant erhalten. Gerl errichtete einen großen, ursprünglich an drei Seiten freistehen Gebäudeblock mit vier Innenhöfen, wobei er auch die Kapelle erneuerte. Die mächtigen Fassaden sind durch Lisenen gegliedert und zeigen insgesamt eine schlichte, barockklassizistische Gestaltungsweise. Die Kapelle hat Gerl mit Rokokoformen ausgestattet, das Hochaltarbild wurde von Martin Johann Schmidt, besser bekannt als Kremser Schmidt, und wurde 1773 beigesteuert.
|
| Für Gerls Sakralbauten galten im Prinzip die im Josephinismus vorherrschenden utilitaristischen Überlegungen, was insbesondere auch für die Nussdorfer Pfarrkirche (1784–1789) galt, die damals weit außerhalb Wiens in dem kleinen Vorort Nussdorf lag (heute ein Teil des 19.Bezirks). Sie ist eine schlichte, im Straßenverbund gelegene Dorfkirche, deren Fassade nur durch einen flachen, genuteten Mittelrisalit ausgezeichnet ist. Nur der Fassadenturm zeigt mit einem Zwiebelturmhelm noch barocke Reminiszenzen. Das Kirchenschiff ist als einfacher Saalraum mit Flachdecke ausgebildet und sollte den Gläubigen vor allem eine gute Sicht zum Altar ermöglichen. Neben der Kirche hat Gerl den ebenfalls äußerst schlichten Pfarrhof errichtet.
|
| Josef Gerls wichtigste Arbeit in Wien stellen jedoch der Umbau des Allgemeinen Krankenhauses und die Errichtung des so genannten Narrenturms dar. Allerdings war wahrscheinlich auch Isidor Canevale an diesem Projekt beteiligt, und in der Fachwelt ist bis heute noch nicht geklärt, welchen Anteil die beiden Architekten an diesem Großprojekt hatten.
|
| Schon im späten 17.Jh. war hier ein Großarmen- und Invalidenhaus angesiedelt, das Joseph II jedoch ab 1783 nach Vorbild des Pariser Zentralspitals Hotel Dieu zu einer für damalige Verhältnisse bahnbrechenden Anlage umbauen ließ. Die notwendigen baulichen Maßnahmen für den neuartigen Typus eines „Zentral-Spitals“ wurden nach der funktionellen Konzeption des ersten Direktors des AKH, Prof.Dr. Josef Quarin, durchgeführt. Es beinhaltete fünf Abteilungen: das Allgemeine Krankenspital, das Tollhaus (Narrenturm), das Gebärhaus, Siechenhäuser und ein Findelhaus, die um einen großen und acht kleinere Höfe gruppiert waren. Bemerkenswert ist der Narrenturm, der den Zweck hatte, erstmalig Geisteskranke von den Armen zu trennen, die bislang gemeinsam „verwahrt“ wurden. Es handelte sich um einen fünfstöckigen festungsähnlichen Rundbau mit 28 Räumen und schlitzartigen Fenstern pro Ring und einen in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Mitteltrakt als Wärtertrakt. Insgesamt gab es für die Insassen auch 139 Einzelzellen.
|
| Beeindruckend sind das Ausmaß des Allgemeinen Krankenhauses und die damals höchst zweckmäßige Innengestaltung der einzelnen Abteilungen. Architektonisch waren allerdings am Außenbau kaum Akzente zu setzen. Josephinische Sparsamkeit verlangte eine höchst schlichte Ausführung. Nur in der Alser Straße ist die Mittelachse der langen Front durch einen zentralen Eingang mit einfachen architektonischen Akzenten betont. In nur 17 Monaten gelang es, den Komplex zu einem Zentralspital umzubauen, das in seinen baulichen Grundzügen bis heute erhalten ist. Am 16.8.1784 wurde das AKH als modernstes Spital Europas eröffnet.
|
| In den folgenden Jahren wurde das Allgemeine Krankenhaus mehrfach erweitert, bis im Jahr 1964 begonnen wurde, das Neue Allgemeine Krankenhaus, bestehend aus zwei großen, 22 Stockwerke hohen Bettenstationen und zahlreichen Nebengebäuden zu errichten. Das Alte Allgemeine Krankenhaus wurde als Campus der Universität adaptiert.
|
| Josef Gerl war in einer Zeit tätig, in der die Forderung Kaiser Joseph II nach Kostengünstigkeit und Zweckmäßigkeit wenig gestalterischen Spielraum zuließ. Sein Verdienst lag nicht zuletzt in der Bewältigung organisatorischer Herausforderungen, welche die neuen Bauaufgaben von Großprojekten, sei es der Melker Hof, sei es das Allgemeine Krankenhaus, an ihn stellten. |
|
|
|
|
top |
Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1769–1794 | „Melker Hof“, Wien 1, Schottengasse 3–3a / Mölkersteig 4 / Schreyvogelgasse 4
| 1770 | Wohnhaus „Zu den 5 Lerchen“, Wien 9, Währinger Straße 29 (nicht erhalten)
| 1767 | Wohnhaus, Wien 1, Kärntnerstraße (Nr. unbek., Adaption des bestehenden Gebäudes)
| 1781 | Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 31 / Waaggasse 14 (nicht erhalten)
| 1785 | Miethaus, Wien 3, Erdbergstraße 29 und 29A (1837–1838 durch Neubau v. Peter Gerl und Josef Dallberg ersetzt)
| 1786 | ehem. Caprara / Geymüller-Palais, Wien 1, Wallnerstraße 8 (Einbau neues Stiegenhaus, Aufstockung)
| 1787 | Haus von Camillo Graf v.Colloredo, Wien 1, Rauhensteingasse 3 (Verwendung älterer Bausubstanz des Himmelpfortklosters)
| 1787 | Pfarrhof der Nussdorfer Pfarrkirche, Wien 19, Greinergasse 25 |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1763 | Pfarrkirche St.Ägidius, Groissenbrunn, Bezirk Gänserndorf, NÖ (Vollendung, 1751 von Onkel Mathias Franz Gerl begonnen)
| 1763–1876 | Neukloster, Wr.Neustadt, Neuklostergasse 1 (Umbauten: Kreuzganghof und Ost-Flügel)
| 1767 | Pfarrkirche Theresienfeld, Bez. Wr.Neustadt, NÖ
| 1768 | Wiederherstellung und Umbau der Burg in Wr.Neustadt (mit Onkel Mathias Franz Gerl, nach Schäden durch Erdbeben)
| 1768 | Pfarrkirche Groß Riedenthal, Bez.Tulln, NÖ
| 1769–1777 | Theresianische Militärakademie und Burg, Wr.Neustadt, Burgplatz 1, NÖ (Aus- und Umbauten, mit Nikolaus Pacassi)
| 1772–1777 | Josefstädter Kavallerie-Kaserne (nicht erhalten)
| 1773 | Kapelle Mariae Himmelfahrt im Melkerhof, Wien 1, Schottengasse 3–3a
| 1774 | Heumarktkaserne (nicht erhalten)
| 1779 | Elisabethinen-Kloster, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 4a (Erweiterung, Refektorium)
| 1783 | Himmelpfortkloster, Wien 1, Himmelpfortgasse 9 (Refektorium, Pfortengebäude, Neufassadierung)
| 1784–1789 | Nussdorfer Pfarrkirche, Wien 19, Greinergasse
| 1785 | Pfarrkirche hl. Michael, Haselbach, Gem. Niederhollabrunn, NÖ
| 1783–1786 | Militärinvalidenhaus, Wien 3, Invalidenstraße (Umbau des alten Johannesspitals, nicht erhalten)
| 1783–1784 | Um- und Ausbau Allgemeines Krankenhaus, Wien 9, Alser Straße 4
| 1784 | „Narrenturm“, heute Pathologisch-Anatomisches Bundesmuseum (mit Isidor Canevale?) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1765–1767 | Hochaltar, Pfarrkirche Gainfarn, Bez. Bad Vöslau, NÖ |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1762 | Lyceum in Erlau / Eger, H |
|
|
|
|
top |
Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv Baumeisterinnung; Pfarrmatriken St.Martin, Klosterneuburg; St.Stephan, Wien; Archiv Adler |
|
|
|
|
top |
Sekundärquellen
| LITERATUR:
| W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989, S.139, 386
| Th. Herczik: Familie Herczik-Gerl. Typoskript, 4 Bände, Selbstverlag Salzburg-Grödig 1988–89, in der Bibliothek der Historisch-Genealogischen Gesellschaft Adler, Wien
| Hist. Museum d.Stadt Wien (Hg.): Klassizismus in Wien. Architektur und Plastik. (Ausst.Kat.) Wien 1978
| A. Ilg: Die Wiener Baumeister-Familie Gerl. In: Monatsblatt des Altertumsvereins. Wien 1885, S.29–30
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
| H. Pemmer / F. Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Wien 1958 (Typoskript)
| R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957
| R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970 | HINWEISE AUF WERKE:
| D. Steiner: Architektur in Wien. Wien 1984, 9.7 (S.183): (Narrenturm) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Nord; Dehio NÖ/Süd A–L; Dehio NÖ/Süd M–Z | LEXIKA:
| Czeike; ThB; AKL |
|
|
|
|
top |
Persönliche Mitteilungen
| Recherche des Stammbaumes der äußerst weit verzweigten Baumeisterfamilie von Peter Prokop |
|
|
|
|
top |
Anmerkungen
| Eingegeben von: Inge Scheidl | Eingegeben am: 31.10.2011 | Zuletzt geändert: 11.12.2011 |
|
|
|
|
top |
|
|