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Johann Görlich

Persönliche Daten
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 25.11.1835 - † 20.08.1904
Geschlecht: m
Geburtsort: Petrovice, Ortsteil von Skorosice
damaliger Name: Petersdorf, Österr.Schlesien
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Franz G., Häusler
Mutter: Franziska, geb.Miltschka
Ehe (1862) mit Emma, geb. Bäck (1839–1899)
Kinder: Emma Maria Alexandra (1863–1840), verehel. Danhelovsky; Franz X.Alexander (1865–1882)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1868Baumeisterkonzession
1878–1884Gemeinderat der Liberalen für den 4.Bezirk
vor 1895protokoll. Handelsfirma (Lehmann)
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Auszeichnungen und Ämter
vor 1895beeideter Schätzmeister
o.J.Mitglied der Pferdebahn-, Friedhofs-, Eisenbahn-, Wassermeister-, Bürgerspitalwirtschafts- und der Viehüberwachungskommission
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Mitgliedschaften
1868Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft
ab 1868Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Johann Görlich wurde 1835 in Petersdorf, Österr. Schlesien, heute Petrovice, ein Ortsteil von Skorošice, CZ, geboren. Er stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen – sein Vater war Häusler, seine Mutter eine Bauerntochter. In Wien konnte er sich jedoch zu einem angesehenen Bauunternehmer und Mitglied des Gemeinderats emporarbeiten. Offensichtlich absolvierte er eine Lehre bei einem Baumeister, denn 1868 erhielt er in Wien die Baumeisterkonzession.

Görlich betrieb eine gutgehende Baufirma und wurde nicht nur mit zahlreichen Adaptierungen bestehender Häuser beauftragt, sondern errichtete auch Gebäude nach eigenen Plänen, wobei er mehrmals als Bauherr auftrat.

Von 1878 bis 1884 war er als Liberaler Mitglied des Gemeinderats für den 4.Bezirk und war in zahlreichen Kommissionen vertreten. Unermüdlich hielt er bei den diversen Sitzungen Vorträge und allein in der Bausektion soll er 67 Referate gehalten haben. Darüber hinaus referierte er auch in der Sektion für Inneres und Finanz, wobei seine Hauptschwerpunkte im Kanal- und Straßenwesen sowie im Viehhofbau lagen.

Als Johann Görlich im 69.Lebensjahr in Wien an Schlagadernverkalkung starb, konnte er ein ansehnliches Vermögen, darunter auch das Miethaus 4, Schaumburgergasse 6, in dem er bis zuletzt gewohnt hatte, vererben. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
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Stellenwert
Johann Görlich war vorwiegend in den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts tätig. Im Zuge der Stadterweiterungen und des vermehrten Zuzugs an Bewohnern aus den ehemaligen Kronländern erlebte die Stadt Wien einen bemerkenswerten Bauboom und Architekt war zu einem attraktiven Berufsstand geworden. Die Technische Hochschule und die Akademie der bildenden Künste erlebten einen großen Andrang und es gingen aus diesen Institutionen eine Reihe von akademischen Architekten hervor, die denn auch vor allem von den begüterten Bauherren für der Errichtung von repräsentativen Miethäusern bevorzugt wurden. Baumeister wurden hingegen vermehrt für Adaptierungen, Um- oder Zubauarbeiten oder für die Errichtung von einfacheren Miethäusern in den Außenbezirken herangezogen.

Auch Johann Görlich war von dieser veränderten Situation betroffen. Er war zwar ein viel beschäftigter Bauunternehmer, sein Œuvre als entwerfender Baumeister ist allerdings sehr schmal und wenig überraschend besteht es vor allem aus Gebäuden, bei denen er selber als Bauherr auftrat.

Die Miethäuser, die er in den 70er Jahren erbaute, zeigen noch ein relativ schlichtes, streng historistisches Erscheinungsbild. In den 80er Jahren werden seine Häuser repräsentativer und individueller, zum Teil in Formen der Wiener Neo-Renaissance, zum Teil mit zunehmend modern werdenden barocken Motiven gestaltet. So sind beim Miethaus 4, Schaumburgergasse 6 (1887) die Supraporten sowie das Attikageschoss mit reichem, barockisierendem Dekor versehen. Dreiecksgiebel und – alternierend – Segmentbogenüberdachungen der Fenster erhielten im 1.Stock und die geraden Überdachungen im 2.Stock Zahnschnitt-Begrenzungen zur Steigerung der Plastizität. Eine individuelle Note erzielte Görlich mit einem auffallend hohen Eingangstor mit Dreiecksgiebelüberdachung.

Johann Görlich war vor allem mit Adaptierungsarbeiten beschäftigt, wobei durchaus die Neugestaltung der Fassaden inbegriffen war. Inwieweit diese ursprünglichen Formulierungen erhalten blieben, kann heute nicht mehr festgestellt werden, da häufig Gebäude mehrmals umgebaut wurden. Seine selbst entworfenen Bauten zeigen sich insgesamt den allgemein gültigen Konzeptionen verpflichtet und Görlich erweist sich nicht nur als verlässlicher Baumeister, sondern auch als Planer auf der Höhe der Zeit.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1873Miethäuser, Wien 3, Rennweg 38–42
1878Miethaus, Wien 4, Rubensgasse 4 / Klagbaumgasse 9 (Bauherr)
1881Miethaus, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 20 / Schleifmühlgasse 2 (Umbauten)
1881Miethaus, Wien 4, Mittersteig 13 / Lambrechtgasse 19 (Waschküchenbau)
1881Miethaus, Wien 4, Schleifmühlgasse 12 (Einziehen von Traversen)
1881Miethaus, Wien 4, Rainergasse 6 (Umbauten)
1882Miethaus, Wien 6, Magdalenenstraße 16 (Adaptierung; nicht erhalten)
1882Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 12–14 (Adaptierung)
1882Miethaus, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 29 / Mozartgasse 6 (Adaptierung und Neufassadierung; nicht erhalten)
1882Miethaus, Wien 3, Ungargasse 41 (Adaptierung)
1883–1884Miethaus, Wien 1, Teinfaltstraße 1 / Freyung 5 (mit Banowitz?; Bauherr)
1884Miethaus Wien 4, Alleegasse 21 (heute Argentinierstraße, Umbauten)
1886Miethaus Wien 9, Maximilianplatz 5 (heute Rooseveltplatz, Adaptierung)
1887Miethaus, Wien 4, Schaumburgergasse 6 (Bauherr)
1887Miethaus, Wien 3, Rennweg 20 / Jacquingasse 1 (Adaptierung)
1887Miethaus, Wien 1, Tuchlauben 14–16 (Adaptierung)
1889Miethaus, Wien 4, Mayerhofgasse 2 / Favoritenstraße 26 (Adaptierung)
1889Miethaus, Wien 4, Favoritenstraße 22 (Adaptierung)
1889Miethaus, Wien 9, Berggasse 6
1889Miethaus, Wien 1, Walfischgasse 4 (nicht erhalten)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; WStLA (Verlassenschaftsabhandlungen, Totenbeschauprotokolle, Biographische Sammlung); Matrikenarchive des Zemsky Archiv v Opave (CZ) und der Pfarren Landstraße (Wien 3), St.Elisabeth (Wien 4), Pötzleinsdorf (Wien 18); Gräberprotokoll Zentralfriedhof Wien; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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