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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 13.02.1758 - † 23.05.1816 | Geschlecht: m | Geburtsort: Asparn a.d.Zaya, NÖ | Land: Österreich | damaliger Name: Erzherzogtum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | weitere Namen: Hartmut, Josef | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt, Unternehmer | Familiäres Umfeld: Vater: Anton Hartmuth (1722–1793), Tischlermeister
| Mutter: Theresia, geb. Meißl, auch Meissl (1726–1788)
| Geschwister: Karl (+1792), Tischler; Josef (1752–1754); Franz (1756), Tischler; Johann (1760); Katharina (1763); Wenzeslaus (1765), Maurer; Leopold (1768–1819), Tischler
| Ehe (1793) mit Elisabeth Kiesler, auch Kissler; verw. Marchand; wiederverh. Ziolecky (1762–1828)
| Kinder: Josef (*1793); Georg (1797–1879); Ludwig „Louis“ (1800–1861); Carl (1804–1881) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| ab 1771 | Maurer- und Steinmetzlehre bei Franz Meissl
| 1774 | von Maurer- und Steinmetzzeche Poysdorf freigesprochen |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1787 | Zeichner bei Joseph Meissl
| ab 1789 | Zeichner und Oberaufseher der Bauten Fürst Alois I. Liechtenstein in Wien
| 1789 | Erfindung einer Keramikmasse
| 1790 | Gründung der Geschirrfabrik „Wiener Steingut“ (bis 1795 gemeinsam mit Hafnermeister Simon Winkler)
| ab 1790 | Fürstl. Liechtensteinscher Architekt
| ab 1793 | Oberaufsicht über aller Gebäude in Lundenburg, Eisgrub, Feldsberg und nö Herrschaften
| ab 1795 | alleiniger Inhaber der Geschirrerzeugung „Wiener Steingut“ in Vorstadt Roßau am Alsbach (heute 9, Liechtensteinstraße 155, ab 1798 Privileg)
| 1802 | Erfindung maschinell gepresster Ziegel (aus Sand und Kalk), Verbesserung von Malzdarre und Kalkofen
| 1804 | Erfindung maschinell herzustellender Graphitstifte in verschiedenen Härtegraden, Rotstifte und schwarzer Kreide (Privileg)
| ab 1805 | fürstl. Liechtensteinscher Baudirektor unter Fürst Johannes I. Liechtenstein
| 1808 | Erfindung schwarzer Tusche
| 1810 | Erfindung elastischer Schiefertafel, künstlicher Bimsstein (ab 1811 Privileg), künstliches Neapel-Gelb für die Glas- und Porzellanmalerei
| 1812 | Enthebung aus der Stellung des fürstl. Liechtensteinschen Baudirektors |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1894 | Benennung der Hardtmuthgasse im 10. Wiener Bezirk |
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Vita
| Joseph Hardtmuths Vater Anton, ein Tischler, stammte aus Bayern und war durch seine Eheschließung mit Theresia Meissl in Asparn a.d. Zaya ansässig geworden, wo Theresias Familie – ihr Vater, Franz Meissl, war Maurermeister und Marktschreiber – lebte. 1758 wurde Josef Hardtmuth als viertes Kind dem Ehepaar geboren und auf den Namen seines früh verstorbenen Bruders (1752–1754) getauft. Aus der Frühzeit Hardtmuths gibt es nur wenige dokumentarisch gesicherte Daten. 1771 wurde er, 13-jährig, Lehrling beim Großvater, Maurermeister Franz Meissl und drei Jahre später von der Maurer- und Steinmetzzeche Poysdorf freigesprochen. Er soll mit seinem Meister dann nach Wien gegangen sein und sein Zeichentalent weiter ausgebildet haben. Es war aber bereits seit 1771 ein Joseph Meissl für den Fürsten Liechtenstein als Baumeister tätig, er wurde 1787 fürstlicher Hofarchitekt (nach dem Tod des Architekten Isidor Canevale) mit der Verantwortung für die fürstlichen Gebäude in Wien. Ab dem Jahr 1787 arbeitete auch Joseph Hardtmuth als Zeichner für Joseph Meissl (1730–1790), der wohl ein jüngerer Bruder seiner Mutter war. In den Lexika und Biographien über Hardtmuth wird bei Lehrherrn und fürstlichem Baumeister fast ausschließlich von einer Person, entweder mit Namen Franz oder Joseph, ausgegangen, womit der Zeitpunkt, wann der junge Hardtmuth nach Wien kam, nicht präzise fassbar ist. Er wird jedoch bereits vor 1787 in Wien gewesen sein, wenn er 1783 die Einrichtung der Bibliothek des Josephinums (Wien 9, Währingerstraße 25, 1783–85 von Canevale erbaut) entworfen hat. Ab 1789 wurde Hardtmuth fix als Zeichner und Oberaufseher bei den fürstlichen Bauten in Wien angestellt und arbeitete gemeinsam mit Joseph Meissl die Umbaupläne für das ehemalige Liechtenstein-Palais in der Herrengasse (Wien 1) aus. Der große Baukomplex bestand aus Wohnpalais und dem Kanzleihaus mit Reitschule und Bibliothek. Als Meissl 1790 starb, wurde Hardtmuth zum fürstlichen Architekten ernannt.
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| Nach Vollendung des Palaisbaues in Wien (1793) übertrug ihm Fürst Alois I. die Oberaufsicht über die in seinem Auftrag zu errichtenden Gebäude auf seinen Herrschaften in Lundenburg, Eisgrub, Feldsberg (heute Tschechien)sowie weiteren in Niederösterreich. Als Alois I. 1805 verstarb, wurde Hardtmuth von dessen Nachfolger Fürst Johannes I. zum Chef des fürstlichen Bauamts mit dem Titel Baudirektor ernannt, womit sich sein Aufgabenkreis um viele Liechtensteinsche Besitzungen in Mähren, Böhmen und Niederösterreich erweiterte. Hardtmuth hatte durch den Baueifer der Liechtensteins eine Fülle an Bauaufgaben zu bewältigen. Er war mit zahlreichen Umbauten von Schlössern, Wirtschaftsgebäuden, der Errichtung von Patronatskirchen, Schulen, Dechanteien, einem Kurhaus und noch vielem anderen beschäftigt. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildete dabei die Anlage und Ausgestaltung der Landschaftsgärten mit überaus phantasievollen Lustgebäuden, wie Triumphbögen, Tempeln, Obelisken, exotischen Bauwerken, künstlichen Ruinen und ähnlichem.
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| Hardtmuth war jedoch nicht nur als Architekt, sondern auch als Erfinder und Techniker begabt und erfolgreich. Noch in Wien hatte er die Zusammensetzung für eine porzellanähnliche, widerstandsfähige Keramik erfunden, mit einer bleifreien, glänzend braunen Glasur, die sich besonders für Gebrauchsgeschirr eignete. Sie wurde als „Wiener Steingut“ bekannt und von Hardtmuth in der von ihm gegründeten Geschirrfabrik (anfangs noch gemeinsam mit Hafnermeister Simon Winkler) erzeugt. Für die Liechtensteins machte er einige ökonomisch vorteilhafte Erfindungen, wie die Verbesserungen der Malzdarre und des Kalkofens, wodurch der Brennholzbedarf erheblich reduziert werden konnte. Den Bau der Tiergartenmauer Theim (bei Feldsberg, NÖ / Valtice, CZ, 1801–04) konnte er ebenfalls wesentlich kostengünstiger durchführen, da er eine Presse konstruierte, mit der sich vor Ort aus Sand und Kalk besonders harte und haltbare Steinquader herstellen ließen, womit die Transportkosten für Steinmaterial eingespart wurden.
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| Seine bedeutendste Schöpfung war jedoch die Erfindung der keramischen Bleistiftmine, bei der er Graphit mit Ton mischte, maschinell in Stäbchenform presste und brannte. Er konnte mit diesem Verfahren Bleistiftminen von gleichbleibender Qualität und verschiedenen Härtegraden fabrikmäßig herstellen, die wesentlich billiger und qualitativ besser als die importierten englischen Stifte waren. Außerdem erfand er eine schwarze Tusche, die die ausländische entbehrlich machte, eine unzerbrechliche, elastische Schiefertafel, künstlichen Bimsstein und Neapelgelb, eine Schmelzfarbe für die Glas- und Porzellanmalerei von außerordentlicher Leuchtkraft.
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| 1793 heiratete Hardtmuth die verwitwete Elisabeth Marchand, geb. Kissler, mit der er vier Söhne hatte. Hatte zwischen Fürst Alois I. und Hardtmuth ein verständnisvolles Einvernehmen gegenseitiger Wertschätzung bestanden, wurde das Verhältnis zu Fürst Johannes I. durch einen Bauunfall getrübt. 1811 war während des Bauens die „Trajanische Säule“, ein Aussichtsturm am Kleinen Anninger, NÖ, eingestürzt. Hardtmuths Rechtfertigung, dass trotz seiner Warnung die übermäßige Eile und ungelernte Arbeiter dafür verantwortlich waren, ließ der verärgerte Fürst nicht gelten und genehmigte auch die vorgelegten Ersatzpläne nicht. Anfang 1812 bat Hardtmuth, tief getroffen in seinem Ehrgefühl und seiner Reputation als Künstler, um die Enthebung aus dem fürstlichen Dienst; dem Ersuchen wurde stattgegeben. Er konnte sich nun dem Ausbau und der Verwertung seiner Erfindungen, vor allem des Steingutgeschirrs und der Graphitstifte, widmen. Im Alter von 58 Jahren starb Joseph Hardtmuth an Brustwassersucht und wurde am ehemaligen Währinger Friedhof beerdigt. Seine Witwe führte mit ihrem 3. Ehegatten (Johann Zioletzky) die Fabrik in der Alservorstadt weiter, in die 1824 die beiden jüngeren Söhne Ludwig („Louis“) und Carl eintraten, die sie zur Weltfirma „Fa. L. & C. Hardtmuth“ ausbauten. 1848 verlegten sie das Unternehmen aus Rentabilitätsgründen nach Budweis und als der Währinger Friedhof in Wien aufgelassen wurde, wurde der Grabstein Joseph Hardtmuths auf dem Loduser Friedhof bei Budweis neben der Familiengruft der Edlen von Hardtmuth (seit 1873 geadelt) aufgestellt. |
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Stellenwert
| Die erste größere bekannte architektonische Arbeit Joseph Hardtmuths war der Fassadenentwurf für Palais und Kanzleihaus der Liechtensteins in der Herrengasse (Wien 1, 1792, abgerissen). Die lange Fassade des Palais hatte über dem hohen, gebänderten Sockel eine Riesenordnung mit Doppelpilastern bei den Rücklagen und mit doppelten Halbsäulen bei den beiden 3-achsigen, leicht vorgezogenen Risaliten. Diese hatten statt der geplanten Bekrönung mit Dreiecksgiebeln einen attikaähnlichen Aufbau mit Wappenkartusche erhalten. Die Fenster des Hauptgeschosses trugen bei den zurücktretenden Fassadenteilen Giebel als Verdachung, bei den Risaliten waren dagegen Relieffelder zwischen Haupt- und dem darüber liegenden Halbgeschoss eingesetzt. Die Fassade des Palais war in ihrem repräsentativen Anspruch noch der Barocktradition verhaftet. Gestaltungskriterien des Barockklassizimus, wie die Einbindung der Risalite in den Stützenrhythmus der großen Ordnung, waren dabei zur Anwendung gekommen. Die unmittelbar anschließende Kanzlei hatte bei gleicher Gliederung eine dem Verwaltungsgebäude entsprechende Fassade erhalten, bei der die zwei mit Pilastern ausgestatteten Risalite gegen eine rasterhaft schematisierte Fassadenfront gestellt waren. Die Eigenständigkeit der Risalite war dadurch stärker betont und entsprach eher der klassizistischen Formensprache. An der Rückseite des Kanzlei-Innenhofs befand sich das ältere Reitschulgebäude (1870 umgewandelt in den berühmten „Bösendorfersaal“), welches Hardtmuth zur Einrichtung einer Bibliothek aufstockte. Für diese entwarf er auch die repräsentative Innenraumgestaltung, bei der der hallenartige, kostbar ausgestattete Raum mit marmornen Doppelsäulen in drei Schiffe unterteilt war (heute im Palais Liechtenstein, Wien 9, aufgestellt).
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| Die Landschlösser auf den verschiedenen Herrschaften der Liechtensteins, ob es kleine Sommersitze waren oder aufwendige Herrensitze (Schloss Neuschloß, Mährisch Aussee, 1806) errichtete Hardtmuth durchwegs in klassizistischen Formen. Dabei zeichnet die Baukörper eine kubische Geschlossenheit aus und sie haben fast immer einen mit Pilastern oder Halbsäulen hervorgehobenen Mittelrisalit, den ein Dreiecksgiebel bekrönt. Elemente der Klassik wie Bogen, Pilaster, Dreiecksgiebel wurden zum Teil auch bei Zweckgebäuden angewendet (Meierhof „Neuhof“, Eisgrub, 1809, abgetragen), um sie den sie umgebenden Bauten anzupassen.
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| Die Liechtensteins zeigten sich auch verantwortlich für Erneuerungen und Reformierungen in ihren weitreichenden Verwaltungsbereichen und ließen Schulen, Dechanteien und Pfarrkirchen errichten. Hardtmuth entwarf diese Gebäude in einfachen, zweckmäßigen Formen. Bei den Pfarrkirchen orientierte er sich an den von der Josephinischen Reform favorisierten übersichtlichen Saalraum, der auch als Zentralbau über kreuzförmigem Grundriss mit überkuppelter Vierung errichtet wurde. Der als Glockenträger erforderliche Turm wurde meist dachreiterartig über der Eingangsfront angeordnet, welche manchmal mit klassizierenden Architekturmotiven versehen war (Pfarrkirche Böhmisch-Trübau, 1794).
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| Gelegenheit, sein künstlerisches Talent und seinen Phantasiereichtum zu entfalten, bot sich Hardtmuth vor allem bei der Gestaltung der Lustgebäude, mit denen die Landschaftsparks auf den Besitzungen der Liechtensteins ausgestattet wurden. Die einst französisch geprägten Barockgärten waren nach englischem Vorbild zu Landschaftsparks umgeformt worden und dienten als Szenario zahlreicher Lustgebäude. Mit von der Antike abgeleiteten Formen, wie Tempelbauten (Husarentempel, Tempel Hadersdorf, beide einst in NÖ und zerstört), auch als Rundtempel (Sonnentempel, Eisgrub, abgebrochen; Neuschloß, Mährisch Aussee) und Obelisken (Hadersdorf, Eisgrub ) wurden architektonische Akzente gesetzt. Ein Aquädukt war nach Vorbild römischer Wasserleitungen errichtet worden, von dem sich ein Wasserfall in den Teich ergoss (Eisgrub) und auch ein römisches Amphitheater, das im Kleinformat die Ruine des Kolosseums wiedergibt (Mödling, Naturpark Föhrenberge, NÖ). Ruinen waren beliebt, da man mit der Idee der Ruine wie auch mit exotischen Bauten Stimmungsinhalte im Betrachter zu evozieren wünschte. Hardtmuth baute in Eisgrub die „Hansenburg“ als romantische Ruine, deren Räume „gotisch“ eingerichtet wurden, um die Illusion einer mittelalterlichen Burg zu vermitteln. Den Park schmückte ein „Chinesisches Lusthaus“ (abgetragen) und besonderen Beifall fand der „Türkische Turm“, der in Form eines hohen Minaretts auf einem Arkadenunterbau errichtet wurde. In den großen Landschaftsparks fanden auch geschlossene Jagden (Lanzierstechen, Parforcejagden) statt, dazu benötigte man für den Aufenthalt und zuschauende Gäste entsprechende Gebäude. Das Jagdschlösschen „Pohanska“ (Lundenburg) hatte Hardtmuth in rein klassizierenden Formen entworfen. Auf einem breiten Arkadenuntergeschoss wurde ein Saalbau mit ionischem Säulenportikus aufgesetzt und das Dach des Untergeschosses als Terrasse für die Zuschauer ausgebaut. Klassizistisch ist der Jagdtreff „Rendezvous“ („Tempel der Diana“ genannt, Eisgrub), den Hardtmuth in Form eines großen Triumphbogens, dem ein Geschoss für Aufenthaltsräume aufgesetzt ist, erbaute. Und auch die „Reistenkolonnade“ (Feldsberg), ein Säulenbau ähnlich der Schönbrunner Gloriette Hetzendorfs, dessen Dach als Terrasse dient, wurde in dieser Formensprache aufgeführt. In den von Fürst Johannes I. erworbenen Herrschaften in Niederösterreich hatten die Parks enorme Ausdehnungen mit weiten Ausblicken angenommen. Eine von Natur aus malerische Landschaft sollte hier mit architektonischen Blickpunkten kunstvoll gesteigert und die wichtigsten Ansichts- und Aussichtspunkte mit Bauwerken versehen werden. Eines dieser Bauwerke war die „Trajanische Säule“, ein Aussichtsturm auf quadratischem Grundriss, dessen Mauern außen mit Steinreliefs verziert waren; sie stürzte noch während des Bauens ein. Als Ersatz plante Hardtmuth dafür die „Pyramide“, als riesigen, begehbaren Obelisken, den eine säulengetragene Galerie umgibt.
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| Hardtmuths architektonisches Schaffen zeichnet eine große stilistische Vielfalt aus und entsprach damit auch der stiloffenen Haltung seiner Zeit. Über Isidor Canevale (Hausarchitekt bei den Liechtensteins von 1768 bis 1786) könnte er Kenntnisse über französische Architektur erlangt haben, die ihm als Vorbild für manche seiner späteren Arbeiten diente, wie der Triumphbogen für den Jagdtreff „Rendezvous“ oder die Louvre-Ostfront für die Fassade des Palais in der Herrengasse. Bemerkenswert sind besonders die Parallelen zum stereometrischen Charakter der Revolutionsarchitektur, die die Entwürfe der „Trajanischen Säule“ und der „Pyramide“ prägen. Die Fülle seiner Arbeiten weist Joseph Hardtmuth nicht nur als vielseitig talentierte Persönlichkeit aus, sondern zeigt auch, welch bedeutender Baukünstler er war. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1789–1791 | Palais Liechtenstein und Kanzleigebäude, Wien 1, Herrengasse 6–8 (1913 und 1917 demoliert)
| 1803–1807 | Umbau des Schlosses Hadersfeld, NÖ (total umgebaut)
| 1803–1804 | Parkwächterhaus, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1806 | Adaptierungen bei Schloss, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (Neugestaltung 1848 von Georg Wingelmüller und Johann Heidrich)
| 1806 | Neuschloß, Mährisch Aussee, Mähren / Usov, CZ
| 1806 | Jagdsalettl, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1806–1808 | Neubau des Schlosses, Adamsthal, Herrschaft Posoritz, Mähren / Adamov, CZ
| 1807–1808 | Umbau Haus Leopoldstadt Nr.108, Wien 2 (nicht mehr existent)
| 1808–1816 | Restaurierung und Umbau Burg Liechtenstein, Maria Enzersdorf a.Gebirge, NÖ (1884-1903 Neugestaltung durch Carl G. Kayser und Humbert Walcher)
| 1809–1810 | Bau des Neuhofes (Meierhof), Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1810–1811 | Umbau des Schlosses Sparbach, NÖ
| 1810–1811 | Jägerhaus (heute Revierverwaltung der Stadtgemeinde Mödling), Mödling, Jägerhausgasse 21, NÖ
| 1810–1812 | Jagdhaus Lahnen, Herrschaft Lundenburg, Mähren / Okres Breclav, CZ (1812/13 von Josef Kornhäusel umgebaut)
| 1810–1812 | Jagdschlösschen Pohanska, Herrschaft Lundenburg, Mähren / Okres Breclav, CZ
| 1810–1812 | Jagdschlösschen Rendezvous („Dianatempel“), Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
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ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1793 | Dechantei, Schildberg, Herrschaft Eisenberg, Mähren / Silperk, CZ
| 1793 | Schule, Eisenberg, Mähren / Dolni Ruda, CZ
| 1793–1794 | Dechantei, Mährisch-Trübau, Mähren / Moravsky Trebova, CZ
| 1793–1794 | Kurhaus, Andersdorf, Herrschaft Sternberg, Mähren / Ondrejov, CZ
| 1793 | Eingangsportal zum Park des Palais Liechtenstein, Wien 9 (1814 von Josef Kornhäusel ersetzt)
| 1794–1801 | Pfarrkirche, Böhmisch-Trübau, Herrschaft Landskron, Böhmen / Ceska Trebova, CZ
| 1794 | Sonnentempel (Sterntempel, Dianatempel), Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (ca. 1838 abgebrochen)
| 1794 | Badehaus, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (ca. 1804 abgebrochen)
| 1794–1797 | Amtshaus und Meierhof, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (großteils abgetragen)
| 1795 | Chinesisches Lusthaus, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (1891 abgebrochen)
| 1796–1797 | Schule, Böhmisch-Rotwasser, Böhmen / Cervena Voda, CZ
| 1796–1799 | Schule, Lichwe, Böhmen / Libchavy, CZ
| 1797–1804 | Türkischer Turm („Minarett“), Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (umgebaut)
| 1798 | Obelisk, Eisgrub, Prittlacher Allee, Mähren / Lednice, CZ
| 1798 | Turm der Pfarrkirche, Michelsdorf, Herrschaft Landskron / Ostrov, CZ
| 1799–1808 | Kirche, Rudelsdorf, Herrschaft Landskron, Böhmen / Rudoltice, CZ
| 1799–1803 | Pfarrkirche, Lichwe, Herrschaft Landskron, Böhmen / Libchavy, CZ
| 1800 | Schule, Thomigsdorf, Herrschaft Landskron, Böhmen / Damnikov, CZ
| 1801–1804 | Ummauerung des Tiergarten Theim, Feldsberg, NÖ / Valtice, CZ
| 1802 | Belvedere, Feldsberg, NÖ / Valtice, CZ
| 1805 | Aquädukt, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1806–1807 | Neubau des Meierhofes, eines Tempel und Obelisken, Hadersfeld, NÖ (Tempel zerstört)
| 1806–1808 | Kolonnade, Adamsthal, Herrschaft Posoritz, Mähren / Adamov, CZ
| 1807–1808 | Musentempel, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ (1848 abgebrochen)
| 1807–1810 | Hansenburg, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1808 | Bau von 2 Tempeln und 1 Obelisk Neuschloß, Mährisch Aussee, Mähren / Usov, CZ
| 1808–1809 | Umbauten an der Ruine Nova Hrad, Adamsthal, Herrschaft Posoritz, Mähren / Adamov, CZ
| 1808–1809 | Husarentempel, Kleiner Anninger, Mödling, NÖ (1812 zerstört, neu erbaut von Josef Kornhäusel)
| 1810 | Obelisk, Eisgrub, Allee nach Schrattenbach, Mähren / Lednice, CZ (abgebrochen)
| 1810 | Schwarzer Turm, Herrschaft Liechtenstein, Mödling, NÖ (heute Naturpark Föhrenberge)
| 1810–1811 | Amphitheater, Herrschaft Liechtenstein, Mödling, NÖ (heute Naturpark Föhrenberge)
| 1810–1811 | Errichtung der Ruine Johannstein, Köhlerhütte und Triumphtor, Sparbach, NÖ
| 1810–1812 | Kolonnade auf Reistenberg, Feldsberg, NÖ / Valtice, CZ |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1783 | Bibliothekseinrichtung des Josephinums, Wien 9, Währinger Straße 25
| 1791 | Innenausgestaltung des Palais Liechtenstein, Wien 1, Herrengasse (u.a. Bibliothek, heute in Gartenpalais Liechtenstein, Wien 9)
| 1793–1801 | Umbauten im Gartenpalais Liechtenstein für die Verwendung als Gemäldegalerie, Wien 9,
| 1801–1803 | Umbauten in Schloss, Pfarrkirche und Pfarrhaus von Kolodej, Herrschaft Aurinowes, Böhmen / Praha-Kolodeje, CZ
| 1811 | Einbauten auf Ruine Mödling, NÖ |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1800 | Plan für Obelisken, Eisgrub, Mähren / Lednice, CZ
| 1811 | Trajanische Säule am Kleinen Anninger, Herrschaft Liechtenstein, Mödling, NÖ (während des Baues eingestürzt)
| 1811 | Entwurf für Pyramide (statt der eingestürzten Trajanischen Säule) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Ausstellungskatalog: Klassizismus in Wien. Architektur und Plastik. Hist. Museum d. Stadt Wien. Wien 1978
| Ausstellungskatalaog: Österreich zur Zeit Kaiser Joseph II. NÖ Landesausstellung Melk 1980
| W. Kisch: Die Straßen u. Plätze v. Wiens Vorstädten, Bd.II. Wien 1895
| E. Leisching: Kunst u. Industrie i. Österr vor 100 Jahren. In: Kunst und Kunsthandwerk XVIII/1915, S.1ff
| H.K. Rester: Joseph Hardtmuth (1758–1816) Erfinder, Fabrikant u. Architekt, ein Sohn Asparns a.d.Zaya (zum 200. Firmenjubiläum 1790–1990). Aspern a.d.Zaya 1990
| M. Schwarz: Architektur d. Klassizismus u. der Romantik i. NÖ. St.Pölten, Wien 1982
| G. Wilhelm: Joseph Hardtmuth 1758–1816. Wien 1990
| R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
| R. Wagner-Rieger: Geschichte der Architektur in Wien. Vom Klassizismus bis zur Secession. In: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd.3, Wien 1973 | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z | LEXIKA:
| Czeike; ThB; Wurzbach
| H. Sturm (Hg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. 4 Bde Wien 1974f
| ÖBL; Neue dt. Biographie |
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Anmerkungen
| Bei der immer wieder vorkommenden Geburtsangabe 20.2.1752 handelt es sich um das Geburtsdatum von Hardtmuths gleichnamigen Bruder, der aber bereits im Alter von 2 Jahren, am 11.3.1754, verstarb. 4 Jahre später erhielt H. den Brudernamen. Die Gründe, warum er selbst das Geburtsdatum des Bruders als seines ausgab, sind nicht bekannt.
| Nur bei G. Wilhelm, 1990, wird auf den Unterschied zwischen den Namen Franz Meissl, dem Lehrherrn, und Joseph Meissl, dem Baumeister, hingewiesen. | Eingegeben von: Jutta Brandstetter | Eingegeben am: 01.05.2012 | Zuletzt geändert: 15.06.2012 |
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