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Josef Horky

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 04.12.1828 - † 17.04.1909
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Professor
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Josef H., Schlosser
Mutter: Juliane, geb. Lochner (ca.1811-1879)
Geschwister: Anton, Schneidermeister; Juliane (+1878); Marie (1838-1905); Leopoldine (1842-1913)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1843Abschluss Realschule
1843-1847Polytechnikum Wien (Vorläufer der Technischen Hochschule)
1849Prüfung vor N.Ö. Landesbaudirektion über Hoch-, Wasser- und Straßenbau
1849-1853Akademie der bildenden Künste Wien
o.J.Studienreisen nach Deutschland, Belgien, Holland, England, Frankreich, Italien und USA
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1849-1853zunächst Praktikant, dann Wegmeister bei der N.Ö. Landesbaudirektion
1853-1856k.k. General-Bau-Direktion
1856-1858Ingenieur im Hochbaudepartement d. Ministeriums für Handel, Gewerbe u. öffentl. Bauten
1857-1859Assistent für Hochbau am Wiener Polytechnischen Institut, Wien
1859-1866Privatarchitekt in Wien
1864Baumeisterkonzession, aber Nichtbetrieb
1866-1872o.Professor des Hochbaues an der Technischen Hochschule Graz
1876-1885Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Graz als Honorardozent
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Auszeichnungen und Ämter
1865Goldenes Verdienstkreuz mit Krone (für Rudolph-Stiftung)
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Mitgliedschaften
ab 1861anfängl. Wr. Künstlerverein “Eintracht”, dann Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1864Bau- und Steinmetzmeister Genossenschaft
ab 1864Österr. Ingenieur- und Architektenverein (1864 Schriftführer)
ab 1865Wiener Bauhütte
ab 1866wirkl. Mitglied d. Akademie d. bild. Künste, Wien
1866Austritt aus der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1870Wiedereintritt in die Genossenschadt der bildenden Künstler Wiens
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Vita
Josef Horky, geboren 1828, stammte aus Wien und erhielt hier auch seine schulische Ausbildung. Er besuchte die Realschule und danach das Polytechnikum, den Vorläufer der Technischen Hochschule in Wien. Nachdem er die technischen Studien beendet hatte, erhielt er eine Anstellung bei der N.Ö. Landesbaudirektion, wo er nach einer Prüfung über Hoch-, Wasser- und Straßenbau Wegemeister wurde. Daneben studierte er jedoch an der Akademie der bildenden Künste und wechselte nach dem Studienabschluss in die k.k. General-Bau-Direktion. Drei Jahre später trat er eine Stellung als Ingenieur im Hochbaudepartement des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten an und übernahm nach einem Jahr noch eine Assistentenstelle für Hochbau am Polytechnikum. Bestrebt, seine Kenntnisse zu erweitern, unternahm Horky zahlreiche Studienreisen und nahm, wie viele der jungen Architekten, an verschiedenen Wettbewerben teil. Der 1.Preis, den sein Entwurf für die Krankenanstalt “Rudolf-Stiftung” (gemeinsam mit den Baumeistern Eduard Kaiser und Eduard Frauenfeld) errang, stellte für den 30jährigen Architekten einen besonderen Erfolg dar, wurde sein Projekt doch zur Verwirklichung bestimmt und ihm dessen Durchführung übertragen.

Beschäftigt mit diesem Großauftrag arbeitete Horky ab 1859 nur mehr als Privatarchitekt. Nach Beendigung des Krankenanstalten-Baues, 1864, erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit Krone, dem Antrag auf Verleihung des Bürgerrechts wurde jedoch nicht stattgegeben. Er war Mitglied in den verschiedenen Standesvertretungen und engagierte sich mit großem Einsatz für deren Belange. Architekt Horky hatte auch die Baumeisterkonzession erworben, nutzte sie jedoch nicht, über eine private Bautätigkeit in diesen Jahren ist auch kaum etwas bekannt.

1866 folgte Josef Horky einer Berufung als o. Professor für Hochbau an die Technische Hochschule in Graz. Anfangs konnte er neben seiner Lehrtätigkeit noch einige Schulbauten errichten, erhielt aber bald den Auftrag, den notwendigen Neubau der Hochschule zu planen (gemeinsam mit dem Kollegen Johann Wist). Zur selben Zeit, 1871, trat auch die Grazer Universität an Horky heran, ein Projekt für einen völligen Neubau der Karl Franzens-Universität auszuarbeiten. Sein Entwurf, der die freie Anordnung von Gebäuden verschiedener Funktion vorsah, wurde unter den Teilnehmern einer beschränkten Konkurrenz auch ausgewählt, die Entscheidung für die Errichtung des Hauptgebäudes jedoch aufgeschoben und nur die dringend benötigten Institute für Physik und Chemie gebaut. Obwohl Horky, befasst mit zwei so umfassenden Projekten, sich bei den Universitätsinstituten die Mitarbeit des Wiener Architekten Karl Stattler (1834-1895) sicherte, erlitt er durch die enorme Arbeitsüberlastung einen völligen gesundheitlichen Zusammenbruch und musste schwer erkrankt vorzeitig emeritieren.

Nach seiner Gesundung nahm er, ab dem Jahr 1876, seine Lehrtätigkeit an der Grazer Technischen Hochschule, nun aber als Honorardozent, wieder auf. Er widmete sich auch wieder den Plänen für den noch immer nicht in Angriff genommenen Neubau der Technik Graz. 1885 beendete er seine berufliche Laufbahn in Graz und zog sich nach Wien zurück. Ob er sich hier nochmals als Architekt betätigte, ist nicht dokumentiert. Horky war nie verheiratet, er starb im 81.Lebensjahr in Wien und wurde am Zentralfriedhof beerdigt.
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Stellenwert
Die ehemalige Krankenanstalt “Rudolf-Stiftung” (Wien 3, Boerhaavegasse 8, 1968-1973 durch Neubau ersetzt) gilt als Josef Horkys Hauptwerk. Für die Grundrissdisposition hatte er ein aufgelockertes Hof-Pavillon-System vorgesehen. Die kontrastreiche Gruppierung der verschiedenen Trakte und Pavillons verlieh dem ganzen Komplex ein malerisches Aussehen, zu dem die Verwendung neugotischen Formenvokabulars für die Fassadengliederung wesentlich beitrug. Künstlerischer und repräsentativer Höhepunkt war die Eingangsanlage. Die Front war durch eine abwechslungsreiche Gliederung und die häufige Verwendung von Aufsätzen gekennzeichnet durch die eine malerische Auflockerung erzielt wurde. Dahinter erstreckte sich die große, kreuzgewölbte Eingangshalle, die sich von der Einfahrt über das Vestibül bis zu den Stiegenaufgängen nicht nur in die Tiefe, sondern auch Breite ausdehnte. Der Übergang zu den einzelnen Raumabschnitten wurde durch Pfeiler und Rundsäulen akzentuiert, bot eine Fülle von Durchblicken und Überschneidungen und gehörte zu den eindrucksvollsten Raumschöpfungen des Historismus.

Aus dieser Zeit stammt auch der einzige bekannte Privatbau Horkys, das Doppelhaus “Bazar Gross”(1, Friedrichstraße 4 / Elisabethstraße 3, 1862; abgerissen), das mit einem überdachten Hofraum zu einer durchgehenden Passage für Geschäftslokalitäten ausgebaut war, wie bei Heinrich Ferstels Bank- und Börsegebäude (Wien 1, Herrengasse / Freyung, 1856-60).

Für die Grazer Universität hatte Horky eine symmetrisch angeordnete Anlage der Universitätsbauten projektiert, wobei die Fronten der Institutsgebäude für Physik und Chemie zusammen mit dem Hauptgebäude einen nach vorne offenen Platz bilden sollten. Die Fronten der beiden zweigeschossigen Institutsgebäude sind völlig gleich ausgeführt. Horky wählte dafür einfache Formen der italienischen Renaissance. Das Hauptgebäude sollte ebenfalls in diesem Stil, aber in repräsentativerer Form und Dekor ausgeführt werden. Auch für das Gebäude der Technischen Hochschule war die Neorenaissance vorgesehen. Nach Horkys Planung sollte der Mitteltrakt des Technikgebäudes in Vestibül, Feststiege und Aula gegliedert werden, sein Konzept wurde dann in das endgültige Projekt auch übernommen (1884 verwirklicht).

Josef Horky war ein Architekt, der es verstand für eine zweckmäßige Bauaufgabe Formen zu finden, die den komplexen Anlagen dennoch den Charakter von Monumentalität verliehen. Bei der Rudolfs-Stiftung waren es noch im Sinne einer romantischen Tradition neogotische Formen, bei den Grazer Bauten, 10 Jahre später, die damals modernen der Neo-Renaissance. Mit Renaissanceformen wurde aber auch ein hoher Bildungsstand assoziiert, weshalb sie bevorzugt bei Lehrgebäude angewendet wurden.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1862-1864Wohn- und Geschäftshaus “Bazar Gross”, Wien 1, Elisabethstraße 3 / Friedrichstraße 4 (abgerissen, 1912 Neubau von Hans Prutscher)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1859-1864Krankenhaus Rudolph-Stiftung, einst Wien 3, Boerhaavegasse 8 (Wettbewerb 1.Preis “21. August 1858”, mit Eduard Kaiser und Eduard Frauenfeld, abgetragen)
ca.1859Grundriss f. Handelsakademie, Wien 1, Akademiestraße 12 (mit Eduard Kaiser, Bau und Fassade von Ferdinand Fellner d.Ä.)
1870-1872Realgymnasium, Perauerstraße 10-12, Villach, Ktn.
1870-1872Realschule in Hartberg, Stmk.
1871Physikalisches und Chemisches Institutsgebäude der Grazer Universität (gemeinsam mit Karl Stattler)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1857Konkurrenz für Creditanstalt in Wien (Auszeichnung)
1859Konkurrenz für Handelsakademie in Wien
1871Projekt für Neubau der Grazer Universität (nur Chem. und Physikal. Institut verwirklicht, Hauptgebäude nicht)
1871Planung für Technische Hochschule, Graz
1878Ausarbeitung von Plänen für Neubau d. Technischen Hochschule Graz
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Horky: Die Kranken-Anstalt Rudolph-Stiftung in Wien. Wien 1866

VORTRÄGE:
186529.03. im ÖIAV über die Anlage von Spitälern, in: ZÖIAV 17.1865, S.89

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WSt.LA; Pfarre St. Rochus, Wien 3; Archiv Techn. Universität Graz; Archiv Künstlerhaus; TUAW; WRA ; Archiv Baumeisterinnung
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Neubauten d. Ringstraße. In: ZÖIAV 16.1864, S.170ff
W. Höflechner: Geschichte d. Karl Franzens-Universität Graz v.d. Anfängen bis i.d. Jahr 2005. Graz 2006
Katalog: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Von der Revolution zur Gründerzeit. Schloss Grafenegg 1984
A. Kernbauer (Hg.): Der Grazer “Campus”. Graz 1995
P.Kortz: Wien am Anfang d. XX. Jhds. Ein Führer in techn. u. künstler. Hinsicht. Bd.II, Wien 1905
W. Krause: Die Rudolph-Stiftung und ihre Baugeschichte. In: Steine sprechen, Nr.35-36, 1971, S.1
A. Lehne: Wiener Warenhäuser 1865-1914. Wien 1990
M. Ludescher: Das wisssenschaftl. Personal a.d. Techn. Universität Graz. Teil 1: Von den Anfängen bis 1914. 2. Aufl., Graz 1995
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
Pemmer-Englisch: Landstraßer Häuserchronik, Wien 1958 (Typoskript)
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951
E. Springer: Geschichte und Kulturleben d. Wr. Ringstraße. Die Wr. Ringstraße. Bd.2, Wiesbaden 1979
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jhd. Wien 1970
W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Wien 1967
R. Waissenberger: Wr. Nutzbauten d. 19. Jhds. als Beispiel zukunftweisenden Bauens. Wien-München 1977
J.W. Wohinz (Hg.): Die Technik i. Graz. Vom Joanneum zur Erzh. Johann Universität. Graz-Wien-Köln 2002

HINWEISE AUF WERKE:
ABZ 31.1866, S.2ff, Bl.3ff (Krankenanstalt Rudolfstiftung)

NACHSCHLAGEWERKE:
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jahrhundert. Nendeln 1977
Dehio Ktn.

LEXIKA:
ThB; ÖBL
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Anmerkungen
In allen Quellen wird sowohl Todesdatum, wie auch der Ort falsch angegeben: “verstorben 1895 in Mödling”.
Pemmer-Englisch 1958 nennen J. Horky als Erbauer des Hauses Wien 3, Landstraßer Hauptstraße, er wohnte jedoch nur dort,
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
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