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Franz Jäger jun.


Wien Museum

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 05.07.1781 - † 20.12.1839
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Erzherzogtum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Hofsteinmetz, Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Franz Jäger (1743–1809), Hofsteinmetzmeister Mutter: Anna Schwandler
Geschwister: Anton (1779–1865), Baumeister; Karl (1781–1859), Steinmetz
Ehe (1811) mit Josepha Steiger (*ca.1782–1863, Wwe. nach Anton Fischer, Kapellmeister am Theater a.d.Wien)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1789–1795Steinmetzlehre bei Franz Jäger sen.
1802als Zögling für Meisterprüfung bei der Bau- und Steinmetzmeisterinnung aufgenommen
1810Meisterprüfung
1822Studienreise nach Deutschland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1810Zunftmitglied (Konzession) bürgerl. Steinmetzmeister
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Mitgliedschaften
ab 1810Bau- und Steinmetzmeisterinnung
o.J.Mitglied der Akademie der bildenden Künste Wien
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Vita
Franz Jäger jun., einer der Söhne des angesehenen und vermögenden Steinmetzmeisters Franz Jäger sen., wurde 1781 in Wien geboren. Bereits mit acht Jahren wurde er als Lehrling im Steinmetzbetrieb seines Vaters aufgenommen und mit 14 als Geselle freigesprochen. Er blieb weiter im väterlichen Betrieb tätig und arbeitete gemeinsam mit seinem Vater an der Erstellung der Entwürfe für die Bauten des Rittergaues und der Franzensburg in Laxenburg, NÖ, sowie an deren Ausführung. 1802 wurde er als Zögling für die Meisterprüfung bei der Innung aufgenommen, erhielt 1810, nach der Meisterprüfung, eine Meisterstelle und wurde in die Zunft aufgenommen. Vermutlich übernahm er die Meisterstelle seines Vaters, der im Jahr davor gestorben war. Von seinem Bauschaffen ist kaum etwas bekannt, ob er nun nach eigenen Entwürfen gearbeitet hatte oder vor allem mit der Ausführung von Bauaufträgen beschäftigt war. Es gibt von seiner Hand Entwürfe für klassizistische Grabdenkmäler, verschiedene Gebäude und Theaterdekorationen und er war an der Umgestaltung der Innenräume des Palais Schönburg (Wien 4, Rainergasse 11) beteiligt. 1822 unternahm er eine Deutschlandreise, von der er viele Studien mitbrachte. Er galt als Autorität auf dem Gebiet der Gotik, erstellte Gutachten und war bei der Restaurierung gotischer Kirchen tätig. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit und auch ein lukratives Geschäft bildete für den ausgebildeten Steinmetz die Erstellung von Grabdenkmälern, hatte er doch ein ganzes Musterbuch mit verschiedenen Entwürfen angelegt.

Franz Jäger jun. dürfte in seinen jungen Jahren regen Kontakt zu der Schauspielgesellschaft des benachbarten Theaters an der Wien gehabt haben. Er heiratete 1811 Josepha Fischer, geb. Steiger, Witwe des Kapellmeisters des Theater an der Wien Anton Fischer, die ihre Tochter aus 1.Ehe, Eleonore (Taufpatin Eleonore Schikaneder, Gattin des Theaterdirektors Emanuel S.) mitbrachte. Eleonore verehelichte sich später (1821) mit dem Baumeister Joseph Kornhäusel, mit dem Jäger seit Kindertagen befreundet war. Die Familien lebten im selben Haus auf der Laimgrube 24 (heute Wien 6, Linke Wienzeile 4) und Kornhäusel war nur ein halbes Jahr jünger als Franz Jäger jun. Die beiden planten bzw. errichteten auch ab 1823 zwei Häuser, eines an der Rechten Wienzeile 3, Wien 4 (nicht ausgeführt) und den Bau in der Seitenstettengasse 2, Wien 1 (1824–1825) mit dem markanten Atelierturm, nach Fertigstellung übersiedelten sie mit ihren Familien in das Haus im 1.Bezirk.

Die Familie Jäger gehörte zu den ältesten Wiener Kunstsammlern. Franz jun. hatte die vom Vater aufgebaute Sammlung von Stichen und Handzeichnungen übernommen, weiter ausgebaut und als Legat der Akademie der bildenden Künste, deren Mitglied er war, vermacht. Testamentarisch sollte diese auch seine Sammlung an Ölgemälden erhalten, „sofern sie im Gebäude St.Anna unversäumt aufgehängt wird“ (Wr.Geschichtsblätter 1967). Da der Wille des Testators aber nicht erfüllt wurde, zog die Witwe die Schenkung zurück und sie wurde 1841 versteigert. Franz Jäger jun. war mit 58 Jahren an einer Lähmung des Unterleibes verstorben und am einstigen Friedhof Am Hundsturm beigesetzt worden. Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen, seine Witwe konnte sich damit auch eine Villa in Baden, die Joseph Kornhäusel plante, errichten lassen.
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Stellenwert
Ein architektonisches Schaffen Franz Jägers jun. lässt sich nur an Hand seiner Entwurfszeichnungen beurteilen, die eine Reihe klassizistischer Grabmäler aufweisen, was ihn zum „Führer der damaligen Friedhofskunst“ stempelte (E. Leisching, 1915) und dem allgemeinen Publikumsgeschmack entsprach. Was von seinen Bauentwürfen zur Ausführung gelangte, ist nicht bekannt. Die Innenausstattung für das Palais Schönburg (1811–12, Wien 4, Rainergasse 11), von der kaum mehr etwas erhalten ist (eine Türe), hatte er in Empireformen ausgeführt. Als Mitarbeiter seines Vaters war der junge Jäger bei dessen Arbeiten für die romantische Ritteranlage in Laxenburg, NÖ (1798–1801) schon früh mit den Formen der Gotik konfrontiert worden. Er konnte danach auch an der Restaurierung der gotischen Kirche Maria am Gestade mitarbeiten und schuf einen Entwurf für den Hauptaltar, der aber nicht ausgeführt wurde. Erst nach der 1822 unternommenen Deutschlandreise, von der er viele Studien heimbrachte, wandte er sich ausschließlich der Gotik zu. Er wurde zu einer Kapazität auf dem Gebiet der gotischen Denkmäler, erstellte Gutachten über ihren Erhalt (1827 Spinnerin am Kreuz im Walther von der Vogelweide-Park, Wr.Neustadt, NÖ) und leitete die Restaurierung der Maurizkirche in Kremsier, Mähren. Franz Jäger jun. war auch als Maler tätig und schuf Entwürfe für Theaterdekorationen.

Franz Jägers jun. Interessen erstreckten sich auf viele Gebiete künstlerischer Tätigkeit, sein Vermögen erlaubte ihm, sich auch seinen Neigungen zu widmen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1824–1825Haus Franz Jäger und Josef Kornhäusel, Wien 1, Seitenstettengasse 2 (Ausf.; Entw. Josef Kornhäusel)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1798–1801Franzensburg und Staffagebauten im Schlosspark Laxenburg, NÖ (Mitarbeit bei Vater Franz Jäger sen.)
1817–1820Kirche Maria am Gestade, Wien 1, Passauer Platz, Salvatorgasse 12 (Renovierung unter Leitung von Franz Cerini mit Jakob Wilhelm und Josef Chimani)
1836–1844Maurizkirche, Kremsier, Mähren / Kromeriz, CZ (Restaurierung)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
ab 1811Schönburg-Palais, 4, Rainergasse 11 (Umgestaltung im Inneren – Vestibül, Bibliothek – und des Gartens)
Entwürfe für Theaterdekorationen

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1817–1820Altarentwurf für Kirche Maria am Gestade, Wien 1
1823–1826Haus Franz Jäger und Josef Kornhäusel, Wien 4, Rechte Wienzeile 3 (mit Josef Kornhäusel)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WSt.LA; Archiv Baumeisterinnung; Archiv Adler; ABK (Kupferstichkabinett: Nachlass Franz Jäger jun.)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Ausstellungskatalog: Franz Jäger Vater (1743–1809), Franz Jäger Sohn (1781–1839). Wien 1961
H. Kretschmer: Mariahilf. Wien 1992
E. Leisching: Kunst und Industrie vor 100 Jahren. In: Kunst und Kunsthandwerk, 18/1915
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
B. Nezval: Villen der Kaiserzeit. Sommerresidenzen in Baden. Horn/Wien 1993
P. Prokop: Die Familie Kornhäusel. Typoskript. Wien 2011
H. Schöny: Das Wr. Heimatbuch. Mariahilf. Wien 1963
M. Schwarz: Architektur d. Klassizismus und der Romantik in NÖ. St.Pölten/Wien 1982
A. Smetana: Grabdenkmäler d. Wr.Klassizismus. Ein Beitrag zur Erforschung d. Sepulkralkultur zw. 1788 und 1840. Dipl.Arbeit Universität Wien 2008
W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Wien 1967
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
R. Wagner-Rieger: Geschichte der Architektur in Wien. Vom Klassizismus bis zur Secession. In: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd.3, Wien 1973
Wiener Geschichtsblätter, 22.Jg. Wien 1967

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd A–L

LEXIKA:
Czeike; ThB; Wurzbach; ÖBL
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Anmerkungen
Geburtsjahr wird oft als fraglich mit 1780? oder 1781? angegeben – Czeike, ThB.
Die Namensgleichheit von Vater und Sohn Franz Jäger führt immer wieder zu falschen Zuordnungen ihrer Arbeiten.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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