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Quelle: ÖIAV 1872
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 10.01.1813 - † 10.11.1889 | Geschlecht: m | Geburtsort: Lohr am Main | Land: Deutschland | damaliger Name: Königreich Bayern | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt, Ingenieur | Familiäres Umfeld: Ehe mit Josefine v.Watzl
| Kinder: Franz Xaver (1842–1930), Prof. am Polytechnikum München; Julius (1844–1910); Hugo; Richard; Marie; Lidwina, verehel. Mader |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| bis 1835 | Universitätsstudien (Maximilian-Universität, Bauakademie, Polytechnikum) in München
| 1836–1838? | Studienreise nach Frankreich
| 1842 | Studienreise nach Italien u. Sizilien
| 1845 | Studienreise nach England |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1835 | Praktikant bei J.D. Ohlmüller und F. v.Gärtner in München
| 1839 | Niederlassung als 1.Zivilingenieur Bayerns in München
| bis 1845 | als Zivilingenieur u. Architekt in München tätig
| 1846–1848 | in Wien tätig (Zusammenarbeit mit L. Förster)
| 1849–1852 | in München für König Maximilian II. tätig
| ab 1852 | in Wien ansässig |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1879 | königl. serbischer Takovo-Orden
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ohne Datum:
| | große goldene Medaille für Kunst u. Wissenschaft
| | bayer. St.Michael-Orden
| | griech. Erlöser-Orden
| | preuß. rother-Adler-Orden
| | Orden Stern von Rumänien
| | sächsich-ernestin. Haus-Orden
| | Officier der französ. Ehrenlegion |
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Vita
| Franz Jakob Kreuter wurde 1813 in Lohr am Main, Königreich Bayern (heute Deutschland) geboren. Er besuchte das Gymnasium in München und anschließend betrieb er bis 1835 seine Universitätsstudien in Aschaffenburg und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an der polytechnischen Schule und an der Bauakademie.
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| Kreuter war Schüler von L. v.Klenze und arbeitete zunächst als Praktikant bei J.D. Ohlmüller und F. v.Gärtner. Sodann unternahm er eine Studienreise nach Frankreich. 1839 erwarb Kreuter die Niederlassung als 1.Zivilingenieur Bayerns in München. 1842 erfolgten Studienreisen nach Italien u. Sizilien.
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| Kreuter wirkte bis 1845 in München. Tätig auch als Ingenieur, Techniker und Chemiker, widmete er einen kurzen Aufenthalt in England dem Studium von Brückenbauten. 1846–1848 wurde er in Österreich-Ungarn mit umfangreichen Eisenbahnprojektierungen beauftragt. In dieser Zeit arbeitete er auch in Wien mit L. Förster zusammen. 1849–1852 war Kreuter nochmals in München, wo er diverse Aufträge von König Maximilian II., der schon als Kronprinz sein Auftraggeber war, bekam. Bemerkenswert für die technischen Leistungen Kreuters wurde die Planung des 1849-1851 erbauten Wintergartens der Münchener Residenz, eine damals wagemutige, schließlich im Zweiten Weltkrieg zerstörte Glaskonstruktion.
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| 1852 verlegte Kreuter endgültig seinen Hauptwohnsitz von München nach Wien. Er arbeitete zunächst als Landschaftsgärtner und beschäftigte sich bis zu seinem Tod vornehmlich mit der Modernisierung der Landwirtschaft und der Anlage von Drainagen. Unterstützt und beraten von seinem Freund P.J. Lenné, richtete er einen mustergültigen Gutshof in Spillern, bei Stockerau, NÖ, ein, wo er einen Grundbesitz der Rothschilds zunächst pachtete und 1860 schließlich erwarb.
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| 1853 beteiligte sich Kreuter am Wettbewerb für eine Synagoge in Wien und konnte ab 1856 für den Bankier Simon von Sina imposante Stadtresidenzen in Wien und Venedig schaffen. 1858 erstellte er einen Wettbewerbsentwurf für die Stadterweiterung Wiens. In den 1860er Jahren war er wieder als Eisenbahningenieur tätig (Interkontinentalstrecke Paris–Konstantinopel; serbisches Eisenbahnnetz). In den 1870er Jahren errichtete Kreuter repräsentative Wohnhäuser im Wiener Diplomatenviertel für Prinz Windisch-Graetz und Graf Bray-Steinburg. Das Projekt für ein monumentales Stadtpalais – wahrscheinlich für Graf Lanckoronski – blieb unausgeführt.
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| Franz Jakob Kreuter starb im 77.Lebensjahr in Wien. |
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Stellenwert
| Die vielfältige und bemerkenswerte Produktion Kreuters entfaltete sich in verschiedenen Richtungen und zum großen Teil außerhalb (Alt-)Österreichs. In vorliegenden Zusammenhang sollen jedoch die Wiener Projekte – und ihr Einfluss auf die lokale Architekturkultur – im Vordergrund stehen.
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| Architektonisch bedeutsam für die Zeit seiner Zusammenarbeit mit Förster (während Kreuters erstem Aufenthalt in Wien zwischen 1846 und 1848) war das von der Regierung beauftragte Projekt einer großen „Anstalt zur Verbesserung im Leben der arbeitenden Klasse“. Das Projekt sah die Realisierung eine Großanlage mit diversen Wohnbauten mit Kleinwohnungen in der Wiener Leopoldstadt vor, die für die damalige Zeit eine sehr hohe Wohnqualität erhalten sollten. Die Ausführung wurde aber wegen der Oktoberrevolution in Wien gestoppt (der Entwurf wurde in einem Artikel im Försters ABZ 1849 veröffentlicht).
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| Die größten (und teilweise ausgeführten) Wiener Projekte Kreuters stammten aus seinem zweiten und definitiven Aufenthalt. Ab 1856 erhielt Franz Jakob Kreuter zwei Aufträge von der ursprünglich aus Griechenland stammenden und in Wien ansässigen Bankiers- und Industriellenfamilie Sina zur Ausgestaltung ihrer Hauptresidenzen. In Wien und Venedig erwarb Freiherr Simon v. Sina bestehende Adelspalais, die er nach dem Geschmack der Zeit zu prächtigen Residenzen umbauen wollte. Die Großaufträge für die Verwirklichung von Sinas Vorstellungen einer glanzvollen architektonischen Selbstdarstellung erhielten Kreuter und Hansen. Das Palais Sina am Hohen Markt (im Zweiten Weltkrieg zerstört) wurde 1856–1861 von Hansen in seinen äußeren Formen umgestaltet, während nach Plänen Kreuters die Innengestaltung erfolgte. Das Resultat war die Entstehung eines der ersten Neurenaissance-Palais in Wien. Mit dem ein Jahr später (1857) begonnen Umbau des am Canal Grande befindlichen Palazzo Grassi exportierte Kreuter hingegen den Ringstraßenstil in das damals noch österreichische Venedig. Die Durchführung der Projekte beschäftigten Kreuter fast zwanzig Jahre lang.
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| 1874–1875 wurde Kreuter mit der Errichtung des Palais Windisch-Graetz beauftragt. Prinz Ernst Windisch-Graetz hatte für seine neue Wiener Residenz einen Baugrund im Diplomatenviertel (Wien 3, Strohgasse 21–21A / Metternichgasse 1) erworben. Der 4-geschossige, monumentale Palaisbau wurde in den Stilformen des römischen Cinquecento entworfen. Zwei symmetrisch angeordnete überhöhte Portale mit flankierenden ionischen Säulen und gesprengten Giebeln charakterisieren die Fassade. Neuartig war die Gestaltung der hybriden Funktion des Baus: Kreuter konzipierte nämlich ein Doppelhaus mit zwei getrennten Eingängen in einer völlig symmetrischen, sich über vierzehn Achsen erstreckenden Fassade. Während das herrschaftliche Palais Windisch-Graetz in dem Eckgebäude untergebracht war, wurde der andere Teil des Gebäudes als Zinshaus angelegt. Die durchgehend rustizierte Sockelzone erstreckte sich über die ersten zwei Geschosse. Ein Gurtgesims trennt die glatt gehaltenen Hauptgeschosse von der auffallend hohen Sockelzone. Im 1.Hauptgeschoss dominieren die Dreiecksgiebelfenster, von denen jene über den Portalöffnungen durch ein Lünettenfeld etwas überhöht sind (ein Motiv, das in ähnlicher Form von G. Semper benutzt wurde). Im 2.Hauptgeschoss sind nur einfache gerade Fensterverdachungen angebracht. Die Fassade wird von einem stark vortretenden Kranzgesims definiert.
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| Fast parallel (1874) verlief die Errichtung des Wohn- und Miethauses für Graf Otto Bray-Steinburg, bayrischer Gesandter in Wien. Das Wohngebäude, ebenfalls in Wien 3 (Traungasse 4 / Lagergasse 8) präsentiert eine ähnlich strenge Zweiteilung der Fassadengliederung wie das Palais Windisch-Graetz, auch ist eine über zwei Stockwerke hohe Sockelzone kennzeichnend. Nach Kreuters Biograph C. Hölz unterscheidet sich Kreuters Fassadenlösung dadurch prinzipiell von der Dreizonigkeit, wie sie Hansens Heinrichhof an der Ringstraße als Vorbild des Wiener Zinshauses kanonisiert hatte. Kreuters letzte Entwürfe zeigen hingegen in höherem Maße den Einfluss Sempers. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
Auswahl:
| 1835–1837 | Umbau Schloss Leutstetten im Isartal, D
| 1841 | Villa Elsholtz, Berg am Starnberger See, D
| 1842–1844 | Palais Dürckheim-Montmartin, München, D
| 1842–1847 | Lindenhof, Lindau am Bodensee, D
| 1843–1846 | Palais Schönborn-Wiesentheid, München, D
| 1843 | Villa Doblhoff-Dier, Laxenburg, NÖ
| 1849–1852 | Wintergarten, Residenz, München, D
| 1850–1852 | Wohnhaus Forster, Augsburg, D
| 1851 | Villa, S.Vigilio am Gardasee, I
| um 1854 | Gut Maxing, Stallgebäude, Wien 13, Schloss Schönbrunn
| 1856–1861 | Palais Sina, Wien 1, Hoher Markt (Gestaltung des Inneren beim Umbau; 1945 zerbombt)
| 1857 | Palazzo Grassi, Venedig, I (Umbau, für Simon Fr. v. Sina)
| 1874 | Miethaus Bray-Sternburg, Wien 3, Traungasse 4 / Lagergasse 8
| 1875 | Palais Windisch-Graetz, Wien 3, Strohgasse 21 |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1841 | Kapelle im Schloss Hochhausen am Neckar, D
| 1863 | Grabkapelle Lanckoronski, Wien?
| vor 1879 | Serbische Eisenbahnlinie |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1839 | Milly Stearin Kerzenfabrik, München, D |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1849 | Arbeiterwohnhäuser in Wien 2 (Entwurf)
| 1853 | Synagoge in Wien (Entwurf)
| 1858 | Stadterweiterungsplan für Wien (Wettbewerb)
| um 1880 | Palais für Karl Lanckoronski-Brzezie (Entwurf) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv des ÖBL; Wr. ; Wien Museum; OESTA; WStLA |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Auswahl:
| C. Hölz: Der Civil-Ingenieur Franz Jakob Kreuter. München-Berlin 2003
| B. Nezval: Villen der Kaiserzeit: Sommerresidenzen in Baden. Wien 2008 (1993)
| P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd., Wien 1906
| E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße, Die Wr.Ringstraße, Bd.2. Wiesbaden 1979
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980 | HINWEISE AUF WERKE:
| Allgemeine Bauzeitung
| 14.1849, T.263 (Project für ein zu errichtendes Arbeiterquartier in Wien) | NACHSCHLAGEWERKE:
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893; Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.) | LEXIKA:
| ThB | INTERNETLINKS:
| www.wikipedia.de |
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Anmerkungen
| Das von einigen Quellen (u.a. WStLA) angegebene Geburtsjahr 1815 ist falsch
| In Eisenberg falsches Sterbedatum (1890) | Eingegeben von: Diego Caltana | Eingegeben am: 01.10.2012 | Zuletzt geändert: 15.12.2012 |
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