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Franz Xaver Lössl

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.10.1801 - † 25.03.1885
Geschlecht: m
Geburtsort: Brno
damaliger Name: Brünn, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Mixnitz, Steiermark
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Franz L.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Familiäres Umfeld: Vater: Baudirektor
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1816–1824Akademie der bildenden Künste (mit Unterbrechungen)
1825–1829Studienreise nach Rom und Süditalien (Romstipendium)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1830–1833suppl. Korrektor an der Architekturschule der Wiener Akademie
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Auszeichnungen und Ämter
1818Gundelpreis (Mathematik, 1.Preis)
1820Gundelpreis (Architekturzeichnung, 2.Preis)
1821Fügerpreis (Architektur, Goldene Medaille)
1823Goldener Hofpreis
1824–1828Romstipendium
1836Mitgl. der Akademie der bildenden Künste
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Vita
Franz Xaver Lössl wurde 1801 in Brünn als Sohn eines späteren Baudirektors geboren. Lössl besuchte in Wien die Akademie der bildenden Künste, zuerst mit 15 die Erzverschneidungsschule und dann während der Lehrtätigkeit Nobiles die Architekturschule. 1820–21 unterbrach er sein Studium an der Akademie und besuchte das Wiener Polytechnikum, wo er Fächer wie Physik und Chemie studierte. Wieder an der Architekturschule erzielte Lössl mehrere erste Preise (z.B. den Hofpreis und Gundelpreis) und wurde in Folge dessen 1824 als kaiserlicher Pensionär in Rom gewählt. Nach einer Fortsetzung der Reise nach Süditalien und Sizilien kam er 1829 nach Wien zurück. 1830–33 supplierte Lössl die Korrektorstelle für Karl Rösner an der Architekturschule der Akademie.

Lössl versuchte später zweimal vergeblich eine Professur an der Wiener Akademie zu bekommen: 1835 reichte er ein erfolgloses Ansuchen um die Georg Pein-Nachfolge an der Graveurschule (Erzverschneidungsschule) in Ornamentzeichnen ein; 1843 erhielt er – trotz seiner Nominierung 1836 als wirkliches Mitglied der Akademie – einen negativen Bescheid für die Professorenstelle als Nachfolger Wilhelm Ostertags „wegen zu einseitiger Ausrichtung auf die Antike“.

Seit Anfang der 1830er Jahre war Lössl als Architekt ziemlich erfolgreich tätig. 1830/31 baute er das heute nicht mehr existierende Gebäude mit Konzertsaal für die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in den Tuchlauben (Wien 1), damals ein sehr renommiertes Werk. Später errichtete er große Wohnbauten und die Pfarrkirche in Altmannsdorf (Wien 12, Khleslplatz). Sein Erfolg schlug sich nicht zuletzt darin nieder, dass er sich gemeinsam mit seiner Familie von Leopold Kupelwieser porträtieren ließ.

Um 1842 konzipierte Lössl ein Großprojekt für einen Stadtteil vor dem ehemaligen Kärntnertor und nahm somit an der frühen Debatte für die Stadterweiterung teil.

Nach 1848 reduzierte sich seine Bautätigkeit und auch in der Ringstraßenzeit zählte Lössl nicht mehr zu den führenden Architekten. Lössl starb im 84.Lebensjahr in Mixnitz (Steiermark).
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Stellenwert
Franz Lössl war vorwiegend im Wohnbau tätig, setzte sich aber auch mit öffentlichen Bauten und Großprojekten auseinander. Er gehörte zu der frühen Architekten-Generation, die bei Nobile ihre Ausbildung erfuhr, die immer einer klassizistischen Formensprache treu blieb und (vielleicht deswegen) vor 1848 den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte. Lössls klassizistische Architektursprache wurde allerdings nicht nur von seinem Lehrer, sondern auch von seinem Aufenthalt in Rom und Süditalien geprägt, wo er sich mit den Kunstwerken der Antike auseinandersetzte. Als konservativer Architekt verwendete Lössl bei seinen Bauten klassizistische und biedermeierliche Formen weiter, selbst als sich der Geschmack im Wiener Baugeschehen zu wandeln begann.

Anfang der 1830er Jahre war Lössl für das gehobene Bürgertum tätig. So baute er beispielsweise die Ischler Trinkhalle, als die Gegend als Kurort Bedeutung erlangte. Die ursprüngliche Trinkhalle war ein langer von einem klassizistischen Säulenumgang umgebener Bau. Später wurde sie allerdings durch Zubauten verändert.

In denselben Jahren wurde Lössl von der Gesellschaft der Musikfreunde mit der Errichtung eines adäquaten Sitzes beauftragt. Von den zeitgenössischen Quellen wurde dieser renommierte Auftrag als sein Hauptwerk betrachtet. Deutlich kommt Lössls klassizistische Handschrift zum Ausdruck: Der streng symmetrische Baublock wird in der Mitte durch drei Portale und hohe Fenster betont und seitliche Pilaster tragen zur Nobilitierung des Gebäudes bei. Ab 1831 veranstaltete die Gesellschaft dort ihre Konzerte, aber der Saal mit 700 Sitzplätzen erwies sich bald als zu klein. Nach der Vollendung des neuen Musikvereinsgebäudes am Karlsplatz (1870) verlor das Gebäude an Bedeutung und wurde 1886 abgerissen.

1838 errichtete Lössl in Altmannsdorf (heute Wien 12) seinen einzigen dokumentierten Sakralbau, die Pfarrkirche St.Oswald. Die Dekorationselemente sind klassizistisch, jedoch als einschiffiger Langhausbau mit turmbekrönter Fassade blieb er noch der Kirchenbau-Tradition des späten 18.Jh.s verpflichtet.

Wichtig war Lössls Beitrag für die Entwicklung des Wiener Wohnbaues: Insbesondere mit dem Haus „Zur goldenen Kugel“ in der Wiedner Hauptstraße 40–42 (1839) legte Lössl (in diesem Fall in Zusammenarbeit mit Högl) ein gutes Beispiel für die spätere Zinshausarchitektur vor. Bei diesem großen Baublock antizipierte er die Frage der einheitlichen Hausgruppierung und der dementsprechend Fassadenbehandlung. Das lange Gebäude zeichnet sich allerdings durch die damals übliche Schmucklosigkeit aus – nur die profilierten Fensterrahmungen durchbrechen die Monotonie der Fassade.

Lössl hatte auch eine nicht geringe Bedeutung als Stadtplaner: Er unterbreitete 1842 einen Vorschlag für die Stadterweiterung, der sich – wie die mittlerweile fast vergessenen Pläne Franz v. Mayerns und Alois Pichls – mit der Bebauung einer Kärntnervorstadt befasste und quasi als „Generalprobe“ für das Ringstraßenprojekt und die effektive Stadterweiterung 1857 anzusehen ist. Sein Erweiterungsvorschlag sah die Anlage eines „Kaiser-Ferdinand-Baues“ vor, der vor den beiden Kärntnertoren situiert sein sollte: In der Mitte der Anlage waren zwischen zwei Plätzen ein langgestrecktes Operngebäude und ein Börsengebäude angelegt, beide von Wohnbauten umschlossen. Das Projekt, das noch ganz dem Spätklassizismus verpflichtet war, wurde allerdings wegen der hohen Realisierungskosten abgelehnt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1838Miethaus „Zur goldenen Kugel“, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 40–42 (mit P. Högl)
1838Miethaus „Zum rothen Rössel“, Wien 4, Favoritenstraße 1 / Wiedner Hauptstraße 19
1847Wohnhaus, Wien 6, Hirschengasse 23 (Umbau)
1849Miethaus „Zum wilden Mann“, Wien 8, Lange Gasse 29 (Hoftrakt)
1851Wohnhaus, Wien 5, Schlossgasse 8 (Umbau)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1829–1830Haus der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien 1, Tuchlauben (1886 abgerissen)
1829–1831Trinkhalle, Bad Ischl, Auböckplatz 5, OÖ (später verändert)
1838Kirche St.Oswald (Altmannsdorfer Pfarrkirche), Wien 12, Khleslplatz (mehrmals renoviert)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1843Niederösterreichische Statthalterei (Wettbewerb)
1844Kaiser-Ferdinands-Bau (Stadterweiterungsvorschlag)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
ABK; Wien Museum; TUAW
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Sekundärquellen

LITERATUR:
H.C. Hoffmann / W. Krause / W. Kitlitschka: Das Wiener Opernhaus. Die Wr.Ringstraße, Bd.8. Wiesbaden 1972
K. Mollik / H. Reining / R. Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone. Die Wr.Ringstraße, Bd.3. Wiesbaden 1980
R.v.Perger / R. Hischfeld: Geschichte der k.k. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Wien 1912
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957
W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Wien 1967

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
9.1844, S.120/Ephemeriden (Kaiser-Ferdinands-Bau)

Anonym: Facaden neu aufgeführter Gebaeude in Wien. Wien o.J. (Haus der Gesellschaft der Musikfreunde)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; ÖBL; ThB; Wurzbach

INTERNETLINKS:
http://www.bda.at/text/136/908/10557/
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 01.12.2011
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