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Über Karl Markls Bautätigkeit ist nach heutigem Forschungsstand sehr wenig bekannt. Einzig gesichert als Bauaufgabe ist die Rudolfskaserne; wie weit Markl an der Planung beteiligt war, ist heute nicht mehr feststellbar. Er fungierte jedenfalls als Vertreter Pilhals in der ganzen Bauleitung. Laut seiner Dienstbeschreibung war Markl „in der schönen Architektur gründlich bewandert und auch selbst schaffend; vorzüglicher Freihandzeichner und geschickter Maler.“
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Die Rudolfskaserne in der Rossau (heute Rossauer Kaserne, Wien 9, Schlickplatz 6) sollte als Pendant für die damals an der Ostseite der Stadt gelegene Franz-Joseph-Kaserne entstehen. Beim Bau der Kaserne stand der verteidigungsfähige Charakter des Gebäudes im Mittelpunkt, deswegen wurde der geschlossene Bautypus vorgezogen. Das Resultat war ein mächtiger Rohziegelbau in neoromanischen Formen mit Windsorstil-Elementen und mit Türmen in der Mitte jeder Front.
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Die Rudolfskaserne präsentierte sich aber sofort als nicht mehr zeitgemäßes Spätwerk des romantischen Historismus: Anfang der 1870er Jahre, als das Gebäude eröffnet wurde, war sie als Typus bereits veraltet. Die neuen Tendenzen, die 1879 in das Einquartierungsgesetz mündeten, sahen die Anwendung einer lockeren Bauweise, das Pavillonsystem, vor.
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Vor allem die hygienische Ausstattung in der Kaserne war unzureichend: hygienische Anlagen befanden sich ausschließlich in zwei Türmen in den Ecken der beiden äußeren Höfe und in den Offizierstrakten; weiter entsprachen die angewendeten Profile für die Kanäle nicht der seit 1859 vorgeschriebene Mindestquerschnittfläche. Zusammenfassend war dieser Kasernenbau – wie Wagner-Rieger betonte – „in der Anlage der altertümlichste, in der Beachtung moderner hygienischer Gesichtspunkte der unzureichendste“. |
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