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Leopold Mayr

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 1808 - † 19.03.1866
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Titel: Hofbaumeister
weitere Namen: Mayer
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Steinmetzmeister
Ehe (1835) mit Theresia, geb. Klee
Schwiegervater: Josef Klee, Baumeister
Kinder: Moriz; Leopoldine, verehel. Liebieg
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1822–1829Akademie der bildenden Künste Wien (zuerst Elementarkurs; dann mehrmals unterbrochen, laut K. Schoeller)
1824–1833Polytechnisches Institut Wien (mehrmals unterbrochen)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1835Baumeisterkonzession
1847Stadtsteinmetzmeister
o.J.k.k. Hofbaumeister
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Auszeichnungen und Ämter
1846mittlere goldene Civil-Verdienstmedaille
1861–1863erster Bürgermeister-Stellvertreter von Wien
1859Mitglied der Stadterweiterungs-Kommission
1865Mitglied der Wiener Baucommission
o.J.
Gemeinderat
NÖ Landtag-Abgeordneter
Verwaltungsrat der niederösterreichischen Escompte-Gesellschaft und Creditvereins
Ausschuss- und Rechnungsdirektor der wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt
Direktor der Ersten österreichischen Spar-Casse
Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone
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Mitgliedschaften
ab 1836Bau- und Steinmetzmeister-Genossenschaft
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Vita
Leopold Mayr wurde 1808 als Sohn eines Steinmetzmeisters in Wien geboren. Obwohl die Familie in bescheidenen Verhältnissen lebte, erhielt Mayr eine sehr gute Baufachausbildung: Er machte Vorbereitungsstudien an der Akademie der bildenden Künste, dann besuchte er einige Jahre das Wiener Polytechnikum, wo er sich vor allem den technischen Fächern, wie Technologie, Mathematik und Maschinenbau, widmete. Diese Kenntnisse waren sicher ausschlaggebend bei seinen schwierigsten Bauprojekten.

1835 wurde er konzessionierter Baumeister. Im selben Jahr heiratete Mayr Theresia Klee, die Tochter des bedeutenden Baumeisters Josef Klee. Sicher hatte dieser seinem Schwiegersohn zu einer Reihe von Kontakten verholfen, aber der Wendepunkt in Mays Karriere wurde die Bekanntschaft mit Graf Ferdinand Colloredo-Mansfeld, dem ersten Präsidenten des einflussreichen NÖ Gewerbevereins. Von ihm bekam Mayr den Auftrag für die Vollendung des neuen NÖ Landhauses, nachdem Pichl entlassen worden war. Dieser wichtigen Bauaufgabe folgten dann viele neue Aufträge. Laut Wurzbach wurde innerhalb weniger Jahre Mayrs Baufirma die bedeutendste in Wien. Mayr führte eine große Anzahl – man spricht von mehr als 400 Bauten – von öffentlichen Gebäuden, Palais und Wohnhäusern aus.

Mayr war in der Politik, in den Reihen der Liberalen, sehr engagiert. Er war Landtagsabgeordneter für Niederösterreich. Bei der Bürgermeisterwahl 1861 distanzierten ihn nur zehn Stimmen vom Gewinner Andreas Zelinka und er wurde infolgedessen 1.Bürgermeister-Stellvertreter.

Insbesondere nach dem Beginn seiner politischen Tätigkeit (1848) bekam er von der öffentlichen Hand namhafte Aufträge: zu den wichtigsten zählen die Bauausführungen des Arsenals und des Westbahnhofs. Daneben arbeitete er auch für namhafte Architekten, wie Romano und Schwendenwein (Palais Hardegg auf der Freyung, 1847), war aber auch als selbständiger Baumeister tätig (Zwettlerhof am Stephansplatz, 1842–1844). Als bedeutendster Bauunternehmer der Stadt übernahm er die Direktion der Ersten österreichischen Spar-Casse, die Rechnungsdirektion der Brandschadensversicherungsanstalt und saß im Verwaltungsrat anderer Handelsbanken. Darüber hinaus stiftete er den „Mayr’s Fonds“ mit wohltätigen Zielen. Für seine Verdienste wurde ihm den Titel eines k.k. Hofbaumeisters verliehen.

Mayr starb 1866 im 58.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Leopold Mayr konnte von dem enormen Wachstum, den Wien vor und nach 1848 erlebte, gut profitieren: er etablierte sich als einer der führenden Baumeister und konnte – ähnlich wie Anton Oelzelt – eine einflussreiche Persönlichkeit für die Stadtentwicklung Wiens werden.

In der privaten Bautätigkeit vor 1848 arbeitete Mayr im Geist der Zeit, und laut Wagner-Rieger folgte er dem „Prinzip der gleichmäßigen Reihung, das sich im kubischen Stil durchsetzte“. Auf diese Weise schuf er – so wie auch sein Schwiegervater Josef Klee – eine stattliche Anzahl schlichter Wohnbauten mit zurückhaltendem Dekor.

Mayr wurden viele öffentliche Bauten zur Ausführung zugeteilt. Ab 1837 arbeitete er mit Alois Pichl an der Errichtung des Niederösterreichischen Landhauses. Da Pichl jedoch die vorgesehenen Kosten stark überschritten hatte, durfte Mayr das Gebäude als selbständiger Bauführer allein vollenden: 1842–45 hat Leopold Mayr dabei eine damals viel gelobte Lösung vorgelegt, indem er in dem Geschoss über dem großen Saal die Scheidemauern nach dem System der Kettenbrücken mit geschmiedetem Eisen aufhängte. Allerdings muss man beachten, dass der Brückenbauer Ferdinand v. Mitis bei diesem Projekt eine Aufsichtsfunktion innehatte und vermutlich solche technischen Erfindungen von den beiden Fachmännern gemeinsam ausgearbeitet wurden.

Die Ausführung der Arsenalanlage (1849–1856) repräsentiert sicher seine aufwändigste Bauaufgabe. Die Pläne für das umfangreiche Projekt des „k.k. Artillerie-Arsenals“ wurden vom General-Artillerie-Direktor Vincenz Freiherr von Augustin und von den Architekten Carl Rösner, Antonius Pius de Riegel, August Sicard von Sicardsburg, Eduard van der Nüll, Theophil von Hansen und Ludwig Förster erstellt. Mayr setzte sich bei dieser Ausführung – ebenso wie bei der Baustelle des Westbahnhofs (1858) – mit vielen technischen Schwierigkeiten und mit der neuen historisierenden Architektursprache auseinander.

Als Architekt baute er selbständig die neue Reitschule in den ehem. Hofstallungen (heute Museumsquartier). Das Gebäude hat eine langgestreckte 16-achsige Fassade, dem dreibogige Vorhallen mit seitlichen Stiegenaufgängen vorgesetzt sind. Möglicherweise hat Mayr die Gloriette im Schönbrunner Park als Vorbild gedient. Insgesamt hielt er sich an das Konzept von Fischer von Erlach, der die Hofstallungen als weitläufige Barockanlage geplant hatte.

Als Politiker und führender Baumeister war Mayr Mitglied in vielen Kommissionen in den ersten Jahren der Ringstraßenzeit: so z.B. war er Juror bei der Konkurrenz für den Rudolfshof (1859; es war der erste geförderte Wohnbau für Beamte und Angestellte, der schließlich 1871 nach Plänen Th. Hansens errichtet wurde), Mitglied der Kommission für die Hofopernhauskonkurrenz (1860) sowie Mitglied der Wiener Baukommission für das Jahr 1865.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1837–1842Domherrenhof, Wien 1, Stephansplatz 5
1837–1842Miethaus, Wien 1, Blutgasse 2
1839Kaiserstein-Palais, Wien 1, Weihburggasse 22 / Seilerstätte 14 (Aufstockung u. Neufassadierung)
1839Miethaus, Wien 1, Landhausgasse 2
1839–1842Zwettlerhof, Wien 1, Stephansplatz 6 (mit F. Schebek)
1840–1841Miethaus, Wien 1, Kohlmarkt 7
1843–1844Miethaus, Wien 1, Strobelgasse 2 / Wollzeile 10
1844Matschaker-Hof, Wien 1, Spiegelgasse 5
1845–1847Kleiner Federlhof, Wien 1, Wollzeile 3
1847Palais Hardegg, Wien 1, Freyung 1 (Ausf.; Entw.: Romano & Schwendenwein)
1847Kleeblatthaus, Wien 1, Kleeblattgasse 2 / Tuchlauben 11 (Adaptierung)
1847–1848Großer Federlhof, Wien 1, Lugeck 7
1847–1849Mozarthof, Wien 1, Rauhensteingasse 6–8 (mit A. Marinetti; 1965 zum Teil abgebrochen)
1851Miethaus, Wien 9, Währinger Straße 56
1856Miethaus, Wien 1, Predigergasse 3–5 / Dominikanerbastei 3

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1839–1843Niederösterreichisches Landhaus, Wien 1, Herrengasse 13 (nach Plänen A. Pichls vollendet)
1840–1844ehem. Hauptzollamt, Wien 3 (Ausf., mit A. Korompay; Entw.: P. Sprenger; abgerissen)
1849–1856Arsenal, Wien 3, Ghegastraße 1 (Bauleitung, mit E. Kuschee; Entw.: Sicardsburg & Van der Nüll, K. Rösner, T. Hansen, L. Förster, A.P. Riegl)
1850–1854Winterreitschule (heute Kunsthalle), Wien 7, Museumsplatz 1
1858Westbahnhof, Wien 6 (Ausf.; Entw.: M. Löhr; abgerissen)
1860–1862Handelsakademie, Wien 1, Akademiestraße 12 / Bösendorfergasse 8 (Ausf.; Entw.: F. Fellner d.Ä)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1842–1846Kaiser Franz-Denkmal, Wien 1, In der Burg (Unterbau)
1864Palais Coburg, Wien 1, Seilerstätte 1–3 (Attikaaufsatz; mit F. Neumann d.Ä.)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Mayr: Gewichts- und Festigkeitsverhältnisse v. Bausteingattungen. In: ZÖIAV 16.1864, S.3–8

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; Archiv Adler; OESTA; Wr.Ringstraßenarchiv; TUAW; Pfarre Am Hof (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
K. Drexler: Vom Palais zum Zinshaus. Das Palais Coburg in Wien und seine Baugeschichte, Dipl.Arb. Wien 2001
H.C. Hoffmann / W. Krause / W. Kitlitschka: Das Wiener Opernhaus. Die Wr.Ringstraße, Bd.8. Wiesbaden 1972
H.P. Hye: Wiener „Vereinsmeier“ um 1850. In: H. Steckl / E. Bruckmüller [u.a.] (Hg.): Bürgertum in der Habsburgermonarchie, Bd.2. Wien 1992, S.292-316
A. Kieslinger / E. Mejchar: Die Steine der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.4. Wiesbaden 1972
K. Mollik / H. Reining / R. Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone. Die Wr.Ringstraße, Bd.3. Wiesbaden 1980
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V.Bezirks. Wien 1980
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.2. Wiesbaden 1979
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; ÖBL; Wurzbach
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Anmerkungen
Czeike irrt: Theresia Klee, verehel. Mayr ist nicht die Tochter des Landschaftsmalers Hermann Klee
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 23.09.2013
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