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Quelle: ÖIAV 1872
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 21.03.1815 - † 09.07.1888 | Geschlecht: m | Geburtsort: Freudenthal | damaliger Name: Bruntal | Land: Tschechien | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | weitere Namen: Franz Carl N., von Neumann, Ritter von Neumann | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: hzgl. Coburg’scher Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Josef N., Webermeister
| Mutter: Johanna, geb.Zapf
| Ehe (1843) mit Josefine Nitsche (1839-1893)
| Kinder: Amalie (ca.1840-1918); Franz (1844-1905) Architekt; Karl (ca.1846-1919); Josefine; Gustav (1859-1928) Architekt; Otto |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Bauzeichner bei Baumeister Korompay
| 1837-1839 | Akademie der bildenden Künste Wien (unter Peter Nobile) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1839 | Bauadjunkt bei Karl Schleps im Dienst der Familie Coburg
| ab 1847 | Herzoglich Coburgischer Architekt |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1862-1888 | Gemeinderat für den 8.Bez. (Liberaler), Obmann d. Bausektion, Obmann-Stellvertreter d. Donaustadt-Kommission, Mitglied d. Rathausbau- und Wasserversorgungs-Kommission etc.
| 1864 | Verdienstkreuz des Herzogl.Sächsischen Ernestinischen Hausorden in Silber
| 1865 | Baurat
| 1876 | Ritterkreuz 1.Kl. des Herzogl.Sächsischen Ernestinischen Hausorden; Oberbaurat
| 1881 | Orden d. Eisernen Krone 3.Klasse und Erhebung in den Ritterstand
| 1882 | taxfreies Bürgerrecht
| o.J. | Besitzer d. doppelt gr.Salvator-Medaille |
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Mitgliedschaften
| ab 1861 | Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
| ab 1865 | Wr. Bauhütte
| ab 1865 | Österr. Ingenieur- und Architektenverein
| o.J. | Mitglied d. Fortschritt-Clubs, Mitglied der 1.österr.Sparkasse |
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Vita
| Franz Neumann, geboren 1815, stammte aus Freudenthal / Bruntal, CZ, im ehemaligen Österreichisch-Schlesien. Über seine schulische und bautechnische Aus- oder Vorbildung und zu welchem Zeitpunkt er nach Wien kam, gibt es keine Informationen. 1837, mit 22 Jahren, beginnt er an der Akademie der bildenden Künste in Wien Architektur zu studieren, als Vorbildung gibt er “Bauzeichner bei Baumeister Korompay” an. Adolf Korompay (1800-1864) war zu dieser Zeit mit Arbeiten am Palais Coburg beschäftigt. Nach 2 Jahren verlässt Neumann die Akademie vorzeitig und tritt als Bauadjunkt des herzgl. Coburgschen Architekten Karl Schleps in die Dienste der Familie Coburg. Nach Schleps frühen Tod (+1840) war Neumann gemeinsam mit verschiedenen Baumeistern weiter am Palaisbau tätig. Ab 1847 wurde er als der neue herzoglich Coburgsche Architekt mit Umbauten und vor allem mit dem Innenausbau des Palais betraut. Die Anerkennung dieser Arbeiten soll ihm Aufträge des hohen Adels zugeführt haben, von denen jedoch nichts bekannt ist.
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| Neumanns private Bautätigkeit umfasst nicht viele Gebäude und hatte eher bürgerliche Auftraggeber, so er nicht selbst als Bauherr auftrat. Die ersten Häuser baute er im 8.Wiener Gemeindebezirk, darunter auch das Familienhaus der Neumanns (8, Piaristengasse 13, 1857). In den frühen 60er Jahren errichtete er dann mehrere Wohnbauten in “Neu-Wien”, einem Teil des 9.Bezirks, wo bereits vor dem Großprojekt Ringstraßenbau mit der Verbauung mit Miethäusern begonnen wurde.
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| Nach wie vor aber stand Neumann im Dienste der Coburgs. Von Herzog Ernst II. 1864 mit dem Verdienstkreuz des Sächsischen Ernestinischen Hausordens ausgezeichnet, wurden ihm in diesem Jahr auch zwei bemerkenswerte Aufträge erteilt. Der eine betraf den Ausbau eines Schlosses in Gotha, doch ist unklar, welches der Schlösser damit gemeint war, dokumentiert ist der Umbau eines Palais in Gotha (Mozartstraße, Ecke Schöne Allee). Der andere Auftrag betraf den Bau eines herzoglichen Museums in Gotha. Der Museumsbau sollte die Krönung von Neumanns Schaffen werden, entwickelte sich jedoch für den Architekten zu einem Desaster. 1870, das Museum sollte bereits seit 2 Jahren fertig sein, waren die Kosten so überschritten worden, dass der Bau eingestellt werden musste. Nach vierjähriger Unterbrechung konnten die Bauarbeiten wieder aufgenommen und mit den Innenausbauten begonnen werden, Neumann erhielt sogar das Ritterkreuz 1. Klasse des Ernestinen-Ordens. Im Jahr 1877 jedoch eskalierte die Situation und die Fertigstellung des Museums, das Neumann zu einem verschwenderischen Prachtgebäude machen wollte, wurde ihm entzogen.
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| Die Angelegenheit in Gotha tat seiner Reputation in Wien keinen Abbruch. Franz Neumann vertrat seit 1862 seinen Heimatbezirk, die Josefstadt (8.Bezirk), als Liberaler im Wiener Gemeinderat. Er gehörte wichtigen Kommissionen an, war Obmann der Bausektion und als Vertreter der Gemeinde Schiedsgerichts- oder Jurymitglied bei den bedeutendsten Baukonkurrenzen Wiens, wie der Beurteilung der Museenprojekte oder der Rathaus-Konkurrenz. Hoch angesehen wurde er 1881 Ritter des Ordens der Eisernen Krone und in den Ritterstand erhoben, auch verlieh ihm die Stadt Wien das taxfreie Bürgerrecht.
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| Franz Neumann war seit 1843 mit Josefine Nitsche verheiratet und hatte 6 Kinder. 2 seiner Söhne, Franz (*1844) und Gustav (*1859) studierten ebenfalls Architektur und wurden bekannte und bedeutende Architekten. Neumann sen. verstarb im 74.Lebensjahr und wurde am Zentralfriedhof beigesetzt, das Grabmal ist ein Entwurf seines ältesten Sohnes, Franz Ritter v. Neumann jun. |
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Stellenwert
| Nicht nur die, einschließlich Titeln, völlige Namensgleichheit mit seinem wesentlich bekannteren und bedeutenderen ältesten Sohn führt immer wieder zu Verwechslungen bei der Zuordnung der Bauten. In Wien war zu gleicher Zeit der Architekt und Stadtbaumeister Franz (später mit dem Zusatz Xaver) Neumann tätig und auch dieser hatte einen Sohn gleichen Namens, ein Umstand der für weitere Verwirrung sorgt. Franz Neumann d.Ä. Tätigkeit als freischaffender Architekt war nicht allzu umfangreich, da er als herzoglich Coburgscher Architekt vorrangig für die Bauagenden der Familie Sachsen-Coburg-Gotha zuständig war. Erst als keine größeren Arbeiten am Palais Coburg mehr anfielen, ca. ab 1852, konnte er sich privaten Bauaufträgen widmen. Alle nach dem jetzigen Forschungsstand für Franz Neumann d.Ä. registrierten Bauten fallen in den Zeitraum von 1853 bis 1864, ab 1864 war der Architekt mit Projekten in Gotha beschäftigt.
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| Die Fassaden der von Neumann entworfenen Wohnbauten halten sich an ein seit dem Klassizismus übliches Schema, bei dem die Wand von einem gleichmäßigen Rastersystem überzogen wird. Dieses besteht aus den additiv gesetzten Fenstern und häufig auch geschoßtrennenden Gesimsen. Die Fassaden gliedern sich in ein rustiziertes Erdgeschoß, über dem sich, abgetrennt durch ein Kordongesims, die Hauptgeschoße erheben. Dort sind die Fenster mit einer einfachen Rahmung versehen und haben meist eine gerade Verdachung. Der Dekor bleibt innerhalb der Fensterumrahmung, er ist kleinteilig und flach und beschränkt sich meist auf die Sohlbankfelder, sowie die Flächen zwischen Fenster und Verdachung. Obwohl die Geschoße nach oben in der Wertigkeit ihrer Rahmung stufenweise abnehmen, bestimmt die Gleichförmigkeit den optischen Eindruck. Den Abschluss bildet ein Kranzgesims (Miethäuser Wien 9, Berggasse 22 und Schlickgasse 3, 1860). Bei Bedarf kommt es jedoch auch zu Variationen dieses Grundtypus. So sind an der Front des frühesten bekannten Neumannhauses (Wien 8, Florianigasse 19, 1853) jeweils die beiden äußeren Achsen besonders akzentuiert. Geschmückt mit rahmenden Lisenen, gotisierendem Dekor und einem Triforiumfenster im obersten Stockwerk werden sie von einem giebelartig ansteigenden Kranzgesims überhöht. Ein anderes Mal hebt der Architekt mit einem über zwei Stockwerke reichenden, flachen Rechteck-Erker, der reich mit Ornamentalskulptur geschmückt ist, dominant die Mitte des Gebäudes hervor, was diesem ein palaisartiges Aussehen verleiht (Wien 9, Türkenstraße 17, 1861). Noch bleibt hier der schmückende Dekor großteils innerhalb der Felderbegrenzung, ein Gestaltungskriterium, welches, ebenso wie die gerundeten oberen Fensterecken, ein Merkmal der Entstehungszeit ist.
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| Für den Museumsbau in Gotha hatte Neumann d.Ä. mit einem säulengeschmückten und überkuppelten Mittelrisalit gestalterische Anleihen bei Gottfried Sempers Museumsbauten (Gemäldegalerie Dresden, 1855) genommen, wo ebenfalls der mit einer Kuppel bekrönte Mittelteil dominiert. Strenge Renaissanceformen bestimmen diesen Bau, wohl den bedeutendsten im Schaffen des Architekten, für den ihm jedoch eine offizielle Anerkennung versagt blieb. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| ab 1847 | Ausbauten und Umbauten des Palais Coburg, Wien 1, Seilerstätte
| 1849 | Miethaus, Wien 1, Seilerstätte 1 (innen verbunden mit Palais Coburg)
| 1853 | Wohn- und Geschäftshaus, Wien 8, Florianigasse 19
| 1857 | Familienhaus, Wien 8, Piaristengasse 13
| 1860 | Miethaus, Wien 9, Berggasse 22
| 1860 | Miethaus, Wien 9, Schlickgasse 3
| 1861 | Mietpalais, Wien 9, Türkenstraße 17
| 1862 | Miethaus, Wien 9, Berggasse 24 (abgerissen)
| 1864 | Miethaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 15 (mit Eugen Zülzer)
| 1864 | Attikaaufsatz und Figurenbekrönung an Basteifassade des Palais Coburg, Wien 1, Parkring
| 1864 | Ausbau eines Schlosses in Gotha (ev. Umbau von Palais in Mozartstraße / Schöne Allee), D |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1840 | Kohary Gruft, Kleinhadersdorf, N.Ö. (auf ehemal. Friedhof neben Pfarrkirche)
| 1864-1877 | Herzogliches Museum, Gotha, D (heute Museum der Natur) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| ab 1847 | Innenraumgestaltungen Palais Coburg, Wien 1, Seilerstätte |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1882 | Glashaus auf Coburg-Bastei, Wien 1 |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WSt.LA; WRA; ABK; Pfarre Maria Treu, Wien 8 |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| H. Bachmann: Herzog Ernst II. v. Sachsen-Coburg-Gotha 1818-1893. Coburg 1993
| Denkmal heute, Denkmalpflege i. Österr., 9. Jg., Ausgabe 2/2017, S.56f (mit Abb.)
| K. Drexler: Vom Palais zum Zinshaus: Das Palais Coburg i. Wien u. seine Baugeschichte. Dipl. Arbeit Wien 2001
| K. Eggert: Der Wohnbau d. Wr. Ringstraße i. Historismus 1855-1896. Die Wr. Ringstraße, Bild einer Epoche. Bd. 7. Wiesbaden 1976
| E. Faber: Kunst, Kultur und Architektur i.d. Josefstadt. Wien 2000
| K.P. Högl / R. Kurdiovsky: Das Palais Coburg. Wien 2003
| Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
| Neue Freie Presse v. 11.7.1888 (Morgenbl. Nr.8577), S.5: Nekrolog
| R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861-1951. Wien 1951
| K. Schöller: Die Architekturausbildung a.d. Akademie d. bild. Künste i. Wien unter P. Nobile (282-49), Diss. Wien 2006
| E. Springer: Geschichte u. Kulturleben d. Wr. Ringstraße. Die Wr. Ringstraße. Bd.2, Wiesbaden 1979
| R. Wagner-Rieger: Das Kunstwerk im Bild. Die Wr. Ringstraße, Bild einer Epoche. Bd.1, Wien 1969 | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.) | LEXIKA:
| Czeike; Wurzbach |
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Anmerkungen
| Die bei R. Kurdiovsky (Wien 2003) für Neumann d.Ä. genannten Bauten im 4. und 6. Bezirk sind alle von Franz Xaver Neumann sen., das Haus 6, Barnabitengasse 9-9a von Franz v.Neumann d.J. | Eingegeben von: Jutta Brandstetter | Eingegeben am: 01.03.2011 | Zuletzt geändert: 19.07.2019 |
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