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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 1746 - † nach 1812 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Heiliges Römisches Reich | Sterbeort: Ort unbekannt | Titel: Hofarchitekt | weitere Namen: Nickeli, Nichely | Religionsbekenntnis: unbekannt | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Johann Nigelli, bürgerl. Wirt
| Mutter: Elisabeth, geb. Endl
| Bruder: Anton Johann (1736–1808), bürgerl. Stuckateur |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| vor 1769 | Akademie der bildenden Künste Wien
| 1769–1775 | Studienreise nach Deutschland und Frankreich und Aufenthalt in Paris
| 1775–1776 | Akademie der bildenden Künste Wien
| 1776–1780 | Romstipendiat |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1780 | Ingenieur im Hofbauamt
| 1783 | Unterarchitekt
| um 1785 | tätig in der mährisch-schlesischen Provinzial-Baudirektion in Brünn
| 1793 | Hofbaudienst
| 1797 | Hofarchitekt
| 1801 | erneut tätig in der mährisch-schlesischen Provinzial-Baudirektion in Brünn
| 1806 | Pensionierung |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1775 | Rom-Preis
| 1781 | Mitglied der Akademie der bildenden Künste |
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Vita
| Gottlieb Nigelli wurde 1744 in Wien als Spross einer renommierten Stukkatorenfamilie mit italienischer Abstammung geboren. Zunächst absolvierte er eine Maurerausbildung, dann konnte er das Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste beginnen und hatte (nach Erwähnung seines Bruders Anton) Vincenz Fischer als Lehrer. 1769 reiste Nigelli über Deutschland und Lothringen nach Frankreich.
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| In Paris blieb er sechs Jahre, dort soll er laut diverser Quellen seine Architekturausbildung bei Jean-François Chalgrin und an der „Académie des dessins et projets“ bereichert haben. Zurückgekehrt nach Wien besuchte Nigelli wieder die Akademie der bildenden Künste, aber nur kurz, da er 1776 – von Staatskanzler Wenzel Anton Kaunitz protegiert – als einer von vier Akademieabsolventen das begehrte Romstipendium erhielt. Die anderen Stipendiaten waren der Maler Johann Lindner, der Bildhauer Franz Anton Zauner und der Maler Heinrich Friedrich Füger. Mit Ausnahme von Nigelli, wurden alle nach ihrer Rückkehr aus Rom als Lehrpersonal an der Akademie eingestellt. Nigelli wurde hingegen 1780 als Ingenieur ins Hofbauamt berufen.
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| 1783 erfolgte die Ernennung zum Unterarchitekt und er erhielt den Auftrag, das neue evangelisch-reformierte Bethaus, Wien 1, Dorotheergasse 16, zu errichten, obwohl er noch keineswegs ein erfahrener und anerkannter Architekt war. Der Bau der heutigen evangelischen Stadtkirche wurde im Jahr 1784 gleichzeitig mit dem Palais Fries-Pallavicini von Ferdinand Hetzendorf v. Hohenberg vollendet, der ebenfalls die Ideen des Klassizimus vertrat. Beide Gebäude entfachten eine Kontroverse über ihren künstlerischen Wert und es folgten rege Diskussionen, die Platz in vielen periodischen Schriften, wie der „Brieftasche“ und den „Provinzial-Nachrichten“, fanden. Zwei Schmähschriften – wahrscheinlich von Nigellis bzw. Hohenbergs Anhängern geschrieben – legten deren persönliche Vorstellungen dar und in der Folge ging auch Nigelli in einer Selbstverteidigung auf die gespaltene öffentliche Meinung ein mit der Schrift: „Ein Paar Worte zur Vertheidigung seiner Ehre gegen die vornehmsten Verfasser der Broschüre: Wiens Trasyllus, oder Antibaumeister. Dem unpartheyischen Publikum vorgelegt“ (Wien 1785).
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| Die Auseinandersetzung mit Hohenberg wirkte sich äußerst negativ auf die weitere Karriere von Nigelli aus. Denn Hohenberg war sein Vorgesetzter im Hofbauamt, und dieser versetze seinen unbequemen Untergebenen schließlich kurzerhand in die mährisch-schlesische Provinzial-Baudirektion in Brünn.
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| 1793 erfolgte die Rückberufung an den Wiener Hof, wo er 1797 zum k.k. Hofarchitekten ernannt wurde. 1799 brachte ihm allerdings sein eigenmächtiges Vorgehen einen Verweis durch den Hofsekretär Verlet ein. Allerdings scheint dies Nigelli wenig beeindruckt zu haben. Denn bereits zwei Jahre später wurde er wiederum nach Brünn versetzt. Von beiden Brünner Aufenthalten sind keine Projekte Nigellis bekannt. 1806 erfolgte seine Pensionierung. Gottlieb Nigelli starb im 68.Lebensjahr in Wien. |
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Stellenwert
| Gottlieb Nigelli hatte seine Ausbildung in einer Zeit des Übergangs zwischen dem Ausklingen des Barocks und des Aufstiegs des Klassizismus genossen. Seine Weiterbildung in Frankreich und vor allem der Aufenthalt in Italien trugen dazu bei, dass er ein Vertreter der neuen Geschmacksrichtung, des Klassizismus, wurde. Kaunitz, sein großer Mentor, verfolgte einen bestimmten Zweck, als er Nigelli für das Romstipendium förderte: Er wollte, dass die Architektur und die Künste wieder mit dem Prinzip der Einfachheit und der soliden Pracht der Antike verbunden würden.
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| Während seines Aufenthalts in Rom konnte Nigelli sich auch mit den Meistern der Renaissance auseinandersetzten, darum wurde ihm auch, wie Wurzbach feststellt, ein Festhalten an den Wegen von Vignola zugeschrieben.
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| In der Zeit als Hofarchitekt wurde Nigelli Experte für die Verwertung von Grundstücken der Klöster, die durch Joseph II. aufgelöst wurden. In der Wiener Hofburg konnte er zudem einige Räume neu instand setzen, wobei ihn seine manifeste Abneigung gegen das frühere Rokoko – das er „so hoch Schnirkeln […] von schlechtem Geschmack“ definierte – veranlasste, den Willen des Hofes außer Acht zu lassen und die Räume nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Dies war einer der Gründe, die ihm schließlich die Versetzung nach Brünn einbrachten.
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| Nigelli wurde in der Öffentlichkeit nur gering geschätzt, da vermutet wurde, dass er dem Hofbauamt positiv gegenüber stehe, während Hohenberg als der eigentliche Erneuerer der Baukunst gesehen wurde.
| Mit seinem bekanntesten Projekt, der Reformierten Stadtkirche, setzte sich Nigelli mit einer neuen Bauaufgabe auseinander, nämlich der Errichtung einer Kultstätte für eine neu „tolerierte“ religiöse Gemeinschaft. Die Fassade zeigte jedoch noch eine Gestaltungsweise, für deren traditionelle Ausrichtung die strengen Bestimmungen des Toleranzpatents eine Rolle spielten; in der Gestaltung des Innenraums hatte Nigelli dagegen mehr Freiheit, um eine fortschrittliche, den Idealen des Klassizismus verbundene Architektur zu schaffen. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1803–1804 | Wohnhaus, Wien 7, Kaiserstraße 25–31 (heute Teil des Klosters der Töchter des Göttlichen Heilands) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1783–1784 | evangelisch-reformiertes Bethaus, Wien 1, Dorotheergasse 16 (heute reformierte Stadtkirche) |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| G. Nigelli: Ein Paar Worte zur Vertheidigung seiner Ehre gegen die vornehmsten Verfasser der Broschüre: Wiens Trasyllus, oder Antibaumeister. Dem unpartheyischen Publikum vorgelegt. Wien 1785 | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| ABK; Archiv Adler |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| M. Grüll: Die reformierte Stadtkirche in der Dorotheergasse. In: P. Karner (Hg.): Die Evangelische Gemeinde HB in Wien, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Bd.16. Wien 1986, S.105 ff
| K. Haslinger: Die Akademie der bildenden Künste in Wien im 18.Jh. – Reformen unter Kaunitz (Dipl.Arb.). Wien 2008
| E.B. Ottillinger: Kaiserliche Interieurs: Die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19.Jh. Wien 1997
| R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957 | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.) | LEXIKA:
| Czeike 4; Wurzbach 20 | INTERNETLINKS:
| de.wikipedia.org |
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Anmerkungen
| Geburtsdatum (1744) bei Wurzbach falsch | Eingegeben von: Diego Caltana | Eingegeben am: 01.03.2011 | Zuletzt geändert: 22.05.2011 |
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