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Hermann Riewel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 08.02.1832 - † 16.12.1897
Geschlecht: m
Geburtsort: Leipzig
Land: Deutschland
damaliger Name: Königreich Sachsen
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: k.k. Baurat, Professor
weitere Namen: Hermann Ritter v. R.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Ehe mit Louise Hänel (1837–1907)
Kinder: Max (*ca.1862); Marie (*ca.1868); Ernst (*ca.1870–1914)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Vor 1856:
Höhere Gewerbeschule, Kassel (bei G.G. Ungewitter)
Akademie der bildenden Künste, Leipzig
Studienreise nach Deutschland und Oberitalien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1856Atelier Ludwig Förster
ab 1858Atelier Heinrich Ferstel
1871–1879Bauführer der Wiener Votivkirche
o.J.k.k. Professor an der Staatsgewerbeschule Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1879Orden der Eisernen Krone 3.Klasse (Erhebung zum Ritterstand)
ab 1886Konservator, k.k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst und -historischen Denkmale
ohne Datum:
Baurat
Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone
Päpstl. Sylvesterorden
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Vita
Hermann Riewel wurde 1832 in Leipzig geboren, über seine familiäre Herkunft liegen keine Informationen vor. Er studierte zunächst an der Höheren Gewerbeschule in Kassel, wo er den prominenten Vertreter der Neogotik Georg Gottlob Ungewitter – der später am Wettbewerb für die Votivkirche teilnahm – als Lehrer hatte. Dann besuchte Riewel ein Jahr die Akademie in Leipzig und anschließend unternahm er eine Studienreise durch Deutschland und Oberitalien.

1856 kam Riewel nach Wien, wo er eine Stelle bei Ludwig Förster bekam, möglicherweise in seiner lithographischen Anstalt. In der Tat radierte er für Försters „Allgemeine Bauzeitung“ die Entwürfe von H. Ferstel, F. Schmidt und V. Statz für die Votivkirche. Aufgrund der guten Leistungen wurde Riewel 1857 ins Atelier Ferstels als Hauptzeichner für die große Baustelle der Votivkirche aufgenommen. Als 1871 J. Kranner starb, wurde Riewel an seiner Stelle zum Bauführer für das wichtige Kirchenprojekt ernannt. Obwohl der Bau der Votivkirche seine Hauptbeschäftigung blieb, arbeitete er auch an anderen Monumentalprojekten im Atelier Ferstels mit.

Als selbständiger Architekt entwarf Riewel einige Kirchen (hauptsächlich in Niederösterreich), war jedoch bei Restaurierungen von Sakralbauten in Nieder- und Oberösterreich besonders aktiv. 1886 wurde Riewel Konservator der k.k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst und -historischen Denkmale: Er war mit dieser Institution schon vertraut, da er seit langem Bauaufnahmen und Aufsätze verfertigte, die dann in den „Mittheilungen der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ Platz fanden. Außerdem war er auch Professor und Fachvorstand an der k.k. Staats-Gewerbeschule in Wien (heute Universität für angewandte Kunst).

Hermann Riewel starb im 56.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Hermann Riewel war, ähnlich wie Friedrich Schmidt, ein deutscher Einwanderer, der für das Gotik-Revival in Wien Bedeutung erlangte. Mit eigenen Bauprojekten in Wien nicht vertreten, wurde er damals trotzdem in Kunstkreisen sehr geschätzt.

Als Verfechter der neogotischen Kunstströmung wurde Riewel von Leopold Ernst zur Zusammenarbeit in seinem 1858 gegründeten „Gewerbe-Kunstblatt“ eingeladen. Für diese Zeitschrift lieferte er Entwürfe für einige Designobjekte wie Möbel und Öfen im neogotischen Stil. In den folgenden Dezennien zeichnete er auch eine große Anzahl von Entwürfen für das Kunstgewerbe.

Anhand der langjährigen Erfahrung bei der Baustelle der Votivkirche entwickelte sich Riewel zu einem Spezialisten für kirchliche Ausstattungen und Einrichtungen im Geist der gotischen Kunst und Architektur. Seine Projekte fanden Verwirklichung vor allem in Niederösterreich, wo er z.B. die Pfarrkirche von Zistersdorf um Chor und Turm erweiterte (1880) und die Pfarrkirche in St.Pantaleon-Erla sowohl innen wie außen regotisierte (1889–1892). Viele andere Kirchen bereicherte er mit neuen neogotischen Altären.

Als angesehner Fachmann für Kirchenrenovierungen und -ausstattungen bekam er 1881 den Auftrag für die Renovierung der Stiftskirche des berühmten Zisterzienserstiftes in Zwettl: bei dieser Gelegenheit beschränkte sich Riewel auf möglichst wenige Baueingriffe (Restaurierung des Maßwerkes der Querschifffenster und Neuverglasung; Anlage neuer Seitenaltäre).

Im Gegensatz zu etlichen Architekten, die als Schüler Friedrich Schmidts die neogotische Kirchenbauweise des verehrten Lehrers bei bedeutenden Pfarrkirchenerrichtungen weiter tradierten, ist es Riewel nicht gelungen, zu einem der wichtigen Kirchenarchitekten im Wien der Jahrhundertwende aufzusteigen.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1871–1879Votivkirche, Wien 9, Rooseveltplatz (Bauführer; Entw.: H. Ferstel)
1878–1893Pfarrkirche hl.Michael, Haag, NÖ (Regotisierung)
1880Stadtpfarrkirche, Zistersdorf, Kirchenplatz, NÖ (Turmbau)
ab 1881Stiftskirche, Zisterzienserstift, Zwettl, NÖ (Renovierung)
1882Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt, Neuhofen an der Ybbs, NÖ (Renovierung)
1889–1892Pfarrkirche hl.Pantaleon, St.Pantaleon-Erla, NÖ (Regotisierung)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1874Seitenaltäre, Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt, Neuhofen an der Ybbs, NÖ (Entwürfe)
1884Seitenaltar, Votivkirche, Wien 9, Rooseveltplatz
1891Josefialtar, Zisterzienserstift, Zwettl, NÖ (Entw.; Ausf.: J. Andergassen)
1893–1894Hochaltar, Pfarrhof, Klein-Pöchlarn, NÖ (Entw.; Ausf.: F. Westreicher)
1894Hochaltar, Pfarrkirche Hl. Lorenz, Friedersbach, NÖ (Entw.; Ausf.: J. Andergassen, J. Bachlechner)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
OESTA; WSt.LA; Archiv Adler; Wr.Ringstraßenarchiv
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Der moderne Schlosser (Rezension), in: Deutsche Bauzeitung 5.1871, S.287
A. Kieslinger / E. Mejchar: Die Steine der Wiener Ringstraße In: Die Wr.Ringstraße. Bd.4. Wiesbaden 1972
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. In: Die Wr.Ringstraße. Bd.2. Wiesbaden 1979
W. Telesko: Kulturraum Österreich: die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19.Jhs. Wien 2008
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße In: Die Wr.Ringstraße. Bd.11. Wiesbaden 1979
N. Wibiral / R. Kassal-Mikula: Heinrich von Ferstel In: Die Wr.Ringstraße. Bd.8/3. Wiesbaden 1974

HINWEISE AUF WERKE:
Gewerbe-Kunstblatt
1.1858, Bl.14 (Entwurf für einen Waschkasten)

Wiener Bauindustrie Zeitung
16.1898, S.26, 30 (Wiener Kunstschmiedearbeit)
16.1898, S.107, 133 (Taufkapellengitter der Votivkirche)

NACHSCHLAGEWERKE:
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893; Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Nord; Dehio NÖ/Süd A–L; Dehio NÖ/Süd M–Z

LEXIKA:
ÖBL
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Anmerkungen
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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