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Joseph Maria Schemerl

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.03.1754 - † 28.01.1844
Geschlecht: m
Geburtsort: Ljubljana
damaliger Name: Laibach
Land: Slowenien
damaliger Name: Krain
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Titel: Hofrat
weitere Namen: Schemerl v. Leytenbach; Schemmerl
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Straßenbaudirektor, Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Josef Anton S., technischer Meister
Mutter: Maria Catharina, geb. Rebhuen
Ehe (1783) mit Sara Kappus v.Pichelstein (ca.1756–1808)
Kinder: Augustin (*1784), Kanzlist; Maria Josefa (*1788); Rosa (*1789); Raphael (*1790); Felix Eugen (*1794); Maria (*ca.1798); Josefa (*ca.1801)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Jesuitenkollegium
1777–1779Reise in die Niederlande und nach Deutschland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1779–Tätigkeit bei der Laibach-Save-Kolpe Schifffahrtdirektion
1784–1786Direktor der Zeichenschule an der Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste in Laibach / Ljubljana (SLO)
o.J.Kameralingenieur
Straßeninspektor in Krain (heute Teil Sloweniens)
Vorstand der Straßenbaudirektion in Krain
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Auszeichnungen und Ämter
1809Hofbauratdirektor
1833Hofrat
vor 1840Hofbau-Buchhaltungs-Vorsteher
o.J.außerordentlicher Rat der Akademie der bildenden Künste in Wien
Ritter des österr. kaiserl. Leopold-Ordens
Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste in Laibach
Akademie der schönen Künste in Venedig
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Vita
Joseph Maria Schemerl wurde 1752 in Laibach / Ljubljana, in einer gut situierten Familie geboren. Sein Vater Joseph Anton war „technischer Meister“ und Landbesitzer. Schemerl wurde bei den Jesuiten erzogen. Schon früh interessierte er sich für das Bauwesen und da – unter dem Einfluss seines Lehrers, des Hydrotechnikers Gabriel Gruber – vor allem für die technischen Aspekte.

1777 unternahm Schemerl auf eigene Kosten eine zweijährige Studienreise in die Niederlande und nach Deutschland, den Rhein entlang, um die verschiedenen Kanalsysteme zu studieren. Nach seiner Rückkehr nach Laibach begann er seine Tätigkeit in der Laibach-Save-Kolpe Schifffahrtdirektion, wo er mit seinem Bruder Andre sowie gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer Gruber dem Vorstand angehörte. Er wurde dann Kameralingenieur, Straßeninspektor und schließlich Vorstand der Straßenbaudirektion in Laibach. Außerdem war er Mitglied der Ackerbaugesellschaft, wo er 1784–1786 als Nachfolger Grubers auch die Zeichenschule für Handwerker und Künstler leitete. In der Zeit als Krainer Straßenbaudirektor realisierte Schemerl die Brücke in Tschernutsch (heute Crnuce, SLO), verbesserte den Abschnitt Mackovec-Planina von der Magistrale-Straße Wien–Triest und entwarf die neue Trasse Oberlaibach-Adelsberg (heute Vrhnika-Postojna, SLO). In Laibach baute er einen modernen Schlachthof nach dem Amsterdamer Modell, verfasste Pläne für die Entwässerung des Laibacher Moores und adaptierte das ehemalige Franziskanerkloster als Schule und Bibliothek (nach dem Erdbeben 1895 abgerissen).

Noch vor 1799 übersiedelte Schemerl nach Wien. Er wurde wahrscheinlich vom Genieoffizier Sebastian von Maillard in die Hauptstadt gerufen, um an dem großen Projekt des Wiener Neustädter-Kanals (1797–1803) mitzuarbeiten. Ab 1804 durchlief Josef Schemerl eine brillante Karriere: er wurde Regierungsrat und Beisitzer in der Hofkommission in Kanal- und Bergbauangelegenheiten, dann 1809 Hofbauratsdirektor, 1811 nobilitiert (mit dem Prädikat von Leytenbach), 1833 Hofrat und schließlich Hofbau-Buchhaltungsvorstand (zuletzt im Schematismus 1840 so erwähnt).

1810 wurde von ihm das erste (allerdings nicht verwirklichte) Projekt einer Donauregulierung ausgearbeitet. Nach seinen Plänen wurde 1816–1818 das k.k. Polytechnische Institut (dann Technische Hochschule, heute Technische Universität) in Wien gebaut.

Schemerl war außerordentlicher Rat der Akademie der bildenden Künste in Wien, Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste in Venedig und der Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste in Laibach. Joseph Schemerl starb im 90.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Joseph Schemerl bezeichnet sich selbst als einer der „vornehmsten Techniker“ der ersten Hälfte des 19.Jh.s. Sein Œuvre umfasste Straßen- und Brückenbauten, Kanalbauten sowie öffentliche Gebäude. Das bekannteste Werk von Schemerl ist der Wiener Neustädter-Kanal. Die ursprünglich als Teil eines großen Kanalnetzes geplante und bis zur Adria projektierte Trasse, blieb allerdings ein Fragment, das jedoch bis zum Einsetzen des Eisenbahnverkehrs für einige Jahrzehnte der wichtigste Verkehrsweg für die Versorgung Wiens mit Massengütern von Süden her war. Die Planung erfolgte von dem Genieoffizier Sebastian von Maillard, der später Schemerl zur Unterstützung nach Wien holte. Als „k.k. Privilegierte Kanal- und Bergbaukompagnie“ begann die Gesellschaft schließlich im Sommer 1797 mit den Bauarbeiten, die bis 1803 dauerten. In den Jahren 1810–1811 erfolgte unter der Leitung Schemerls der Bau einer weiteren Kanalstrecke von Wiener Neustadt bis zur sogenannten Pöttschinger Höhe, um die bedeutenden Braunkohlereviere dieser Gegend für den Wiener Raum zu erschließen.

Schemerls bedeutendstes Architekturwerk in Wien ist das 1816–1818 erbaute Haus des damaligen k.k. Polytechnischen Instituts (heute Technische Universität). Der Originalentwurf des klassizistischen Gebäudes, das durch die lange und monumentale Fassade charakterisiert ist, zeigt einige Elemente – vor allem die Mansarddächer auf den Risaliten –, die eine bislang noch nicht erfolgte Überwindung des Spätbarocks aufweisen.

Schemerl erwarb wichtige Verdienste um die Verbreitung der technischen Kenntnisse nicht nur dank des Bauprojekts für die erste polytechnische Schule der habsburgischen Monarchie. Er war auch der Autor von wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten und, zumindest teilweise, zuständig für die Struktur der Zivilbaukunstlehre am Polytechnikum in Wien.

Als Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien und Mitglied der Studienkommission für die Gründung des Polytechnikums im Jahr 1813 stellte sich Schemerl gegen die Meinung des Fürsten Metternich, dem „Schutzpatron“ der Akademie, der verlangte, dass die Lehre der Architektur an der Akademie bleiben, während die Zivilbaukunst Teil der Lehre des Polytechnikums sein sollte.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1797–1803Wiener Neustädter-Kanal (mit Sebastian von Maillard)
1816-1818k.k. Polytechnisches Institut (heute Technische Universität), Wien 4, Karlsplatz
o.J.Brücke, Tschernutsch, Krain / Crnuce, SLO
Schlachthof, Laibach, Krain / Ljubljana, SLO
Adaptierung des ehemaligen Franziskanerklosters als Schule und Bibliothek, Laibach, Krain / Ljubljana, SLO
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Schemerl: Abhandlungen über die vorzüglichste Art, an Flüssen und Strömen zu bauen. Wien 1782
J. Schemerl: Abhandlungen über die Schiffbarmachung der Ströme. Wien 1788
J. Schemerl: Ausführliche Anweisung zur Entwerfung, Erbauung und Erhaltung dauerhafter und bequemer Strassen, 3 Bde. Wien 1807
J. Schemerl: Erfahrungen im Wasserbaue. Wien/Triest 1809
J. Schemerl: Vorschläge zur Erleichterung und Erweiterung der innländischen Schifffahrt und des Handels im Erbkaiserthume Oesterreich. Wien 1810
J. Schemerl: Del miglior modo di costruir ripari sui fiumi e torrenti, trattato dal signor Giuseppe Schemerl von Leytenbach, Presidente del Consiglio aulico in oggetti di Architettura e d’Acque e Strade. Venezia 1818

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WSt.LA; Archiv Adler; Wr.Ringstraßenarchiv; OESTA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
J. Neuwirth: Die k.k. Technische Hochschule in Wien 1815–1915. Wien 1915
G. Ricci / G. D’Amia (Hg.): La cultura architettonica nell’età della restaurazione. Milano 2002
M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich: Wien, Niederösterreich, Burgenland. Wien 1984

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z

LEXIKA:
Wurzbach; ThB; ÖBL; Czeike
Slovenski Biografski Leksikon
Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste
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Anmerkungen
In Wurzbach und ThB falsches Geburts- und Sterbedatum
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 22.05.2011
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