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Adolf Eckstein (Hrsg.) Künstler-Album, 1889
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 13.01.1834 - † 05.01.1901 | Geschlecht: m | Geburtsort: Veletice | damaliger Name: Welletitz, Böhmen | Land: Tschechien | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | weitere Namen: Karl Sch. | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt, Ingenieur | Familiäres Umfeld: Vater: Franz S. (+1867), Landwirt
| Mutter: Anna, geb. Tutschka (+1883)
| 1.Ehe (1867) mit Josefine, geb. Stein (1842–1882)
| Kinder: Carl Maria (*1868); Maria (1870–1883); Rosa, verehel. Homann (*1874); Clara, verehel. Hansel (1876-1965); Elisabeth verehel. Ladengast (1878–1950)
| 2.Ehe (1884) Marie, geb. Dopita (1864–1933)
| Kinder: Maria Anna, verehel. v. Hahn (1885-1966); Erich (1886–1963), Ingenieur; Margarete, verehel. Kelin-Doppler (1890–1961); Hedwig (1891–1931) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1850–1852 | Polytechnikum in Prag
| 1852–1854 | Polytechnisches Institut Wien
| 1854–1856 | Akademie der bildenden Künste Wien
| 1856 | Studienreise nach Italien |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1856–1857 | Assistentenstelle am Polytechnischen Institut (Bauwissenschaft u. Baubuchhaltung)
| 1858–1868 | Angestellter in der Südbahngesellschaft (Baudirektion)
| 1860 | beh. aut. Zivilingenieur
| 1868–1872 | Ingenieur und Vorstand der Hochbauabteilung der österr. Nordwestbahn
| 1871 | Baumeisterkonzession |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1878 | Silberne Medaille bei der Weltausstellung Paris 1878 (an die Firma Brüder Schlimp)
| 1884 | portug. Christus-Orden
| 1888 | Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone
| 1890 | Franz-Josefs-Orden
| 1893 | Kommerzialrat
| ab 1898 | Präsident der Ersten Schattauer Thonwaarenfabriks-Actien-Gesellschaft
| o.J. | Präsident der nieder-österr. Ingenieur-Kammer
| o.J. | Präsident der NÖ Ingenieur-Kammer |
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Mitgliedschaften
| 1858 | Österr. Ingenieurverein
| o.J. | nieder-österr. Ingenieur-Kammer |
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Vita
| Carl Schlimp wurde 1834 im böhmischen Welletitz als Sohn eines Wirtschaftsbesitzers geboren. Er begann mit 16 Jahren zuerst am Polytechnikum in Prag zu studieren, dann, 1852, wechselte er an das Polytechnische Institut in Wien, wo er sein Studium nach zwei Jahren erfolgreich beendete. Schließlich, 1856, rundete er seine Ausbildung mit drei Semestern an der Akademie der bildenden Künste bei Sicardsburg und van der Nüll ab.
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| Gleich nach dem Studienabschluss wirkte Schlimp als Assistent der Bauwissenschaft und Baubuchhaltung am Polytechnischen Institut bei Josef Stummer. Er wollte aber – laut einem Protokoll im TUAW – „sein Glück auf dem weiten Feld der Ingenieurwissenschaft“ versuchen.
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| Nach kurzer Tätigkeit bei Johann Sturany und Eduard Kuschee begann er 1858 eine zehnjährige Tätigkeit in der Baudirektion der Südbahngesellschaft. 1868 wurde Schlimp von Generaldirektor Hellwag als Inspektor und Vorstand der Hochbauabteilung der neu gegründeten Nordwestbahn berufen: er war zuständig für die Planung fast aller Hoch- und Niederbauten. In dieser Stellung blieb er bis 1873, die folgenden Arbeiten an der Linie bis Prag, darunter die Planung und Ausführung des Prager Nordwestbahnhofs, setzte Schlimp sodann in selbständiger Tätigkeit fort.
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| Das Aktionsfeld Schlimps breitete sich von nun an in viele verschiedenen Richtungen aus: 1868 gründete er mit seinem Bruder eine Tischler- und Schlosserwarenfabrik in Wien-Brigittenau, die sie bis 1880 zusammen leiteten. 1876 erwarb Schlimp als Teilhaber der Fa.Hellwag & Comp. eine Klinkerfabrik in Schattau (Satov), die er ab 1879 in die „Erste Schattauer Kunstbasaltstein-, Chamotten- und Steinzeugwaaren Fabrik. C. Schlimp, vorm C. Hellwag und Comp.“ umwandelte. 1884 gründete er das Kaolinschlämmwerk in Winau (Unonov) bei Znaim.
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| Darüber hinaus baute Schlimp öffentliche und private Bauten sowohl in Wien (1871 Baumeisterkonzession; 1881 in die Baumeisterinnung inkorporiert) als auch in anderen Städten der Monarchie. Laut Eisenberg soll Schlimp ab 1888 ausschließlich als Fabriksunternehmer tätig gewesen sein: Seine Firma beschäftigte nämlich hunderte Arbeiter, hatte Zweigstellen in vielen österr.-ung. Städten und auf Ausstellungen konnten seine Erzeugnisse etliche Prämien erringen. Allerdings war Schlimp 1894 doch wieder als Bauunternehmer an der Kanalisierung Wiens und an der Einwölbung des Wienflusses beteiligt.
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| Carl Schlimp starb im 67.Lebensjahr in Wien. |
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Stellenwert
| Carl Schlimp ist durch seine Vielfältigkeit als genuines Spiegelbild der Gründerzeit zu betrachten: Er war Architekt, Ingenieur, Baumeister, Bau- und Fabrikunternehmer. Obwohl er als Assistent am polytechnischen Institut eine sichere Laufbahn vor sich hatte, bevorzugte er den unsicheren Weg als Unternehmer. Seine preisgekrönten Leistungen in diesem Bereich ließen dann vergessen, dass Schlimp eine nicht unwichtigen Anteil an der architektonischen Gestaltung Wiens hatte. Als Architekt versuchte er immer, sich mit Stil und Materialien dem Trend der Zeit anzupassen: Während der 1860er Jahre entwarf er seine Bauten im Geist der Wiener-Neorenaissance und orientierte sich vor allem durch die Verwendung von Terrakottareliefs an Hansen-Bauten (z.B. das Wohnhaus Wien 6, Sandwirtgasse 10). Dann in den 1870er Jahren setzte er mit Elementen aus der italienischen Renaissance fort: Ein Beispiel davon ist das Direktionsgebäude der Lohnerwerke in Wien 9, Porzellangasse 1–2, mit symmetrischen Fassaden, einachsigen Seitenrisaliten und stark plastischen Dekorationselementen. Um 1880 verließ Schlimp seine von der italienischen Renaissance inspirierte Stilsprache zugunsten komplexerer, von deutsch-niederländischen Renaissancebauten angeregten Stilformen und folgte damit einer Modeströmung, die sich um 1880 in Wien bemerkbar machte (z.B. das Wohnhaus Wien 9, Servitengasse 22).
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| Schlimp zeichnete sich aber vor allem als bedeutender Bahnarchitekt aus: Seine wichtigste Leistung war wohl die Planung und Ausführung der Hochbauten der Nordwestbahn mit den Bahnhöfen Prag, Znaim, Deutschbrod und Iglau. Für diese Stationsbauten favorisierte Schlimp symmetrische Anlagen mit Mittel- oder Seitenrisaliten. Für die Ausführung bevorzugte er den Steinbau. Die Fassaden der kleineren Bahnstationen waren mit Ortsteinen, einfachen Fenstereinfassungen und hölzernem Giebelschmuck oder Fachwerk geschmückt. Seine Bahnarchitektur stellte – nicht zuletzt auch aufgrund der Veröffentlichung der von ihm geschaffenen Bautypen – eine entsprechende Vorbildwirkung für die folgenden Stationsbauten dar.
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| Schlimp spielte auch eine Rolle bei der baulichen und hygienischen Modernisierung Wiens. Im Jahr 1880 ernannte der Österreichische Ing.- und Architektenverein Schlimp zum Referenten eines Komitees, das eine Petition an das Parlament zur Unterstützung eines Antrags auf Steuerbefreiung von Neubauten ausarbeiten sollte. 1894 gab er eine Studie in Buchform über die Einwölbung des Wienflusses heraus, die auf der Anwendung des Schattauer Klinker basierte, der – wenig überraschend – in seiner eigenen Fabrik hergestellt wurde. Schlimps Anregungen fanden zum Teil Verwirklichung und 1896–1898 wurde er gemeinsam mit Eduard Skazil mit den Arbeiten betraut. Darüber hinaus nahm Schlimp an verschiedenen Wettbewerben für Bauten, bei denen Hygiene im Vordergrund stand wie Schlachthäuser, Krankenhäuser und Schulen, teil. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1865 | Wohnhaus, Wien 6, Sandwirtgasse 10
| 1876 | Wohnhäuser, Wien 4, Mostgasse 9–11 (nach 1945 verändert, Fassadendekor entfernt)
| 1882–1884 | Wohnhäuser, Wien 9, Servitengasse 18-22
| 1887 | Wohn- u.Geschäftshaus, Wien 1, Wipplingerstraße 15 (Geschäftszone teilweise verändert)
| 1888 | Haus Schlimp, Wien 3, Strohgasse 24 / Veitgasse 18 (nach 1945 verändert, Dekoration entfernt)
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verschiedene Adaptierungen und Aufstockungen in Wien
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ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1872–1875 | Nordwestbahnhof, Prag, Böhmen / Praha-Tesnov, CZ (1985 abgerissen)
| 1875–1876 | Direktionsgebäude der Lohner-Werke, Wien 9, Porzellangasse 2
| 1876–1880 | Landesirrenanstalt in Dobrzan, Böhmen / Dobrany, CZ (Ausführung)
| 1879 | Schule der Stadt Wien, Wien 6, Stumpergasse 56 (abgetragen)
| 1879–1881 | Schule der Stadt Wien, Wien 6, Marchettigasse 3
| 1889–1890 | Anstaltskirche, Landesnervenklinik Maria Gugging, Hauptstraße 2, NÖ (mit F. Kleibl; 1906 erweitert) |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1868–1872 | Hochbauten für die Nordwestbahn
| 1878 | Rosenhügelreservoir, Wien 13 (Ausf., mit Agular u. Skazil)
| 1887 | Wasserreservoir auf dem Wienerberg, Wien 10 (Ausf.) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1870 | Wiener Nordwestbahnhof (Wettbewerb)
| 1879 | Central-Viehof (Wettbewerb; mit M. Hinträger)
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ohne Datum
| | Irrenanstalt in Budapest, H (Wettbewerb, 3.Preis)
| | Krankenhaus Rudolfstiftung (Wettbewerb)
| | Landesbank in Altenburg, D (Wettbewerb) |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| C. Schlimp: Hochbauten der Österr. Nord-Westbahn. In: ZÖIAV 24.1872, S.1–6, Bl.1–2
| C. Schlimp: Über den Bau der kön. böhm. Landesirrenanstalt zu Dobran bei Pilsen. In: WÖIAV 2.1877, S.127–131
| C. Schlimp / L. Nobis: Projekt für die Einwölbung des Wienflusses mit Klinker-Steinen. Wien 1894 | VORTRÄGE:
| 1879 Über die Gasfeuerung in ihrer Anwendung auf die Thonwaaren-Industrie mit besonderer Berücksichtigung des continuierlichen Ofens v. J.Bähre. In: Der Civil-Techniker 1.1879 | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| ABK; Archiv Baumeisterinnung; OESTA; Pfarre St. Karl (Matrikenstelle); TUAW; WSt.LA |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| F.B. Polleroß: Notizen zur Biographien des Architekten und Bauunternehmers Carl Schlimp (1834–1901). In: Blätter für Technikgeschichte 39/40 (1977/78), S.65–79
| M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.11. Wiesbaden 1979
| Civiltechniker 23.1901, Nr. 2, S. 9–10 (Nachruf) | HINWEISE AUF WERKE:
| WBIZ
| 6.1888, S.258, Bl.48–51 (Haus Schlimp)
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| Wiener Neubauten
| Serie A, 3.Bd., S.3, T.33 (Haus Schlimp) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z; L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893 | LEXIKA:
| Czeike; ÖBL; ThB |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Diego Caltana | Eingegeben am: 31.10.2011 | Zuletzt geändert: 01.12.2011 |
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