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Heinrich Schmidt (1823)

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 29.08.1823 - † 19.08.1883
Geschlecht: m
Geburtsort: Langenalb/Baden
Land: Deutschland
damaliger Name: Großherzogtum Baden
Sterbeort: Reichenau a.d. Rax, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Johann Heinrich Ludwig
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Ingenieur
Familiäres Umfeld: Vater: Martin Sch., Pfarrer
Mutter: Caroline Sophie, geb. Hirthes
Ehe mit: Thekla Böhringer (1835–1907)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1841–1844Polytechnikum Karlsruhe
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1845–1856im Staatsdienst des Großherzogtums Baden (Wasser- u. Eisenbahnbau, ab 1854 auch Telegrafenwesen)
ab 1857leitender Oberingenieur (später Generalinspektor) der Österreichischen Staatseisenbahngesellschaft (insbesondere für den Brückenbau zuständig)
um 1872Oberinspektor des Ingenieurbüros der Wiener Weltausstellung
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Auszeichnungen und Ämter
1874Ritter des Ordnes der Eisernen Krone III. Klasse
1874Ritter des Franz Josefs Ordens
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Mitgliedschaften
ab 1867Österr. Ingenieur- u. Architektenverein (Verwaltungsrat und Redaktionsmitglied der Vereinzeitung)
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Vita
Heinrich Schmidt wurde 1823 als Sohn eines Pfarrers im damaligen Großherzogtum Baden geboren. Nach seiner Ausbildung als Ingenieur am Polytechnikum in Karlsruhe trat er 1845 in den großherzoglich badischen Staatsdienst ein, wo er für den Wasser- und Eisenbahnbau zuständig war, späterhin auch für das Telegrafenwesen. In dieser Zeit machte er sich insbesondere mit der Konstruktion einiger bahnbrechender Brückenbauten einen Namen, darunter der ersten größeren Eisengitterbrücke in Europa.

1857 wurde er von Karl Ruppert, einem gleichfalls aus dem badischen stammenden Techniker, der für die österreichischen Staatsbahnen arbeitete, nach Wien berufen, um in dieser Institution als leitender Oberingenieur tätig zu sein. In der Folge war Schmidt vor allem für den Brückenausbau der ungarischen Linie der österreichischen Staatsbahnen zuständig und wurde später auch zum Generalinspektor ernannt. 1867 trat Schmidt dem Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein bei, wo er sowohl im Verwaltungsrat tätig war als auch im Redaktionskomitee der vereinseigenen Zeitschrift mitwirkte. In dieser Funktion publizierte Schmidt eine Reihe von Artikel, die sich vor allem mit Themen des Eisenbahn- und Brückenbaus auseinandersetzten.

Anlässlich der Wiener Weltausstellung von 1873 wurde Schmidt zum Oberinspektor des Ingenieurbüros der Weltausstellung ernannt und für diese Zeit von der Bahn freigestellt. Im Rahmen dieser Tätigkeit war er vor allem für die Konstruktion der Wiener Rotunde verantwortlich. Anlässlich der Fertigstellung erhielt er mehrere große Auszeichnungen.

Heinrich Schmidt, der bis zuletzt aktiv war, ist noch nicht 60-jährig auf einem Erholungsurlaub in Reichenau an der Rax (NÖ) einem Schlaganfall erlegen. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt und auf dem evangelischen Friedhof am Matzleinsdorfer Platz beigesetzt.
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Stellenwert
Heinrich Schmidt war einer der führenden Ingenieure in der Frühzeit des österreichischen Eisenbahnwesens, der Mitte des 19.Jh.s infolge der technischen Rückständigkeit aus dem Ausland geholt worden war. Noch während seiner frühen Jahre in Deutschland hatte er mit der Konzeption der ersten größeren Eisengitterbrücken die Fachwelt auf sich aufmerksam gemacht. Während seiner Tätigkeit für die österreichischen Staatsbahnen war er nicht nur für den Bau zahlreicher Brücken verantwortlich, sondern hatte unter anderem ein Schwellensystem entwickelt, das nach ihm „System Schmidt“ genannt wurde.

Da generell damals die Bahningenieure die größte Erfahrung auf dem Gebiet des technischen Bauwesens hatten, war Schmidts Berufung als Chef des Planungsbüros für die Wiener Weltausstellung von 1873 nur eine logische Konsequenz. Im Rahmen dieser Tätigkeit stellte die Konstruktion der so genannten „Rotunde“, des kreisförmigen zentralen Ausstellungspavillons, seine Hauptaufgabe dar. Da die Vorentwürfe des englischen Ingenieurs Russel-Scott nur sehr vage waren und zum Großteil auf falschen Berechnungen beruhten, kann man die Verdienste um die Realisierung dieses Baus weitgehend Schmidt zuschreiben, der nur die Grundidee übernommen hatte. Das sehr komplexe Gebäude, das von 32 Säulen gestützt wurde, einen inneren Durchmesser von 105 m hatte und dessen Gesamthöhe 80 m betrug, zählte nach dem Kristallpalast in London zu den Höhepunkten der Glas- Eisenkonstruktionen des 19.Jh.s. Carl Hasenauer war für die architektonische Ausgestaltung im „Stil der Renaissance“ verantwortlich. Die „Rotunde“ prägte mit ihrer markanten Silhouette, die sie zu einem der Wahrzeichen von Wien machte, über viele Jahre das Messegelände im Prater und war Ort zahlreicher Ausstellungen, bis sie 1937 durch einen Brand vernichtet wurde.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1849–1850Kettenbrücke in Aarau, CH
1851Kinzingbrücke bei Offenburg, GrHzt. Baden (erste größere Eisengitterbrücke), D
1876Brücke bei Tynist, Böhmen (mit August Serres)
1880Waagbrücke bei Tornocz, H
1870Stadlauer Donaubrücke, Wien

INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
1873Industriepalast der Wiener Weltausstellung, sog. „Rotunde“, Wien 2, Prater (architektonische Ausgestaltung C. Hasenauer, 1937 abgebrannt)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1882Stefaniebrücke Wien (Wettbewerbsprojekt, 1.Preis)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
H. Schmidt: Über die Bestimmungen der äusseren auf ein Brückensystem wirkenden Kräfte. In: Allg. Bauzeitung 34.1866, S.27fÖ
H. Schmidt: Vorschlag zu allgemeinen Profilen für Eisenbahnschienen. In: ZÖIAV 20.1868, S.94ff
H. Schmidt: Betrachtungen über Brückenträger. In: Allg. Bauzeitung 36.1868, S.14ff
H. Schmidt: Über den Bau d. definitiven Waagbrücke nächst Tornocz, Ungarn. In: Allg. Bauzeitg. 39.1871, S.25ff, T.45 u. 45.1880, S.74f
H. Schmidt: Über den Transport der Eisenconstruction für die Donaubrücke. In ZÖIAV 23.1871, S.137ff
H. Schmidt: Notizen über die große Rotunde für die Weltausstellung 1873 in Wien. In: ZÖIAV 24.1872, S.69f
H. Schmidt: Über den eisernen Centralbau für die Weltausstellung in Wien. In: ZÖIAV 25.1873, S.137ff
H. Schmidt: Über Dachkonstruktionen. In: ZÖIAV 29.1877, S.101ff
H. Schmidt: Aphorismen über Eisenbahnoberbau. In: ZÖIAV 29.1877, S.166ff
H. Schmidt: Über eisernen Querschwellen-Oberbau. In: ZÖIAV 33.1881, S.91ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Landeskirchl. Archiv Karlsruhe; Wr. Ringstraßenarchiv
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jhs. 2.Bd. Wien 1906, S.439ff
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1906, S.527ff
V. Röll (Hg.): Enyclopädie des gesamten Eisenbahnwesens. 6.1894
R. Waissenberger: Wr. Nutzbauten als Beispiele zukunftsweisenden Bauens. In: Wr. Schriften, H.38, 1977, S.146ff
Wochenschrift des Österr. Ingenieur- u. Architektenvereins 8.1883, S.232 (Nachruf)

HINWEISE AUF WERKE:
ZÖIAV
28.1876, S.176 ff, T.28 (Brücke bei Tynist)
82.1930, S.495f (Rotunde)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
ÖBL Bd. 10
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 13.12.2012
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