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Friedrich Schnirch

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 07.06.1791 - † 25.11.1868
Geschlecht: m
Geburtsort: Pátek
damaliger Name: Patek, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Habsburger Reich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Oberinspektor
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Ingenieur
Familiäres Umfeld: Vater: Verwaltungsbeamter
Kinder: Friedrich (*ca.1824); Arnold, Ingenieur; Albina (1836–1843)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1819–1821Polytechnisches Institut Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1827im Staatsdienst tätig
1842Oberingenieur der k.k. Staatsbahnen
1861Oberinspektor der k.k. Staatseisenbahnbauten
1863Pension
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.k.k. Rat
o.J.Kaiser Franz Josef-Orden
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Mitgliedschaften
1849Österr. Ingenieurverein
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Vita
Friedrich Schnirch wurde 1791 in Patek, Böhmen (heute CZ) als Sohn eines Verwaltungsbeamten geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Horn, der philosophischen Lehranstalt in Krems sowie des k.k. Konvikts zu Wien studierte er 1819–1821 am Wiener Polytechnikum.

Zuerst als Privatingenieur bei den gräflichen von Magnischen Bergwerken tätig, trat Schnirch 1827 in den Staatsdienst, wo er eine glänzende Karriere durchlief, bis er 1863 als Oberinspektor pensioniert wurde. Vorerst bei der Baudirektion für Böhmen in Verwendung, war er ab 1842 bei der Generaldirektion für die Österr. Staatseisenbahnen tätig, wo er auch eine Zeit lang als Stellvertreter des Vorstands Carl v. Ghega fungierte. Schnirch entwarf die Linie Olmütz–Prag (Olomouc–Praha) sowie die der nördlichen und westlichen Staatsbahnen. Des Weiteren wurde er mit der Einrichtung der ersten Telegraphenanlagen befasst.

Der Bereich, in dem sich Schnirch aber vor allem einen Name machte, ist das Brückenbauwesen. Er hatte am Polytechnikum J. Kudriaffsky, den Begründer der Wiener Schule des Brückenbaus, als Lehrer. Noch als Privatingenieur schuf Schnirch 1824 die erste Kettenbrücke auf dem europäischen Kontinent bei Straßnitz in Mähren (Straznice, CZ) über die March. 1827 und 1847 erstellte er Projekte für Kettenbrücken über die Moldau in Prag, die beide zur Ausführung kamen. Nachdem er 1858 ein Privileg für ein von ihm entwickeltes System erhalten hatte, errichtete er 1859–1860 die Brücke über den Donaukanal für die Wiener Verbindungsbahn als erste Kettenbrücke für den Eisenbahnbetrieb in Wien (sie wurde 1884 durch eine Bogenbrücke ersetzt).

1863–1864 erbaute Schnirch mit J. Fillunger in einem neuen, nach ihnen benannten System die im Zusammenhang mit der Anlage der Wiener Ringstraße entstandene erste Aspernbrücke (1913 durch Bogenbrücke ersetzt).

Schnirch trat auch für die Interessen des Technikerstandes ein, so regte er 1848 die Bildung des „Österreichischen Ingenieur-Vereines“ (seit 1864 „Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein“) an und wurde auch dessen erster Präsident-Stellvertreter. Außerdem war Schnirch als fachmännischer Publizist tätig.

Vielfach geehrt und hoch angesehen starb Friedrich Schnirch im 77.Lebensjahr in Wien.
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Stellenwert
Friedrich Schnirch zählt zu den bedeutendsten österreichischen Technikern der ersten Hälfte des 19.Jhs und trug wesentlich zum Fortschritt des Brückenbaus bei. Er war kein Architekt, sondern Ingenieur, ein Beruf, der damals aufgrund neuer Herausforderungen in technischen Belangen zunehmend an Bedeutung gewann. Ähnlich wie andere Techniker (wie z.B. Johann Fillunger) war Schnirch vor allem im Eisenbahnbau tätig und profilierte sich bereits in diesem Bereich, obwohl er in der Folge vor allem durch seine Brückenbauten bekannt wurde.

In Wien erbaute er die Wiener Verbindungsbahnbrücke (1859–1860 als Bahnbrücke für die Verbindungsbahn zwischen Nord- und Südbahnhof; 1899 ersetzt) und die Aspernbrücke. Die 1863–1864 errichtete Aspernbrücke überquerte den Donaukanal in Wien an der heutigen Stelle und hatte in diesem Bereich keinen Vorgängerbau. Sie wurde in unmittelbarem Zusammenhang mit der Anlage der Ringstraße erbaut, um als deren Verlängerung die Bezirke Innere Stadt und Leopoldstadt zu verbinden. Ihren Namen trägt die Brücke zur Erinnerung an die Schlacht bei Aspern, in der Napoleon gegen Erzherzog Karl eine Niederlage erlitt. Die Herausforderung beim Bau einer Kettenbrücke stellte vor allem das Verhindern allzu großer Schwingungen dar und Schnirch hatte gemeinsam mit Johann Fillunger eine entsprechende Konstruktionsweise entwickelt, die sie auch zum Patent anmeldeten. Als große Neuerung wurde auch die Asphaltierung der Brückenfahrbahn hervorgehoben. Zur Dekoration wurde auf den Postamenten der Kettenanker allegorische Figuren des Künstlers Franz Melnitzky aufgestellt. Diese symbolisierten Krieg, Frieden, Ruhm, Wohlstand. Vor diesen Figuren wurden Steinlöwen – ebenfalls von Franz Melnitzky – platziert.

In der ZÖIV (Zeitschrift des Österr. Ing. Vereins) 1864 wurde berichtet, dass die Belastungsprobe der Kettenbrücke Donaukanal, System Schnirch-Fillunger, den Beweis der Güte des Konstruktionssystems und der technischen Ausführung erbrachte. Dennoch zeigten sich um die Jahrhundertwende bei diesem Bauwerk schwere Konstruktionsmängel: Unterschätzung der Verkehrsbelastung, geringe Berücksichtigung der dynamischen Einwirkungen sowie Außerachtlassung des Winddrucks führten nach langer Diskussion zum Abriss und zum Neubau als Bogenbrücke (1913 erbaut; architektonische Gestaltung von M. Hegele).

Durch sein technisches Wissen trug Schnirch auch bei anderen Bauaufgaben zum Fortschritt bei: Das erste Privilegium für einen eisernen Dachstuhl wurde 1826 an ihm vergeben. Dies ist bezeichnend für die gesamte Entwicklung der Eisendachstühle (siehe z.B. der Dachstuhl über dem Hauptschiff der Votivkirche), welche in engem Zusammenhang mit jener der Brücken zu sehen ist.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1824Kettenbrücke bei Straßnitz, Mähren / Straznice, CZ
1827Kaiser Franzens-Brücke, Prag, Böhmen / Praha, CZ
1847–1848Kettenbrücke über die Moldau bei Podolsko / Podoli, CZ
1859–1860Verbindungsbahnbrücke, Wien, Donaukanal (1884 ersetzt)
1863–1864Aspernbrücke, Wien, Donaukanal (mit J. Fillunger; 1913 durch einen Neubau von M. Hegele ersetzt)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Schnirch: Die Kaiser Franzens-Brücke zu Prag. Prag/Berlin 1842
F. Schnirch: Ueber die Art Brunnen oberirdisch zu bauen und zu versenken. In: ABZ 8.1843, S.147–151
F. Schnirch: Ueber Elektricität und electrische Telegraphie. In: ZÖIV 1.1849, S.29–36, 37–44, 45–56
F. Schnirch: Anwendung der electrischen Telegraphie für den Eisenbahndienst. In: ZÖIV 1.1849, S.129–134, 145-149
F. Schnirch: Hängebrücken über den Niagara für Eisenbahnen u. Straßenfuhrwerk als Doppelbrücke. In: ZÖIV 7.1855, S.156–157
F. Schnirch: Die erste (dies- und jenseits des Ozeans) ausgeführte Kettenbrücke für den Lokomotivbetrieb. In: ABZ 25.1860, S.220-233, Bl.380–381

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Wr.Ringstraßenarchiv; TUAW; WSt.LA; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
J. Fillunger: Die erste Kettenbrücke über dem Donaukanal zu Wien für den Eisenbahn-Lokomotivverkehr nach F. Schnirchs Sistem [sic]. Wien 1861
J. Langer: Bemerkungen über das Projekt der Eisenbahnkettenbrücke über den Wiener Donaucanal. In: ZÖIV 12.1860, S.108–110
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße (Die Wr.Ringstraße, Bd.4) Wiesbaden 1972
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
M. Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße (Die Wr.Ringstraße, Bd.11) Wiesbaden 1979

LEXIKA:
Wurzbach; ÖBL; H. Sturm (Hg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. 4 Bde Wien 1974ff; Czeike
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Anmerkungen
ÖBL irrt: die Franzensbrücke über den Donaukanal wurde nicht von Schnirch erbaut.
Eingegeben von: Diego Caltana
Eingegeben am: 01.10.2013
Zuletzt geändert: 18.11.2013
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