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Adolf Eckstein (Hg.) Künstler-Album, 1890
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 22.04.1830 - † 27.03.1902 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | weitere Namen: Ritter von Storck | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt und Kunstgewerbler | Familiäres Umfeld: Ehe (1862) mit Charlotte, geb. Bujatti (1836–1918)
| Kinder: Karoline (*1863), verh. Wallnöfer; Josefine (1865–1944), verh. Rosenstaud; Marianne (1866–1940); Wilhelm (*1867); Karl (*1871) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1841 | Montagschule an der Akademie der bildenden Künste (Fach: Uhrmacher u. Graveur)
| 1847–1849 | Akademie der bildenden Künste (Malerei bei Wegmayer, Ornamentik bei Bongiovanni u. Gruber, Architektur bei van der Nüll) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1849 | als Mitarbeiter im Atelier van der Nülls tätig
| ab 1855 | Supplent van der Nülls (ornamentales Zeichnen) an der Akademie
| 1856–1859 | Zeichenlehrer in der Zeichenschule des NÖ Gewerbevereins
| ab 1862 | Supplent van der Nülls (ornamentales Zeichnen) an der Akademie
| 1866 | Dozent am Polytechnikum Wien (1868–1877 Professor für Ornamentik und 1867–1868 Professor für Freihandzeichnen)
| 1868–1899 | 1.Direktor und Professor der Kunstgewerbeschule des Österr.Museums für Kunst u. Industrie (Professor für Architektur)
| 1876–1897 | Mitglied der Redaktion und Herausgeber der „Blätter für Kunstgewerbe“ |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1864 | korrespondierendes Mitglied des k.k. Österr. Museums für Kunst und Industrie
| ab 1866 | wirkliches Mitglied der Akademie der bildenden Künste
| 1871 | Prüfungskommissär der Lehramtskandidaten für Zeichnen
| 1873–1882 | Mitglied des künstlerischen Aufsichtsrates des k.k. Handelsministeriums (Referat über das gesamte Lehrmittelwesen und Lehrpläne der Fachschulen)
| 1887–1892 | Leiter des Büros für die Wiedererweckung des bosnisch-herzegowinischen Kunstgewerbes
| ab 1891 | Leiter des artistischen Ateliers zur Herstellung von Staatsnoten
| o.J. | Vorsitz der Ministerialkommission zur Evidenzhaltung des Lehrmittelapparats für Zeichenunterricht
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| 1849 | diverse Preise der Akademie für Textilentwürfe
| 1869 | Ritterkreuz des Kaiser Franz Josefs-Ordens (für die Mitarbeit an der Hofoper)
| 1873 | Orden der eisernen Krone 3.Klasse
| 1875 | Regierungsrat
| 1876 | Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone (Kunstgewerbeausstellung München)
| 1884 | Medaille für die Verdienste um das Kunsthandwerk
| 1885 | Kommandeur des königlich belgischen Leopardenordens
| 1888 | Ritter des königlich bayerischen Verdienstordens 2.Klasse vom Hl.Michael
| 1894 | Großherzoglicher Badischer Orden vom Zähringer Löwen
| 1894 | Ritter des Ordens der eisernen Krone 3.Klasse (Erhebung in den erblichen Adelsstand)
| 1900 | Wiener Bürgerrecht
| o.J. | Hofrat
| o.J. | Medaille um die Verdienste des Kunsthandwerks |
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Mitgliedschaften
| 1867 | Gründungsmitglied des Wr. Kunstgewerbevereins
| ab 1861 | Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
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zahlreiche Ehrenmitgliedschaften bei in- u. ausländischen Vereinen
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Vita
| Joseph Storck wurde 1830 als Sohn eines Uhrmachers in Wien geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Bereits als Elfjähriger besuchte er die Akademie der bildenden Künste, um sich als Uhrmacher und Graveur ausbilden zu lassen, ergriff aber letztlich nicht den Beruf des Vaters. Einige Jahre später 1847 studierte er neuerlich an der Akademie, vorerst Malerei und Ornamentik und schließlich Architektur bei van der Nüll, der ihn, die große Begabung Storcks erkennend, als Mitarbeiter in sein Atelier aufnahm. Als dessen Assistent war Storck an der Innenausstattung zahlreicher bedeutender Projekte, wie der Altlerchenfelderkirche, dem Arsenal und schließlich auch der Wiener Hofoper beteiligt. Daneben übte er auch eine intensive Lehrtätigkeit aus. Ab 1856 unterrichtete er an der Zeichenschule des Niederösterreichischen Gewerbevereins, später erneut als Supplent van der Nülls an der Akademie und als Dozent für Ornamentik am Polytechnikum.
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| 1868 war er Mitbegründer und erster Direktor der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (Vorläuferinstitution der Universität für angewandte Kunst), an der er in der Folge bis zu seiner Emeritierung 1899 tätig war. Obwohl Storck an der Kunstgewerbeschule das Fach „Architektur“ unterrichtete, handelte es sich nach heutigem Verständnis jedoch weitgehend um Innenarchitektur und Design. Auf diesem Gebiet, das in der historistischen Kunstauffassung einen besonderen Stellenwert hatte, war Storck auch umfassend tätig. Neben der Innenausstattung diverser Monumentalbauten, der Gestaltung zahlreicher Ausstellungspavillons und einer Unzahl von Wohnungseinrichtungen (des öfteren in Zusammenarbeit mit Gustav Gugitz) fertigte Storck Entwürfe für Teppiche, Geldscheine, Bucheinbände, Schmuck, Gläser und anderes mehr an. Generell war ihm die Förderung des Kunsthandwerks, dessen Unterrichtswesen er maßgeblich mitgestaltete, ein großes Anliegen. Als Mitglied des künstlerischen Aufsichtsrats des k.k. Handelsministeriums hatte er das Referat über das Lehrmittelwesen der Fachschulen inne, erstellte die Lehrpläne und arbeitete Vorlagen für den Unterricht aus. In zahlreichen Fachgremien vertreten, engagierte er sich auch als Redakteur der „Kunstgewerblichen Blätter“ und betätigte sich selbst immer wieder publizistisch.
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| Einen ganz besonderen Stellenwert im Rahmen seiner Tätigkeit nahm das Textil- und Spitzendesign ein. Aufgrund seiner Ehe mit einer Tochter des renommierten Seidenfabrikanten Bujatti war er dieser Branche auch persönlich verbunden. Insbesondere durch den Umstand, dass Storck neben der Erstellung zahlreiche Vorlagen für die Spitzenerzeugung auch 1879 die „Zentralspitzenkurse“ ins Leben rief, gilt er als Begründer der damaligen österreichischen Spitzenindustrie.
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| Storck, der mit zahlreichen Künstlern, u.a. Moritz von Schwind, befreundet war und in einer feudalen Villa auf der Hohen Warte lebte, die er nach seinen eigenen Vorstellungen eingerichtet hatte – insbesondere das orientalische Turmzimmer genoss einen legendären Ruf –, war bald nach seiner Emeritierung im 72.Lebensjahr einem Schlaganfall erlegen und wurde in einem Ehrengrab des Wiener Zentralfriedhofs beigesetzt. |
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Stellenwert
| Joseph Storck, dessen Wirken sich über die zweite Hälfte des 19.Jh.s erstreckt, gilt als einer der bedeutendsten Protagonisten des Wiener Historismus.
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| Als Schüler und langjähriger Mitarbeiter van der Nülls ist Storck sozusagen als dessen Nachfolger anzusehen. Während er bei den über Jahre währenden Innenausstattungen der Altlerchenfelderkirche (1849–1861) und des Arsenals (um 1860) nur als dessen Mitarbeiter tätig war, konnte er sich nach dessen Ableben bei der Weiterführung der Innenausstattung der Hofoper profilieren. Neben dem Entwurf der Beleuchtungsköper und anderem mehr, werden insbesondere die von ihm ausgestalteten „Kaisersalons“ bis heute als eine der Spitzenleistungen des Historismus angesehen. Dieser Erfolg bescherte ihm in der Folge nahezu eine Monopolstellung für die Ausstattung der offiziellen österreichischen Pavillons bei zahlreichen internationalen Ausstellungen. So gilt die Gestaltung des „Kaiserpavillons“ für die Wiener Weltausstellung 1873 als einer der Höhepunkte seines Schaffens. Als meisterlicher Beherrscher der damals so geschätzten Stilform der Neorenaissance wurde er zum Dekorateur der „Schönen Welt“ und richtete zahlreiche Wohnungen des Adels und des Großbürgertums ein. Storck war auch mehrfach für den kaiserlichen Hof tätig, für den er neben diversen Möbeln auch das offizielle Glasservice entwarf, das in Zusammenarbeit mit der Firma Lobmeyr entstand, mit der er des öfteren zusammenarbeitete. Ein weiteres Unternehmen, mit dem Storck eng kooperierte, war die Teppichfirma Philipp Haas, für die er zahlreiche Textilentwürfe anfertigte.
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| Neben Storcks umfassender Tätigkeit als Innenarchitekt und Kunstgewerbler ist auch seine Bedeutung als Mitgestalter und Reformer des Fachschulwesens hervorzuheben. Nicht nur dass er durch seine Mitgliedschaft in zahlreichen staatlichen Gremien an der Gestaltung des Unterrichts und des Lehrplans großen Anteil hatte, hat er selbst in seiner nahezu fünfzig Jahre währenden Lehrtätigkeit, die durch eine Reihe von Fachpublikationen abgerundet wurde, eine Unzahl von Schülern unterrichtet.
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| Gegen Ende der neunziger Jahre, als sich – ausgelöst durch die „Moderne“ und die Secessionsbewegung – eine neue, ganz entgegengesetzte Ästhetik durchzusetzen anfing, geriet Storck jedoch zunehmend unter Kritik. Seine hypertrophen kunstgewerblichen Entwürfe, die der Stilkopie verpflichtet blieben, machten ihn zum Feindbild der Secessionisten, für die er alle „Untugenden“ des Historismus verkörperte. Auch wurde ihm aufgrund seiner zahlreichen Funktionen und Mitgliedschaften der Vorwurf eines „Ämterkumulierers“ gemacht. Als Storck 1899 emeritierte, übernahm – geradezu als Symbol einer neuen Ära – Josef Hoffmann, einer der führenden Secessionskünstler, seine Architekturklasse. |
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Werke
| ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1849–1861 | Altlerchenfelder Kirche, Wien 7 (Mitarbeit an der Innenausgestaltung als Assistent van der Nülls)
| um 1860 | Innenausstattung des Arsenals Wien 3, Ghegastraße (als Assistent van der Nülls)
| 1868–1869 | Hofoper, Wien 1, Opernring 2 (Innenausstattung in Zusammenarbeit mit Gustav Gugitz nach dem Tod van der Nülls)
| 1873 | Kaiserpavillon, Weltausstellung Wien (Inneneinrichtung, mit G. Gugitz) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1861 | Ausschmückung des Waffenmuseums im Arsenal, Wien 3, Ghegagasse
| 1867 | Weltausstellung Paris (Wohnzimmermöbel aus Metall)
| 1871 | Ausstellungseröffnung des Österr. Museums für Kunst und Industrie (orientalisches Boudoir)
| 1872 | Grand Hotel, Wien 1, Kärntnerring 9 (Inneneinrichtung, mit Gustav Gugitz)
| 1873 | Ausstattung der Kaiserpavillons der Wiener Weltausstellung (mit G. Gugitz)
| 1876 | Kunstindustrieausstellung München
| 1889 | Weltausstellung Paris (Mitarbeit)
| 1893 | Gestaltung der österr. Abteilung der Kunstgewerbeausstellung in Genf
| 1876 | Wohnungsausstattung, Fürst Liechtenstein, Palais Liechtenstein, Wien 9, Liechtensteinstraße
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undatiert:
| | Wohnungseinrichtung Joseph Ritter v. Lippmann
| | Wohnungseinrichtung, Villa Storck, Wien 19, Hohe Warte 36 (abgerissen)
| | Wohnungseinrichtung Friedländer, Wien 3, Kolowratring (heute Schubertring) 3 ( mit G. Gugitz)
| | Wohnungseinrichtung Gerstner
| | Einrichtung der Villa Eduard Haas, Vöslau, NÖ
| | Wohnungseinrichtung Waldheim
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diverse kunsthandwerkliche Entwürfe: Bucheinbände, Kassetten, Gebetbuch der Kaiserin Elisabeth, Album für Erzherzog Rainer, Ehrenkette des Wiener Bürgermeisters, Huldigungsadresse des Wiener Gemeinderats an den Kaiser anläßlich seiner Silberhochzeit, diverse Glasentwürfe für die Fa. Lobmeyr, Kaiser Franz Josef-Vase (mit der Firma Spaun) u.a.
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| J. Storck (Hg.): Blätter für Kunstgewerbe. Wien 1872ff (vierteljährliches Periodikum mit Vorlageblättern)
| J. Storck: Thür- und Fensterverschlüsse. Wien 1875 (Teilveröffentlichung des Nachlasses von Sicard)
| J. Storck: Einfache Möbel im Charakter der Renaissance. Wien 1875
| J. Storck: Alte Möbel für moderne Bedürfnisse. Wien 1875
| J. Storck: Die Pflanze in der Kunst. Wien 1895 | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv ÖBL; Wr.STLA (Verlassenschaftsabhandlung) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| A. Eckstein (Hg.): Wiener Künstleralbum. Wien 1890
| R. Eitelberger: Kunst und Künstler Wiens. Wien 1878
| J. Falke: Wiener Weltausstellung – Das Kunstgewerbe. In: Zeitschrift f. bildende Kunst, S.20ff
| H. Fillitz: Der Traum vom Glück (Ausst.Kat.). Wien 1997, Bd.1, S.240 u. Bd.2, S.523 u. S.610
| G. Fliedl: Kunst und Lehre am Beginn der Moderne, die Wr. Kunstgewerbeschule 1867–1918. Wien 1986
| G. Frodl (Hg.): Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, 19.Jh. Bd.5, München u.a. 2002
| U. Handler: Josef Storck auf der Wiener Weltausstellung 1873, Dipl.Arb. Salzburg 1987
| J. & L. Lobmeyr – Zwischen Tradition und Innovation (Ausst.Kat.). Wien 2006
| Neue freie Presse 28.3.1902 (Nachruf)
| E. Ottilinger (Hg.): Kaiserliche Interieurs (Ausst.Kat.) Wien/Köln 1997
| E. Ottilinger: Das österreichische Kunstgewerbe. In: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich (19.Jh.). München u.a. 2002, S.542ff
| Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 8.1902, S.336ff (Nachruf)
| Prager Abendblatt 28.3.1902 (Nachruf)
| E. Ranzoni: Wiener Bauten. Wien 1873
| U. Scholda: Theorie und Praxis im Wiener Kunstgewerbe des Historismus am Beispiel von Josef Ritter v. Storck, Phil.Diss. Wien 1991
| U. Scholda: Die ausführende Hand des Theoretikers, die Kunstgewerbeschule unter ihrem Direktor J. Storck. In: Museum f. Angewandte Kunst (Hg.): Kunst und Industrie (Ausst.Kat.). Wien 2000, S.219ff
| W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien 1967
| A. Wurm-Arnkreuz: Die Francisco-Josephinische Zeit der Wiener Architektur: In: ZÖIAV 70.1918, S.159ff / S.171ff / S.187f / S.195ff | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bezirk)
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
| Biograph. Jahrbuch 1905
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
| Das geistige Deutschland am Ende des XIX.Jh.s. Leipzig/Berlin 1898 | LEXIKA:
| Czeike; ThB; Wurzbach; Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd.9; ÖBL |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 31.10.2011 | Zuletzt geändert: 01.12.2011 |
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