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Dominik Avanzo


Foto ZÖIAV 1910

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 03.01.1845 - † 08.11.1910
Geschlecht: m
Geburtsort: Köln
Land: Deutschland
damaliger Name: Deutsches Reich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Prof.
weitere Namen: Dominik Hubert Apollinaris
Avanco
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Johann Baptist A., Papierhandlung und Kunstverlag
Mutter: Christine geb. Eick
Ehe mit Viktoria Jandl
Kinder: Christine (*1890); Hildegard (*1893); Johann Babtist (1894-1900)
Bürogemeinschaft: Avanzo & Lange, Wien 9, Berggasse3
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Architekturschule in Köln (bei C. Bolle)
1866-1870Ausbildung zum Architekten bei Heinrich Withase
Studienreisen nach Deutschland, Belgien, Frankreich und Italien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1866-1870Volontär im Atelier Heinrich Withase
1870-1873Tätigkeit im Atelier Friedrich Schmidt
1874-1880Bauleiter beim Justizpalast Wien von A. Wielemanns (mit Paul Lange)
um 1880Gründung eines eigenen Architekturbüros mit Paul Lange
1881-1905Prof. für Fach- und Ornamentzeichnen am Technologischen Gewerbemuseum Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1880Goldene Medaille der Gewerbeausstellung in Wien
1882Silberne Medaille Triest
1888Ehrenbürger der Gemeinde Lilienfeld, NÖ
1900Goldende Medaille Paris
1901Ritter des Franz Josefs-Orden
o.J.Ehrenbürger der Gemeinde Ramsau, NÖ
o.J.Regierungsrat
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Mitgliedschaften
ab 1873Altertumsverein Wien
ab 1874Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
ab 1885Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Durch den Beruf des Vaters, der in seinem Verlagshaus neben volkstümlichen Bilderbogen auch Kunstdrucke bekannter Künstler herstellte, wurde Avanzos Interesse für die Kunst schon früh geweckt. Er entschied sich für den Architektenberuf und besuchte die Architekturschule in Köln. Auf Empfehlung seines Lehrers Withases ging Avanzo 1870 nach Wien, wo er drei Jahre im Atelier Friedrich Schmidts - vor allem bei der Restaurierung des Stephansdomes - tätig war. Durch Schmidt lernte er auch dessen Schüler Alexander Wielemans kennen, der ihn im Jahr 1875 beim Bau des Justizpalastes gemeinsam mit Paul Lange als Bauführer einsetzte.

Da Avanzo in Köln einige Zeit als Kunsttischler gearbeitet hatte, wurde er sowohl von Schmidt als auch von Wielemans vor allem mit Innenausstattungen betraut. Darüber hinaus entwarf Avanzo zahlreiche kunstgewerbliche Gegenstände, die so viel Beachtung und Zustimmung fanden, dass er als Professor an die Gewerbeschule des Technologischen Gewerbemuseums in Wien berufen wurde.

Avanzo war ein gefragter Restaurator gotischer Kirchen, für die er auch neue Inneneinrichtungen im neogotischen Stil schuf (z.B. Stiftskirche Heiligenkreuz, NÖ). Ebenso leitete er die Restaurierung zahlreicher Schlösser im Bereich der Monarchie (z.B. in Oslavan, Achleiten, Grünschitz).

Für die Durchführung neuer Bauvorhaben gründete er gemeinsam mit Paul Lange ein Architekturbüro. Die wichtigste realisierte Bauaufgabe des Architektenteams war die Errichtung des großen Schulkomplexes in Wien 1, Hegelgasse. Des weiteren erbauten Avanzo und Lange auch etliche Villen u.a. in Kaltenleutgeben bei Wien sowie Grabdenkmäler, wie z.B. das Ghega-Grabdenkmal am Wiener Zentralfriedhof.

Als Obmann des „Photographen-Ausschusses“ initiierte Avanzo die fotografische Dokumentation von Bauten, Interieurs, Portalen etc. der Biedermeierzeit. Avanzo war auch publizistisch tätig. Gemeinsam mit Paul Lange erstellte er das Werk „Wiener Monumentalbauten“ und seine Zusammenstellung und Herausgabe von Musterblättern für Möbeltischlerei und Hausindustrie fand damals weite Verbreitung.
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Stellenwert
Durch seine Tätigkeit im Atelier Friedrich Schmidts erwarb Avanzo ein großes Verständnis für den gotischen Stil und wurde daher bevorzugt mit Restaurierungen betraut. So leitete er u.a. die Restaurierung der bedeutenden gotischen Stifte Heiligenkreuz und Lilienfeld in Niederösterreich. Seine puristischen Renovierungspläne waren allerdings nicht unumstritten. Er forcierte nicht nur eine Regotisierung durch das Entfernen barocker Einbauten, sondern er trat darüber hinaus für eine „stilreine“ Regotisierung ein, indem er sogar die Kennzeichen einzelner Bauphasen innerhalb des 13.Jh.s umgestalten und in den Stilmerkmalen der letzten Periode vereinheitlichen wollte.

Bei der Durchführung eigenständiger Bauvorhaben erwies sich Avanzo hingegen als typischer vielseitiger Historist, indem er die Stilwahl für die jeweilige Bauaufgabe stark von assoziativen Verknüpfungen herleitete. Bei den Schulbauten etwa bevorzugte Avanzo Formen der italienischen Renaissance, da man mit diesem Stil schon ab der Jahrhundertmitte einen hohen Bildungsstand assoziierte. In der Ausbildung des hohen Eckturms bei der Staatsgewerbeschule allerdings wurde trotz der Renaissanceformen bereits seinerzeit „Merkzeichen gotischer Schulherkunft“ (P. Kortz) festgestellt.

Das Gasthaus „Zur güldenen Waldschnepfe“ wiederum stellt ein frühes Beispiel des Heimatstils dar. Avanzo wählte romantische Motive wie Arkaden, eine reiche Dachlandschaft sowie eine asymmetrische Gestaltungsweise, die das Gebäude im „Charakter patriarchalischer Einkehrwirtshäuser des 17.Jh.s.“ (P. Kortz) erscheinen lassen.

Die straßenseitigen Fassaden des Anatomischen Instituts wiederum weisen als Ausbildungsstätte erneut Neorenaissanceformen auf, wohingegen die hofseitigen Fassaden sehr schlicht in Sichtziegelbauweise ausgeführt sind. Bemerkenswert ist die Begründung Avanzos für die Wahl dieses Baustoffes: Es sollte eine etwaige „Blendung“ beim Arbeiten am Mikroskop verhindert werden.

Letztlich erweist sich Avanzo nicht nur bei den Restaurierungsarbeiten, sondern auch bei neuen Bauvorhaben als ein Architekt, der strikt der Tradition verpflichtet war. Während seine Bauten hinsichtlich des Formenvokabulars und der Materialwahl kaum innovative Gestaltungselemente erkennen lassen, zeigen die Grundrisse bzw. die Erfüllung praktischer Erfordernisse im Inneren Avanzos Aufgeschlossenheit gegenüber modernen Anforderungen, wie sich etwa am Anatomischen Institut erweist.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1884Wohnhaus, Wien 6, Magdalenenstraße 29 (wahrsch. nur der Entwurf der Fassadendekoration mit Scraffitti und Mosaiken, nicht erhalten)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1860Grabmal für Karl Ritter von Ghega, Zentralfriedhof Gruppe 32A/24, Wien 11 (mit Paul Lange, engerer Wettbewerb)
1872-1894Zisterzienserstift und Stiftskirche Heiligenkreuz, Bez. Baden, NÖ (umfassende Restaurierungs- und Regotisierungsarbeiten, 1885-1887 Hochaltar und Kanzel)
1874-1898Zisterzienserstift Lilienfeld, NÖ (Regotisierung des Kreuzganges, Neubau und Ausstattung des Brunnenhauses, Portal des ehem. Refektoriums, Kapitelsaal etc.)
1883-1894Gasthaus „Zur güldenen Waldschnepfe“, Wien 17, Dornbacherstraße 88 (mit Paul Lange, nach dem 2.Weltkrieg nicht wieder eröffnet)
1883-1889Pfarrkirche Maria Raisenmarkt, Gem. Alland, Bez. Baden, NÖ (Umbau- u. Renovierungsbauten)
1883-1885k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt, Staatsgewerbeschule, Schulbücherverlag, Wien 1, Fichtegasse 4 / Hegelgasse 14 / Schwarzenbergstraße 5-7 / Schellinggasse 13 (mit Paul Lange, heute Höhere Techn. Bundeslehr- und Versuchsanstalt, Oberstufenrealgymnasium, Österr. Bundesverlag, Dekor reduziert)
1885Zisterziensterstift „Neukloster“, Wiener Neustadt, NÖ (Renovierungs- und Regotisierungsarbeiten)
1885Anlage des Döblinger Friedhofs, Wien 19, Hartäckerstraße 95 (mit Paul Lange, in der Folge mehrfach erweitert)
1886Anatomisches Institut der Universität, Wien 9, Währingerstraße 11-13 (mit Paul Lange, 1884 engerer Wettbewerb, an Stelle der alten Gewehrfabrik; nach Kriegsschäden Fassade vereinfacht, Hörsaaleinrichtung 1980 zerstört)
1886Ghega-Denkmal, Wien 11, Zentralfriedhof
1888Stadtamt, Lilienfeld (Dörfl), NÖ
1888Gruftkapelle Abt Alberich Heidmann, Friedhof Lilienfeld, NÖ
1889Friedhofskapelle, Heiligenkreuz, Bez. Baden, NÖ
1901-1905Pfarrkirche Ramsau, Bez. Lilienfeld, NÖ (Neogotische Adaptierungen)

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
Entwürfe für Möbel und Innendekorationen, Beleuchtungskörper und diverse Kleingeräte

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1876Rathaus für Hamburg (Wettbewerb, 2.Preis)
1877Speisesaaleinrichung, Hannover (Wettbewerb, 1.Preis)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
D. Avanzo: Entwürfe zu hausindustriellen Objekten der Holzdrechslerei nebst einem Lehrgange. Wien 1882-89
D. Avanzo: Renaissance-Möbel im Charakter des 15. und 16.Jh.s. Wien 1884-85
D. Avanzo / P. Lange: Die Besichtigung des k.k. Anatomischen Instituts durch die Mitglieder des ÖIAV. In: Wochenschr. d. Österr. Ing. u. Arch. Vereins 11.1886, S.232f
D. Avanco / P. Lange: Das k.k. Anatomische Institut in Wien. In: Allgem. Bauzeitung 54.1889, S.35ff
D. Avanzo: Die Lilie in der mittelalterlichen Kunst. In: ZÖIAV 54.1902, S.329f
D. Avanzo: Der äußere Verputz des Bruchsteinmauerwerks in der gotischen Epoche. In: ZÖIAV 55.1903, S.11
D. Avanzo: Gotisches Terrakotta-Pflaster in der Stiftskirche zu Heiligenkreuz, NÖ. In: ZÖIAV 55.1903, S.636ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv ÖIAV; Matrikenstellen Pfarren St.Leopold Wien 2 und St.Laurenz am Schottenfeld
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Professor Dominik Avanzo. In: Dt. Bauzeitung 44.1910, Nr.104-105, S.868 (Nachruf)
Anonym: [Nachruf] In: Mitteilungen des k.k. technologischen Gewerbe-Museums in Wien. 20.1910, H.3 u. 4., S.150f
Ausstellungskatalog: 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Stift Lilienfeld. Wien 1976, S.168, S.335
A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. In: R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Die Wiener Ringstraße, Bd.4. Wiesbaden 1972
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
ÖKT 18: D. Frey (Hrsg.): Die Denkmale des politischen Bezirks Baden. Wien 1924
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951, S.62
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Das Kunstwerk im Bild. In: Die Wiener Ringstraße. Bd.1. Wiesbaden 1969
A. Wielemans: Prof. Arch. Dominik Avanzo, gest. 8. Nov.1910. In: ZÖIAV 62. 1910, S.756f (Nachruf mit Bild)

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
53.1888, S.35, T.32ff (Die Staats-Gewerbeschule in Wien, 1.Bezirk)

Architektonische Rundschau
3.1887, H.1, T.4 (Wirtshaus „Zur güldenen Waldschnepfe“ in Dornbach bei Wien)
54.1889, S.35f (Das k.k. Anatomische Institut in Wien)

Blätter für Architektur und Kunsthandwerk
11.1898, S.17f (Landhaus Schöneck in Heidelberg, Schlossstraße 12)

Deutsche Bauzeitung
21.1887, S.551 (Das Ghega-Denkmal auf dem Zentral-Friedhof der Stadt Wien)

WBIZ
2.1884, T.124 (Miethaus der Tyroler Glasmalerei-Filiale in Wien 6, Magdalenenstraße 29)
3.1885, S.190f (Das Gebäude der Staats-Unterrichtsanstalten in Wien)
4.1886, S.2f (Der Bau des anatomischen Museums Wien IX, Währingerstraße)

Wochenschr. d. Österr. Ing. u. Arch. Vereins
13.1888, S.125f (Die neue Friedhofsanlage in Oberdöbling)

ZÖIAV
40.1888, S.47f (Das Ghega-Denkmal auf dem Zentral-Friedhof)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2; Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Nord
L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
L. Hirsch: Der kaiserl. österr. Franz Joseph Orden und seine Mitglieder. Wien 1912
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon. Wien 1902
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB; Czeike; ÖKL; AKL
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Ausstellungen
1880Gewerbeausstellung Wien
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Anmerkungen
Divergierende Todesdaten: 8.9. ÖKL; 8.11. div. Nachrufe, Czeike, AKL
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2005
Zuletzt geändert: 23.03.2011
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