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Paul Wasserburger


Quelle: Adolf Eckstein (Hrsg.) Künstler-Album, 1890

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 04.11.1824 - † 23.11.1903
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister, Architekt und Steinmetz
Familiäres Umfeld: Vater: Anton W. (*1788), Hofsteinmetz
Mutter: Therese, geb. Edelmann (1794–1871)
Brüder: Anton (1823–1862), Steinmetz; Moritz (1828–1879) Zimmermeister
Ehe (1864) mit: Marianne, geb. Gunkel (1841–1926)
Kinder: Paula (1865–1945), Malerin u. Schriftstellerin unter dem Pseudonym S.J. Lewikoff; Paul (1868–1876); Marianne (*1871) verh. Ettingshausen; Elisabeth (1873–1890)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1837–1841Polytechnikum Wien
1841–1844Akademie der bildenden Künste Wien (Architektur bei Pietro Nobile)
diverse Studienreisen
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1851–1896Stadtbaumeister
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Auszeichnungen und Ämter
1860–1868Schätzungskommissär der Stadterweiterungskommission
seit 1868Mitglied der Baukommission des Innenministeriums
o.J.Leiter des Hofsteinmetzateliers
o.J.Obmann des Steinmetzkonsortiums
o.J.Stifter des Künstlerhauses und des Musikvereins
1851Wiener Bürgerrecht
1868Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
1870Baurat
1871Ehrenbürger der Stadt Eggenburg
1882Ritter des Kaiser Franz Josefs Ordens
1875Hofbau- u. Steinmetzmeister
1886Orden der Eisernen Krone 3.Klasse (für die Ausführung des Sühnhauses)
1898Erhebung in den erblichen Adelsstand
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Mitgliedschaften
1851Baumeisterinnung
1864Österreichischer Ingenieur und Architektenverein
1862Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
o.J.Vereinigung der Civiltechniker
o.J.Wiener Musikverein
Ehrenmitglied zahlreicher Vereinigungen
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Vita
Paul Wasserburger wurde 1824 als zweiter von drei Söhnen eines Hofsteinmetzen in Wien geboren. Das renommierte Unternehmen der Familie bestand bereits seit der Mitte des 17.Jh.s, wobei der Begriff „Steimetz“ nach damaligem Verständnis sehr weit aufzufassen ist und auch die Tätigkeit eines Baumeisters, Architekten, Restaurators oder Bildhauers umfasste. Paul erhielt – wie auch seine Brüder – dem Stand der Familie entsprechend, eine sehr qualifizierte, akademische Ausbildung: nach der Absolvierung des Polytechnikums studierte er von 1841–1844 an der Akademie der bildenden Künste bei Pietro Nobile Architektur. Ob Wasserburger sofort in den väterlichen Betrieb eintrat oder vorerst noch anderweitig praktizierte, ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass er 1851 die Baumeisterkonzession erwarb und 1862 nach dem Tod des ältesten Bruder Anton, die Leitung des Unternehmens übernahm. In der Folge war er bis in die 1890er Jahre einer der meistbeschäftigen Baumeister in Wien, insbesondere war seine Firma an nahezu allen großen Monumentalbauten der Ringstraße beteiligt.

1864 ging er eine Ehe mit Marianne Gunkel, der Tochter eines renommierten Hofschneiders, ein. Das Ehepaar führte ein großes Haus, sowohl das Stadtpalais in Wien als auch die Villa in Baden galten als gesellschaftlicher Treffpunkt. Aus dieser Verbindung gingen vier Kinder hervor. Allerdings verstarben zwei davon bereits in frühen Jahren. Die älteste Tochter Paula wurde unter dem Pseudonym S. J. Lewikow eine bekannte Schriftstellerin. Paul Wasserburger, der auch in zahlreichen Kommissionen vertreten war und mehrere bedeutende Ämter innehatte, betätigte sich oft auch als großzügiger Spender und Mäzen. Für alle diese Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1898 in den erblichen Adelstand erhoben. Allerdings sah er sich im selben Jahr tragischerweise gezwungen, die mehr als zweihundert Jahre existierende Firma aufzulösen, da er sich bereits in einem fortgeschrittenen Alter befand und sowohl sein einziger Sohn als auch seine beiden Brüder verstorben waren.

Nach langer Krankheit ist Paul Wasserburger an den Folgen eines Bronchialkatarrhs im 79.Lebensjahr in Wien verstorben. Beigesetzt wurde er in dem Familiengrab am Hietzinger Friedhof.
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Stellenwert
Paul Wasserburger, dessen Schaffen in die große Ausbauphase der Wiener Ringstraße fällt, arbeitete ungeachtet seiner Architektenausbildung bei Pietro Nobile weitgehend als ausführender Baumeister.

Seine Entwurfstätigkeit beschränkte sich bis auf einige wenige Projekte aus seiner Frühzeit (z.B. Miethaus, Wien 9, Türkenstraße 5, 1857) zumeist auf Bauten für den eigenen Bedarf, und selbst in diesem Fall zog er im Sinne der historistischen Architekturauffassung andere Architekten für die Fassadengestaltung hinzu. Ein in dieser Hinsicht paradigmatischer Bau ist das Landhaus Wasserburger (auch „Theresenvilla“) in Baden, NÖ, das er 1850 gemeinsam mit Sicardsburg u. van der Nüll plante. Grundriss und Raumeinteilung, die von der englischen Landhausarchitektur beeinflusst waren und möglicherweise auf einem bereits in seiner Studentenzeit entstandenen Projekt von 1842 beruhten, wurden von Wasserburger selbst erstellt. Dahingegen waren Sicardsburg und sein Partner für die Außenerscheinung verantwortlich, deren romantisierende neugotische Formen damals ein absolutes Novum waren. Ganz ähnlich ging Wasserburger beim Bau des familieneigenen Miethauses in Wien 1, Johannesgasse 24 (1867) vor, wo er neuerlich für die Grundriss- und Raumeinteilung verantwortlich zeichnete und Wurm von Arnkreuz die Außengestaltung übernahm (möglicherweise in der Nachfolge von den zu diesem Zeitpunkt gerade verstorbenen Sicardsburg und van der Nüll). Ob er bei dem Jahre später (1880) errichteten Palais Wasserburger (Wien 4, Schwindgasse 8), wo er nominell als Planverfasser firmiert, auch für die Außengestaltung verantwortlich war, ist nicht mehr nachweisbar – wenn dem so war, dann beherrschte er durchaus den damaligen formalen Kanon eines gehobenen Mietpalais.

Während Wasserburgers Tätigkeit als Architekt nur schwierig zu rekonstruieren ist, ist hingegen seine Stellung als Baumeister umso eindeutiger. In dieser Funktion arbeitet er mit den namhaftesten Architekten seiner Zeit, insbesondere Sicardsburg und van der Nüll und Romano & Schwendenwein zusammen. Wasserburger führt zahlreiche Palais und auch Monumentalbauten aus. Für die Errichtung des heute nicht mehr existenten Sühnhauses (Entwurf Friedrich v. Schmidt, 1886) wurde Wasserburger schließlich in den erblichen Adelsstand erhoben. Darüber hinaus war die Steinmetzfirma Wasserburger für die steinernen Fassaden zahlreicher Ringstraßenbauten verantwortlich, die bei Prachtbauten im Gegensatz zum billigeren Putz zum Einsatz kamen. In dieser Funktion arbeitete die Firma u.a. an der Hofoper, der Hofburg, den Hofmuseen und dem Rathaus mit. In seiner Funktion als Steinmetz war Wasserburger auch für die Ausführung diverser kleinerer Denkmäler und Grabanlagen verantwortlich. Auch die Restaurierung der Spinnerin am Kreuz (Wien, Favoriten) wurde von ihm 1890 durchgeführt.

Neben all diesen Tätigkeiten hatte er nicht zuletzt als Mitglied der Stadterweiterungskommission und späterhin der Baukommission im Innenministerium auch großen Einfluss auf die Bautätigkeit der Wiener Ringstraße im Allgemeinen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1850Landhaus Wasserburger („Theresenvilla“), Baden, Weilburgstraße 37, NÖ (Fassade und Ausgestaltung Sicardsburg u. van der Nüll; 1872 aufgestockt, völlig umgebaut )
1857Miethaus, Wien 9, Türkenstraße 5 / Wasagasse 11
1858Miethaus, Wien 9, Türkenstraße 19 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1859Palais Festetics Wien 9, Berggasse 16 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1860Miethaus, Wien 1, Salztorgasse 7 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1862Miethaus, Wien 1, Bösendorferstraße 3 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1862Miethaus, Wien 1, Burgring 1 / Eschenbachgasse 2 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1862Miethäuser, Wien 1, Kärntnerring 2–4 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1863Miethaus, Wien 1, Schubertring 14 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1864Miethäuser, Wien 1, Schubertring 8–10 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1864Miethaus, Wien 1, Stubenbastei 1 / Karl Lueger-Platz 3 (Entw. Ferd. Fellner)
1864Miethaus, Wien 9, Liechtensteinstraße 14
1866Miethaus, Wien 1, Tuchlauben 16
1865–1867Warenhaus Philipp Haas, Wien 1, Stock im Eisen-Platz 4 (Ausf., Entw. Sicardsburg & van der Nüll)
1867Palais Larisch, Wien 1, Johannesgasse 26 (Entw. Sicardsburg & van der Nüll)
1867–1869Miethaus Wasserburger Wien 1, Johannesgasse 24 / Kantgasse 1 (Fassade von Sicardsburg & van der Nüll, von Wurm v. Arnkreuz fertiggestellt)
1868Miethaus, Wien 1, Kantgasse 4 (Entw. Carl Tietz)
1869Miethaus, Wien 1, Kantgasse 3 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1870Miethaus, Wien 1, Fichtegasse 2a (Entw. Romano & Schwendenwein)
1870Miethaus, Wien 1, Wippingerstraße 36–38 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1871–1872Miethaus, Wien 1, Getreidemarkt 2–4 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1871–1872Palais Henckel-Donnersmarck, Wien 1, Weihburggasse 32 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1871Palais Chotek, Wien 9, Währinger Straße 28 (Entw. Lothar Abel)
1872–1873Miethaus, Wien 1, Makartgasse 3 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1873Miethaus, Wien 1, Karl Lueger-Ring 8 (Entw. Romano & Schwendenwein)
1875Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 17 (Entw. Julius Dörfler)
1876Miethaus, Wien 1, Kärntnerstraße 6 (Entw. Julius Dörfler)
1880Palais Wasserburger (jetzt Bulgar. Botschaft) Wien 4, Schwindgasse 8
1880Mietpalais, Wien 4, Plösslgasse 5–7 (mit Donat Zifferer, Entw. Fellner & Helmer)
1884–1886Villa Eugen, Baden, Weilburgstraße 103, NÖ (Entw. Franz v. Neumann)
1888Miethaus, Wien 9, Sensengasse 7

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1886Sühnhaus Wien 1, Schottenring 7–9 (Entw. Fr.v.Schmidt, nicht erhalten)
1892Grabmal Cessner, Wien 11, Zentralfriedhof
1890Spinnerin am Kreuz, Wien 10 (Restaurierung)
1894Erzherzog Wilhelm Gedenkpfeiler, Baden, Helenenstraße, NÖ
1896Kriegerdenkmal für Königgrätz, Böhmen / Chlum, CZ
o.J.Gebäude der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft (Ausf.)
Ausführung der Steinfassaden der Hofburg, des Rathauses, der Museen, der Hofoper etc.

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1888Postament der Madonnenstatue in der Kapelle d. Marienheimes, Baden, NÖ
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Adler; Pfarre Rossau (Matrikenstelle); WrSTLA (Verzeichnis d. Verstorbenen); TUWA; Archiv der ABK
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Caravias: Wiener Baukunst 1848–1859. Diss. TH Wien 1944
A. Eckstein (Hg.): Künstler-Album. Wien 1890
K. Eggert / G. Hajos u.a. (Hg.):Landhaus und Villa in Niederösterreich 1840–1914 , Wien/Köln 1982, S.80f
S. Loewy: Altwiener Familien. Wien 1925
B. Nezval: Villen der Kaiserzeit. Wien 1993
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V.Bezirks. Wien 1980
Prager Tagblatt 25.2.1903 (Nachruf)
R. Reinöhl: Geschichte der Gemeinde Weikersdorf. Wien 1912. S.118
Wiener Bauindustriezeitung 1903/4, S.82 (Nachruf)
Wiener Salonblatt 4.4.1926 (Nachruf Marianne Wasserburger)

HINWEISE AUF WERKE:
Allgemeine Bauzeitung
22.1857, S.93f, T.19f (Landhaus Wasserburger),

Wiener Bauindustriezeitung
8.1890, T.4 (Miethaus Wasserburger, Johannesg.)
12.1895, S.427, T.49 (Spinnerin am Kreuz)

Lützow/Tischler: Wr.Bauten, Bd.2, 1880
S.12, T.30 (Haus Wasserburger, Johannesgasse)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX. u. XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX. u. XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd A–L

LEXIKA:
H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902

INTERNETLINKS:
www.gv.at/kulturportal
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 14.12.2017
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