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Ferdinand Wendeler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 30.11.1839 - † 25.01.1903
Geschlecht: m
Geburtsort: Köln
Land: Deutschland
damaliger Name: Königreich Preußen
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Kaspar W., Tischler
Mutter: Sybilla, geb. Schlössert (+1895)
Geschwister: Johann (1833-1895)
Ehe (1862) mit: Sophie Melkus
Bürogemeinschaft: 1876-1880 Ateliergemeinschaft mit Otto Hieser
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1859-1862praktische Ausbildung bei Dombaumeister Ernst Zwirner und Vincenz Statz in Köln (Mitarbeit an der örtlichen Synagoge und diversen Kirchenbauten)
1862-1867Berliner Bauakademie
um 1868Studienreisen
1869Praktikum im Atelier von Architekt Janssens in Brüssel
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1870-1874in Frankfurt a.Main als Architekt tätig
ca. ab1875in Wien als Architekt tätig (anfangs mit Otto Hieser)
o.J.Baumeisterkonzession
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Auszeichnungen und Ämter
um 1865Schinkel Medaille
um 1886Ritter des rumänischens Ordens Bene Merenti
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Mitgliedschaften
ab 1874Österr. Ingenieur- und Architektenverein
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Vita
Ferdinand Wendeler wurde 1839 als Sohn eines Tischlers in Köln geboren. Über seine Jugend ist kaum etwas bekannt. Um 1860 erhielt er seine praktische Ausbildung in Köln bei Dombaumeister Ernst Zwirner und Vincenz Statz, wo er beim Bau der örtlichen Synagoge und einigen Kirchenprojekten mitarbeitete. Danach begann er ein Studium an der Berliner Bauakademie, das er 1867 abschloss, um eine längere Studienreise anzutreten und vorübergehend in Brüssel bei Architekt Janssens zu praktizieren.

Um 1870 arbeitete Wendeler für einige Jahre in Frankfurt a.Main und war überwiegend mit dem Bau von Kirchen befasst. Mitte der siebziger Jahre kam er nach Wien, um sich als freier Architekt nieder zulassen. Gegen 1876 ging er eine Ateliergemeinschaft mit dem wesentlich jüngeren Otto Hieser ein. Neben der Planung einiger Miethäuser fielen auch einige Wettbewerbsentwürfe in diese Zeit, darunter für das Landtagsgebäude in Lemberg (Galizien) / Lwow, UA, das einen spektakulären 1.Preis erhielt (zur Realisierung gelangte jedoch ein Entwurf eines lokalen Architekten). Obwohl die Partnerschaft bald wieder aufgelöst wurde, arbeiteten die beiden bis zu Hiesers frühen Tod (1892) immer wieder gelegentlich miteinander. Ferdinand Wendeler der bis in die neunziger Jahre tätig war, ist nach kurzer Krankheit im 65.Lebensjahr in Wien verstorben. Seine Ehe mit der Schwester des Opernsängers Ernst Melkus blieb kinderlos.
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Stellenwert
Das Werk von Ferdinand Wendeler, der im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts in Wien lebte, ist kaum dokumentiert. Obwohl anzunehmen ist, dass Wendeler umfassend tätig war, sind nur einige ganz wenige Bauten namentlich bekannt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass er wahrscheinlich großteils außerhalb der Monarchie tätig war. Insbesondere seine frühe Tätigkeit in Deutschland auf dem Gebiet des Kirchenbaus liegt weitgehend im Dunklen. Aber auch in Rumänien dürfte er einige größere Projekte realisiert haben, da er der Inhaber eines hohen rumänischen Ordens war. Darüber hinaus gelangten viele seiner Wettbewerbsprojekte, obwohl sie ausgezeichnet wurden, nicht zur Ausführung.

Von den wenigen Bauten Wendelers die in Wien dokumentiert sind (alle in Arbeitsgemeinschaft mit Hieser), hat das 1877 errichtete Miethaus in der Gußhaustraße 22 (Wien 4) einen besonderen Stellenwert, da es in seiner formalen Durchgestaltung aus dem Rahmen der in Wien üblichen Architektur fällt, wobei die relativ schmale Hauptfront des auf einem spitzwinkelig konfigurierten Grundstück errichteten Gebäudes als point de vue im städtebaulichen Kontext konzipiert ist. Auffallend ist insbesondere das architektonische Element eines erkerartig vorgesetzten Halbzylinders, der mittels jonischer Halbsäulen und Karyatiden repräsentativ überhöht wird. Ob dieses in Wien eher unübliche Motiv auf Wendeler oder seinen Partner Hieser zurückgeht ist nicht eindeutig zu klären. Es ist jedoch anzunehmen, dass der wesentlich ältere Wendeler federführend war.

Auch bei dem rund zehn Jahre später (1888) errichteten Miethaus auf der Mariahilfer Straße 8 (Wien 7) arbeiteten die beiden Architekten mit einem etwas ungewöhnlichen Motiv. In diesem Fall mit einem Mittelerker, der von einer zurückgesetzten Nische überhöht wird. Bezeichnenderweise wird durch dieses Vor- und Rückschwingen der Mittelachse der neobarocke Duktus des Baus unterstrichen. Die namentlich bekannten Villenbauten Wendelers aus den 90er Jahren des 19.Jahrhunderts (Villa Vockner, Bad Ischl, 1889) sind dahingegen im damals üblichen Kanon für ländliche Architektur, im so genannten “Schweizer-Haus Stil” errichtet.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1877Miethaus Wien 4, Gußhausstraße 22 / Karlsgasse 15 (mit O. Hieser)
1888Miethaus Wien 7, Mariahilfer Straße 8 (mit O. Hieser)
1889Villa Vockner (später Haenel-Pancera), Bad Ischl, OÖ, Concordiastraße 3
1892-1893Villla Kubinger, Bad Goisern, OÖ

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1868-1872evang. Kirche in Roßla, D

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1864Dorfkirche für 250 Personen (Akademieentwurf)
1868Rathaus Reichenbach, preuß.Schlesien / Dzierzoniow, POL (Wettbewerbsentwurf, 1.Preis)
um 1870katholische Kirche in Niederrad, D (Projekt)
um 1870Kirche in Wied-Selters, D ( Projekt )
um 1870Kirche in Krausberg, D (Projekt)
1875Landtagspalast in Lemberg (Galizien), Lwiw, UKRAINE (Wettbewerbsentwurf, 1.Preis, mit O. Hieser)
1878Museum Linz (Wettbewerbsentwurf, 1.Preis, mit O. Hieser)
1882evangelische Kirche in Meran, I (Konkurrenzentwurf, ein Preis)
1887evangelische Kirche in Köln Neustadt (Wettbewerbsentwurf, 2. Preis)
1893Stadtpfarrkirche St.Egyd in Klagenfurt (Konkurrenzentwurf für die Renovierung, 2.Preis)
o.J.Kasino Essen, D (Wettbewerbsentwurf, 1.Preis)
o.J.Blasiuskirche Agram / Zagreb, HR
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WrSTLA (Totenbeschauprotokoll); Matrikenstelle Pfarre Maria Treu
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Berger: Historische Gärten Österreichs, 2. Bd. 2002
S. Fraquelli: Im Schatten d. Kölner Domes, Architektur d. Neugotik in Köln 1815-1914, Wien u. a. 2008
M. Oberhammer: Sommervillen im Salzkammergut. Salzburg 1983, S.58f
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
J. Schmidt: Linzer Kunstchronik. Linz 1951

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
12.1892, S.269f (Villa Vockner in Ischl)

Deutsche Bauzeitung
2.1868, Nr.13, S.126 (Konkurrenzentw. Rathaus Reichenbach in Schlesien)
16.1882, Nr.64, S.380 (Konkurrenzentwurf, evang. Kirche in Meran)

Lützow/ Tischler: Wr. Bauten, Bd.2, 1880
S.15, T.57 (Miethaus Gußhausstraße 10)


Wiener Bauindustriezeitung
1.1883, T.3 (Miethaus Ecke Gusshausstr./Karlsg.)

Zentralblatt der Bauverwaltung
8.1888, S.298f (Konkurrenzentw. evang. Kirche Köln)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893;
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
ThB

INTERNETLINKS:
www. gv.at/kulturportal
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Anmerkungen
Das bei Thieme-Becker angegebene Geburtsdatum ist falsch.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 31.10.2011
Zuletzt geändert: 01.12.2011
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