|
Quelle A. Eckstein: Künstler Album, 1890
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
|
|
Persönliche Daten
| * 22.01.1825 - † 24.04.1909 | Geschlecht: m | Geburtsort: Aversa bei Neapel | Land: Italien | damaliger Name: Königreich Neapel | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Titel: Ingenieur | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Techniker u. Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Josef W. (+1874), Kapellmeister
| Ehe (1862, 1868 getrennt) mit Maria, geb. Liebenthaler (1833–1891), Kammersängerin
| Kinder: Franziska (1860–1826), verh. Gottinger |
|
|
|
|
top |
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1841–1844 | Polytechnikum Wien |
|
|
|
|
top |
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| um 1846–1850 | Leiter der Straßenbauabteilung, später Kreisingenieur in der Baudirektion von Lemberg (Galizien) / Lwow, UA
| 1850–ca.1855 | Zuständig für den Bau der Strafanstalt in Garsten, NÖ
| um 1856–1859 | in Dalmatien für die Baubehörde tätig
| ab 1859 | Leiter der Demolierungsabteilung der Stadtbefestigung (vom Handelsministerium freigestellt, als Mitarbeiter von Sektionsrat Löhr)
| ab ca.1863 | Ingenieur und technischer Konsulent in der Kommission für Monumentalbauten in Wien
| 1888 | in den Ruhestand versetzt |
|
|
|
|
top |
Auszeichnungen und Ämter
| 1853 | Ingenieurassistent in der Bauabteilung des Handelsministeriums
| 1858 | Mitglied der Stadterweiterungskommission
| 1863 | Ingenieur
| 1870 | Oberingenieur
| 1865 | Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone
| 1869 | Ritterkreuz des Franz Josef-Orden
| 1875 | Baurat
| 1883 | Oberbaurat
| 1886 | Ritter der eisernen Krone 3.Klasse (für die Bauinspektion des Reichratsgebäudes) |
|
|
|
|
top |
Mitgliedschaften
| 1864–1888 | Österr. Ingenieur und Architektenverein
| o.J. | Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde |
|
|
|
|
top |
Vita
| Franz Wilt wurde 1825 in Aversa bei Neapel geboren, wo sein Vater in dieser Zeit als Kapellmeister tätig war. Wann genau die Familie nach Wien zurückkehrte, ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass Wilt 16-jährig am Wiener Polytechnikum inskribierte und sein Studium 1844 abschloss. Bereits zwei Jahre später war er im Staatsdienst tätig und arbeitete in seinen ersten Jahren in den unterschiedlichsten Regionen der Monarchie. Zu Beginn als Leiter der Straßenbauabteilung in Galizien, wo er bis ungefähr 1850 blieb, danach leitete er die Bauarbeiten der Strafanstalt in Garsten (NÖ), um schließlich in Dalmatien für die Baubehörde tätig zu sein.
|
| Zu Beginn der Planungsarbeiten für die Stadterweiterung kehrt er um 1859 nach Wien zurück, um als Leiter der Demolierungsabteilung den Abbruch der alten Basteien durchzuführen. Nach Beendigung der wesentlichsten Abbruchsarbeiten wurde er 1863 als technischer Konsulent in die Kommission für Monumentalbauten berufen. In dieser Funktion hatte er die technische Leitung über zahlreiche bedeutende Ringstraßenbauten inne. Darüber hinaus arbeitete er auch bei diversen Privatbauten als technischer Berater mit. Nach mehr als vierzigjähriger Tätigkeit im Staatsdienst wurde er 1888 in den Ruhestand versetzt und zog sich ins Privatleben zurück.
|
| 1862 war Franz Wilt eine Ehe mit der Opernsängerin Marie Liebenthaler eingegangen, die allerdings bereits nach einigen Jahren getrennt wurde. Als Marie Wilt machte seine Frau eine große Karriere, wurde jedoch nach dem Einsetzen von Stimmproblemen depressiv und beging schließlich Selbstmord. Aus dieser Ehe ist eine Tochter hervorgegangen, die ihrerseits den Opernsänger Heinrich Gottinger heiratete, der später Direktor der Grazer Oper wurde. Auch Wilt selbst war ein äußerst musischer Mensch. Insbesondere seine Villa „Wilthütte“ am Hallstättersee war ein beliebter Künstlertreff. Franz Wilt, der zahlreiche Orden und Auszeichnungen erhalten hatte, ist schließlich nach kurzer Krankheit im 84.Lebensjahr in Wien verstorben und wurde im Ehrengrab seiner Gattin auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. |
|
|
|
|
top |
Stellenwert
| Franz Wilt gehört zu der Gruppe von Technikern und Ingenieuren, die am monumentalen Projekt des Ringstraßenausbaus in der zweiten Hälfte des 19.Jh.s wesentlichen Anteil hatten, deren Wirken jedoch im Schatten großer Architektenpersönlichkeiten völlig in Vergessenheit geraten ist.
|
| Als Leiter der Demolierungsabteilung war Wilt sozusagen von Anbeginn an in das Stadterweiterungsprojekt eingebunden. Offensichtlich aufgrund seiner Erfahrung im Straßenbau, die er in den Jahren zuvor erworben hatte, gelang es Wilt, die Arbeiten zum Abbruch der Basteien so gut zu organisieren, dass schon kurze Zeit später mit dem Ausbau der Ringstraße begonnen werden konnte, an deren Kostenvoranschlag er gleichfalls mitgearbeitet hatte. Weniger glücklich agierte er allerdings als Stadtplaner, insofern als sein Projekt zur Verbauung des Exerzierplatzes (1862), der weitgehend nach militärischen Gesichtspunkten erstellt worden war, auf herbe Kritik stieß und nicht zur Verwirklichung gelangte.
|
| Sein technisches Können konnte er allerdings zum Einsatz bringen, als er ab 1863 als Mitglied der Kommission für Monumentalbauten bei zahlreichen Ringstraßenbauten die technische Leitung innehatte. Schon bei seiner ersten Aufgabe als Bauinspektor der Hofoper (1863–1868) spielte Wilt eine bedeutende Rolle, da er aus einer Musikerfamilie kommend, sich bemüßigt fühlte, an diesem Projekt besonders regen Anteil zu nehmen. Insbesondere bei Fragen der Akustik griff er immer wieder ein. In der Folge hatte er vor allem bei den Projekten Theophil Hansens, dem er auch freundschaftlich verbunden war, die Bauleitung inne. Innerhalb weniger Jahre (ca.1867–1877) arbeiteten sie beim Bau des Musikvereinsgebäudes, der Akademie der bildenden Künste, dem Parlament und der Börse zusammen. Darüber hinaus hatte Wilt auch bei Privatbauten des öfteren die technische Leitung über.
|
| Wilts Protokolle, die er anfangs als Leiter der Demolierungsabteilung und später als Bauleiter der Monumentalgebäude führte, sind bis heute wichtige Zeitdokumente. |
|
|
|
|
top |
Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1860 | Miethaus Fellner, Wien 1, Franz Josefs-Kai 41 (mit Wilhelm Grohs) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1850–1855 | Strafanstalt in Garsten, NÖ (Bauleitung)
| 1859 | evangelische Kirche in Goisern, OÖ (Umbau)
| 1863 | Kaffeesalon im Volksgarten, Wien 1 (als Mitarbeiter von Burghauptmann Montoyer)
| 1863–1868 | Hofoper, Wien 1, Opernring 2 (Entw.: Sicardsburg & van der Nüll, Chef der Bauleitung)
| 1867–1870 | Haus der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien 1, Dumbastraße 3 (Entw.: Hansen, Bauinspektor)
| 1870–1883 | Parlament, Wien 1, Dr. Karl Renner-Ring 3 (Entw.: Hansen, Leiter der Organisationsarbeiten)
| 1872–1877 | Akademie der bildenden Künste, Wien 1, Schillerplatz 3 (Entw.: Hansen, Bauinspektor)
| 1873–1877 | Börse, Wien 1, Schottenring 16 (Entw.: Hansen & Tietz, technischer Konsulent) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1862 | Regulierungsplan des Exerzierplatzes (Areal des Rathausplatzes) |
|
|
|
|
top |
Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WrSt.LA (biograph.Sammlg.); ÖBL Archiv; TUWA |
|
|
|
|
top |
Sekundärquellen
| LITERATUR:
| F. Baltzarek u.a.: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wr.Ringstraße, Bd.5. Wien 1975
| Der Bautechniker 29.1909, S.352 (Nachruf)
| A. Eckstein (Hg.): Künstler-Album. Wien 1890
| B. Fahrngruber: Bauwirtschaftliche Aspekte der Stadterweiterung. Diss.Phil.Wien 2001
| Neue freie Presse 26.4.1909 (Nachruf)
| E. Springer: Geschichte u. Kulturleben d. Wr.Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.2. Wiesbaden 1979, S.28 | NACHSCHLAGEWERKE:
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893 | LEXIKA:
| Kosel |
|
|
|
|
top |
Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 31.10.2011 | Zuletzt geändert: 01.12.2011 |
|
|
|
|
top |
|
|