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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 04.08.1760 - † 29.05.1812 | Geschlecht: m | Geburtsort: Oberhautzental, NÖ | Land: Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Baumeister und Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Johann W., Weinhauer und Weinhändler (1727–1815)
| Mutter: Anna, geb. Paumgartner (1723–1798)
| Ehe (1795) mit: Anna geb. Steinböck (*1775)
| Kinder: Maria Anna (*1796); Franz Xaver (*1798); Stefan (*1798); Maria Anna (*1799); Josefa (*1800); Franz (1805–1847), Maler |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1780 | Abschluss der Maurerlehre bei Adalbert Hild
| o.J. | Akademie der bildenden Künste (nicht gesichert) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| o.J. | Maurermeister
| 1794 | Aufnahme in die Baumeisterinnung |
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Auszeichnungen und Ämter
| o.J. | k.k. Cameralbaumeister
| 1808 | Obervorsteher der Baumeisterinnung |
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Vita
| Franz Wipplinger wurde 1760 als Sohn eines Weinhauers in Niederösterreich geboren. Über seine Jugend und Ausbildung ist nur sehr wenig bekannt. Gesichert ist, dass er eine Maurerlehre absolvierte und ab den 1780 Jahren in Wien und Niederösterreich tätig war. 1794 wurde er in die Wiener Baumeisterinnung aufgenommen, ob er die damals dazu nötige Prüfung an der Akademie der bildenden Künste abgelegt hat, ist nicht belegt, scheint aber plausibel. In dieser Zeit ging er auch eine Ehe mit der Tochter eines Hofsteinmetzen ein. In den folgenden Jahren ist Wipplinger mit der Errichtung einer Reihe von Miethäusern, aber auch prestigeträchtigeren Aufgaben wie dem Bau von Poststationen, Kirchen und Adelspalästen befasst. Der zeitweilige Entzug der Baumeisterkonzession seitens des Hofbauamts lässt jedoch auf Konflikte mit den übergeordneten Behörden schließen.
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| Wipplinger, der bis zuletzt tätig und an mehreren Großvorhaben beteiligt war, ist im 52.Lebensjahr verstorben. Die Umstände seines Todes – seine Leiche wurde aus der Donau geborgen – lassen einen Selbstmord vermuten. Die Gründe sind nicht bekannt, da er als äußerst vermögender Mann verstarb, könnten eher private Probleme die Tragödie ausgelöst haben. Zum Zeitpunkt seines Todes war Wipplinger bereits verwitwet und hinterließ fünf unmündige Kinder. Sein jüngster Sohn Franz jun. wurde später ein renommierter Landschaftsmaler. |
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Stellenwert
| Franz Wipplinger, der vom späten 18. bis ins erste Jahrzehnt des 19.Jh.s tätig war, gehörte noch der Generation an, in der die Funktion des Architekten und des Baumeisters zusammenfielen. Die Periode seiner Tätigkeit fällt in eine Zeit von großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die sich nicht zuletzt auch in seinem Werk niederschlagen. Dieser Phase vom Wandel eines barocken Feudalzeitalters zur bürgerlichen Gesellschaft des Vormärz wurde in der Architekturgeschichte nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet, so dass auch Wipplinger, der durchaus eine beachtliche Kapazität war und seinerzeit auch in ausländischen Künstleranthologien angeführt wurde (Zani, 1824), heute praktisch vergessen ist.
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| Da Wipplinger zahlreiche An- und Umbauten durchführte bzw. seine Gebäude wiederum später häufig adaptiert wurden, ist eine persönliche Handschrift nicht immer ganz einfach zu rekonstruieren. Paradigmatisch ist hier das Miethaus „Zum goldenen Apfel“ (Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 34) anzusehen, das Wipplinger noch in der Anfangszeit seines Schaffens 1788 adaptiert hatte, das heute aber eher den Charakter eines frühhistoristischen Baus trägt.
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| Die einige Jahre später, in den 1790er Jahren errichteten Poststationen in Melk und Purkersdorf sind hingegen die bedeutendsten Bauten Wipplingers und auch weitgehend von seiner persönlichen Handschrift geprägt. Für Josef v.Fürnberg, der die Postkonzession für die Strecke Wien–Linz erworben hatte, errichtet, sind sie nahezu als Prototypen einer josephinisch-rationalistischen Architektur anzusehen. Während die Poststation in Melk (1792), die auch gleichzeitig als Wohnsitz Fürnbergs konzipiert war, mit ihrem überkuppelten Mittelrisalit noch spätbarocke Details aufweist, ist die rund vier Jahre später erbaute Station in Purkersdorf mit ihrem übergiebelten Säulenportikus von einer explizit klassizierenden Haltung geprägt. An beiden Gebäuden ist die Ikonographie der Fassadendekoration der Darstellung des Postwesens gewidmet. Diese Gestaltungsweise lässt sich bis in kleinste Details verfolgen, wie bei dem in den Metopen angebrachten Posthorn, und stellt sozusagen eine frühe Form der Unternehmerreklame dar. Diese klassizierende Haltung bei Repräsentationsbauten findet ihren Höhepunkt in Wipplingers nicht realisiertem Entwurf für das Theater in der Josefstadt (1812), das in seiner blockhaften Stringenz der Formensprache des Revolutionsklassizismus verbunden ist.
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| Die in die Zeit nach 1800 fallenden Palaisbauten, wie der Anbau des Palais Carl Ludwig (1799) und das Gartenpalais Modena (1806–1810, die Mitarbeit von Alois Pichl ist nicht gesichert), sind heute nicht mehr erhalten oder stark verändert. Wipplingers allmähliche Hinwendung zu einer Art von Biedermeierstil lässt sich insbesondere an seinen Miethäusern nachvollziehen. Vor allem das Haus „Zur Weißen Rose“ (Wien 1, Fleischmarkt 16, 1802) ist mit seiner flächigen Fassade und dem nur leicht vorspringenden Mittelrisalit einer bürgerlichen Bescheidenheit verpflichtet. Einzig die Flachreliefs in den Rundgiebeln des 1.Stocks genügen dem dekorativen Anspruch. Das praktisch gleichzeitig errichtete Haus Fernolendt (Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 74) verrät hingegen mit seiner Pilasterstellung einen etwas gehobeneren Anspruch.
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| Die weitgehend bürgerliche Zurückhaltung dieser Miethäuser, deren schlichte Fassaden nur mit einer äußerst sparsamen Dekoration – zumeist in der Attikazone oder in den Fensterparapets – versehen waren (z.B. Miethaus Wien 3, Ungargasse 5, auch bekannt als Beethovens Wohnhaus), wurde jedoch zur Zeit um 1900 von Persönlichkeiten wie Adolf Loos als vorbildhaft angesehen. In seiner Intention der Überwindung einer hypertrophen historistischen Architektur wollte Loos genau an der Ausrichtung solcher Bauten wieder anknüpfen. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1784 | Palais Trauttmansdorff, Wien 1, Herrengasse 21 (Aufstockung)
| 1788 | Miethaus „Zum goldenen Apfel“, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 34 (1811 Adaptierung)
| 1792–1797 | Schloss Groß-Schweinbarth, NÖ (Umbau u. Erweiterung, mit A. Zach)
| 1794 | Miethaus „Zum kleinen Ofenloch“, Wien 1, Kleeblattgasse 5 (Aufstockung)
| 1794 | Miethaus, Wien 1, Wollzeile 20 (Aufstockung)
| 1794–1795 | Schloss Waidhofen a.d.Thaya, NÖ (Weiterführung des von Andreas Zach begonnenen Umbaus)
| 1794 | Miethaus, Wien 1, Seilergasse 21 / Neuer Markt 3
| 1796 | „Kupferschmiedhaus“, Wien 1, Plankengasse 2 / Neuer Markt 13
| 1796 | Miethaus, Wien 5, Schönbrunner Straße 53 (abgerissen)
| 1797 | Miethaus, Wien 3, Hainburger Straße 78 / Kugelgasse 6 (abgerissen)
| 1799 | Palais Carl Ludwig, Wien 4, Favoritenstraße 7 (Anbau)
| 1801–1802 | Miethaus „Zur schönen Sklavin“, Wien 3, Ungargasse 5 (Beethoven Wohnhaus; Umbau; 1775 von A. Zach erbaut)
| 1802 | Miethaus, Wien 4, Favoritenstraße 2
| 1802–1804 | Miethaus „Zur weißen Rose“, Wien 1, Fleischmarkt 16
| 1800 | Wohnhaus „Zum Weinstock“, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 66
| 1804 | Palais Collalto, Wien 1, Am Hof 13 (Zubau)
| 1804 | Miethaus (Haus Fernolendt), Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 74
| 1804 | Miethaus, Wien 2, Ferdinandstraße 25
| 1806–1810 | Gartenpalais Modena, Wien 3, Beatrixgasse 29 (Mitarbeit von Alois Pichl nicht gesichert, nicht erhalten)
| 1806 | Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 13 (Anbau)
| 1807 | Miethaus, Wien 1, Kohlmarkt 4 (Umbau)
| 1808 | Miethaus, Wien 6, Joanelligasse 9
| 1808 | Miethaus, Wien 6, Luftbadgasse 5
| 1809 | Miethaus, Wien 4, Rechte Wienzeile 15 (Adaptierung)
| 1811–1814 | Stadtpalais Modena, Wien 1, Herrengasse 7 (Bauführung, Entw. Alois Pichl u. Giacomo Quarenghi) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1792 | Poststation und Wohnsitz Josef v. Fürnberg, Melk, Linzer Straße 3–5, NÖ
| 1796 | Poststation Purkersdorf, Hauptplatz 5, NÖ
| 1801 | Hotel Stadt Triest, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 12
| 1803 | griechisch-orthodoxe Kirche zum Hl. Georg, Wien 1, Griechengasse 5 (verändet 1897) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1804 | Bancogebäude Wien 1, Singerstraße 17 (Umbaupläne)
| 1811 | Theater in der Josefstadt (Projekt) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Pfarre St.Karl (Matrikenstelle); Archiv der Baumeisterinnung; WSt.LA (Freisprechbuch der Lehrjungen, Innungsprotokolle) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
| A. Bauer: Das Theater in der Josefstadt. Wien/München 1957
| W. Engelmann: Das Palais Modena in Wien. In: Monatsblätter d. Altertumsvereines zu Wien. 11.Bd. 1916, S.246ff
| Hist. Museum d. Stadt Wien (Hg.): Klassizismus in Wien (Ausst.Kat.). Wien 1978
| Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
| A. Machatschek: Verkehrsbauten des 18.Jahrhunderts zwischen Wien und Linz. Techn.Diss. Wien 1961
| J. Nemeth: Die Entwicklung der Zunft der Bau- u. Maurermeister in Wien von 1683–1800. Phil. Diss. Wien 1982
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V.Bezirks. Wien 1980
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910, S.286 u. S.482
| Pemmer/ Englisch: Landstraßer Häuserchronik (unpubl. Typoskript). Wien 1958
| M. Schwarz: Architektur d. Klassizismus u.d. Romantik in Niederösterreich. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 62/63. St. Pölten 1982, S.28ff
| R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957, S.325ff
| R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
| O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19.Jh.s. Wien 1948 | NACHSCHLAGEWERKE:
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio NÖ/Nord; Dehio NÖ/Süd M–Z
| P. Zani: Encyclopedia Metodica I/19.1824 | LEXIKA:
| ThB; Czeike |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 31.10.2011 | Zuletzt geändert: 01.12.2011 |
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