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Josef Adelpodinger

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* getauft: 21.11.1778 - † 08.06.1849
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Habsburger Monarchie
Sterbeort: Wien
damaliger Name: Hietzing
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
weitere Namen: Adelpoldinger
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Stiftschottischer, Hof- und bürgerl. Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: Johann Michael A. (1734–1800), Baumeister
Mutter: Maria Anna, geb.Bowitzer
Ehe (1801) mit Maria Anna, geb.Ruhedorfer (*ca.1781-1841)
Kinder: Joseph (*1802); Franz X.(*1803)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1793Akademie der bildenden Künste Wien
o.J.Baumeisterlehre bei seinem Vater Johann A.
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1799Zeugnis als Maurergeselle
1800Aufnahme in die Baumeisterzunft
o.J.Stiftschottischer Baumeister
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.beeideter Bauschätzmeister
o.J.Mitglied des Äußeren Rats
o.J.Ausschussmitglied der k.k. priv. österreichischen Sparkassa
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Vita
Josef Adelpodinger wurde 1778 als Sohn des Baumeisters Johann A. in Wien geboren. 1793 besuchte er die Akademie der bildenden Künste, allerdings ist dieser Besuch nicht als Architekturstudium im heutigen Sinn zu verstehen. Wahrscheinlich belegte er einen Zeichnen- oder Graveurkurs – Kurse, die viele angehende Baumeister schon mit rund 15 Jahren oder früher absolvierten. Adelpodinger machte sodann eine Lehre bei seinem Vater, erhielt 1799 das Zeugnis als Maurergeselle und wurde 1800 in die Baumeisterzunft aufgenommen.

Adelpodinger führte ein sehr erfolgreiches Bauunternehmen, wobei er mit zahlreichen Adaptierungen und Umbauten beauftragt wurde, aber auch Miethäuser nach eigenen Entwürfen errichtete (die allerdings großteils umgebaut bzw. überhaupt abgerissen wurden.) Teilweise arbeitete er mit Joseph Kornhäusel als Bauführer zusammen und die Mitarbeit beim Schottenhof (Wien 1, Freyung 6) hat ihm wohl den Titel als „Stiftschottischer Baumeister“ eingetragen.

Adelpodinger wurde als gerichtlicher Bauschätzmeister nicht nur als Fachmann geachtet, offensichtlich galt er auch als verlässlicher Baumeister. Nach dem Tod von Josef Meissl jun.(+1817), Josef Rabl (+1821) und Karl Ehmann (+1829) wurde er nämlich von deren Witwen beauftragt, ihre Gewerbe als Witwenbetriebe weiter zu führen. (Karl Ehmanns Betrieb gemeinsam mit dessen Neffen Franz Ehmann).

Josef Adelpodinger war verheiratet und hatte zwei Söhne, die allerdings nicht den Beruf ihres Vaters und Großvaters wählten, sondern eine Beamtenkarriere vorzogen. Er starb im 71.Lebensjahr in Wien und wurde im Familiengrab am Friedhof Purkersdorf beigesetzt. Der Vermerk „Hausinhaber“ am Partezettel zeigt, dass Adelpodinger während seiner Tätigkeit wohl ein beträchtliches Vermögen erworben hat.
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Stellenwert
Josef Adelpodingers Tätigkeit fiel in die ersten drei Jahrzehnte des 19.Jahrhunderts. Kennzeichnend für diese Zeit war, dass die ehemaligen Vorstädte nach der Eingemeindung in die Stadt Wien einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung verzeichneten, was nicht zuletzt zahlreiche Bewohner der Kronländer veranlasste, in die Hauptstadt zu ziehen. Die Zunahme der Bevölkerung brachte einen großen Bedarf an Wohnungen mit sich, und es wurde nicht nur eine große Zahl an neuen Miethäusern errichtet, sondern zahlreiche, bereits bestehende Gebäude wurden aufgestockt, um möglichst schnell neuen Wohnraum zu schaffen.

Auch Adelpodingers Tätigkeit ist einerseits von Adaptierungen, Aufstockungen oder Erweiterungen bereits bestehender Häuser gekennzeichnet. Andererseits wurden die von ihm geplanten Bauten zum Teil bald nach der Errichtung durch Aufstockungen oder Umbauten verändert, zum Teil wurden sie abgerissen, zum Teil durch Bombeneinwirkungen im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das bedeutet, dass kaum auf Adelpodingers authentische Gestaltungsweise geschlossen werden kann. Offensichtlich folgte er allerdings den damals üblichen schlichten und unprätentiösen Formulierungen, die ganz allgemein einem Sparsamkeits- und Nützlichkeitsdenken verpflichtet waren.

Paradigmatisch für die Miethäuser dieser Zeit ist ein gebänderter Sockel, die Geschosse darüber sind meist durch Gesimsbänder getrennt. Die Fenster sind rasterförmig in die glatt verputzten Fassaden eingeschnitten, wodurch auch spätere Veränderungen, wie etwa Aufstockungen, ohne große Einschnitte in die bestehende Fassade integriert werden konnten. Die Fenster sind häufig nur durch Putzumrahmungen von dem glatten Untergrund abgehoben, oder erhielten gerade Überdachungen, die Sohlbankgesimse konnten auf kleinen, unscheinbaren Konsolen aufliegen. Nur selten wurde ein Miethaus durch zarten Dekor, zumeist in den Parapetfeldern oder, wie etwa beim Haus Wien 3, Ungargasse 36 (1805), im Fenstersturz aufgewertet.

Generell gesehen war Josef Adelpodinger vor allem als Baumeister für Umbauarbeiten gefragt. Seine Neubauten folgten ökonomischen Zwängen, die kaum aufwändige Gestaltungsweisen bei den Fassaden erlaubten. Allerdings verkörperte gerade in der Biedermeierzeit das insbesondere nach außen demonstrierte „Schlichte“ und „Einfache“ eine ästhetische Kategorie für sich, und Adelpodingers unprätentiöse Formulierungen entsprachen durchaus dem Zeitgeschmack.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1802Miethaus „Zum goldenen Osterlamm“, Wien 4, Große Neugasse 21 (Aufstockung; 1792 von Josef Reymund erbaut)
1803Straßenhof „Marchettihaus“, Wien 6, Gumpendorfer Straße 95 / Marchettiggasse 20 (1808 Aufstockung und Adaptierung als Fabriksgebäude v. Adam Hildwein; 1822–1832 von Josef Klee Erweiterung und Neufassadierung)
1804Miethaus, Wien 3, Rennweg 56 (als Bauführer von Joseph Kornhäusel?)
1805Miethaus, Wien 3, Ungargasse 36
1807Miethaus, Wien 6, Stumpergasse 20 (Aufstockung; erb. Anf. 19.Jh.)
1806Miethaus, Wien 6, Mollardgasse 34 (nicht erhalten)
1811Miethaus, Wien 6, Magdalenenstraße 31 (Zubau 1881)
1812Miethaus „Zum guten Hirten“ / „Zum Tiger“, Wien 2, Weintraubengasse 1 (nicht erhalten)
1816Miethaus, Wien 6, Stumpergasse 8 (1877 adaptiert)
1816Miethaus, Wien 7, Stuckgasse 7
1817Miethaus, Wien, 6, Gumpendorfer Straße 67 (nicht erhalten)
1817Miethaus, Wien 2, Praterstraße 35 / Weintraubengasse 4 (um 2 Stockwerke erhöht und neu fassadiert; 1812 erb. von Franz Reymund; viell. Entw. Kornhäusel)
1817Miethaus, Wien 6, Dürergasse 1 / Joanelligasse 5 (Umbau, erb. Anf. 19.Jh., 1818 Zubau v. Johann Oetscher, 1822 Zubau von Josef Strohmayer)
1817Miethaus, Wien 2, Franzensbrückenstraße 12 / Czerningasse 29 (Adapt., erb. Anf. 19.Jh.; abgerissen)
1817Miethaus, Wien 6, Esterhazygasse 10 (Erweiterung; 1813 erb. v. Josef Koch; 1884 Änderung der Fassade)
1818Miethaus „Zum goldenen Stiefel“, Wien 6, Magdalenenstraße 12 (Umbauten; erb. Anf. 19.Jh.; Teil des „Ratzenstadels“; nicht erhalten)
1819Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 123 / Dominikanergasse 8 (1827 Zubau und Aufstockung von Josef Klee; 1846 Seitentrakt von Franz Schebek)
1819–1821Miethaus (Palais Schaumburg), Wien 1, Wollzeile 11 / Essiggasse 1 (mit Joseph Kornhäusel; 1854 von Peter Gerl adaptiert)
1820Miethaus, Wien 6, Mollardgasse 51 / Linke Wienzeile 146 / Schwarzgasse 2 (nicht erhalten)
1820Miethaus, Wien 3, Ungargasse 22 (1822 weiterer Zubau; 1839 Adapt. v. Ignaz Ram)
1821–1822Miethaus, Wien 1, Weihburggasse 16 (Umbau und Neufassadierung; Kernbau 16.Jh.; 1897 u. 1935 weitere Veränderungen)
1821Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 113 (1837 Zubau v. Josef Dallberg; 1843 Hoftrakt v. Ignaz Ram)
1822Miethaus, Wien 6, Münzwardeingasse 6 (linker Trakt)
1822 Wohnhaus „Zur Stadt Tabor“, Wien 3, Erdbergstraße 8 (Hoftrakt)
1822Miethaus, Wien 3, Erdbergstraße 22
1823Miethaus, Wien 6, Mollardgasse 71 (1878 Umbau)
1823Miethaus, Wien 3, Schimmelgasse 9 = Steingasse 17 (Umbauten 1834 von Hoppe)
1823Miethaus, Wien 3, Fasangasse 19 (Aufstockung und neuer Trakt; erb. 1820; nicht erhalten)
1824Miethaus, Wien 3, Marokkanergasse 23 (1883 Adapt.)
1824Miethaus, Wien 2, Franzensbrückenstraße 13 (kleinere Zubauten, erb. Anf. 19.Jh., 1844 und. 1848 Veränderung v. Josef Kastan
1826Miethaus, Wien 8, Laudongasse 18 (Haus der Katharina Pichler; Neufassadierung um 1860)
1829Miethaus, Wien 1, Tiefer Graben 17 / Wächtergasse 2
1839Miethaus, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 96 (Adaptierung; nicht erhalten)
1839Miethaus, Wien 1, Himmelpfortgasse 19 (Aufstockung; Kernbau 2.H.17.Jh.)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1828–1835Kloster Schottenstift, Wien 1, Freyung 6 / Schottengasse 2 / Helferstorferstraße 2 u. 4 (Bauleitung; Um- und Neubauten von Joseph Kornhäusel)
1844–1845Pfarrhof Gumpendorfer Kirche, Wien 6, Brückengasse 5
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Wr.Ringstraßenarchiv; Archiv Baumeisterinnung; HHSTA; Matriken der Pfarren St.Ulrich; St.Stephan; WStLA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthistorische Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s [6. Bezirk]. Wien 1976
Bürgersinn und Aufbegehren. Biedermeier und Vormärz in Wien 1815–1848. (Ausst.Kat.) Wien 1988, S.523
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
H. Pemmer / F. Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Wien 1958 (Typoskript)
O. Wittenhofer: Die Fassaden der Wiener Wohnhäuser in der ersten Hälfte des 19. Jh.s. Diss.Uni.Wien 1948 (mit Verzeichnis der Bauten im 1.–9.Bez.)
R. Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien 1957

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; AKL; ÖKL
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.05.2012
Zuletzt geändert: 15.06.2012
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