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Emanuel Trojan

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 17.01.1820 - † 08.10.1893
Geschlecht: m
Geburtsort: Praha
damaliger Name: Prag, Böhmen
Land: Tschechien
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Titel: Oberbaurat
weitere Namen: Emanuel Trojan von Bylanow
Emanuel Trojan Ritter von Bylanow
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Ingenieur
Familiäres Umfeld: Ehe mit Magdalena, geb. Hauschka (ca*1829–1875)
Zwei Kinder
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1836–1838Polytechnikum Prag
1839–1842Akademie der bildenden Künste Wien (ohne Abschluss)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1842Ingenieur-Praktikant beim k.k. Hofbaurat
1850Ingenieur-Assistent bei der Generalhofbaudirekton (zeitweilig in Triest und Graz eingesetzt)
ab 1853Ingenieur in der Bausektion des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten
ab 1866Ober-Ingenieur bei der k.k. nö. Statthalterei
ab ca.1868Leiter der Hochbauabteilung
ab 1882Vorstand des technischen Departements bei der k.k. nö Statthalterei
1884Eintritt in den Ruhestand
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Auszeichnungen und Ämter
1868Baurat
um 1873Oberbaurat
vor 1873Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
1879Orden der Eisernen Krone 3.Kl. (Erhebung in den Ritterstand mit Prädikat v.Bylanow)
1884Allerhöchste Zufriedenheit (anläßl. Pensionierung)
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Mitgliedschaften
ab 1864Österr. Ingenieurverein (=ab 1865 Österr. Ingenieur- und Architektenverein, 1866 ausgetreten)
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Vita
Emanuel Trojan wurde 1820 in Prag geboren. Über seine familiäre Herkunft ist nichts bekannt. Er besuchte zunächst das Polytechnikum in Prag und anschießend ab dem Jahr 1839 die Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach seiner Studienzeit durchlief er als Architekt und Ingenieur eine glänzende Beamtenkarriere. Er war zunächst Praktikant beim k.k. Hofbaurat, und wurde – bereits als Ingenieur-Assistent der Generalhofbaudirektion – zeitweilig auch in Triest und Graz eingesetzt.

Ab 1853 war er Ingenieur in der Bausektion des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten, um schließlich ab dem Jahr 1866 als Ober-Ingenieur in die kk. nö. Statthalterei überzuwechseln. In dieser Funktion war er auch Mitglied der Wiener Stadterweiterungskommission. Zwei Jahre später wurde er der Leiter der Hochbauabteilung und war ab 1882 bis zu seiner Pensionierung Vorstand des technischen Departements bei der k.k. nö Statthalterei.

Seine Beamtenlaufbahn brachte mit es sich, dass er zunächst zum Baurat und etwa 1873 zum Oberbaurat ernannt wurde. Er erhielt etliche Auszeichnungen, im Jahr 1879 wurde er in den Adelstand mit dem Prädikat „von Bylanow“ erhoben.

Emanuel Trojan war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er starb im 74.Lebensjahr an einem Herzleiden in Wien.
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Stellenwert
Emanuel Trojans Tätigkeit als Architekt scheint sich auf die Aufgaben, die ihm als Beamter übertragen wurden, beschränkt zu haben. D.h., er plante einige öffentliche Gebäude, im Wohnbau hingegen war er nicht tätig.

Seine einzige in Wien nachweisbare Arbeit war die Errichtung des neuen Amtsgebäudes des k.k. Ackerbau-Ministeriums (Wien 1, Rathausstraße 22 / Liebiggasse 5 / Ebendorferstraße 9, 1882–1883). Als ärarischer Bau wurde vor allem auf eine zweckmäßige Anordnung und gute Belichtung der einzelnen Kanzleiräume Wert gelegt. Das Äußere ist „in einfacher, jedoch würdiger Weise gehalten“ (ABZ 1886). Das dreiseitig freistehende Gebäude erhielt flache Eckrisalite, deren Kanten ebenso wie das Erd- und Mezzaningeschoss mit kräftigen Diamantquadern akzentuiert sind. Im Hauptgeschoss wurden die Fenster alternierend mir Dreiecks- sowie Segmentgiebel versehen. Das Hauptportal ist durch vier toskanische Säulen, die die Diamantquaderung des Erdgeschosses aufnehmen, hervorgehoben. Vier allegorische Figuren, die den Ackerbau, die Viehzucht, die Waldkultur sowie den Bergbau darstellen, weisen auf den Verwendungszweck des Gebäudes hin.

Ebenfalls für das Ackerbauministerium hatte Trojan schon einige Jahre zuvor das Önologische und pomologische Institut in Klosterneuburg, NÖ (1877–1880) entworfen. Auch hier stand eine zweckmäßige Anlage der benötigten Räumlichkeiten im Vordergrund. Neben den Räumen für Unterrichtszwecke war auch die „chemisch-physioglogische Versuchsstation“ einzuplanen. Ein geplantes Stockwerk für die Unterbringung eines Museums sowie einiger Wohnungen wurde allerdings in der Folge aus Kostengründen nicht gebaut. Trojan strukturierte das lang gestreckte Gebäude mittels kräftiger Risalite, deren Kanten ebenso wie beim Ackerbauministerium mit Diamantquadern eingefasst wurden. Die Fassade überzog er mit einem Netzwerk von Nutungen, die an einen Steinbau erinnern sollten. Auffallend war die Vielzahl an Kaminen, die die Dachlandschaft prägten (das Gebäude wurde mehrmals umgebaut). Allerdings dienten diese Kamine nicht Beheizungszwecken – das Gebäude wurde mit einer Ölgasheizung ausgestattet. Trojan hatte bei dem Baugrund, der vom Stift Klosterneuburg zur Verfügung gestellt worden war, mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen: wie er schreibt, entsprangen in dem Gebiet rund 30 Quellen, was nicht nur die Fundamentierungsarbeiten erschwerte, sondern auch die Gefahr von stets feuchtem Mauerwerk mit sich brachte. Trojan löse dieses Problem, indem er – neben weiteren Maßnahmen – um das ganze Gebäude herum einen „Luftgraben“ anlegte, von dem Entlüftungsschächte zwischen den Fenstern eingemauert und teils bis zum Sockel, teils bis zum Dach in die Höhe gezogen wurden. Bemerkenswert ist, dass die Wasserversorgung des Gebäudes von einem ebenerdigen Bassin in ein Reservoir am Dach gepumpt wurde, von wo aus die einzelnen Stockwerke versorgt wurden. Bemerkenswert ist auch der moderne Umgang mit dem Abwasserproblem: die festen Bestandteile wurden – nach der Desinfektion – zu Düngeziegeln verarbeitet, während die flüssigen Bestandteile über „Reinigungskästen“ zum nahe gelegenen Weidlingbach abgeleitet wurden.

Anfang der 1870er Jahre errichtete Trojan eine Männer-Strafanstalt in Stein a.d.Donau, NÖ, sowie eine in Pilsen, Böhmen / Plzen, CZ. Bei beiden Gebäuden orientierte sich Trojan am so genannten Panoptikum-Design, welches Ende des 18.Jahrhunderts in England zunächst für die Beaufsichtigung von Fabriksarbeitern entwickelt wurde und 1811 auch bei einem Gefängnisbau angewendet werden sollte. Kernpunkt dieser Idee war, alle Zellen kreisförmig anzuordnen, sodass jede Zelle von einem zentralen Punkt einsehbar war und nur eine geringe Zahl von Justizvollzugsbeamten eine möglichst große Zahl von Insassen beaufsichtigen konnte. Dieses Konzept wurde allerdings nie realisiert. Erst eine Abwandlung des Prinzips, nämlich die sternförmige Anordnung von einzelnen Trakten um einen zentralen Überwachungsraum setzte sich durch, und das 1840 errichtete Pentonville Gefängnis in London war das erste dieser Art, dem in den folgenden Jahren rund 50 weitere Anlagen im gesamten britischen Empire folgten.

Auch Trojan orientierte sich an diesem Panoptikum-Prinzip. Sowohl in Stein als auch in Pilsen wählte er „jene mustergültige Form, wobei die Zellentrakte strahlenförmig um die Beobachtungs- oder Zentralhalle sich gruppieren und mit derselben durch lichte Gänge in Verbindung stehen“ (ABZ 1875). In Stein waren drei Zellentrakte mit jeweils 116 Zellen vorgesehen, in einem vierten Trakt befinden sich Verwaltungsräume, Magazine, eine Kirche, eine Bibliothek, Schulungsräume etc. Die Zellentrakte sind viergeschossig, die Gänge als Eisenkonstruktionen ausgeführt. In Pilsen wiederholte Trojan dieses Prinzip, wobei er allerdings hier sieben Zellentrakte vorsah und in einem achten Trakt, der mit einem abschließenden Querbau den Hauptzugang markiert, sämtliche administrative Räumlichkeiten unterbrachte.

Auch bei den Strafgebäuden legte Trojan auf eine zweckmäßige und nach neuesten Erkenntnissen orientierte Ausstattung Wert. Er plante akribisch jedes Detail bis hin zu den Speisetürchen, die – zur Verbesserung der Haltbarkeit der Angeln – nicht horizontal, sondern seitlich zu öffnen waren. Wieder erfolgt die Wasserversorgung der einzelnen Trakte von auf den Dächern angelegten Reservoirs, in die das Wasser aus einem Brunnen im Hof gepumpt wird. In jedem Stockwerk leiten zentral angelegte Schläuche Abfälle in die ebenerdig angelegten Kehrichtgruben. Eine moderne Luftheizung in jeder Zelle ermöglichte den Häftlingen die Wärmezufuhr individuell zu regeln, zusätzlich gab es in jeder Zelle Ventilationsöffnungen, und die Abortanlagen in den einzelnen Zellen verschwanden in einer Mauernische und waren bei Bedarf herauszuklappen.

Emanuel Trojan war als beamteter Architekt nur mit öffentlichen Gebäuden befasst. Seine auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Planungen zeigen seine Liebe zum praktischen Detail sowie eine intensive Auseinandersetzung mit den Anforderungen, die die jeweilige Bauaufgabe stellten. Er war nicht nur am Einsatz moderner Materialien interessiert, sondern folgte stets auch den neuesten technischen und hygienischen Entwicklungen.
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Werke

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1865–1867Realschule in Jitschin, Böhmen / Jicin, Marianske Namesti, CZ
1874–1878Männer-Strafanstalt in Pilsen, Böhmen / Plzen, CZ (mit Franz Maurer)
1875Zellengefängnis in Stein an der Donau, Steiner Landstraße 4–6, NÖ
1877–1880Önologisches und pomologisches Institut in Klosterneuburg, Wiener Straße 74, NÖ (heute: Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau und Institut für Bienenkunde; mehrfach umgebaut und erweitert)
1882–1883ehem. Ackerbauministerium, Wien 1, Liebiggasse 5 (heute Psychologicum, Institut für Psychologie der Universität Wien). Das Gebäude wurde von Arch. Georg Michael Feferle in Zusammenarbeit mit Arch. Helmut Schuch in den Jahren 2000-2004 generalsaniert und umgebaut.
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
[E. Trojan v.Bylanow]: K.k.österr.Zellengefängniss in Stein an der Donau. In: Allgemeine Bauzeitung (ABZ)40.1875, S.57 Abb.47ff
[E. Trojan v.Bylanow]: K.k.önologisches und pomologisches Institut in Klosterneuburg bei Wien. [Wein- und Obstbauschule] In: ABZ 45.1880, S.55, Abb.42f
[E. Trojan v.Bylanow]: Die k.k.Männer-Strafanstalt in Pilsen. In: ABZ 46.1881, S.27ff; Abb.23ff
[E. Trojan v.Bylanow]: Das neue Amtsgebäude des k.k.Ackerbau-Ministeriums. In: ABZ 51.1886, S.36, Abb.22ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
NÖ Landesarchiv; Pfarre Alservorstadt; Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
K. Mollik / H. Reining / R. Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone. Die Wr.Ringstraße, Bd.3 (Textband), Wiesbaden 1980
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
E. Poche (Hg.): Umelecke Pamatky Cech. Bd.1, Praha 1977
E. Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße. Die Wr.Ringstraße, Bd.2, Wiesbaden 1979
J. Vybiral: Ceska architektura na Prahu moderni doby. Praha 2002

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez); Dehio NÖ/Süd A-L
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Anmerkungen
Im Dehio NÖ/Süd A–L wird bei der Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg irrtümlich ein Architekt Emanuel Juvany als Erbauer genannt.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2012
Zuletzt geändert: 19.06.2023
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