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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 28.07.1883 - † 05.10.1944 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Jaipur | Land: Indien | Religionsbekenntnis: Mosaisch | Berufsbezeichnung: Architekt, Maler u. Kunstgewerbler | Familiäres Umfeld: Vater: Simon L. (1849–1891), Gummiwarenfabrikant
| Mutter: Regina, geb. Sojka (1860–1918)
| Geschwister: Melanie (*1885), Kunstgewerblerin, Eugen (1890–1918)
| Ehe mit: Leopoldine (Geburtsname unbek.) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1901–1906 | Technische Hochschule Wien (u.a. bei Karl König) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1907 | als freiberuflicher Kunstgewerbler u. Architekt in Wien tätig
| 1914–1918 | Kriegsdienst
| 1919 | Mitarbeiter der Fa. Schwadron
| 1919–1921 | Mitarbeiter der Wiener Werkstätte
| ab 1922 | Tätigkeit für die Deutsche Werkstätte
| um 1924/25 | Lehrauftrag an der Kunstgewerbeschule Wien (Klasse Josef Hoffmann) |
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Mitgliedschaften
| 1904 | „Konkurrenz-Club“ an der Technischen Hochschule |
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Vita
| Viktor Lurje wurde als ältester Sohn eines gut situierten Fabrikanten 1883 in Wien geboren. Nach dem Besuch der Realschule studierte er von 1901–1906 an der Technischen Hochschule in Wien, wo er unter anderen Karl König zum Lehrer hatte. Dort kam er auch mit seinen Studienkollegen Oskar Strnad, Josef Frank und Oskar Wlach in Kontakt, mit denen in der Folge ein lockerer Freundes- und Fachkreis entstand. Neben einer gemeinsamen Diskussionsrunde engagierten sie sich insbesondere im „Konkurrenzclub“ der Technischen Hochschule.
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| Nach dem Abschluss des Studiums machte sich Viktor Lurje bald selbständig. Trotz mehrmaliger Zusammenarbeit mit Oskar Strnad in den Jahren um 1910 (insbesondere Vorentwurf für das Haus Hock in Wien-Döbling) kam es jedoch zu keiner Arbeitsgemeinschaft. Ungeachtet seiner eher technischen Ausbildung (er führte auch Zeit seines Lebens den Titel „Ingenieur“) arbeitete Lurje fast ausschließlich als Kunstgewerbler. Die kunsthandwerkliche Bandbreite Lurjes war ungeheuer groß, neben Plakaten und Möbel fertigte er auch Entwürfe für Glaswaren, Keramik, Bronze, Textilien und anderes an, wobei er mit den namhaftesten Firmen zusammenarbeitete, wie Lobmeyr oder die Wienerberger Ziegelfabrik. Ein besonderes Spezialgebiet von Lurje war jedoch die Intarsienmalerei und die Stucktechnik, die er sehr häufig als Wand- und Deckendekoration einsetzte.
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| Während des Ersten Weltkriegs eingerückt, arbeitete er in einem der vielen Baudepartements der k.k. Armee. Nach Kriegsende war er kurzfristig für die Keramikfirma Schwadron tätig und vorübergehend auch Mitarbeiter der Wiener Werkstätte. Als Mitarbeiter Josef Hoffmanns erhielt er auch für kurze Zeit einen Lehrauftrag in dessen Klasse an der Kunstgewerbeschule. Die schlechte Wirtschaftslage veranlasste ihn jedoch, sich ein zweites Standbein in Deutschland zu suchen, wo er vor allem für die Deutsche Werkstätte tätig war. In dieser Funktion richtete er in Zusammenarbeit mit Architekten wie Theodor Fischer oder Emil Fahrenkamp diverse Museen, Hotels und Lokale ein. In Wien projektierte er 1930 im Rahmen des Sozialbaus des „Roten Wien“ nur eine kleine, anspruchslose Wohnhausanlage in Wien-Fünfhaus (15, Pilgerimgasse 4-6). Eine Beteiligung an der Wiener Werkbundsiedlung von 1932 kam hingegen nicht zustande, obwohl er in die Anfangsplanung einbezogen worden war.
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| Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland war er als Jude gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Es gelang ihm, mit seiner Frau noch im Herbst des Jahres nach Shanghai zu flüchten. Über die näheren Umstände seiner Emigration ist nichts bekannt. Anfang der 1940er Jahre ging Lurje nach Indien (seine Reiseskizzen haben sich erhalten), wo er um 1944 in Jaipur an der Einrichtung des Palastes des örtlichen Maharadschas mitgewirkt hat und ebendort verstorben ist. |
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Stellenwert
| Viktor Lurje war ein typischer Vertreter der „Wiener Wohnraumkultur“ der Zwischenkriegszeit. Dem Studien- und Freundeskreis um Oskar Strnad und Josef Frank angehörig, konzentrierte er sich insbesondere auf die Inneneinrichtung und das Kunstgewerbe.
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| Bereits das erste gemeinsame Projekt der Freunde, ein Gartensaal in der Winterausstellung des Museums für Kunst und Industrie 1911/12 war in seiner kräftigen Farbgebung und Dekorfreudigkeit paradigmatisch für die formale Weiterentwicklung. Auch späterhin blieben die Objekte Lurjes einer betont dekorativen Ausrichtung verpflichtet. Wobei der Künstler, der eine große Bandbreite entfaltete und neben Plakaten auch Entwürfe für Keramik, Glas und Textilien anfertigte, sich insbesondere auf die damals sehr geschätzte Technik der Intarsienmalerei und des Stuckdekors, wo er auch eine eigene Technik entwickelte, verlegte. Ein Großteil seiner Innenausstattungen in diversen Museen (Landesmuseum Kassel, 1912), Hotels und Restaurants war von diesem oftmals figural- narrativen Dekor geprägt.
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| Im Gegensatz dazu ist das architektonische Oeuvre Lurjes sehr schmal. Diverse Entwürfe aus seiner Frühzeit kamen nicht zur Realisation. Auch mehrere mit Oskar Strnad gemeinsam geplante Projekte zerschlugen sich. Die Gründe dafür sind unbekannt, könnten aber möglicherweise in einem etwas zwiespältigen Verhältnis zu Strnad liegen. Einzig eine kleine einfache Wohnhausanlage des „Roten Wien“ (15. Bezirk, Pilgerimgasse 4-6), die bereits von den nüchternen Kriterien der „Neuen Sachlichkeit“ geprägt ist, blieb sein architektonisches Vermächtnis. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1910–1911 | Haus Hock, Wien 19, Cobenzlgasse 71 (Vorentwurf mit Oskar Strnad)
| 1930 | WHA d. Gemeinde Wien, Wien 15, Pilgerimgasse 4–6 |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1908 | Internationale Baukunstausstellung Wien (Beteiligung)
| 1909 | Kunstschau (Beteiligung)
| 1910/11 | Winterausstellung des Museums für Kunst u. Industrie in Wien, Gartensaal (mit O. Strnad u.a.)
| 1912 | Innenausstattung Landesmuseum Kassel, D (mit Th. Fischer)
| 1921 | Innenausstattung Folkwangmuseum Essen, D
| 1920 | Kunstschau (Beteiligung)
| 1922 | Deutsche Gewerbeschau, München, D (Beteiligung)
| 1924 | Messehaus am Tiergarten, Berlin, D (Innenausstattung)
| 1925 | Exposition internationale des arts decoratifs et industriels modernes, Paris, F (Beteiligung)
| um 1925 | Innenausstattung des Hotels „Zu den Vier Jahreszeiten“, Hamburg, D (mit E. Fahrenkamp)
| 1926 | Restaurant „Rheinterrassen“, Düsseldorf, D (Wanddekorationen)
| 1927 | Europäisches Kunstgewerbe, Ausstellung, Leipzig, D (Beteiligung)
| um 1943 | Palast des Maharadschas von Jaipur, Indien (Innenausstattung)
| o.J. | Funkturm-Restaurant, Berlin, D (Ausstattung)
| o.J. | Warenhaus Israel (Teerestaurant), Berlin, D
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zahlreiche Entwürfe für Kupferwaren, Glas, Textilien, Keramik, etc.
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NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1902 | Bootshaus (Schulentwurf)
| 1909 | Schlossbrunnkolonnade Karlsbad, Böhmen / Karlovy Vary, CZ (Konkurrenzentwurf, mit Oskar Strnad) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| MAK (Teilnachlass) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| K.P. Arnold: Vom Sofakissen zum Städtebau. Basel 1993
| G. Fahr-Becker: Wiener Werkstätte 1903–1932. Wien 2003
| W. Gropius: Handwerkliche Lebensechtheit, zu Arbeiten von Viktor Lurje. In: Innendekoration 37.1926, S.230ff
| W. Neuwirth: Wiener Keramik, Historismus, Jugendstil, Art Deco, Braunschweig 1974, S.214
| E. Ottilinger (Hg.): Wohnen zwischen den Kriegen, Wiener Möbel von 1914–1941, Wien 2009, S.18f
| H. R. (anonym): Zu Viktor Lurjes Stuckarbeiten. In: Deutsche Kunst und Dekoration 1921, Bd.51, S.280ff
| W. Schweiger: Wiener Werkstätte, Kunst und Kunsthandwerk 1903–32. Wien 1982
| L. Steinmetz: Viktor Lurje-Wien. In: Deutsche Kunst und Dekoration 1921, Bd.48, S.185ff
| M. Welzig: Josef Frank. Wien 1998 | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 9.1903, T.112 (Bootshaus)
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| Die bildende Kunst
| 4.1921, S.81ff
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| Deutsche Kunst u. Dekoration
| 1921, Bd. 51, S.176f (diverse Möbel)
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| Innendekoration
| 37.1926, S. 215ff u. S.230ff (Innendekoration Hotel „Vier Jahreszeiten“)
| 39.1928, S.122f (Intarsien, Haus Stollberg in Charlottenburg) u. S.307 (Kredenz)
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| Jahrbuch d. Gesellschaft österreichischer Architekten
| 1910, S.27ff (Schlossbrunnkolonnaden Karlsbad)
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| Kunstchronik
| N.F. 32.1920/21, S.686 (div. Kunstobjekte)
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| Kunst und Kunsthandwerk
| 23.1920/21, S.179, 182f u. S. 200 (div. Kunstobjekte)
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| Österreichische Bau und Werkkunst
| 3.1926/27, S. 86 (Intarsien)
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| Pyramide
| 1928, H.6 (div. Kunstobjekte) | NACHSCHLAGEWERKE:
| H. Fuchs: Österreichische Maler 1881–1990, Bd.1, Wien 1976 | LEXIKA:
| ThB; Vollmer; D. Zühlsdorff: Keramik-Marken Lexikon (1885–1935). Stuttgart 1988; Weihsmann 2005 |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.10.2013 | Zuletzt geändert: 17.05.2016 |
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