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Das einzig bekannte Werk von Ferdinand Fuchsik ist die Kristalleisfabrik in Wien 20, Pasettistraße 71-75, die er gemeinsam mit Silvio Mohr in den Jahren 1925-1926 errichtete. Diese Fabrik zählt zu den bedeutendsten Fabrikbauten der Zwischenkriegszeit in Wien. Bei der Materialwahl bediente sich das Architektenteam des damals für diese Bauaufgabe üblich gewordenen Sichtziegels. Außergewöhnlich ist allerdings die formale Gestaltung, die auf den speziellen Verwendungszweck des Gebäudes hinweist. Schon die Attikazone, die in einem Zick-Zack-Band verläuft, vermag im weitesten Sinn Assoziationen zu Eiskristallen zu erwecken. Bemerkenswert ist vor allem die plastische Ausbildung der Fensterstürze, die Fuchsik gleichsam als kristallartige Gebilde formulierte. Mag auch die Gestaltungsweise an typische Art-deco-Motive erinnern (Wehdorn 1984), so findet sich doch zugleich eine frappante Parallele zu Formulierungen des französischen Revolutionsklassizismus. Claude Ledoux etwa bringt bei der Saline von Chaux (1775) an runden Maueröffnungen das Motiv des tropfenden Salzwassers an, d.h., sowohl bei Fuchsik als auch bei Ledoux weist ein markantes Motiv, das einen wichtigen Vorgang im Fabrikationsverlauf symbolisiert, auf den Verwendungszweck des Gebäudes hin.
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Die Fabrik besaß 1926 die größte Eismaschine Europas und erzeugte pro Tag 4000 Stück Blockeis. Durch die Entwicklung von sog. „Kleinkühlanlagen“ wurde jedoch die Kunsteiserzeugung schon wenige Jahre später obsolet, und im Jahr 1931 wurde die Fabrik auf die Erzeugung von Kohlensäure und Trockeneis umgestellt.
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Da keine weiteren Werke von Ferdinand Fuchsik bekannt sind, kann allerdings keine schlüssige architekturtheoretische Positionierung dieses Architekten hinsichtlich der Gesamtheit seines Schaffens vorgenommen werden. |
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