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Das Postamt in Wien 10, Buchengasse 77, Ecke Columbusgasse, das Alfred Gerger gemeinsam mit Josef Aicher in den Jahren 1928-1929 erbaute, ist ein großer Gebäudekomplex, der nicht nur das bestehende kleine Postamt ersetzten sollte, sondern auch mit einem modernen automatischen Briefsortiersystem ausgestattet wurde. Über einem glatt verputzen Mauersockel sind in der Buchengasse drei und in der Columbusgasse vier Stockwerke angeordnet. Die vertikale Strukturierung der Fassaden mittels hoher, sechsteiliger Fenster wird durch Lisenen noch betont, die über alle Stockwerke durchlaufen. Diese vereinfachten Lisenen sind ebenso wie die modifizierten Konsolen unter dem vorkragenden Dach ein typisches Beispiel für die Entwicklung in den 20er Jahren, klassizistische Elemente in stark modifizierter Weise in den Gestaltungskatalog einzubeziehen. Die regelmäßig rhythmisierten Fronten münden in eine dynamisch expressive Ecklösung, die das Stiegenhaus enthält: die Baukante in der Buchengasse ist eingezogen und als überhöhter, horizontal gegliederter Baukörper abgesetzt. Daneben leitet ein ungegliederter, fensterloser Kubus zur Fassade über. Dieser Kubus ist über das Dach als turmartiger Aufbau hochgezogen, dem auf der Seite des niedereren Gebäudetraktes ein halbrunder Zylinder angefügt ist, der wiederum die horizontale Gliederung des Stiegenhauses übernimmt.
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Alfred Gerger war ein viel beschäftigter Baumeister. Der eigenständige Entwurf des Postamtes stellt somit eine singuläre Leistung dar. |
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