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Friedrich Jäckel

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 08.09.1876 - † 14.05.1960
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Graz
Land: Österreich
Titel: Ing., Arch., Oberbaurat
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Louis J., Buchhalter
Ehe mit unbek.
Tochter: Hildegard
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule
1894-1900Technische Hochschule Wien (Bauschule, u.a. bei Karl Mayreder und Karl König)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1901-1926Architekt im Wiener Stadtbauamt
1912Oberingenieur im Stadtbauamt
ca.1914-1918Kriegsdienst
ab 1926Professor für Hochbau- und Baustofflehre an der Technischen Hochschule Graz, Stmk. (1931-1933 u. 1938-1940 Dekan für Architektur)
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Auszeichnungen und Ämter
1917Kriegsverdienstkreuz für Zivildienst III. Klasse
1918Stadtbaurat
1923Leiter der Architekturabteilung im Wiener Stadtbauamt
1924Oberstadtbaurat
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Mitgliedschaften
ab 1903Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein
ab 1926Zentralvereinigung der Architekten
o.J.Wiener Bauhütte
o.J.Klub der Stadtbauamtsingenieure (zeitweilig im Vorstand)
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Vita
Friedrich Jäckel, der 1876 in Wien als Sohn eines Buchhalters geboren wurde, erhielt seine Ausbildung an der Technischen Hochschule, wo Karl König und Karl Mayreder zu seinen Lehrern zählten. Schon nach einer kurzen Zeit des Praktikums erhielt er eine Anstellung im Wiener Stadtbauamt, dessen Schwerpunkt damals vor allem der Ausbau der städtischen Infrastruktur war. In der Folge war Jäckel vor allem in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg mit der Errichtung zahlreicher Schulbauten und Kindergärten befasst, wobei er insbesondere mit dem damaligen Leiter der Hochbauabteilung, dem Techniker Max Fiebiger, mehrmals zusammen arbeitete.

Im Rahmen dieser intensiven Bautätigkeit seitens des Stadtbauamts stellte schließlich die Errichtung des ersten städtischen Hallenbades (Wien 17, Jörgerstraße 42-44), für das Jäckel verantwortlich zeichnete, einen der Höhepunkte dar. Während des Ersten Weltkriegs konzipierte Jäckel u.a. die neue Anlage des Wiener Naschmarkts (Wien 6, Linke Wienzeile) und den sog. Auslandsschlachthof in Wien 3, St.Marx – damals wichtige Einrichtungen zur Verbesserung der prekären Ernährungssituation der Bevölkerung.

Auch nach dem Zusammenbruch der Monarchie gehörte Jäckel weiterhin dem Wiener Stadtbauamt an, wobei er in den ersten Nachkriegsjahren insbesondere mit der Planung von Hochbauten der Hochquellwasserleitung, die damals ausgebaut wurde, befasst war. Nachdem er bis Mitte der 20er Jahre noch einige weitere Projekte wie das Bezirksjugendamt in Wien 21 und eine kleinere Wohnhausanlage errichtet hatte, verließ Jäckel 1926 das Stadtbauamt, das damals aufgrund der schlechten Wirtschaftslage gezwungen war, einen radikalen Personalabbau durchzuführen, und folgte einem Ruf der Technischen Hochschule in Graz. Die 1925 erzwungene Pensionierung von Max Fiebiger, der inzwischen zum Stadtbauamtsleiter aufgestiegen war und mit dem er sehr viel zusammen gearbeitet hatte, könnte ihn zu diesem Schritt veranlasst haben. Jäckel war in den folgenden Jahren – bis zu seiner Pensionierung – als Professor für Hochbau und Baustofflehre in Graz tätig, wo er auch im 84. Lebensjahr verstarb.
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Stellenwert
Friedrich Jäckel, der als Schüler von Karl Mayreder und Karl König noch in der späthistoristischen Tradition ausgebildet worden war, zählte zu den maßgeblichen Architekten des Wiener Stadtbauamts in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jh.s. Insbesondere infolge der guten Baukonjunktur der letzten Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, die sich auch auf die kommunale Bautätigkeit auswirkte, war Jäckel mit einer Reihe bedeutender Projekte befasst. So errichtete er u.a. – zumeist in Zusammenarbeit mit dem Techniker Max Fiebiger – mehrere Schulen und Kindergärten, wobei Fiebiger, der sich intensiv mit den damaligen neuesten Errungenschaften auf diesem Gebiet auseinandergesetzt hatte, höchstwahrscheinlich für die Grundriss- und Raumplanung verantwortlich war, während Jäckel die architektonische Ausgestaltung über hatte. Wesentlich waren ein Abgehen vom damals üblichen „Schulkasernenstil“ und eine Anpassung an die Erfordernisse des Schulbetriebs und nicht zuletzt der Kinder selbst. Zahlreiche Innovationen wurden zur Verbesserung der Gesundheit und der Hygiene eingeführt. Neben modernen Zentralheizungen, Duschanlagen, hygienischen Bodenbelägen und anderem mehr wurde Wert auf die körperliche Ertüchtigung gelegt. So verfügte die Schule in Wien 10, Hebbelplatz 1 neben dem obligatorischen Turnsaal auch über einen dem Gebäude vorgelagerten Sommerturnsaal, der im Winter als Eislaufplatz genutzt werden konnte. In formaler Hinsicht orientierte man sich am damals gängigen Heimatstil mit Anlehnungen an Dekorelemente der Wiener Werkstätte, die man bevorzugt in den Treppenhäusern und Vestibülen einsetzte.

Das vielleicht bemerkenswerteste Projekt Jäckels stellt aber die Errichtung des „Jörgerbades“ (Wien 17, Jörgergasse 42-44) dar, des ersten städtischen Hallenbades in Wien, das kurz vor Kriegsausbruch, im Mai 1914, eröffnet wurde. Wie beim Schulbau stand auch hier der Aspekt der Volksgesundheit im Vordergrund. Der in Stahlbeton errichtete Bau umfasste neben den üblichen Dampf- und Wannenbädern ein großes glasüberdachtes Schwimmbecken und erstmals auch ein getrenntes Kinderbecken. Diese Einrichtung und die Aufhebung der Geschlechtertrennung sollten das Bad vor allem familienfreundlich gestalten. Jäckel, der die Anlage gemeinsam mit dem Techniker Franz Wejmola plante, musste sich in diesem Fall mit einem neuen Bautypus auseinandersetzen, für den es fast keine Vorbilder gab. Während sich die große tonnenüberwölbte Halle mit Oberlicht und Galerien vage an der römischen Thermenarchitektur orientiert, stellt die Außenerscheinung eine Mischform von Burg und secessionistischer Villa dar. Die betont malerische Note des asymmetrisch strukturierten Baukörpers wird, insbesondere durch die Imitation von Haustein, die beim mächtigen Sockel und den Fensterrahmungen zum Einsatz kommt, unterstrichen. Diese Note wird durch Ziergiebel und diverse Dekorelemente zusätzlich betont. Jäckel antizipierte hier ein eher romantisch-feudales Formenvokabular, das auch späterhin für die Kommunalbauten der Zwischenkriegszeit – trotz gänzlich veränderter politischer Situation – maßgeblich bleiben sollte.

Jäckel hatte darüber hinaus an weiteren bedeutenden Projekten Anteil, die dem Ausbau der städtischen Infrastruktur zur Zeit des Ersten Weltkriegs dienten und zum Teil noch heute wesentliche städtebauliche Komponenten darstellen. Neben der Errichtung des sog. Kontumazschlachthofs in St.Marx, der eine wichtige Ausbaustufe und Modernisierung des seit den 1880er Jahren bestehenden riesigen Schlachthofs darstellte, war Jäckel vor allem für die Neugestaltung des Naschmarkts verantwortlich. Für das durch die Überbauung des Wienflusses neu gewonnene Areal entwarf er ein stringentes Konzept, das die Marktstände in zwei Verkaufsstraßen mit einer repräsentativen Mittelzeile und Querstraßen anordnete. Ein Kopfpavillon und verschiedene andere Einrichtungen dienten den weiteren Erfordernissen des Marktes. Trotz zahlreicher Veränderungen vermittelt der Markt bis heute den späten Charme des Wiener Fin-de-Siècle.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1916Wohnhaus in Dürnstein, NÖ
1923-1924WHA d. Gem.Wien, Wien 19, Schegargasse 17-19

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1910-1911Döblinger Steg, Wien 19 u. 20, Rampengasse
1911Hauptschule Wien 22, Konstanziagasse 50
1911-1912Kindergarten der Stadt Wien, Wien 16, Brüßlgasse 31 (mit Max Fiebiger)
1911-1912„Hebbelschule“, Wien 10, Hebbelplatz 1-2 (mit Max Fiebiger)
1912-1913Volksschule, Wien 10, Triesterstraße 114 (mit Josef Bittner)
1911-1913Wasserbehälter Steinhof, Wien 16, Johann-Staud-Gasse 28-30
1912-1914Jörgerbad, Wien 17, Jörgerstraße 42-44 (mit Heinrich Goldemund und Franz Wejmola, Technik und Bauleitung)
1913Volksschule, Wien 13, Amalienstraße 31-33 (mit Max Fiebiger)
1915-1916Ausbau des Naschmarkts (Marktamt und Anlage der Pavillons) Wien 6, Linke Wienzeile
1916-1917Ausbau des Schlachthofs St.Marx (Kontumazschlachthof), Wien 3, Viehmarktgasse (mit Max Fiebiger)
1920-1921Einsegnungs- und Aufbahrungshalle, Wien 12, Hervicusgasse 44
1923-1924Bezirksjugendamt, Wien 21, Gerichtsgasse 10 (mit Wilhelm Peterle, verändert)
1923-1925Wasserreservoir und Hebewerk der 2.Wiener Hochquellleitung, Wien 19, Krapfenwaldgasse 28 (mit den Technikern Ludwig Machek, Anton Zaubek, Rudolf Teufelbauer)
o.J.Badeanstalt, Wien-Liesing

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1907Wohnbaufassade für die Verbauung der Spitzackergründe in Wien 13 (Wettbewerb, 1.Preis)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
F. Jäckel: Die Bautätigkeit der Wiener Stadtverwaltung. Einleitende Übersicht ihrer kulturellen Bedeutung. In: Österr. Bau- und Werkkunst 1.1924/25, S.12
F. Jäckel: Zweckmäßiges Sparen beim Eigenheim. In: Der Bau 1948, H.4, S.6

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Materialien des ÖBL; TUWA
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Favoriten, ein Heimatbuch d. 10. Wiener Gemeindebezirks. Wien 1928, S.106
Festschrift, herausgegeben anläßlich der 100 Jahrfeier des Wiener Stadtbauamtes. Wien 1935
M. Fiebiger: Über Schulen und Kindergärten der Gemeinde Wien. In: Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines 1915, S.369ff u. S.385ff
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20.Jahrhunderts. Wien-Graz 2005
P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
Stadtbauamt (Hrsg.): Die zweite Kaiser-Franz-Josef-Hochquellenleitung der Stadt Wien. Eine Gedenkschrift zum 2.Dezember 1910. Wien 1910
R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jahrhundert. Wien 1970
G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bautechniker
37.1917, S.1ff u. S.9ff, T.2 (Naschmarkt in Wien)

Österreichische Bau- und Werkkunst
1.1924/25, S.186 (WHA Wien 19, Schegarg.)

Wiener Bauindustriezeitung
36.1919, S.25ff (Schule Wien 10, Hebbelplatz, Schule Wien 10, Triester Straße, Schule Wien 13, Amalienstraße, Kindergarten Wien 16, Brüsselgasse)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1;Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
Dresslers Kunsthandbuch. Leipzig 1930
J. Kürschners Jahrbuch 10. Ausg., Bd.2, Berlin 1966., S.2815
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
K. Reichl: Lexikon der Persönlichkeiten und Unternehmungen in der Steiermark. Graz 1955
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 24.11.2010
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