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Julius Müller

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 06.07.1881 - † 19.03.1949
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Ing.
weitere Namen: Julius Hermann
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Stadtbaumeister, Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Friedrich August Müller
Mutter: Adelheid Tex
Ehe (1905) mit Irma (Minka) Löwy (1879-1956)
Kinder: Ing. Eduard (1905), Baumeister, Dr. Peter Clemens (*1912), Dipl.Ing. Konrad (1908-1945)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1900Abschluss Staatsgewerbeschule
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1900Bauzeichner in Wien
1908Gesellschafter der Baumeisterfirma Santoll & Müller
1908Baumeisterkonzession
ab 1909eigenes Atelier
1919Gründung der Baufirma: Architekt Julius Müller, Ingenieur und Stadtbaumeister
1937Architekten-Befugnis (entzogen 1939, wiederbestätigt 1946)
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Auszeichnungen und Ämter
ab 1912Innungsmeister
ab 1913gerichtl. beeid. Sachverständiger und Bauschätzmeister (ab 1922 Vorstandsmitglied der Fachgruppe der Bausachverständigen)
ab 1922Mitglied der Prüfungskommission für die Bau- u. Maurermeisterberechtigung
ab 1931Handelskammerrat
ab 1947Sachverstädiger f. Herstellung v. Sport- u.Spielplätzen, Baumeisterarbeiten, Schätzungen v. städt. Realitäten
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Mitgliedschaften
1911Verein der Baumeister in NÖ (1923 Präsident)
o.J.Verband d. Baumeister Österr.
o.J.NÖ Gewerbeverein (1930 Obmann der Abteilung Bauwesen)
1926Zurücklegung der Mandate d. Verband d. Baumeister Österreichs u. Verein d. Baumeister i.Wien u. NÖ und den übrigen baugewerblichen Organisationen
1928Vorstandsmitglied im Österr. Arbeiterbund f. d. Baugewerbe
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Vita
Julius Müller, 1881 in Wien geboren, absolvierte hier seine bautechnische Ausbildung an der Staatsgewerbeschule. In welchem Betrieb oder Atelier er nach dem Abschluss praktisch zu arbeiten begann, ist nicht bekannt. 1905 heiratete er Minka (Irma) Löwy, zwei Jahre später, mit 26 Jahren, besaß er die Baumeisterkonzession. Strebsam und engagiert, wurde er zunächst Gesellschafter der Baufirma Santoll und Müller, machte sich aber bald mit einem eigenen Atelier selbständig. Die meisten der von ihm erbauten Wohn- und Geschäftshäuser errichtete er unternehmerisch in eigenem Auftrag als Bauherr, der auch für Entwurf und Ausführung sorgte. Dabei ergriff er gerne die Möglichkeit, mehrere Parzellen nebeneinander zu erwerben und anschließend zu verbauen. Müller arbeitete in allen Bezirken Wiens, besonders jedoch im 3.Bezirk, wo sich auch sein Firmensitz befand. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er intensiv im Bereich des Wohnbaues tätig. Während des Krieges, als der Wohnbau stagnierte, gelang es ihm, Aufträge für Industriebauten zu erhalten.

Nach Kriegsende kam es zur Neugründung der Baufirma, die nun „Architekt Müller, Ingenieur und Stadtbaumeister“ hieß. Ein Auftrag der öffentlichen Hand, die Telephonzentrale in Wien 3, Rasumofskygasse 29, den er durchführen konnte, war in den wirtschaftlich schlechten Zeiten der Nachkriegsjahre für die Baufirma von großer Bedeutung. Es sind für die folgenden Jahre keine weiteren Bauten von Julius Müller registriert. Erst um 1930 besserte sich für ihn die Lage, denn neben privaten Aufträgen für kleinere Wohnhäuser konnte er auch, wieder als eigener Bauherr, ein großes Wohn- und Geschäftshaus in der Inneren Stadt (Wien 1, Riemergasse 4, 1929-31) verwirklichen.

Julius Müller war ein aktives Mitglied in den verschiedenen Standesvertretungen und Berufsorganisationen. Er war Innungsmeister der Baumeister, im Vorstand der Bausachverständigen u.v.m. Nach Streitereien legte er 1926 sein Mandat im Verband der Baumeister Österreichs, dem Verein der Baumeister Wiens und anderer baugewerblicher Organisationen nieder, wurde aber 1928 Vorstandsmitglied im neuen Arbeiterbund für das Baugewerbe. Ende 1937 erhielt er die Architektenbefugnis, die ihm jedoch im April 1939 entzogen wurde, wahrscheinlich war die jüdische Herkunft seiner Frau dafür ausschlaggebend. Ein Jahr nach Kriegsende erhielt er sie wieder zurück.

Ing. Julius Müller starb nach schwerem Leiden im 68.Lebensjahr und wurde am Matzleinsdorfer Friedhof in der Familiengruft beerdigt. Sein ältester Sohn Eduard, ebenfalls Baumeister und Zivilingenieur für Hochbau, der schon längere Zeit Mitarbeiter des Vaters war, führte den Betrieb weiter.
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Stellenwert
Am Beginn seiner Bautätigkeit nutzte auch Julius Müller für seine Bauten jene stilistische Mischung, die in Wien großen Anklang fand und vielfach eingesetzt wurde und bei der sich anfangs vor allem Motive des Barocks mit denen der Secession verbanden. Bald wurden in dieser Mischung aus phantasievoll frei erfundenen Secessionsornamenten und historisierenden Elementen die barocken Formen von klassizistischem Schmuck verdrängt, auch wich die reiche, manchmal üppige Dekoration einer klareren Formgebung. Müller hatte aus diesem Mischstil für seine Bauten eine dekorative Kombination mit stark klassizierender Note entwickelt, die seinen Fassaden gemäßigte Modernität verlieh.

Die Fronten seiner Häuser sind durch eckige, polygonale oder flach vorgewölbte Erker sowohl plastisch als auch rhythmisch durchgegliedert. Darüberliegende Giebelaufsätze betonen die Erkervorbauten auch in der Dachzone und lockern diese auf. Vegetabile und geometrisierende Elemente, wie Blattgirlanden und Rhombenformen, und verschiedener flächiger Putzdekor wurden für die Dekoration gewählt. Dabei berücksichtigte Müller auch die jeweilige städtebauliche Situation und zierte etwa den extrem spitzwinkeligen Kopfbau einer im Grünbereich von Schönbrunn errichteten Häusergruppe (Wien 12, Grünbergstraße 33 / Tivoligasse 76, 1909) mit einem Holzerker, der der Cottage-Architektur entlehnt war. Nebenbei bewies er bei diesem Bauvorhaben aber auch seine Fähigkeiten in der Bewältigung topographisch schwieriger Bedingungen. Bei den repräsentativen städtischen Miethäusern wurden bevorzugt Gitterbalkone zwischen die Erker gespannt und der Fassadendekor mit skulpturalen Motiven – Vasen, Blumenkörbe und figuraler Schmuck, z.B. Relieffries (Wien 3, Weißgerberlände 38, 1910) – bereichert. Das Dachgeschoß war meist als Atelier ausgebaut. Später verliehen neben den verschiedenen Giebelformen auch erhöhte Bauabschnitte der Dachzone eine bewegte Silhouette, und beim Fassadenschmuck tauchen nun auch Motive aus dem Bereich der Wiener Werkstätten auf.

Julius Müllers Bauten weisen eine Tendenz zur Monumentalisierung auf, die nicht zuletzt dadurch begünstigt wurde, dass er oft mehrere Parzellen nebeneinander oder einen ganzen Häuserblock einheitlich verbaute und somit schon durch Größe und Umfang beeindruckte. Von monumentaler Gestik ist aber auf jeden Fall der Giebel der die mächtige, in der Höhe zweigeteilte Fassade der Telephonzentrale in Wien 3, Rasumofskygasse 29 (1919-20) in ihrer ganzen Breite überspannt. Der heute „revolutionsklassizistische“ (Weihsmann) Eindruck des oberen Fassadenabschnitts täuscht, entspricht er doch nicht der ursprünglichen Intention Müllers, sondern ist erst durch Abschlagen der Fassade entstanden. Denn ähnlich dem dreigeschossigen Sockelbau war auch der obere Fassadenteil ursprünglich vertikal strukturiert, seine Fenster durch eine gemeinsame Rahmung zu senkrechten Fenstergruppen zusammengefasst. Die Rückfronten des Gebäudes zeigen dies noch heute. (Es ist anzunehmen, dass die Wandflächen dazwischen lisenenartig gestaltet und der Giebel deutlich abgesetzt waren.) Diese Art der Fassadengliederung wäre auch für Julius Müller typisch, gehörte sie doch zu den grundlegenden Gestaltungsmitteln seiner Bauten. Alle Häuserfronten Müllers folgen einem einheitlichen Gestaltungskonzept, das auf der Ausbildung rhythmisch gesetzter Erker, die von Giebelaufsätzen im Dachbereich überhöht wurden und den durch gemeinsam umrahmten vertikalen Fenstergruppen beruhte. Sogar sein letzter bekannter Bau (Wien 1, Riemergasse 14, 1929-31), der späten Zeit entsprechend fast dekorlos, besitzt alle Kriterien und Elemente des Müllerschen Fassadenschemas.

Form, Ausführung und Ausstattung der Häuser Julius Müllers strahlen eine Gediegenheit aus, die auch auf ihr Umfeld im Stadtbild abfärbt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1908Wohnhäuser, Wien 3, Klimschgasse 2 und 4
1909Villa Müller, Seewalchen a. Attersee, OÖ (abgerissen)
1909Miethaus, Wien 4, Schelleingasse 7
1909Miethaus, Wien 4, Wiedner Gürtel 28
1909Miethäuser, Wien 12, Grünbergstraße 29, 31 und 33 / Tivoligasse 76, 74 (abgerissen)
1910-1911Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 5, Margareten Gürtel 14 / Anzengrubergasse 1
1910-1912Miethäuser, Wien 3, Weißgerberlände 38, 44-46 und 48 / Kegelgasse 45
1911Miethaus, Wien 3, Weißgerberstraße 37
1912Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 15, Schanzstraße 2-4 / Johnstraße 69
1913-1914Wohn- u. Geschäftshäuser, Wien 20, Kaschlgasse 3 und 5 / Greiseneckergasse
1913-1914Wohn- u. Geschäftshausgruppe, Wien 20, Kaschlgasse 2 / Wallensteinstraße 33 / Kaschlgasse 6 / Greiseneckergasse / Raffaelgasse 1b / Raffaelgasse 1 / Wallensteinstraße 33a
1914Miethäuser, Wien 3, Erdberger Lände 20 und 22
1918Villenumbau, Wien 18, Sternwartestraße 35 (erbaut 1873)
1929-1931Wohn- u. Geschäftshaus „Riemerhof“, Wien 1, Riemergasse 14 / Kumpffgasse 11
1930Miethäuser, Wien 13, Auhofstraße 110-114

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
um 1909Rathaus Zistersdorf, NÖ (mit Eugen Sehnal)
1919-1920Post- und Telephongebäude, Wien 3, Rasumofskygasse 29
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Primärquellen

VORTRÄGE:
Vortrag: „Was wir wollen, sollen und müssen“ gehalten am 5.Baumeister-Tag, März 1924. In: Zeitschrift d. BM 11.1924, Festschrift bei Nr. 8

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Baumeisterinnung; Archiv der KAIK; WStLA-Meldearchiv und Verlassenschaft; Matrikenarchiv ev. Stadtpfarre, Wien 1
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Festschrift 50 Jahrfeier d. techn.gewerb. Bundesanstalt 1880-1930, Wien 1930
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
27.1909/10, S.121, S.123ff (Rathaus Zistersdorf); S.169f, (Wohnhaus, Wien 4, Wiedner Gürtel 38)
28.1910/11, T.100 (Wohnhaus, Wien 12, Grünbergstraße 33)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Weihsmann 05
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Anmerkungen
Weihsmann 05 irrt: Julius Müller ist nicht der Sohn des Stadtbaumeisters Eduard Müller. Irreführende Angaben auch in H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002. Das Gebäude Wien 1, Opernring 11 ist nicht von Julius M., sondern Ludwig Müller. Andererseits war Ludwig M. nicht, wie behauptet, gemeinsam mit Julius M. am Bau der 3 Häuser in Wien 13, Auhofstraße 110-114 beteiligt. Das Fernsprechamt Meidling, Wien 12, Niederhofgasse 26-28, 1913 stammt nicht von Julius M., der auch nie in der Bauleitung der k.k. Telefonzentrale in Wien tätig war.
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 09.04.2008
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