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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 17.05.1869 - † 24.08.1931 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Religionsbekenntnis: Evang. | Berufsbezeichnung: Architekt, Stadtbaumeister | Familiäres Umfeld: Vater: Eugen Müller, Tischlermeister Wien 16
| Mutter: Klementine, geb. Richter
| Ehe mit Melanie M. (ca.*1881)
| Kinder: Erwin (*1902) | Bürogemeinschaft: um 1905 mit Leopold Roth |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1889 | Abschluss d. zweijährigen Werkmeisterschule der Staatsgewerbeschule Wien
| 1894-1897 | Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner (Königswarter-Stipendium) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1901 | Baumeisterkonzession, selbständiger Architekt
| um 1905 | Zusammenarbeit mit Leopold Roth |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1896 | Silberne Füger-Medaille (Schwimmbad und Wasserkunstanlage)
| 1897 | Spezialschulpreis
| 1901 | silbernes Verdienstkreuz m. Krone (anlässl. Weltausstellung Paris 1900) |
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Mitgliedschaften
| ab 1903 | Verein d. Baumeister in NÖ
| ab 1906 | Gesellschaft österr. Architekten |
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Vita
| Ludwig Müller wurde 1869 in Wien geboren. Sein Vater Eugen stammte aus Sachsen und hatte sich in Wien 16 als Tischlermeister niedergelassen. Die Anfänge von Müllers Ausbildung sind kaum dokumentiert. Er scheint in den Schülerlisten der Staatsgewerbeschule Wien als Absolvent der zweijährigen Werkmeisterschule auf, was darauf schließen lässt, dass er eine praktische Ausbildung als Lehrling besaß. Auch nach Beendigung der Staatsgewerbeschule wird er in einem Architektenatelier oder Baumeisterbetrieb weitere Praxis erworben haben, bevor er sich entschloss, die Akademie der bildenden Künste zu besuchen. Er wurde in die Meisterschule von Otto Wagner aufgenommen und erwies sich als begabter Student. Aus wenig begüterten Verhältnissen stammend, war er zeitweise vom Schulgeld befreit, erhielt aber auch ein Stipendium. Es gelang ihm, die Füger-Medaille, mit der die schönsten und besten Arbeiten ausgezeichnet wurden, zu erringen, und für seine Abschlussarbeit bekam er den begehrten und gut dotierten Spezialschulpreis.
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| Informationen, wo Ludwig Müller nach seinem Akademieabschluss tätig war, liegen nicht vor. Doch sieben Jahre später trat er als Architekt und Bauherr eines außerordentlich repräsentativen Gebäudes auf, dessen Ausführung in den Händen von Stadtbaumeister Leopold Roth lag. Müller und Roth schlossen sich zu einer erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft zusammen, die vor allem auch unternehmerisch auftrat. Gemeinsam errichteten sie einige Bauten, der letzte gemeinsame Bau ist für das Jahr 1913 belegt.
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| Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Ludwig Müller mit der Errichtung eines Industriebaus für die k.u.k. Artilleriezeuganstalt beschäftig. Nach diesem Bauwerk sind keine Bauten von ihm mehr dokumentiert. Er verstarb 62-jährig in Wien. |
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Stellenwert
| Ludwig Müllers Entwürfe aus seiner Studienzeit, wie das Projekt für eine katholische Pfarrkirche und auch das für ein Ausstellungs- und Konzertgebäude, spiegeln noch deutlich den Formenkanon der Wagner-Schule wieder. Bei beiden verarbeitete er ein von Otto Wagner vorformuliertes Schema, das nicht nur bei Kirchenbauten, sondern auch bei Profanbauten zur Anwendung kam: ein meist überkuppelter, oft von turmartigen Elementen flankierter Zentralraum, der nach außen hin als dominierendes Charakteristikum auftrat und seitlich um entsprechende Anbauten erweitert werden konnte. In modifizierter Form bildete es sogar das Vorbild für den Musikpavillon in einem Wettbewerbsentwurf für die Neubauten des Trabrennvereins, die in Eisenkonstruktion errichtet werden sollten. Vegetabile, phantasievoll neu entwickelte, aber ebenso traditionelle Schmuckelemente waren für die Dekoration vorgesehen, die Hofloge sollte jedoch konventionell in Barockformen errichtet werden.
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| Auch für das nahe dem Schwarzenbergplatz errichtete Miethaus (Wien 4, Lothringerstraße 2 / Madergasse 1) entschied sich Ludwig Müller bei der Fassadengestaltung für eine Verbindung historisierender Dekorelemente mit solchen secessionistischer Art. Traditionell aufgefasst ist die Akzentuierung der Ecke mit einem Erker, den eine Kuppel krönt, während das Portal auf secessionistische Art mit Aktfiguren (von Othmar Schimkowitz) ausgeschmückt wurde. Müller setzte auch die Ausdrucksmöglichkeit verschiedener Materialien ein und zierte die Lisenen, die den kubischen Baublock rhythmisch gliedern, mit eingelegten Leisten aus blauen Glasmosaiksteinen. Da jedoch das historistische Fassadenschema gegenüber den secessionistischen Detailformen dominiert, passte sich das Gebäude in seiner Erscheinung den historisierenden Bauten des äußeren Schwarzenbergplatzes, die den „Gesetzen spätimperialer Selbstdarstellung“ (Achleitner) folgten, konfliktlos an. Müller und Roth verwendeten in der Folge bei den von ihnen errichteten Miethäusern kaum historisierenden Dekor. Vielmehr setzten sie auf den Oberflächenreiz verschiedener Putzarten – Grob-, Riesel- oder Feinputz – oder versahen die Fassadenfläche mit einer flachen, quadratischen Felderung. Meist rhythmisieren Erker ihre Gebäude, ist es ein Mittelerker, überhöht ihn oft ein Attikaaufsatz, hinter dem sich ein Atelier befinden konnte. Die beiden Bauunternehmer entwickelten eine moderat moderne Formensprache, die auch den dekorativen Anspruch nicht vernachlässigte. Beim Haus Wien 1, Opernring 11, einem fortschrittlichen Eisenbetonbau, beeindrucken bei dem polygonalen Erker in der Mitte die reiche Ornamentik und die eigenwillige plastische Dekoration, große Vasen mit exotischen Tieren.
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| Bei seinem einzigen bekannten Industriebau, der Elektroschalt- und Verteilerhalle der k.u.k. Munitionsfabrik (Feuerwerksanstalt 236, Wöllersdorf, NÖ), gelang es Architekt Müller, einen funktionsbedingten Bau architektonisch markant umzusetzen. Bestimmend für das Erscheinungsbild ist der Grundriss, er erinnert an eine Schlossanlage. Nicht nur, dass der lang gestreckte Vordertrakt in der Mitte von einem vorschwingenden Gebäudeteil, der zentralen Schalterhalle, dominiert wird, die Seitenflügel verbindet auch eine im Halbkreis geführte, gangartige Verteilerhalle, in der einst die elektrische Energie über radial angeordnete Leitungen verteilt wurde. Formal ist der Ziegel- und Eisenbetonbau, vor allem bei der zentralen Schalterhalle mit ihrer gleichmäßigen Abfolge von Pfeilern und durchgehenden Fensterachsen von einer geradezu klassisch monumentalen Erscheinung.
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| Es sind nicht viele Bauten Ludwig Müllers bekannt, doch diese können sich im Stadtbild durch Originalität und Einfallsreichtum behaupten. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1904-1905 | Miethaus, Wien 4, Lothringerstraße 2 / Maderstraße 1
| 1906 | Miethaus, Wien 7, Schottenfeldgasse 71 (mit Leopold Roth)
| um 1908 | Miethaus „Schlesischer Hof“, Wien 15, Talgasse 1 (mit Leopold Roth)
| 1912 | Miethaus, Wien 12, Belghofergasse 30
| 1912-1913 | Miethaus, Wien 1, Opernring 11 (mit Leopold Roth) |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1914-1916 | Elektroschalt- und Verteilerhalle d. ehem. k.u.k. Artilleriezeuganstalten, Feuerwerksanstalt Nr.236, Wöllersdorf, NÖ (heute Verwaltungsgebäude d. Betonfabrik MABA-Fertigteilindustrie GesmbH) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1896 | Kath.Pfarrkirche am Platz d. alten Währinger-Friedhofs (Schulentwurf)
| 1897 | Kunstausstellungs- und Konzertgebäude (Schulentwurf)
| 1899 | Trabrennverein, Wien 2, Prater (Wettbewerb) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WStLA; Archiv Baumeisterinnung; Matrikenarchiv d. ev. Stadtpfarre Wien 1; MA 43 (Gräberdatenbank) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
| Festschrift z.50-Jahrfeier d.techn.gew.Bundeslehranst.Wien 1880-1930
| O.A. Graf: Die vergessene Wagnerschule. München 1969
| A. Lehne / J. Kalmar: Jugendstil in Wien. Wien 1998
| Á. Moravánsky: Die Architektur der Donaumonarchie. Berlin 1988
| Neubauten in Österreich. 3 Bde, Wien o.J.
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980
| M. Pozzetto: Die Schule Otto Wagner: 1894–1912. München 1980
| G.A. Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Wien/Köln 2006
| M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1 Wien u.a. 1984 | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 2.1896, S.48f (Proj. kath. Pfarrkirche a. Platz d. alt. Währ.Friedhofs)
| 6.1900, Sonderheft: Aus der Wagner-Schule H.1, S.14f (Proj. f. Kunstausstellung u. Concert-Gebäude)
| 11.1905, T.118 (Haus, Wien 4, Maderstraße 1)
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| Der Bautechniker
| 35.1915, S.73-76 (Miethaus, Wien 1, Opernring 11)
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| Neubauten und Concurrenzen
| 5.1899, H.7, S.55-58 (Concurrenzentwurf f. Wr. Trabrennverein) | LEXIKA:
| Weihsmann 05 |
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Anmerkungen
| Architekt Ludwig Müller ist nicht zu verwechseln mit einem zur selben Zeit in Wien tätigen Baumeister namens Ludwig Müller, Wien 15, Mariahilfer Straße 137.
| Bei den in Weihsmann 05 angegebenen 3 Miethäusern: Wien 4, Karlsplatz; Maderstraße 1 und Lothringerstraße 2 handelt es sich um ein einziges Gebäude, ein Eckhaus. Außerdem ist nicht Ludwig Müller Erbauer des Clubhaus d. Cottage-Eislaufvereins in Döbling, sondern Hermann Müller, Architekt d. Cottage-Vereines. | Eingegeben von: Jutta Brandstetter | Eingegeben am: 01.07.2007 | Zuletzt geändert: 27.08.2007 |
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