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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 21.03.1879 - † 26.04.1945 | Geschlecht: m | Geburtsort: Brusnice | damaliger Name: Deutsch-Prausnitz, Böhmen | Land: Tschechien | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Dipl. Ing., Oberstadtbaurat | weitere Namen: Joseph | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt und Stadtbaumeister | Familiäres Umfeld: Vater: Adolf B. (1847-1915), Kaufmann
| Mutter: Emilie, geb. Rauch (1849-1919)
| Ehe (1908) mit Emma Pürzel (1886-1962), Tochter von Arch. Josef Pürzel |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Oberrealschule Trautenau, Böhmen / Truntnov, CZ
| 1896 | Baumeisterprüfung
| 1898-1904 | Technische Hochschule Wien (bei K. König, K. Mayreder)
| 1902-1903 | Unterbrechung des Studiums zur Ableistung des Einjährig-Freiwilligendienstes beim Pionier-Regiment in Klosterneuburg
| 1904-1905 | Technische Hochschule Wien (a.o. Hörer bei M. Ferstel)
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Reisen in Europa, Nordafrika, Russland
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1896 | Baumeisterkonzession (Nichtbetrieb, 1901)
| 1905 | Eintritt in das Wiener Stadtbauamt (MA 22) als technischer Beamter mit Hochschulbildung
| o.J. | Bauadjunkt des Stadtbauamts
| 1926 | Vorstand der Architekturabteilung des Wr. Stadtbauamts |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1924 | Ernennung zum Oberstadtbaurat
| 1935 | Ernennung zum Senatsrat der Stadt Wien
| 1936 | Ehrenurkunde der Wiener Bauzunft (anl. d. 40jähr. Meisterjubiläums)
| um 1937 | Mitglied im Kunstbeirat der Stadt Wien |
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Mitgliedschaften
| ab 1897 | Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister
| 1907-1934 | Österr. Ingenieur- und Architektenverein
| Ab 1928 | Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
| ab 1933 | korresp. Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs |
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Vita
| Josef Bittner wurde als Sohn eines Kaufmanns in Deutsch-Prausnitz in Böhmen geboren. Wann er nach Wien kam, ist nicht bekannt. Jedenfalls legte er bereits 1896 in Wien seine Baumeisterprüfung ab. Anschließend studierte er an der Technischen Hochschule in Wien bei Karl König und Karl Mayreder und besuchte sodann als außerordentlicher Hörer noch ein Jahr die Bauschule von Max Ferstel. Nach Abschluss seiner Ausbildung trat er als „Technischer Beamter mit Hochschulbildung“ in das Stadtbauamt Wien ein. Er war zunächst in verschiedenen Abteilungen tätig und arbeitete bei etlichen bedeutenden Bauführungen der Stadt Wien, insbesondere bei den Hochbauten der Wasserkraftanlagen, mit. Im Jahr 1926 wurde Bittner zum Vorstand der Abteilung Architektur, Gartenwesen und Denkmalpflege ernannt und leitete in der Folge die Projektverfassung für städtische Wohnhausbauten, Bäder, Kindergärten und Feuerwachen. Weiters vertrat Bittner die Stadt Wien bei den Baufachausstellungen in Leipzig und Göteborg und war Jurymitglied beim Wettbewerb zur Errichtung der neuen Reichsbrücke. Seine Leistungen wurden durch die Ernennung zum Oberbaurat (1924) und zum Senatsrat (1934) sowie einer „auszeichnungsweisen Stufenvorrückung“ gewürdigt.
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| Sehr widersprüchlich und bislang nicht aufklärbar sind die Hintergründe zu Bittners Pensionierung. Am 11. März 1938 langte um 19 Uhr – nach Absage der Volksabstimmung, wie ein Aktenvermerk anführt – bei Bürgermeister Schmitz nämlich ein anonymes Schreiben ein, in dem Bittner als „Hitleranhänger“ denunziert wurde. Dieses Schreiben wurde an das Stadtbauamt weitergeleitet und im April dahingehend beantwortet, dass Josef Bittners „Dienstleistungen jederzeit vollkommen zufrieden stellend“waren. Allerdings wurde Bittner „mit Entschliessung des Reichsstatthalters“ ab 1. August 1939 dennoch in den Ruhestand versetzt. Das Stadtbauamt konnte zwar noch einen Aufschub bewirken, Ende Februar 1940 wurde jedoch „zufolge Entschliessung des Herrn Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ die sofortige Außer-Dienststellung angeordnet.
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| Fünf Jahre später starb Bittner nach längerer Krankheit im 66. Lebensjahr. In einem "Ansuchen um Wiedergutmachung bzw. Rehabilitierung für den verstorbenen Dipl.Ing. Arch. Josef Bittner" vom 23. Februar 1948 betonte die Witwe, dass weder ihr Mann noch sie selbst "Mitglied der NSDAP oder ihrer Gliederungen" war. |
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Stellenwert
| Unter der Leitung Josef Bittners entstanden in den 20er Jahren zahlreichen Wohnbauten der Gemeinde Wien, wie etwa die „Superblocks“ „Rabenhof“ in Wien 3 oder der „Sandleitenhof“ in Ottakring. Auch der Bau von Feuerwachen und Bädern fiel in Bittners Zuständigkeitsbereich, wobei zu den bedeutendsten Anlagen das „Amalienbad“ in Favoriten zu zählen ist.
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| Obwohl die Bauten im Auftrag der Gemeinde Wien in der Regel von anderen Architekten geplant wurden, entwarf Bittner doch auch selbst einige Gebäude. Bei der Gestaltung seiner Bauten zeigte er sich als flexibler Architekt, der über das gesamte aktuelle Stilrepertoire verfügte. Die Stadtgartendirektion Am Heumarkt etwa präsentiert sich in Formen des Heimatstils, der allgemein mit „Naturnähe“ assoziiert wurde. Mit dieser stilistischen Wahl wird Bittner einerseits der Bestimmung dieses Bauwerks gerecht, andererseits berücksichtigte er durch secessionistische Motive aber auch die Situierung des Gebäudes in der Nähe von Ohmanns Wienflussverbauung.
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| Bei seinen sonstigen Bauten bediente sich Bittner zumeist aktueller neoklassizisstischer Formulierungen, die er zum Teil mit im Gemeindebau üblich gewordenen expressionistischen Elementen verband. Die Fassade des Erweiterungsbaus des Verwaltungsgebäudes der Wiener Städtischen Elektrizitätswerke akzentuieren beispielsweise markante dreieckige Erker. Das "Volksbad" in der Ratschkygasse indessen grenzt Bittner mit einem hohen, steilen Satteldach deutlich von den umliegenden Wohnbauten ab.
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| Josef Bittner zählt zu jenen Architekten, die keinen persönlichen Stil entwickelten, sondern sich dem Zeitgeist gemäß je nach Bauaufgabe aktueller Formulierungen bedienten. Seine eigentliche Bedeutung liegt in der Leitung der Architekturabteilung des Wiener Stadtbauamts, wo er mit Umsicht die Planung und Abwicklung bedeutender Bauvorhaben lenkte. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1923 | WHA d. Gem. Wien, Wien 18, Staudgasse 80a |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1907 | Stadtgartendirektion d. Gem. Wien, Wien 3, Am Heumarkt 2
| 1909-1910 | Direktionsgebäude d. Wiener Städtischen Gaswerke, Wien 8, Josefstädterstraße 10-12 (heute Wiengas)
| 1924-1926 | Städtisches Volksbad, Wien 12, Ratschkygasse 26 (mit Hubert Gessner und Adolf Stöckl)
| 1925 | Erweiterungsbau des Verwaltungsgebäude d. Wiener Städt. Elektrizitätswerke, Wien 9, Höfergasse 10 |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1936 | Kaiser Franz Josef-Denkmal (Wettbewerb) |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| J. Bittner: Die Wohnungspolitik der Gemeinde Wien. Wien 1926
| J. Bittner (Hrsg.): Die Neubauten der Stadt Wien. 2 Bde.Wien 1926-1930
| J. Bittner (Hrsg.): Festschrift „Austerlitz-Hof“ [=Rabenhof]. Wien 1928
| J. Bittner: Wiener Wohnhausbauten der Gemeinde. In: ZÖIAV 80.1928, S.58f
| J. Bittner: Städtische Wohnhausanlage Wien 16, „Schuhmeierhof“. In: Bau- und Werkkunst 5.1928/29, S.77ff
| J. Bittner: Städtische Wohnhausanlage „Gartenstadt am Tivoli“, Wien 12, Hohenbergstr. In: Bau- und Werkkunst 5.1928/29, S.82ff
| J. Bittner: Kunst und Kunstgewerbe in den Neubauten der Stadt Wien. Wien 1930
| J. Bittner: Das Kaiser Franz Joseph-Denkmal. Bericht der Beurteiler des Ideenwettbewerbs. In: profil 4.1936, H.12, S.542ff | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WStLA (Personalakte); TUWA; ÖIAV; HS der WStLB |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien 1980
| Das neue Wien. Städtewerk (Hrsg. Gemeinde Wien), Wien 1926-1928
| P. Kortz: Wien am Anfang des 20.Jh.s. 1.Bd. Wien 1906
| Moderne Kleinbauten. Kleinere Wohn- und Geschäftshäuser, Villen, Schulen, Gasthäuser, Serie 1-3. Wien 1909-1911
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
| H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 | HINWEISE AUF WERKE:
| Neue Architektur - eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung aus Deutschland und Österreich. Serie 1-6, Leipzig/Wien o.J. [1901-1910]
| Serie 6, Bl.60 (Stadtgartendirektion)
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| WBIZ
| 25.1908, S.102, T.23f (Stadtgartendirektion) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
| P. Einödi: Wer ist Wer. Lexikon österreichischer Zeitgenossen. Wien 1937
| F. Plauer: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929. Wien 1929 | LEXIKA:
| Czeike; AKL; Weihsmann 05 | INTERNETLINKS:
| www.archinform.de; www.azw.at |
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Anmerkungen
| Der bei Weihsmann 05 behauptete Freitod ist nicht verifizierbar. | Eingegeben von: Inge Scheidl | Eingegeben am: 01.11.2005 | Zuletzt geändert: 22.01.2014 |
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