|
Quelle: Anton Mansch (Hrsg): Meister-Archiv, ca. 1908
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
|
|
Persönliche Daten
| * 15.08.1855 - † 08.09.1925 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Oberbaurat | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Ludwig R., Bauinspektor, Baurat
| Mutter: Emilie Anna Eyßelt
| Ehe (1881) mit Marie Antonia Streschnack (od. Stresnak, Strzesniak) (1858-1913), Tochter des akad. Bildhauers und Steinmetzmeisters Robert S.
| Kinder: Rosl (*1882), Schriftstellerin; Robert (*1886), akad. Maler; Bruno (1888-1953), Architekt; Erich (1888-1988), Architekt; Kurt (1890-1919), Fliegeroberleutnant |
|
|
|
|
top |
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Schottengymnasium in Wien 1
| 1847 | Matura, Oberrealschule in Wien 9
| 1874-1877 | Technischen Hochschule Wien, Bauingenieurwesen (bei Heinrich Ferstel, Karl König)
| 1877-1879 | Akademie der bildenden Künste Wien (bei Theophil von Hansen)
| o.J. | Studienreisen durch Italien, Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich, Schweiz, Nordamerika, Ägypten |
|
|
|
|
top |
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1880 | selbständiger Architekt |
|
|
|
|
top |
Auszeichnungen und Ämter
| 1903 | Hofbaurat
| 1911 | Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse
| 1913 | Oberbaurat |
|
|
|
|
top |
Mitgliedschaften
| o.J. | Künstlergesellschaft „Alte Welt“, Wien
| ab 1888 | Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (o. J. Aquarellisten-Club - Amateur bzw. a.o. Mitglied; Ehrenmitglied)
| ab 1892 | Österr. Ingenieur- und Architektenverein
| ab 1908 | Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (ab 1914 Schiedsrichter)
| ab 1911 | Ehren- und Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde
| ab 1911 | Hansen-Klub
| o.J. | Vorstand-Stv. des Wiener Männergesangsvereines |
|
|
|
|
top |
Vita
| Ludwig Richter wurde 1855 als Sohn des k.k. Baurats gleichen Namens geboren. Seine ersten Schuljahre verbrachte er am Schottengymnasium, wechselte jedoch in die Realschule in Wien 9, wo er auch maturierte. Im Anschluss daran besuchte Richter von 1874-1877 bei Heinrich Ferstel und Karl König die Bauingenieurschule an der Technischen Hochschule. Sein Studium der Architektur schloss er 1879 bei Theophil Hansen an der Akademie der bildenden Künste ab. In dieser Zeit unternahm er zahlreiche Studienreisen durch Italien, Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich und der Schweiz und in späteren Jahren besuchte er auch Nordamerika und Ägypten.
|
| Im Jahr 1880 begann Ludwig Richter seine selbständige Tätigkeit als Architekt. In den Kreisen der Hocharistokratie fand er bald Auftraggeber für seine monumentalen Bauten in Wien. Er plante Wohn- und Geschäftsbauten, Schlossumbauten in verschiedenen Teilen der Monarchie sowie Palais und Villen. Außerhalb von Wien projektierte Richter auch Sakralbauten wie z.B. die Kirche für Prinz Eduard von Auersperg in Weitwörth bei Salzburg, die Gruftkapelle von Robert Reichsgraf von Althan in Murstetten in Niederösterreich und die Kaiserin Elisabeth Gedächtniskirche in Vecsés bei Budapest. 1911 plante Richter die Umgestaltung der Innenräume des 1867-1870 von Theophil Hansen erbauten Musikvereins.
|
| Ludwig Richter starb 1925 nach schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Wien. |
|
|
|
|
top |
Stellenwert
| Geprägt von seinen Lehrern Ferstel, König und vor allem Hansen war Ludwig Richter ein typischer Vertreter einer eher konservativen späthistoristischen Ausrichtung, dessen realisierte Bauten durch große Solidität und Qualität ausgezeichnet sind. Die Bandbreite seines architektonischen Werkes in Wien umfasst zum Großteil repräsentative Wohn- und Geschäftsbauten in prominenter Lage und öffentliche Bauten für den medizinischen Bereich.
|
| Seine Wohn- und Geschäftsbauten der Wiener Innenstadt sind nicht nur in ihrer Stilwahl durch die Gestaltung der Fassade auf Repräsentation hin ausgerichtet, sondern in ihrer gesamten Erscheinung des Baukörpers als dreiseitige, freistehende, monumentale Stadthäuser konzipiert. Die neobarocke Fassadenabwicklung folgt meist dem Schema eines reich gegliederten Obergeschosses mit breiten Seitenachsen, additiv gereihten reich gerahmten Fenstern (mit Rundbogen- oder Dreiecksgiebelverdachung), einer korinthischen Pilastergliederung und einem stuckierten Attikageschoss, wobei die Eckerker an den Straßenschnittpunkten immer abgeschrägt sind (z.B. Wien 1, Milchgasse/Tuchlauben/Petersplatz von 1896). An der Hauptfront der Untergeschosse finden sich oft ständerartige Geschäftszonen (z.B. Wien 1, Rotenturmstraße/Ertlgasse/Kramergasse von 1895). Typisch sind vor allem bei den Wohn- und Geschäftsbauten im 1. Bezirk auch die geraden oder geschwungenen Balkongliederungen mit Schmiedeeisengittern, die großteils auf Volutenkonsolen aufliegen.
|
| Richters markante Gestaltungskriterien finden sich auch bei dem mächtigen dreiseitigen Wohnhaus in Wien 9, Roßauerlände 33, das er 1903 für Alois Graf Sternberg errichtete und das insbesondere auf große Sichtdistanz zur Wirkung kommt. Bei fünf weiteren Wohnhäusern im 9. Bezirk, drei auf der einen und zwei auf der anderen Seite der Schulz-Straßnitzky-Gasse, bediente sich Richter einer einfacheren Formensprache, sie zeigen aber ein geschlossenes Ensemble, das der Gasse einen eigenen Charakter gibt und eine Verbindung zur Roßauerlände 33 herstellt.
|
| Im Bereich öffentlicher Gebäude stellt das Billrothhaus der k.k. Gesellschaft der Ärzte in der Frankgasse 8, Wien 9, von 1892-1893, einen bemerkenswerten fünfachsigen Neorenaissancebau mit zwei hohen Geschossen über dem Souterrainsockel dar. Im Inneren befindet sich im Erdgeschoss eine heute noch bedeutende medizinische Fachbibliothek mit Holzregalen und einer Galerie mit original gedrechselten Säulen und Wendeltreppen. Im Obergeschoss wird der rechteckige Vortragssaal mit umlaufender Empore und durchgehenden Schwingtüren mit geätzter Verglasung von der Ärzteschaft regelmäßig genützt.
|
| Mit Ausnahme des Wohn- und Geschäftshauses in der Neulinggasse 34-36 in Wien 3 von 1912-1913, wo der gängige Formenkanon L. Richters einem vereinfachten flächigen Fassadenaufbau Platz machte, verblieb Ludwig Richter auch in der Ausführung seiner Sakralbauten zeitlebens der Formensprache des strengen Historismus eines Theophil Hansen verpflichtet. |
|
|
|
|
top |
Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1881-1882 | Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Liebiggasse 8 / Rathausstraße 19 / Landesgerichtsstraße 20
| 1882 | Miethaus, Wien 4, Wohllebengasse 10
| 1884-1858 | Miethaus, Wien 4, Gußhausstraße 21
| ab 1886 | Palais Vrints zu Falkenstein, Wien 4, Argentinierstraße 14 (ehem. Alleegasse) / Gußhausstraße 23 (heute Griech. Botschaft)
| um 1886 | Palais Anna Gräfin Vrints zu Falkenstein, Wien 4, Taubstummengasse 2-4 / Argentinierstraße 22 (ehem. Alleegasse)
| 1894 | Villa, Botschaft der Republik Indonesien, Wien 18, Gustav-Tschermak-Gasse 5-7 (1964 aufgestockt und Portalvorbau)
| 1895 | Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Rotenturmstraße 11 / Ertlgasse / Kramergasse
| 1895 | Miethaus, Wien 9, Pramergasse 6
| ab 1896 | Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Milchgasse 1 / Tuchlauben 6 / Petersplatz 1
| 1897 | Wohnhaus für Heinrich Freiherr von Doblhoff-Dier, Wien 1, Graben 12
| 1898-1909 | Villa Rüdiger Freiherr von Biegeleben, Sofia, Str. Zar Osvoboditel 11, BG (später k.k. Österreichisch-ungarisches Konsulat)
| 1899 | Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 6, Mariahilfer Straße 111
| 1900 | Palais Sternberg, Wien 3, Ungargasse 43 (heute Italien. Kulturinstitut)
| 1901 | Wohn- u. Geschäftshaus für Maximilian Reichsgraf von Attems-Gilleis, Wien 1, Stallburggasse 4 / Ecke Bräunerstraße / Habsburgergasse
| 1903 | Miethaus, Wien 9, Roßauer Lände 33 (ehem. Elisabethpromenade) / Ecke Georg Sigl-Gasse / Schulz-Straßnitzky-Gasse
| 1903-1904 | Miethaus, Wien 9, Schulz-Straßnitzky-Gasse 11-15
| 1907 | Miethaus, Wien 9, Schulz-Straßnitzky-Gasse 12, 14
| 1912 | Villa, Wien 19, Langackergasse 7A (Privathaus der Familie)
| 1912-1913 | Miethaus, Wien 3, Neulinggasse 34-36
| 1913 | Villa, Wien 19, Zehenthofgasse 11 (mit Bruno Richter) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1892-1893 | Haus der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, „Billrothhaus“, Wien 9, Frankgasse 8
| 1894 | Anbau Sanatorium Loew, Wien 9, Mariannengasse 18-20 (erb. 1882 von Leopold Schöne)
| 1896-1897 | Bankhaus Schoeller & Cie., Wien 1, Renngasse 3
| 1897 | Sanatorium Dr. Rüdinger, Purkersdorf, NÖ
| 1899 | Sanatorium Dr. Gustav Ritter von Gerstel, Bad Hall, OÖ
| 1911 | Musikvereinsgebäude, Wien 1, Dumbastraße 3 (Umbau)
| o.J. | Palais der Österreichischen Gesandtschaft, Sofia, BG
| o.J. | Spital, Konstantinopel / Istanbul, TR
| o.J. | Schulhaus, Konstantinopel / Istanbul, TR
| o.J. | Evangelisches Pflegeheim am Ruckerlberg, Graz, Stmk.
| o.J. | Gruftkapelle der Familie der Grafen Althan, Murstetten, NÖ
| o.J. | Kaiserin Elisabeth Gedächtniskirche, Vezek / Vecsés, H |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1884 | Monument für die Opfer des Ringtheaterbrandes, Wien 1, Schottenring (Wettbewerb, 2.Preis) |
|
|
|
|
top |
Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Archiv Wiener Künstlerhaus; TUWA; Pfarrarchive St. Elisabeth, Wien 4; Alservorstadt und Maria Treu, Wien 8; Grabprotokoll; Parte im Archiv Adler |
|
|
|
|
top |
Sekundärquellen
| LITERATUR:
| G. Doytchinov / G. Christo: Österreichische Architekten in Bulgarien 1878-1918. Wien 2001
| W.O. Dressler: Dresslers Kunsthandbuch, Jg.8, 1,2, 1921-23, S.478
| ÖKT 44: O. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. 2.Bd. Wien 1906
| M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910 | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 3.1897, S.47, T.93 (Miethaus, Wien 1, Rotenturmstraße 11)
|
| Der Bautechniker
| 14.1894, S.1ff, S.17f (Haus der k.k Gesellschaft der Ärzte, Wien 9)
| 16.1896, S.293f (Sanatorium Dr. Anton Loew, Wien 9)
| 27.1907, S.381ff, S.462 (Sanatorium Dr. Fritz Ritter von Gerstel, Bad Hall, OÖ) / S.501f (Wohnhaus Schulz-Straßnitzkygasse 11,13,15, Wien 9) / S.545ff (Wohnhaus Schulz-Straßnitzkygasse 12, 14, Wien 9) / S.997f, H.50 (Wohnhaus Alleegasse 22, Taubstummengasse 2,4)
|
| Neubauten und Concurrenzen
| 4.1898, H.3, T.20 (Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Tuchlauben 6)
|
| WBIZ
| 5.1888, S.616, T.95 (Palais d. Grafen Vrints, Wien)
| 6.1888, S.119 (Palais d. Grafen Vrints, Wien)
| 11.1893, S.51 (Palais der Gesellschaft der Ärzte)
| 11.1894, S.615 (Haus der Gesellschaft der Ärzte)
| 14.1897, S.49, T.91 (Gruftkapelle der gräflich Althanschen Familie in Murstetten)
| 16.1899, S.27, T.97 (Wohn- und Geschäftshaus, Wien 6, Mariahilferstraße 111)
| 19.1902, S.338f, T.88 (Wohnhaus, Wien 1, Kärntnerstraße 1-3) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
| Das geistige Deutschland. 1898
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
| D. Grigor / C. Gantchev: Österreichische Architekten in Bulgarien 1878-1918. Wien 2001
| H. Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Wien 1902
| A. Mansch (Hg.): Meister-Archiv. Berlin um 1908
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 | LEXIKA:
| ÖBL; ThB |
|
|
|
|
top |
Anmerkungen
| Eingegeben von: Petra Schumann | Eingegeben am: 01.10.2006 | Zuletzt geändert: 20.12.2023 |
|
|
|
|
top |
|
|