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Foto privat
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 13.05.1884 - † 30.10.1947 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Bauing., Oberbaurat, Senatsrat | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Karl Sch., Kaufmann, Privat- oder Fabriksbeamter
| Mutter: Antonia, Lucia Vallon (*Udine)
| Ehe (1912) mit Maria Malvine Irene Bürger, Malerin, Tochter des Schriftstellers Hugo Bürger
| 3 Söhne: Peter (1914-1942), Ulrich (1919-1944), Thomas Vallon (1924-1996), Schauspieler |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1902 | Matura k.k. Staatsrealschule, Wien 3
| 1902-1903 | Technischen Hochschule Wien (Maschinenbaustudium)
| 1904 | Technische Hochschule Wien (Architektur bei Karl König, Max von Ferstel und Karl Mayreder)
| 1905 | 1. Staatsprüfung Technische Hochschule Wien
| 1911 | 2. Staatsprüfung Technische Hochschule Wien |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1905 | Wehrdienst
| 1910 | Leutnant der Reserve
| 1911-1913 | Assistent an der Technischen Hochschule Wien (Lehrkanzel für Utilitätsbaukunde und Eisenhochbau bei Leopold Simon)
| 1911-1913 | Mitarbeit bei Hans Prutscher
| 1913 | Tätigkeit in der Magistratsabteilung für Stadtplanung und Stadtregulierung
| ab 1913 | beamteter Architekt
| 1914-1918 | Kriegsdienst
| 1942 | Zwangspensionierung
| 1945 | Leiter der Wiener Stadtplanung und Stadtregulierung |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1910 | Leutnant der Reseve
| 1915 | Oberleutnant der Reserve
| 1928 | Oberbaurat
| 1945 | Senatsrat |
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Mitgliedschaften
| o.J. | Mitglied der Künstlerkolonie Rosenhügel
| 1928 | Wiener Bauhütte |
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Vita
| Karl Schartelmüller war neben seinem Maschinenbau- und Architekturstudium auch als Maler und Bildhauer tätig, war ein passionierter Modellbauer und pflegte Bekanntschaften mit Anton Kolig Adolf Loos und Egon Schiele, dessen Schwester in unmittelbarer Nähe der Familie Schartelmüller wohnte. Er lebte mit seiner Frau Maria, die eine Schülerin Gustav Klimts war, jedoch ihr Studium nicht abgeschlossen hatte und sich ganz der Familie widmete, und seinen drei Söhnen in der von Emil Krause erbauten Künstlersiedlung am Rosenhügel, Wien 12, Riedelgasse 28. Einige Künstlerfreunde (Maler, Bildhauer, Architekten) aus dieser Kolonie wurden für die künstlerischen Arbeiten in den Siedlungsprojekten Schartelmüllers beigezogen. Auch das nachbarschaftlich-freundschaftliche Verhältnis zur Familie des Architekten Viktor Reiter sei hier erwähnt.
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| Nach Abschluss seines Studiums war Schartelmüller zwei Jahre Assistent an der Technischen Hochschule in Wien. Im Jahr 1913 trat er bei der Gemeinde Wien, Magistratsabteilung für Stadtplanung und Stadtregulierung, als Bauaspirant ein. Nach der Ableistung seines Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg konnte er seine Tätigkeit als beamteter Architekt wieder aufnehmen und gemeinsam mit Hugo Mayer und Heinrich Schlöss – ebenfalls Siedler in der Künstlersiedlung – gehörte er zu dem kleinen Team im Stadtbauamt, das mit großem Engagement vor allem den Siedlungsbau forcierte.
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| Die im Jahr 1942 erfolgte Zwangspensionierung mag einerseits mit seiner sozialdemokratischen Gesinnung zusammenhängen, aber wahrscheinlich noch mehr mit seiner aufrecht gebliebenen Ehe mit einer Halbjüdin. Von seinen drei Söhnen sind die beiden ältesten, Peter und Ulrich, als deutsche Soldaten in Russland gefallen. Der jüngste Sohn, Thomas, absolvierte nach dem Krieg das Reinhardtseminar so erfolgreich, dass er sofort ein Burgtheaterengagement erhielt. Er war aber dem Theatermilieu nicht gewachsen und wechselte bald ins Auslandsreferat der Stahlfirma Böhler-Kapfenberg. Dem Sohn Thomas Schartelmüller sind einige Berichte über seinen Vater Karl zu verdanken (zitiert in der Dissertation von Erich Raith), die jedoch gerade im Hinblick auf die berufliche Tätigkeit seines Vaters nicht sehr ergiebig sind, da Karl Schartelmüller zu Hause ein „großer Schweiger“ war, so gut wie nie von seiner Arbeit erzählte und Privat- und Berufsleben konsequent getrennt hatte. Thomas Schartelmüller beschrieb seine Eltern als „glühende Sozialdemokraten der ersten Stunde“ mit einer humanistisch-pazifistischen Grundhaltung. Er bezeichnete seinen Vater als „anglophil“, sprach von mehreren Aufenthalten in England, ohne sie genauer datieren zu können. Jedenfalls dürfte Karl Schartelmüller enge freundschaftliche Kontakte nach England gehabt haben. Ende der 20er Jahre besuchte, laut Thomas Schartelmüller, der Prince of Wales, der spätere König Edward VIII, mehrmals inoffiziell und inkognito Wien. Er interessierte sich dabei besonders für den sozialen Wohnbau und wird jedes Mal von Karl Schartelmüller geführt, da dieser als besonders kompetenter Wien-Kenner geschätzt wurde.
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| Das Ende des „Roten Wien“ 1934 war für die Familie mit finanziellen Einbußen verbunden. Karl Schartelmüller blieb aber im Amt und sein Sohn Thomas bezeichnete ihn als „rathausverwurzelt“. Angeblich befasste er sich in dieser Zeit auch mit U-Bahn-Planungen für Wien. Unmittelbar nach Kriegsende wurde der unter den Nazis zwangspensionierte Schartelmüller wieder in den Magistratsdienst aufgenommen.
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| Während seiner Tätigkeit als beamteter Architekt baute Karl Schartelmüller u.a. die große Gemeindesiedlung in Kagran Am Freihof, eine autarke Gartenvorstadt, die ursprünglich als Kleinhaussiedlung für die Gemeindebediensteten des Elektrizitätswerks, des Gaswerks und der Straßenbahn errichtet wurde. Schartelmüller war aber nicht nur für den Bau von Wohnhausanlagen verantwortlich, sondern es wurde ihm 1945 die Leitung der Wiener Stadtplanung und Stadtregulierung übertragen. Unter seiner Planaufsicht stand nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Bestandaufnahme der Bombenschäden in Wien und er war maßgeblich an den großen städtebaulichen Ausschreibungen für den Karlsplatz, den Stephansplatz und die Ausgestaltung der Donauufer beteiligt.
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| Karl Schartelmüller starb 1947 im Alter von 63 Jahren an Kehlkopfkrebs im Lainzer Spital. |
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Stellenwert
| Zu Schartelmüllers bekanntesten Arbeiten zählen Siedlung „Lockerwiese“ in Wien 13 (1928–32) und die Siedlung „Am Freihof“, Wien 22, die als die größte Genossenschaftssiedlung Wiens als besonderes Beispiel für eine mustergültige Anlage gilt und mit der Schartelmüller auch international breite Anerkennung fand. Die Planung fand in den Jahren 1923 bis 1930 bzw. 1938 bis 1939 statt. Die vielfältig gegliederte Anlage ist von ihrer Struktur nach dem Vorbild der englischen Gartenstädte angelegt und hat den Charakter einer autarken Kleinstadt. Entsprechend der Siedlungsstrategie sind mehrere Haustypen verwendet worden, die in Summe 1042 Wohnungen bereitstellen, wobei die Kleinhäuser mit angeschlossenen Gärten zur Selbstversorgung meist in Zeilen organisiert sind oder Höfe bilden. Eine gekrümmte Hauptstraße führt durch das Siedlungsgebiet. In der expressiven Detailgestaltung zeigt sich ein zunehmender Einfluss der Gemeindebauarchitektur auf die Siedlungsbewegung. Die architektonische Qualität dieser Siedlung liegt weniger im Entwurf der einzelnen Elemente als in ihrer Gesamtwirkung, wobei auf höchstmögliche Heterogenität Wert gelegt wurde.
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| Die Siedlung „Lockerwiese“ zeigt, wie auch F. Achleitner betont, sowohl in städtebaulicher als auch in architektonischer Hinsicht einen Qualitätssprung gegenüber den früheren Siedlungen. Es handelt sich nämlich hier um keine Selbstversorgersiedlung wie bei früheren Anlagen, sondern um eine reine Wohnsiedlung. Die Reihenhäuser mit angeschlossenen Kleingärten verdichten sich gelegentlich zu Blöcken, bilden geschwungene Gassen und kleine Plätze aus und schließen auch öffentliche Grünflächen ein. Eine gekrümmte Erschließungsstraße führt zu einem „Hauptplatz“, um den einige Geschäfte und Gemeinschaftsanlagen gruppiert sind. Bei der formalen Gestaltung folgt Schartelmüller wie bei der Siedlung „Am Freihof“ der expressiven Gestaltungsweise der Gemeindearchitektur. Zusammenfassend repräsentiert die Phase zwischen 1926-1928 einen “klassischen” Höhepunkt in der Entwurfsarbeit Schartelmüllers. Einerseits sind Einflüsse einer nostalgisch-romantischen Architektursprache bereits einer modernen Sachlichkeit gewichen, andererseits findet man in diesem Zeitraum noch nicht jene manierierten typologischen Experimente, die in der Freihofsiedlung ab 1929 auftreten.
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| In seinem viel beachteten Werk „Der Städtebau“ lehnte Camillo Sitte vehement die Rasterverbauung ab, wie sie bei neueren Stadtplanungen bzw. -erweiterungen üblich geworden war und plädierte statt dessen für eine malerische Anlage von Plätzen und gekrümmten Straßen sowie für „größere Gartenkomplexe mit langen Häuserreihen ohne Unterbrechung“. Mit Wehmut der „Schönheit und Behaglichkeit alter Städte“ nachtrauernd, stellte er fest: „Erschreckend arm geworden ist der moderne Städteerbauer an Motiven seiner Kunst. Die schnurgeraden Häuserfluchten, der würfelförmige ‚Baublock` ist alles, was er dem Reichtum der Vergangenheit entgegenzusetzen vermag.“ Wenngleich sich die Siedlungsarchitektur des Stadtbauamts vor allem an England orientierte, so ist bemerkenswert, dass sich in Schartelmüllers Siedlungen exakt die Ideen von Camillo Sitte widerspiegeln. E. Raith etwa sieht in der unmittelbaren Erlebbarkeit und Nachvollziehbarkeit Sitte’scher Kompositionsregeln den Hauptgrund für ihren besonderen stadtbaugeschichtlichen Stellenwert und ihren Denkmalcharakter. Heute ist in den Siedlungen von der Architektursprache Karl Schartelmüllers, die von Jahr zu Jahr minimalistischer und subtiler geworden ist, leider nicht mehr viel zu spüren, und die ursprünglich streng geordnete architektonische Gesamtkomposition ist in ein freies Nebeneinander individualisierter Einfamilienhäuser übergegangen. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1922 | Siedlung Plankenäcker, Wien 22, Magdeburgstraße 2-206 / Kornfeldweg 2-24 (mit Albert Tichy)
| 1923 | Genossenschaftshaus Rosenhügel, Rosenhügelstraße / Altmannsdorf-Hetzendorf (1968 abgebrannt)
| 1923-1930 | Freihofsiedlung, Wien 22, Am Freihof / Polletstraße / Kraygasse / Mergenthalerplatz / Meißauergasse / Afritschgasse / Komzakgasse / Steigenteschgasse / Maurichgasse / Lenkgasse / Portnergasse / Stefan Kolbinger-Gasse / Straßmeyergasse / Marangasse / Riemenschneidergasse / Siebenbürgerstraße / Malnitzgasse / Wegmeyergasse / Wagramerstraße (Erweiterungen: 1938-1939, 1948-1950 von Wilhelm Kroupa und Friedrich Lang)
| 1928-1932 | Siedlung Lockerwiese, Wien 13, Wolkersbergenstraße / Faistauergasse / Versorgungsheimstraße / Egon Schiele Gasse / Engelhartgasse / Waldvogelstraße / Ranzenhofergasse / Camillianergasse /Schirnböckgasse / Seelosgasse / Franz Petter- Gasse / Josef-Schuster-Gasse / Eugen Jettel-Weg / Janneckgasse / Zillehof / Wilhelm Leibl-Gasse (1938-1939 Ergänzung des letzten nördlichsten Siedlungsteils) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1920 | Schrebergartenanlage, Schafberg (Wettbewerb) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Achleitner-Archiv; TUWA; WStLA |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| W. Förster: Die Wiener Arbeitersiedlungsbewegung vor dem 2. Weltkrieg – Eine Alternative zum kommunalen Wohnbauprogramm? In: Der Aufbau 35.1980, Nr.12, S.405ff
| C. Jäger: Österreichische Architektur des 19. und 20.Jh.s. Wien 2005
| E. Raith: Zur Morphologie der Gartenvorstädte. Die Siedlungsprojekte Karl Schartelmüllers. Dissertation. Wien 1996
| E. Raith: Stadtmorphologie. Anäherungen, Umsetzungen, Aussichten. Springer-Verlag/Wien 2000
| H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002
| G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000 | HINWEISE AUF WERKE:
| der aufbau
| 35.1980, S.405ff (Siedlung Freihof, Wien 22, Steigenteschgasse; BH: Gemeinde Wien, WE/Häuser: 99; Siedlung Freihof II, Wien 22, Steigenteschgasse; BH:„Mein Heim“, „Freihof“, WE/Häuser: 1014,1923) / S.405ff (Siedlung Lockerwiese, Wien 13, Versorgungsheimstraße; BH: Gemeinde Wien, WE/Häuser: 745, 1928) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/2; Dehio 3 | INTERNETLINKS:
| http://www.wien.gv.at/ma53/45jahre/1947/1147.htm
| http://www.nextroom.at/article.php?article_id=4590 |
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Persönliche Mitteilungen
| Gespräche mit Frau Uschi Schartelmüller, Oktober 2005 (Frau des 2005 verstorbenen einzigen Enkels Christoph Ullrich Peter Schartelmüller). Das Graphische Werk Karl Schartelmüllers befindet sich im Familienbesitz.
| Schriftliche Informationen zur Biographie von Dr. Erich Schlöss (persönliche Erinnerungen über das Leben in der Künstlersiedlung Rosenhügel).
| Ein Nachlass in Form von Plänen oder Skizzen besteht nicht. |
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Anmerkungen
| WStLA (Personalakt der Geheimhaltung unterworfen) | Eingegeben von: Petra Schumann | Eingegeben am: 17.12.2003 | Zuletzt geändert: 16.02.2007 |
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