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Rudolf Scherer

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 30.12.1891 - † 26.07.1973
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Rudolf Sch. (Oberkontrollor der städtischen Hauptkasse, Wien)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule, Wien 2
1912-1917Technischen Hochschule Wien (bei M. Ferstel, v. Krauss, Fabiani)
19151.Staatsprüfung
1916-1918Militärdienst
19202.Staatsprüfung
1928-1930nochmals als a.o. Hörer inskribiert
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1930Befugnis zum Zivilarchitekten
Veröffentlichung zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften
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Mitgliedschaften
1927-1933Österreichischer Ingenieur und Architektenverein
ab 1929Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Rudolf Scherer wurde 1891 in Wien als Sohn des gleichnamigen Oberkontrollors der städtischen Hauptkasse geboren. Sein Studium der Architektur schloss er an der Technischen Hochschule in Wien ab. In seinem architektonischen Schaffen beschäftigte er sich ab den 30er Jahren mit Gemeindewohnhausanlagen, wie z.B. der WHA in Wien 3, Khunngasse 20 (1928) und der WHA in Wien 10, Van-der Nüll-Gasse 83-85 (1931). Gegen Ende seines Schaffens (1956-1958) errichtete er gemeinsam mit J. Wenzel die WHA in Wien 13, Gemeindeberggasse 10-22. Im Bereich Wohnen interessierte sich Rudolf Scherer jedoch hauptsächlich für Fragen des Klein- bzw. Siedlerhauses, wobei Lösungsvorschläge hinsichtlich neuer Baumaterialien und rationeller Bauweisen vor allem für Holz-Familienhäuser im Vordergrund standen.

Theoretische Überlegungen Scherers finden sich in dem nicht realsierten Entwurf aus dem Jahr 1923 zur „plastischen Bühne“, wo Scherer gemeinsam mit W. Neuzil und F. Löwitsch an einem Gesamtkonzept für ein „Großes Theater für das Volkshaus der Kunst“ arbeitete. Zwei Theater für 2500 und 1900 Personen, zwei Konzert- und Vortragssäle, Restaurants, Café, Ausstellungssäle und Kinos sollten in diesem Projekt enthalten sein. Geplant war eine Bühne in mehreren Stockwerken, wobei eine Reliefbühne, Verbindungsbühne und plastische Bühne sich hätte getrennt heben und senken lassen sollten, um das Schauspiel in eine Vertikalbewegung zu bringen. Ein Projektionsapparat oben in der Mitte des Saales sollte symbolische Stimmungsbilder projizieren. Das Theaters sollte als Eisenbetonbau errichtet werden.

Neben seiner architektonischen Tätigkeit veröffentlichte Scherer mehrere Artikel in Fachzeitschriften und hielt Vorträge, u.a. 1929 über den „Weg zum sparsamen Bauen“, oder er schrieb über die Psychologie der Geschäftsportale, und zeigte an Hand unterschiedlicher Portalindividualitäten von Paris über Moskau deren Wirkung auf den Käufer.

Rudolf Scherer starb 82-jährig in Wien.
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Stellenwert
Bereits die von Rudolf Scherer geplanten Gemeindewohnhausanlagen der 30er Jahre zeichnen sich durch betonte Schlichtheit aus und sind ohne Dekor gestaltet. In seiner letzten Wohnhausanlage der Gemeinde Wien im 13. Bezirk, Gemeindeberggasse 10-22, die Scherer 1956-1958 gemeinsam mit J. Wenzel plante, „trotzt die Architektur […] durch eine bewusste Handhabung der spärlich gestalterischen Mitteln, den ökonomischen Fesseln der Zeit. Eine Architektur mit bekennerhafter Würde zur Armut der Nachkriegszeit“ (F. Achleitner 1995).

Neben den Wohnhausanlagen errichtete Scherer aber auch in privater Tätigkeit ebenso betont anspruchslose, in erster Linie funktionale kleine Sommerdomizile, die der Bequemlichkeit städtischer Familien in der Umgebung von Wien dienen sollten. So z.B. das schlichte würfelförmige Sommerhaus des Rechtsanwaltes Bondy in Preßbaum-Tullnerbach bei Wien von 1931. Dieses Haus ist in verputztem Ziegelmauerwerk ausgeführt. Der einzige bauliche Akzent ist eine hölzerne Veranda im Sockel- und Obergeschoß mit Blick auf den Wienerwaldstausee und einem darunter liegendem Schuppen. Der Bau wurde betont sparsam errichtet, ein Ziel, das Scherer immer wieder verfolgte. Die ebenso schlichte Inneneinrichtung stammte von F. Rosenbaum und zeigte mit ihrem biedermeierlichen Einschlag Einflüsse von Rosenbaums Lehrer Tessenow. Das ungefähr zeitgleich entstandene Sommerhaus für Dr. Denk, ebenfalls in Preßbaum-Tullnerbach, ist in einer doppelschaligen Holzfachwerkkonstruktion gebaut. Die zweistöckige Veranda ist seitlich vor das Haus gesetzt, ohne in den Baukörper einzuschneiden. Beide Häuser sind von einem Flachdach bedeckt. Eine extrem komprimierte, nüchterne Architektur wurde bereits 1929 zusammen mit dem Stahlbau-Spezialisten A. Schmid im Entwurf eines „schlafwagenartigen“ Wochenend-Stahlhauses mit Pultdach geplant.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1928-1929WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Khunngasse 20
1931Sommerhaus Dr.Bondy, Preßbaum-Tullnerbach bei Wien, NÖ
1931WHA d. Gem. Wien, Wien 10, Van-der-Nüll-Gasse 83-85
1932Sommerhaus Dr.Denk, Preßbaum bei Wien, NÖ
1934Holzhaus Dirketor Martin Herkuleiyus, Wien 19, Grinzingersteig 2
um 1950WHA d. Gem. Wien, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 79
1956-1958WHA d. Gem. Wien, Wien 13, Gemeindeberggasse 10-22 (mit Josef Wenzel)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1921Neubauten der TH am Aspangbahnhof, Wien 3 (Wettbewerb, mit W. Neuzil, F. Löwitsch)
1924Volkshaus der Kunst (Wettbewerb, mit W. Neuzil, F. Löwitsch)
1927Völkerbundpalast Genf, CH (Wettbewerb, mit R. Scharf)
1928Schlafwagenartiges Wochenend-Stahlhaus (Wettbewerb, mit A. Schmid)
1934Holz-Zweifamilienhaus
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
R. Scherer: Die plastische Bühne. In: Bau- und Werkkunst 1925/26, S.83ff (gemeinsam mit W. Neuzil, F. Löwitsch)
R. Scherer: Raum- und Materialersparnisse im Entwurf von Serienhäusern. In: Zeitschrift des ÖIAV, 78.1926, S.451ff/493ff (gemeinsam mit W. Neuzil)
R. Scherer: Kommunale Kleinbauten. In: Bau- und Werkkunst, 1927/28, S.71ff/102ff
R. Scherer: Über die Psychologie der Geschäftslokale. In: Bau- und Werkkunst 1927/28, S.201ff
R. Scherer: Architektur, Mode und Götter. In: Bau- und Werkkunst 1928/29, S.32ff
R. Scherer: Im Auftrag des Siedlungsausschusses. In: Bau- und Werkkunst 1932, S.247
R. Scherer: Das Kinderzimmer als Bühne. In: Profil 2.1934, H.6, S.173ff
R. Scherer: Das Radio ist kein Instrument. In: Profil 2.1934, H.6, S.177

VORTRÄGE:
1929 Über den „Weg zum sparsamen Bauen“

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Pfarrarchiv St. Gertrud, Wien XVIII; Grabprotokoll; Grabinschrift; Parte im Archiv Adler
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Anonym: Einfamilienhaus in Wien 19. In: Profil 3.1935, H.2, S.78f
R. Eisler: Kostenüberschreitung und ihre Verhütung (Haus in Preßbaum). In: Profil 4.1936, H.2, S.72ff, Abb.104ff
I. Meder: Offene Welten: Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910-1938. Diss. Stuttgart 2003
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002

HINWEISE AUF WERKE:
Architektur und Bautechnik
2.1933, Sondernummer „Dein Heim“ anl. der Frühjahrsmesse 1933, S.19 (Landhaus Dr. Bondy, Preßbaum) / S.25 (Sommerhaus Dr. Denk, Preßbaum)

Profil
4.1934, S.210 (Skizzen zu einem Zweifamilienhaus)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
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Anmerkungen
Eingegeben von: Petra Schumann
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 11.06.2007
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