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Gustav Schläfrig

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Persönliche Mitteilungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 31.05.1881 - † 23.04.1950
Geschlecht: m
Geburtsort: Mistelbach, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Dipl. Ing.
weitere Namen: Schlaefrig
Religionsbekenntnis: mosaisch, 1922 aus der Kultusgemeinde ausgetreten, 1946 zum Katholizismus übergetreten
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Jonas Sch., Arzt,
Mutter: Marie, geb. Mandl
Brüder: Dr. Albert (*1873) Arzt; Friedrich (*1875-1953), Ministerialrat, Architekt u. Baukommissär d. österr. Staatsbahnen
Ehe (1922) mit Josefa Kammellander (+1975)
Tochter: Mag. Helga Schläfrig (*1925)
Bürogemeinschaft: ca.1922-1936 Zusammenarbeit mit Hans Reiser (Wien 8, Josefstädterstraße 21)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule in Wien
o.J.Militärdienst als Einjährig Freiwilliger
1900-1906Technische Hochschule Wien (Bauschule u.a. bei Karl Mayreder u. Karl König)
19072.Staatsprüfung
1907-1908Praktikant bei Karl Mayreder
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1908-1909provisor. Beamter der k.k. Staatsbahndirektion
1909-1911Assistent an der Technischen Hochschule Wien (Hochbau)
ab 1912freiberuflicher Architekt in Wien
1914-1918Kriegsdienst
ab ca.1922Zusammenarbeit mit Hans Reiser
ab 1923Chefarchitekt der Ein- u. Mehrfamilienbaugenossenschaft der Eisenbahner (EBG)
1926Befugnis zum Zivilarchitekt
1939Entzug der Befugnis zum Zivilarchitekt aus „rassischen Gründen“
1945Wiederbestätigung der Befugnis zum Zivilarchitekt
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Auszeichnungen und Ämter
o.J.beeideter Sachverständiger für Hochbau
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Vita
Gustav Schläfrig wurde als das fünfte von sechs Kindern des Mistelbacher Amtsarztes Jonas Schläfrig geboren. Der Vater, dessen Familie ursprünglich aus Galizien stammte, gehörte als Vorsteher der jüdischen Gemeinde und Amtsarzt zu den Honoratioren des Ortes. Die Söhne erhielten alle eine sorgfältige akademische Ausbildung. Der älteste, Albert, folgte seinem Vater als Arzt nach, Friedrich wurde Architekt und machte Karriere als Bau-Oberkommissar bei der Staatsbahn, für die er zahlreiche Hochbauten realisierte (u.a. Bahnhofsumbau Innsbruck 1927). Auch Gustav studierte, nachdem er die Realschule und sein Einjährig Freiwilligenjahr absolviert hatte, an der Technischen Hochschule in Wien, wo er u.a. Karl Mayreder und Karl König zu seinen Lehrern hatte.

Nach dem Abschluss des Studiums praktizierte Gustav Schläfrig kurzfristig bei Karl Mayreder und arbeitete dann, seinem älteren Bruder Friedrich folgend, als provisorischer Beamter bei der Staatsbahn. Schon nach einem Jahr quittierte er aber den Dienst zugunsten eines Lehrauftrags an der Technischen Hochschule, wo er für zwei Jahre als Assistent an der Hochbauabteilung tätig war. In dieser Zeit begann er auch als freiberuflicher Architekt zu arbeiten und realisierte seine ersten Projekte gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich. Während des Ersten Weltkriegs eingerückt, konnte er seine berufliche Laufbahn erst nach dem Krieg fortsetzen. Er spezialisierte sich insbesondere auf den Wohnbau und arbeitete als Chefarchitekt der Ein- und Mehrfamilienbaugenossenschaft der Eisenbahner (EBG). Anfang der 20er Jahre ging er eine Ehe ein und trat aus der israelitischen Kultusgemeinde aus. Der Verbindung entsprang eine Tochter.

Mitte der 20er Jahre machte sich Gustav Schläfrig selbständig und nahm seinen ehemaligen Studienkollegen Hans Reiser in sein Büro als Mitarbeiter auf, sein wichtigster Auftraggeber blieb jedoch weiterhin die EBG. In der Folge realisierte er gemeinsam mit Hans Reiser zahlreiche Wohnhausanlagen in Wien und den Bundesländern. Ende der 30er Jahre wurde die Auftragslage allerdings schlechter und Schläfrig musste seinem Mitarbeiter kündigen und das Büro alleine weiter führen.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde Gustav Schläfrig aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 die Berufsbefugnis entzogen. Geschützt durch eine „privilegierte Mischehe“ blieb er jedoch vom Schicksal der Deportation verschont und konnte in Wien überleben. Durch diese Situation war es ihm auch möglich, seine in das KZ-Theresienstadt deportierten Verwandten mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen und ihnen damit das Überleben zu ermöglichen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Schläfrig seine Berufsbefugnis zurück und arbeitete noch einige Jahre als freiberuflicher Architekt, war aber ausschließlich mit kleineren Reparaturarbeiten befasst. Schläfrig ist im 69. Lebensjahr in Wien an Nierenversagen gestorben.
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Stellenwert
Gustav Schläfrig, in der Zwischenkriegszeit insbesondere auf dem Gebiet des sozialen Wohnbaus tätig, war wie viele der Schüler Karl Königs von einer eher traditionsverbunden klassizierenden Haltung geprägt. Diese Ausrichtung wird auch an einem seiner frühesten Bauten, dem Miethaus Wien 3, Arenberggasse 9 manifest, das er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Friedrich errichtet hat. Bemerkenswert ist die klare Strukturierung des Baukörpers, die dem Gebäude eine besondere Qualität verleiht.

Diese Ausrichtung behielt Schläfrig grundsätzlich auch nach dem Ersten Weltkrieg bei. Neben seiner umfassenden Tätigkeit für die EBG (Ein- und Mehrfamilienbaugenossenschaft der Eisenbahner) war Schläfrig auch im Rahmen des Wohnbauprogramms der sozialdemokratischen Wiener Gemeindeverwaltung tätig und errichtete mehrere Wohnhausanlagen, darunter den „Franz-Brettschneider-Hof“ (Wien 21, Mitterhofergasse 1-15), der als einer der ersten Projekte noch vor der offiziellen Erstellung des Wohnbauprogramms Anfang der 20er Jahre realisiert wurde. Bemerkenswerterweise zeigt die Anlage in ihrer Strukturierung nicht den später verbindlichen Zug zur Monumentalität und Pathetik, sondern folgte mit ihrer niederen Verbauung und ausgeprägten Rhythmisierung der einzelnen Abschnitte eher dem Schema einer Arbeitersiedlung. Eine sukzessive Anpassung an den zeitgenössischen Funktionalismus zeigen die Anfang der 30er Jahre errichteten Bauten, wie die Wohnhausanlage Wien 5, Gassergasse 33-35.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1908Miethaus Wien 3, Arenberggasse 9 / Dannebergplatz 9 (mit Fritz Schläfrig)
1912-1915Siedlung „Jedlersdorf“, Wien 21, Semmelweisgasse
1918-1924Siedlung „Jedlersdorf“, Wien 21, Semmelweisgasse
1920WHA Wiener Neustadt , NÖ (für die Baugesellschaft Patria)
1921-1931WHA d. EBG, Hallein, Sbg., Karl-Dorrek-Straße
1924WHA d EBG, Krems, NÖ
1922-1924WHA d. Gem. Wien „Franz-Bretschneider-Hof“, Wien 21, Mitterhofergasse 1-15 u.17-19 (mit Hans Reiser, teilw. abgerissen)
1924Wohnhaus, Wien 19, Gregor-Mendel-Straße 37 (mit Hans Reiser und Walter Eichberg)
1924-1925Verwaltungsgebäude und Wohnblock d. EBG, Wien 8, Josefstädterstraße 81-83 (mit Hans Reiser)
um 1925 Wohnhausanlage der EBG in Gmünd, NÖ (mit Hans Reiser)
um 1925 WHA der EBG in Ebensee, OÖ (mit Hans Reiser)
1925-1926Villa Moissi, Wien 17, Heuberggasse 64
1925-1926Reihenhausanlage d. EBG, Mürzuschlag, Stmk.,Wiener Straße 142-146 (mit Hans Reiser).
1926WHA Gmunden, OÖ, Tagwerkgasse 4 (mit Hans Reiser).
1926-1927WHA Steyr, OÖ, Gutenberggasse 1 / Grillparzerstraße (mit Hans Reiser).
1927WHA d. Gem. Wien, Wien 2, Wohlmutstraße 14-16 (mit Hans Reiser).
1927Wohnhaus Wien 23, Rielgasse 1
1929-1932WHA der EBG Wien 5, Gassergasse 33-35 / Margaretengürtel 24-34 (mit Hans Reiser)
1929-1930Siedlung Hallein, Sbg., Neumayrplatz 13 (mit Hans Reiser)
1929WHA Neufeld/Leitha, Bgld. (mit Hans Reiser)
1930Wohnhaus, Wien 13, Auhofstraße 112-114
um1930WHA der Böhlerwerke in Kapfenberg, Stmk.
um 1937Wohnhaus, Wien 13, Geylinggasse (Nr. unbekannt)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1930-1932Stadtkino (jetzt Handelskammer u. WIFO), Mürzzuschlag, Stmk., Kernstockgasse 4-6 (mit Hans Reiser)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1928Bad und Wäscherei in Wr.Neustadt, NÖ (Wettbewerb, 4.Preis, mit Hans Reiser)
1937Kaiser Franz Josefs Denkmal auf dem Heldenplatz in Wien (Wettbewerb)
1948Neugestaltung des Karlsplatzes in Wien (Wettbewerb)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
TUWA; Architektenkammer Wien
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Sekundärquellen

LITERATUR:
H. Hafner: Die Bautätigkeit d. Gem. Wien auf d. Gebiet des Hochbaus nach dem Krieg. In: ZÖIAV 1924, S.127ff
H. und R. Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934. Wien 1980
Das neue Wien (Hg. Gemeinde Wien). 4 Bde., Wien 1926/28
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
Verdrängt und vergessen. Die jüdische Gemeinde in Mistelbach (Ausst.Kat.). Mistelbach 2003
H. Weihsmann: Das Rote Wien. Wien 2002 (1985)

HINWEISE AUF WERKE:
Neubauten in Österreich,
3. Serie, Wien o. J., T.58 (Miethaus Wien 3, Arenbergg. 9)

WBIZ
27.1910, T.32 (Miethaus Wien 3, Arenbergg.9)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl.I; Achl. II; Achl. III/1
Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005
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Persönliche Mitteilungen
freundliche Auskunft Mag. Helga Schlaefrig (Tochter)
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Anmerkungen
Bei Weihsmann (2005) wird fälschlich eine Anstellung im Staatsbauamt nach 1945 angegeben.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 31.03.2011
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