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Quelle: Leo Hirsch (Hrsg.): Der Kaiserlich Österreichische Franz Joseph Orden und seine Mitglieder, 1912
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 27.11.1860 - † 03.03.1921 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Oberbaurat | weitere Namen: Johann Evangelist, Hanns | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Wenzel Sch., Schmiedegeselle
| Mutter: Eva Maria Kneissl
| Ehe (1885) mit Anna Maria Gottwald (*1862)
| Kinder: Johann Friedrich (1886-1964); Hermine (*1892) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Baugewerbeschule (der späteren Staatsgewerbeschule) in Wien |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ca.1878-1883 | im Büro von Heinrich v. Ferstel (u.a. Mitarbeit bei der Votivkirche und der Wiener Universität)
| um 1895 | im Büro von Emil v. Förster (Mitarbeit in leitender Position am Ausbau der Hofburg, Adaptierung des Hofburgtheaters und des Schlosses Belvedere)
| ca. ab 1895 | freiberuflicher Architekt in Wien |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1904-1919 | christlich-sozialer Gemeinderat (für den 20.Bezirk)
| 1905-1918 | Stadtrat (Referent für Bauangelegenheiten)
| 1909-1919 | Kurator der Zentralsparkassa
| 1909-1919 | Mitglied der Donauregulierungskommission
| 1913-1919 | Mitlglied der Kommission für Verkehrsanlagen
| 1909-1918 | Bauschätzer des Oberhofmarschall-Gerichtes
| 1912-1921 | Verwaltungsrat der Wiener Baugesellschaft
| 1919-1921 | Verwaltungsrat der Wiener Baustoff AG
| 1900 | Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
| 1906 | Ritter des Kaiser-Franz-Josef-Ordens
| 1908 | k.k. Baurat
| um 1917 | Kriegskreuz für zivile Verdienste 2.Kl.
| um 1917 | preußische Rot-Kreuz-Medaille
| 1919 | Bürger der Stadt Wien
| 1918 | Signum cum laudis
| 1919 | Oberbaurat |
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Mitgliedschaften
| ab 1910 | Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
| 1909-1919 | Verein der Hausbesitzer (Obmann) |
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Vita
| Hans Schneider wurde 1860 als Sohn eines Schmiedemeisters in Wien geboren. Nachdem er die Baugewerbeschule (eine Vorläuferinstitution der Staatsgewerbeschule) besucht hatte, arbeitete er als Mitarbeiter bei dem renommierten Wiener Ringstraßenarchitekten Heinrich v. Ferstel. Im Rahmen dieser Tätigkeit war er noch in ganz jungen Jahren an der Errichtung der Votivkirche und der Wiener Universität beteiligt.
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| Die Tätigkeit Hans Schneiders in den Jahren nach dem Tod Ferstels (1883) ist nicht genau geklärt. Mitte der 1890er Jahre, als Emil v. Förster zum Vorstand der Hochbauabteilung im Innenministerium ernannt wurde und mit so bedeutenden Projekten wie dem Umbau des Hofburgtheaters, der Adaptierung des Belvederes und insbesondere dem Ausbau der Hofburg betraut wurde, gehörte Hans Schneider zu seinen wichtigsten Mitarbeitern. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelang es ihm, zahlreiche Kontakte zu maßgeblichen Persönlichkeiten des kaiserlichen Hofes herzustellen, insbesondere zum Thronfolger Franz Ferdinand, zu dessen Protegé er in der Folge wurde. Daneben trat Schneider ab Mitte der 90er Jahre auch als freier Architekt auf und realisierte zahlreiche Miethäuser (zumeist mit repräsentativem Charakter) und Villen.
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| Neben seiner Tätigkeit als Architekt übte Schneider zunehmend wichtige Funktionen in verschiedenen Aufsichtsräten der Bauindustrie aus. Gegen Mitte des ersten Jahrzehnts des 20.Jh.s begann er sich auch in der Kommunalpolitik zu engagieren und nahm als Gemeinderat und späterhin als Stadtrat für Bauangelegenheiten eine einflussreiche Position ein, die er bis zum Ende der Monarchie innehatte. In dieser Zeit gelangte er auch bald in den Genuss einer Reihe von äußerst prestigeträchtigen öffentlichen Aufträgen. Neben mehreren Kirchen und Schulen konnte er das große Projekt des Militärinvalidenheims in Wien-Hietzing, das Gebäude der Arbeiterunfallversicherung in Wien-Brigittenau und nicht zuletzt das Technische Museum in der Mariahilfer Straße realisieren. Als Hans Schneider bald nach Ende des Ersten Weltkriegs nach langem Leiden an Magenkrebs starb, war er ein von Auszeichnungen überhäufter Mann, der seinen beiden Kindern neben der Villa auf der Hohen Warte auch ein beträchtliches Vermögen hinterlassen konnte. |
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Stellenwert
| Hans Schneider, der keine akademische Ausbildung genossen hatte, war jedoch aufgrund seiner Praxis und Mitarbeit bei den großen Architekten der Wiener Ringstraßenära (wie Ferstel und Förster) ein dezidierter Exponent des Späthistorismus. Diese Positionierung behielt er bis in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg bei, wo er im „Kampf um die Moderne“, der Wien damals beschäftigte, als einer der maßgeblichsten Vertreter der Traditionalisten agierte. Sowohl aufgrund seiner Funktion als Stadtrat als auch durch seine guten Kontakte zum Hof, gehörte er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im damaligen Wiener Baugeschehen. In diesem Kontext agierte er u.a. auch gegen das höchst umstrittene „Haus am Michaelerplatz“ von Adolf Loos, für das er eigenhändig Fassadenvorschläge machte.
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| Schneiders früheste eigenständige Arbeiten stammen aus den 1890er Jahren und sind überwiegend Miethäuser, die – entsprechend dem historistischen Kanon – zumeist dem Formenvokabular der Deutschen Renaissance oder späterhin dem Barock verpflichtet sind. Als Hans Schneider ab etwa 1905 in den Genuss großer Aufträge kam, behielt er konsequent diese historistische Ausrichtung bei. Seine beiden Kirchenprojekte (Allerheiligenkirche in Wien 20 und die Simmeringer Pfarrkirche am Enkplatz) sind demgemäß von einem romanisch-gotischen Geist in der Tradition Friedrich v. Schmidts geprägt. Bei großen repräsentativen Profanbauten kommt dahingegen, der – seitens des österreichischen Thronfolgers favorisierte – „österreichische Stil“, das heißt eine Art von Neobarock, zum Einsatz. Sowohl die Communalsparkassa in Wien-Währing (Wien 18, Währinger Straße 109-111) als auch die Arbeiterunfallversicherungsanstalt (Wien 20, Webergasse) sind dieser Ausrichtung verpflichtet. Charakteristisch für diese Bauten ist eine streng symmetrische Organisation, betonte Mittelgiebel und die Strukturierung der Fassade mittels einer monumentalen Ordnung, angereichert durch den Einsatz barocker Dekormotive.
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| Auch das spektakulärste Projekt des Architekten, das Technische Museum (Wien 14, Mariahilfer Straße 212), entsprach formal dieser Ausrichtung, wobei die Auftragserteilung an Hans Schneider, nach einem 1909 durchgeführten „Ideenwettbewerb“, höchst umstritten war. Nicht nur, dass die knappe Fristsetzung von zwei Monaten für ein dermaßen großes Vorhaben völlig unzulänglich war und die Vertreter einer modernen Richtung aufgrund des restriktiven Kulturklimas von Anfang an chancenlos waren (alle drei prämierten Entwürfe stammten aus der Feder von Traditionalisten), wurde darüber hinaus Schneider vorgeworfen, sich bei seinem Projekt weitgehend eines Vorentwurfs von Emil v. Förster (der noch im selben Jahr verstorben war) bedient zu haben. Auch mussten erst einige der Erfordernisse eines modernen Museumsbetriebs, wie die freitragende Oberlichtkonstruktion, nachträglich hineinreklamiert werden. Das ehrgeizige Projekt, das ein Aushängeschild österreichischer Industrie und Technik hätte werden sollen, stand generell unter einem Unstern. Bedingt durch den Kriegsausbruch wurde es nur eingeschränkt realisiert und ohne große Zeremonie erst nach Kriegsende 1918 eröffnet. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1893-1894 | Miethaus, Wien 1, Kärntner Straße 37
| 1894 | Miethaus, Wien 2, Große Pfarrgasse 28-30
| 1893-1894 | Miethaus, Wien 9, Fuchsthallergasse 4
| 1905-186 | Miethaus, Wien 18, Währinger Straße 109-111 (ehemals Communalsparkassa Währing, 1.Preis)
| 1905 | Miethaus, Wien 4, Schönburgstraße 17
| 1905 | Miethaus, Wien 20, Brigittaplatz14
| 1906 | Umbau, Wien 1, Schönlaterngasse 13
| 1908 | Miethaus, Wien 20, Greiseneckergasse 20
| 1909 | Miethaus, Wien 20, Jägerstraße (Nr. unbek.)
| 1912 | Miethaus, Wien 1, Börseplatz 7 / Wipplingerstraße 32
| 1911 | Miethäuser, Wien 8, Blindengasse 7-11
| 1911 | Miethaus, Wien 8, Pfeilgassse 48
| 1912 | Miethäuser, Wien 8, Lerchenfeldergürtel 54-56
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diverse Villen
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ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1894 | Umbau des Belvederes (Mitarbeit)
| 1897 | Umbau des Hofburgtheaters (Mitarbeit)
| um 1898 | Ausbau der Hofburg (Mitarbeit)
| 1905 | Kinderbewahranstalt, Wien 4, Schönburgstraße 17
| 1905 | Allerheiligenkirche, Wien 20, Allerheiligenplatz 5 (im Krieg zerstört)
| 1907-1910 | Neusimmeringer Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis, Wien 11, Enkplatz
| 1908 | Bürgerschule, Wien 21, Deublergasse 19-21 (ehemals Jubiläumsgasse, Fassade)
| 1908-1910 | Militärinvalidenhaus und Kirche hl. Nepomuk, Wien 13, Fasangartengasse 101
| 1909 | Erweiterung der Maria Lourdes Kapelle in Wolkersdorf, NÖ
| 1909-1913 | Technisches Museum, Wien 14, Mariahilfer Straße 212 (nach einem Vorentw. Emil v. Försters)
| 1911-1912 | Arbeiterunfallversicherungsanstalt, Wien 20, Webergasse 2-6 (1925-1972 „Unfallkrankenhaus Webergasse“, jetzt Büro der Allg. Unfallversicherung) |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| o.J. | diverse Fabrikgebäude |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1905 | Wiener Handelskammer (Wettbewerb, 2.Preis) |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| WSTLA (Verlassenschaftsakt) |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989, S.228 u. 264
| F. Czeike, Simmering (Wr. Bezirks Kulturführer). Wien 1980
| L. Hirsch (Hg.): Der kaiserlich österr. Franz-Josef-Orden u. seine Mitglieder. Wien 1912
| A. Mansch (Hg.): Meister Archiv, Gallerie von Zeitgenossen Deuschlands aus dem Gebiet der der bildenden, bauenden u. techn. Künste. Berlin o.J.
| Neues Wiener Journal 6.3.1921 (Nachruf)
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| Reichspost 6.3.1921 (Nachruf)
| I. Scheidl: Schöner Schein und Experiment. Katholischer Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende. Wien 2003
| R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970, S.244ff
| G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde. Wien 1999-2000
| E. Zesch: Baugeschichte des Technischen Museums in Wien: In Penzinger Museumsblätter, H.25.1970. S89ff | HINWEISE AUF WERKE:
| Allgem. Bauzeitung
| 60.1895, S.72, T.47 (Miethaus Wien 2, Große Pfarrgasse 28-30, Wohn- Geschäftshaus Wien 1, Kärntner Str. 37)
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| Architekten u. Baumeisterzeitung
| 18.1908, Nr.17 (Allerheiligenkirche Wien 20)
| 20.1911, Nr.46 (Kirche u. Festsaal des Invalidenhauses)
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| Der Bautechniker
| 32.1912, S.1243ff u. S.1259ff (Techn. Museum Wien)
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| WBIZ
| 13.1896, S.103, T.16 (Miethaus, Wien 9, Fuchsthalergasse)
| 25.1908, S.425 ff, T.91ff (Simmeringer Pfarrkirche)
| 30.1913, T.5 u. T.95 (Miethäuser, Wien 8, Lerchenfelder Gürtel 54-56) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2
| Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 | LEXIKA:
| ÖBL 10; H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005 |
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Anmerkungen
| Bei Weihsmann (2005) falsche Zeitangaben hinsichtlich der Funktionen Schneiders in Gemeinde- u. Stadtrat
| Die im 9. Bezirk liegende Fuchsthallergasse wurde mitunter fälschlicherweise mit nur einem „L“ geschrieben. | Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.10.2006 | Zuletzt geändert: 27.03.2009 |
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