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Ferdinand Seif

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 03.01.1844 - † 20.7.1912
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Baumeister und Architekt
Familiäres Umfeld: Vater Tobias S., Bediensteter des Theresianums
Mutter: Theresia, geb. Blieml
Ehe (1869) mit Marie Schuster (1846-1909)
Kinder: Therese (1869-1874), verh. Schwänzel; Emilie (*1876), verh. Widter; Rosa (*1879), verh. Dietz v. Weidenberg; Emma (1882-1960), verh. Nadhera
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Maurerlehre
o.J.Werkmeisterschule (nicht gesichert)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1882Maurermeister in Wien
ab 1888Inhaber der Fa. F. Seif (Bauunternehmen)
ab 1890konzessionierter Baumeister
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Auszeichnungen und Ämter
1895- 1898Bezirksausschuss für den 3.Bezirk
1904-1912Bauaufsichtsrat des Stadtbauamtes für den 4.Bezirk
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Mitgliedschaften
ab 1888Österr. Ingenieur- und Architektenverein
ab 1893NÖ-Gewerbeverein
ab 1897Verein der Baumeister Niederösterreichs
o.JVorstand des Vereines zum Bau des Residenztheaters
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Vita
Ferdinand Seif, der aus einfachen Verhältnissen stammte, wurde 1844 als Sohn eines Bediensteten in Wien geboren. Über seine Ausbildung ist nichts Näheres bekannt. Da er zu Beginn seiner Laufbahn als Maurermeister registriert war, ist anzunehmen, dass er eine Maurerlehre absolviert hat, ob in Verbindung mit einer dreijährigen Werkmeisterschule ist ungewiss.

Ab Anfang der 1880er Jahre war Ferdinand Seif in Wien als Maurer- und Baumeister tätig, trat aber auch bald im großen Stil als Bauunternehmer auf, wobei er sich nicht nur auf die Ausführung beschränkte, sondern bei den meisten seiner Bauten auch als Planverfasser tätig war. Einen Höhepunkt in seiner Laufbahn erreichte Seif in den 90er Jahren, als in Wien nach der Eingemeindung der Vororte ein großer Bauboom herrschte. Den atemberaubenden Aufstieg Seifs vom kleinen Maurermeister zum mächtigen Baulöwen reflektiert insbesondere sein eigenes prächtiges Haus, das er sich in Wien-Margareten errichtete (Wien 4, Margaretenstraße 20). Voll gründerzeitlichem Hausherrenstolz ließ er an der üppigen neobarocken Fassade eine Kartusche mit dem Namen „Seif“ anbringen. In diesen Jahren seines Erfolgs engagierte sich Seif auch als Regionalpolitiker und war in diversen Ausschüssen und Aufsichtsräten tätig.

Seifs Karriere als erfolgreicher Bauunternehmer fand jedoch ein tragisches Ende, als er sich noch nicht 70-jährig aus dem Fenster stürzte und seinem Leben ein Ende bereitete. Die Gründe für diesen spektakulären Selbstmord sind nicht genau bekannt. In den offiziellen Nachrufen war von einer missglückten Augenoperation und der Angst vor Erblindung die Rede, dennoch scheinen auch wirtschaftliche Probleme nicht ausgeschlossen, dafür spricht der Umstand, dass Seif zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in seinem prächtigen Haus wohnte. Ferdinand Seif war verheiratet und hatte vier Töchter, wobei eine in die Baumeister- und Architektenfamilie Dietz v. Weidenberg hineinheiratete.
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Stellenwert
Ferdinand Seif, dessen Schaffen in die großen Jahre der Wiener Stadterweiterung fällt und eine Zeitspanne von rund fünfundzwanzig Jahren umfasst, ist nahezu beispielhaft für die Entwicklung des Bauwesens der vergangenen Jahrhundertwende. Während die Planung sog. „Monumentalarchitektur“ den großen – zumeist akademisch ausgebildeten – Architekten vorbehalten war, konnten auf dem Gebiet des Wohnbaus auch rein praktisch ausgebildete Maurer- oder Baumeister reüssieren, wobei deren große Erfahrung und Routine eine nicht unerhebliche Rolle spielte.

Wie viele andere seiner Zeitgenossen im Baugewerbe, beschränkte sich Seif nicht nur auf die Rolle eines ausführenden Baumeisters, sondern agierte auch als Planverfasser, wobei die formale Durchgestaltung im damals verbindlichen späthistoristischen Kanon stand. Während die ersten Bauten Seifs aus der Mitte der achtziger Jahre sich noch weitgehend am Formenrepertoire der italienischen Renaissance orientierten, wird späterhin ein barocker Duktus relevant, dar damals als genuin „österreichischer Stil“ favorisiert wurde.

Diese Orientierung an der barocken Profanarchitektur konnte vereinzelt auch in einem hypertrophen Manierismus ausarten, wie bei seinem eigenen Haus in der Margaretenstraße, wo mittels einer großen Säulenordnung und dem rhythmischen Wechsel von Erkern und Balkonen eine aristokratische Überhöhung eines bürgerlichen Miethauses erzielt wurde. Seif, der sich der zeitgenössischen Moderne stets verweigerte, blieb auch bei seinen letzten Bauvorhaben einer traditionsverbundenen Formensprache verpflichtet.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1884Miethäuser, Wien 4, Große Neugasse 2-4 / Wiedner Hauptstraße 58
1888Miethaus, Wien 3, Gärtnergasse 2
1888Miethaus, Wien 3, Löwengasse 12
1889Miethaus, Wien 7, Bandgasse 20
1889Miethaus, Wien 4, Kleine Neugasse 7
1889Miethaus, Wien 7, Burgggasse 92
1889Miethaus, Wien 7, Zieglergasse 72
1890Miethaus, Wien 4, Rubensgasse 13 (E: Ludwig Schöne)
1890Miethaus, Wien 3, Münzgasse 4
1891Miethaus „Berta-Hof“, Wien 1, Wollzeile 15
1892Miethaus, Wien 6, Wallgasse 26
1892Miethaus, Wien 2, Kleine Stadtgutgasse 4
1893Miethaus, Wien 3, Ungargasse 58
1894-1895Miethäuser, Wien 1, Schulerstraße 18-20
1895Miethaus, Wien 7, Schottenfeldgasse 70
1895Miethaus, Wien 4, Wohllebengasse 19 / Argentinierstraße 17
1896Miethaus, Wien 2, Glockengasse 3
1897Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 20
1897Miethaus, Wien 4, Margaretenstraße 61
1897Miethaus, Wien 6, Hofmühlgasse 25-27
1898Miethaus „Jubiläums-Hof“, Wien 5, Strobachgasse 2
um 1900Villa, Wien 17, Dornbach (Adresse unbekannt)
um 1900Miethaus, Wien 3, Sechskrügelgasse 14
um 1900Miethaus, Wien 3, Seidlgasse / Gesaugasse
1902Miethaus, Wien 5, Hamburgerstraße 14 (ehem. Wienstraße)
1902Anbau Villa Milton, Wien 13, Lainzer Straße 8
1903Miethaus, Wien 3, Reisnerstraße 6
1904Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 48
1905Wohnhäuser der Arbeiter Unfallversicherung, Wien 20, Leopoldauer Straße 79 (E: Leopold Simony u. Theodor Bach)
1905Miethaus, Wien 5, Reinprechtsdorferstraße 17
um 1906Villa, Wien 13, Wenzgasse 21 (nicht erhalten)
um 1910Villa Winnie, Mödling, NÖ (Adresse unbekannt)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1884Svetlinsche Heilanstalt, Wien 3, Leonhardgasse 3-5
1893-1894Reitinstitut, Wien 2, Afrikanergasse 1
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 43; Pfarramt St. Josef (Matrikenstelle)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980.
Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts, Wohnhäuser in Mariahilf, Wien u.a. 1976
Reichspost 22.07.1912 (Nachruf)

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
2.1896, S.35 (Miethaus Wien 3, Ungarg. 58)

Architekten u. Baumeisterzeitung
8.1899, Nr.9, Beilage, S.2ff (Familienhaus Seif, Wien 4, Margaretenstr. 20)
10.1901, Nr.4, S.1 (Wohnhaus Wien 3, Sechskrügelg. 14) / Nr.9, S.1 (Villa in Dornbach) / Nr.11, S.1 (Jubiläums- Hof, Margaretenpl.) / Nr.12, S.1 (Miethaus Wien 3, Seidlg. / Gesaug.) / Nr.14, S.1 (Wohnhaus Wien 6, Hofmühlg.)
11.1902, Nr.7, S.6 (Miethaus Wien 4, Wienstr. 22)
18.1909, Nr.2 (Villa Wien 13, Wenzg. 21)
20.1911, Nr.43, Beilage (Villa Winnie, Mödling)

WBIZ
11. 1894, S. 550, T.75 (Wohn-Geschäftshaus Ungarg. 58)
13.1896, S. 545, T.79 (Miethäuser Schulerstr.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.)
High Life Almanach, Wien 1906
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.05.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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