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Moritz Servé

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 12.02.1881 - † 20.08.1977
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
damaliger Name: Währing, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: Oberstadtbaurat
weitere Namen: Moriz
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater Moritz S., Hutmacher
Mutter: Maria, geb. Bardorf
1.Ehe (1908) mit Emma Schell (1887-1909)
2.Ehe (1912) mit Katharina Prantner (1888-1972)
Sohn: Dr. Moritz (1913-1997)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1900Reifeprüfung Staatsgewerbeschule Wien
1901-1904Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterschule bei Viktor Luntz und Alfred Castelliz)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1905als Architekt tätig
ab 1908im Stadtbauamt (Arch. 3.Klassse) angestellt
1914Hilfsassistent im Stadtbauamt
1914-1918Kriegsdienst?
1947-1966Befugnis zum Zivilarchitekt (1966 ruhend gestellt)
1972Zurücklegung der Befugnis zum Zivilarchitekten
o.J.Fachlehrer an der Staatsgewerbeschule Wien
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Auszeichnungen und Ämter
1924Stadtoberbaurat
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Mitgliedschaften
ab 1908Wiener Bauhütte
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Vita
Moritz Servé wurde als Sohn eines Hutmachers 1881 in Wien geboren. Nachdem er die Höhere Staatsgewerbeschule mit der Reifeprüfung abschlossen hatte, studierte er Architektur an der Akademie der bildenden Künste, wo er seine Ausbildung in der Meisterschule von Viktor Luntz begann. Nach dessen Tod schloss er das Studium im letzten Jahr bei Alfred Castelliz, der die Meisterschule interimistisch weiter leitete, ab. Servé absolvierte danach sein Praktikum und war als Bauzeichner in verschiedenen Ateliers tätig, bis er 1908 eine Anstellung im Wiener Stadtbauamt erhielt. Im selben Jahr heiratete er die Bäckermeisterstochter Emma Schell, die tragischerweise bereits einige Monate später verstarb. Während seiner Tätigkeit im Stadtbauamt durchlief Servé die üblichen Karrierestufen und war zunehmend mit bedeutenderen Aufgaben, wie der Errichtung von Amtshäusern, befasst. 1912 ging er eine zweite Ehe, mit Katharina Prantner, ein, der ein Sohn entsprang. Über seine Tätigkeit zur Zeit des Ersten Weltkriegs ist nichts bekannt, ein Militärdienst scheint jedoch höchst wahrscheinlich.

Servé verblieb auch in der Zwischenkriegszeit im Stadtbauamt und stieg bis zum Oberbaurat auf, daneben unterrichtete er zeitweise an der Staatsgewerbeschule. Der genaue Zeitpunkt seiner Pensionierung ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass er zur Zeit des Zweiten Weltkriegs an der Sanierung der Barackensiedlung von „Hasenleiten“ arbeitete, die noch in der Ära des sog. Ständestaats begonnen worden war. Offensichtlich stand er zu dieser Zeit als Architekt zur Verfügung, da er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr einrücken musste. Nach Kriegsende (wahrscheinlich nach seiner Pensionierung) erwarb er die Befugnis zum Zivilarchitekten und blieb noch bis Mitte der 60er Jahre freiberuflich tätig, wobei er bei einigen Projekten mit seinem alten Studienkollegen Oskar Unger (gleichfalls ein Luntz-Schüler) zusammenarbeitete. Moritz Servé ist hoch betagt im 96.Lebensjahr in Wien gestorben.
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Stellenwert
Moritz Servé, der als Schüler von Viktor Luntz, eine eher traditionsverbundene Ausbildung erhalten hatte, gehört zu den Beamten des Wiener Stadtbauamts, dessen Name nur bei einigen wenigen Bauten überliefert ist und dessen Tätigkeit und Werk daher kaum rekonstruierbar sind. Darüber hinaus sind die wenigen dokumentierten Bauten (z.B. das 1910 erbaute neobarocke Amtshaus in Wien 7, Hermanngasse 24-28) in Zusammenarbeit mit anderen Architekten entstanden.

Das einzige Bauvorhaben, das explizit mit dem Namen Servé verbunden ist, ist die Errichtung der Wohnhausanlage „Hasenleiten“ in Wien-Simmering, mit der er – mit Unterbrechungen – mehr als zehn Jahre befasst war. Die Siedlung wurde in der Ära des sog. Ständestaats 1936 seitens der Stadtverwaltung in Angriff genommen, um die Sanierung eines Barackenlagers durchzuführen, das sich hier seit der Zeit des Ersten Weltkriegs befand und in dem unter elendsten Bedingungen rund 3.500 Menschen hausten. Es ist nicht geklärt, ob für das Areal, das ein unregelmäßiges Dreieck bildet – von den Straßenzügen Hasenleitengasse, Am Kanal, Hauggasse begrenzt, mit dem Albin-Hirsch-Platz im Zentrum –, bereits 1936 ein Generalplan (von Servé?) erstellt wurde oder ob die Planung erst im Laufe der Zeit erfolgte. Die relative Homogenität der Siedlung lässt eher ersteres vermuten. Noch in den späten 30er Jahren wurden von Servé die Wohnblocks und der Kindergarten an der Hasenleitenstraße sowie die Anlage rund um den Albin-Hirsch-Platz errichtet, wobei das Projekt auch in der NS-Zeit bis zum Kriegsausbruch 1939 weitergeführt wurde. Die damals teilweise noch bestehenden Baracken dienten während des Zweiten Weltkriegs als Auffanglager für Wiener Juden, die aus ihren Gemeindebauwohnungen vertrieben worden waren und hier eng zusammengepfercht unter unmenschlichsten Bedingungen vegetieren mussten. Eine dringlichst geforderte Sanierung der desolaten Baracken erübrigte sich zynischerweise, da bis 1943 bereits alle Juden in Konzentrationslager deportiert worden waren. Die endgültige Fertigstellung der Siedlung wurde erst einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1948 in Angriff genommen und schließlich wurden auch die verbliebenen Baracken geschleift. Im Rahmen dieser letzten Ausbauphase wurden von Servé in Zusammenarbeit mit Oskar Unger und Trnik die Wohnblocks entlang der Oerley-Gasse und der Luise-Montag-Gasse errichtet.

Generell wurde bei der Gesamtkonzeption von „Hasenleiten“ jegliche Affinität mit den Wohnhausanlagen des „Roten Wien“ vermieden. Die Wohnblocks der Anlage wurden in einer Mischform von Zeilen- und Blockrandverbauung errichtet und umfassten schließlich rund 1250 Wohnungen. Die einzelnen Häuser assoziieren mit ihren Walmdächern eine Art von Heimatstil, sind jedoch durch die Absenz von Balkonen und jeglichen Dekors äußerst nüchtern. Durch den sehr additiven Charakter der zahlreichen Wohnblocks wird diese Nüchternheit noch zusätzlich unterstrichen. Demgemäß waren auch die bescheidenen Wohnungen äußerst karg ausgestattet. Ein Anschluss an das städtische Gasnetz erfolgte erst im Zuge der Fertigstellung 1949. In den Jahren 2006/7 wurde zuletzt eine Generalsanierung der Siedlung durchgeführt.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1914Wohnhaus Servé, Wien 19, Celtesgasse 21
1937-1939WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“, Wien 11, Hasenleitengasse 5 u. 6-14 / Strachegasse 13 / Haugerstraße 3-5
1939WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“, Wien 11, Albin-Hirsch-Platz 1-10
1941-1942WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“ (Block 21-25), Wien 11, Am Kanal
1944WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“ (Block 18), Wien 11, Am Kanal
1948WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“ (Block 15-26), Wien 11, Oerley-Gasse (mit Oskar Unger, Anton Valentin und Trnik)
1949WHA d. Gem.Wien „Hasenleiten“ (Block 12-14), Wien 11, Luise-Montag-Gasse (mit O.Unger und Trnik)
1956WHA d. Gem.Wien, Wien 23, Siebenhirten, Josef-Endlweber-Gasse

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1910Amtshaus für den 7.Bezirk, Wien 7, Hermanngasse 24-28 (mit Josef Pürzl)
1912Amtshaus für den 8.Bezirk, Wien 8, Schlesingerplatz 2-4 (mit August Scheffel)
1937 od.1940Kindergarten und Schule „Hasenleiten“, Wien 11, Hasenleitengasse 9 (nach einem Entw. von Josef Frank und Oskar Wlach von 1931?)

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1907Wohnbaufassade für die Verbauung der Spitzackergründe in Wien 13 (Wettbewerb, 3.Preis)
1908Festbeleuchtung für den Kaiser-Jubiläumsumzug (Wettbewerb, 1.Preis)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv d. ABK; MA 43; Achleitner-Archiv; Archiv der KAIK
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Sekundärquellen

LITERATUR:
Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien. Wien 1960

HINWEISE AUF WERKE:
der aufbau
5.1950, S.328 (WHA Wien 11, Hasenleiten)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
H. Weihsmann: In Wien gebaut 2005
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.07.2007
Zuletzt geändert: 07.05.2008
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