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Quelle: Anton Mansch (Hrsg): Meister-Archiv, ca. 1908
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 19.03.1856 - † 26.01.1937 | Geschlecht: m | Geburtsort: Napajedla | damaliger Name: Napajedl, Mähren | Land: Tschechien | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | Titel: Oberbaurat | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt | Familiäres Umfeld: Vater: Peter S., Fabriksdirektor
| Mutter: Marie, geb. Kurzweil
| Bruder Richard S. (*1859), Ingenieur und Architekt
| Ehe (1900) mit Emma Kurzweil (1871-1950)
| Kinder: Richard (1902-1995) Architekt, Paul (*1905), Viktoria (*1903) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Gymnasium in Ungarisch-Hradisch, Mähren / Uherske Hradiste, CZ
| o.J. | Realschule in Wien
| 1873-1880 | Studium an Technische Hochschule Wien (u.a. bei Karl König u. Heinrich Ferstel)
| 1878 | Militärdienst als Oberleutnant während des Bosnienfeldzuges
| 1882 | Reisen nach Italien, Deutschland, Frankreich und England
| 1882-1884 | Praktikant bei Gustav Korompay, später bei Fellner & Helmer |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1884 | freischaffender Architekt in Wien
| 1884-1888 | Bürogemeinschaft mit Carl Hofmeier |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1891-1910 | Vorstand des Kasernenkonsortiums für Kasernentransaktionen (Parzellierung der Kasernengründe) und in leitender Funktion in der Militärbauleitung
| 1910 | Vizepräsident der ZÖIAV
| 1911-1921 | Präsident der Österr. AG für Bauunternehmungen und der Ziegel Industrie AG
| 1911-1921 | Verwaltungsrat der Königshofer Cementfabrik
| 1908-1921 | Verwaltungsrat der Ersten Wiener Hotel AG (Grand Hotel)
| um 1915 | Verwaltungsrat der Österr. AG für Baunternehmen
| o.J. | Mitglied der Staatsprüfungskommission der Technischen Hochschule Wien
| o.J. | Sachverständiger für militärische und landwirtschaftl. Bauten, Amtsgebäude und Villen
| 1896 | Baurat
| 1907 | Oberbaurat
| 1913 | Offizierskreuz des Franz-Josef-Ordens |
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Mitgliedschaften
| ab 1877 | Studentenverein Gondel
| ab 1887 | Österr. Ingenieur- und Architektenverein
| ab 1907 | Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (ab 1915 Vizepräsident) |
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Vita
| Viktor Siedek stammte aus einer in Mähren ansässigen Großindustriellenfamilie, die in ein umfassendes Netzwerk von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontakten eingebunden war. Sein Vater betrieb eine Zuckerfabrik, sein Onkel Franz eine Baufirma, die er später übernahm. Nach dem Besuch der Mittelschule studierte Siedek an der Wiener Technischen Hochschule, wo auch sein jüngerer Bruder Richard, der später Leiter der Wasserbauabteilung im Ministerium wurde, seine Ausbildung zum Ingenieur erhielt. Siedeks relativ lange Studienzeit über mehr als sieben Jahre erklärt sich durch die Unterbrechung aufgrund seiner Teilnahme am österreichischen Bosnienfeldzug von 1878.
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| Ab Anfang der 80er Jahre war Viktor Siedek in Wien als Architekt tätig, wobei er anfangs des öfteren mit Carl Hofmeier, später fallweise mit Robert Tilgner zusammen arbeitete. Siedek war auch Miteigner und im Vorstand einiger großer Firmen der Bauindustrie. Darüber hinaus war er im Rahmen seiner über mehr als zwanzig Jahre andauernde Tätigkeit als Direktor des Konsortiums für Kasernentransaktionen (das für die Parzellierung der Kasernengründe zuständig war) und seiner leitenden Stellung in der Militärbauabteilung mit der Planung und Errichtung von Miethäusern auf der Schmelz und diverser Militärbauten befasst. Siedek hatte auch äußerst gute Kontakte zum Hof und zum Hochadel und erhielt zahlreiche Aufträge für Neubauten und Adaptierungen von aristokratischen Ansitzen. Aufgrund seiner Verwandtschaft (sowohl Siedeks Mutter als auch seine Frau waren geborene Kurzweils) mit dem Maler Max Kurzweil, ergaben sich auch Verbindungen zu Wiener Künstlerkreisen.
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| Siedek, der im Laufe seines langen Wirkens zahlreiche Auszeichnungen und Orden erhalten hatte und noch bis ins hohe Alter tätig war, ist im achtzigsten Lebensjahr gestorben. |
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Stellenwert
| Viktor Siedek gehört sowohl aufgrund seiner Beteiligung an diversen großen Baufirmen, als auch seinen zahlreichen Funktionen und ausgezeichneten sozialen Kontakte zu den maßgeblichen Persönlichkeiten im Baugeschehen des ausgehenden neunzehnten Jhs.s. Darüber hinaus war sein Tätigkeitsbereich unglaublich breit gefächert, dementsprechend hinterlässt er ein riesiges, praktisch unüberschaubares Oeuvre.
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| Siedek erwarb sich insbesondere ein hohes Ansehen als Fachmann für die Renovierung, bzw. den Ausbau alter Schlösser. Diese Bauaufgabe verlangte im Sinne der historistischen Haltung des ausgehenden 19. Jh.s, dass der Architekt nicht nur die bestehende Substanz bewahrte sondern auch nachschöpferisch tätig war. Siedek, der ein Meister darin war im jeweiligen “Stil” zu bauen, erfüllte diese Anforderungen im höchsten Maße und lieferte seinen Auftraggebern je nach Wunsch prachtvolle Renaissance- oder Barockschlösser.
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| Demgegenüber zeichneten sich seine Bauten für die Militärbehörden von einer gewissen “ärarischen” Nüchternheit aus, wie das Militärgeographisches Institut (Wien 8, Hamerlingplatz 3) zeigt. Kennzeichnend ist hier eine eher schematische, zumeist strikt symmetrische Gliederung des Baukörpers, eine flächige Fassadengestaltung und der höchst sparsame Einsatz von Dekor.
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| Siedek entwarf darüber hinaus auch eine Reihe Miethäusern des gehobenen Bedarfs, die bis heute das Stadtbild von Wien (insbesondere der Inneren Stadt) prägen, wobei er auch bei dieser Bauaufgabe eine traditionsverbundene Position einnahm. Als bedeutendstes Beispiel ist der so genannte “Herrenhof” (Wien 1, Herrengasse 1) zu nennen, dessen Fassade von einem vage barockiserenden Charakter geprägt ist. Der äußerst repräsentative Anspruch dieses Wohn- Geschäftshauses wird durch ein monumentalisierendes Portikusmotiv unterstrichen. Obwohl kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, zeigt das Gebäude jedoch kaum eine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Moderne. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
Das Werk von Siedek ist dermaßen umfangreich, so dass nur eine Auswahl, unter besonderer Berücksichtigung seiner Wiener Bauten, getroffen wurde:
| 1884 | Villa, Wien 18, Sternwartestraße 56
| 1884 | Haus Hofmeier, Wien 3, Gerlgasse 2a (mit Karl Hofmeier)
| 1891 | Schloss Seilern, Löschna / Lesna, CZ
| 1889 | Miethaus, Wien 4, Karolingengasse 6 (Fassade)
| 1889 | Miethaus, Wien 9, Ferstelgasse 5 / Garnisongasse 12 (stark verändert)
| 1891 | Miethaus, Wien 5, Straussengasse 14a
| 1892 | Miethaus, Wien 7, Siebensterngasse 16a
| 1892 | Palais Brandl, München, D, Prinzregentenstraße 2- 4
| 1893 | Miethaus, Wien 3, Marokkanergasse 12 (mit Robert Tilgner)
| 1893 | Miethaus, Wien 3, Veithgasse 5 (mit Robert Tilgner)
| 1895 | Schloss Graf Lyka, Pazmand, H
| 1895-1907 | Umbau Schloss Eltz, Vukovar, HR
| 1896 | Palais Podstatzky, Wien 1, Singerstraße
| 1896 | Schloss Karolyi, Nagymagocs, H
| um 1896 | Palais Stockau, Wien 2, Praterstraße 46
| 1896 | Schloss Erzherzog Karl Ludwig, Kistapolcsani, H
| 1896 | Umbau Schloss Graf Traun, Maissau, NÖ
| 1896-1997 | Miethaus Szecheny, Wien 1, Spiegelgasse 6
| 1897 | Miethaus „Zu den 3 Raben“, Wien 1, Rotenturmstraße 21
| 1897 | Villa Stillfried, Pfaffstädt, Stendörfl, Salzburg
| 1897 | Schloss Rosenstein bei Meran, TIrol / Merano, I (für Erzherzog Ferdinand Karl)
| 1897-1898 | Miethaus Wien 1, Sterngasse 11
| 1897-1898 | Umbau Schloss Eckartsau, NÖ
| 1899 | Miethaus, Wien 7, Burggasse 28-32 (mit Robert Tilgner)
| 1900 | Miethaus, Wien 1, Rotenturmstraße 27
| 1901 | Miethaus, Wien 1, Wollzeile 29 (verändert)
| 1901 | Anbau zum Palais Hoyos-Sprinzenstein, Wien 4, Hoyosgasse 5-7 (Ausführung Karl Stigler)
| um 1902 | Umbau Schloss Kesselstadt a.d. Mosel, D
| 1902 | Villa, Wien 18, Türkenschanzstraße 20 (ehemals Türkenschanzgründe)
| 1903 | Miethaus, Wien 1, Julius-Raab-Platz 4 (ehemals Aspernplatz)
| 1905 | Miethaus „Kristallhof“, Wien 1, Aspernplatz 1 (nicht erhalten)
| 1905-1906 | Miethaus Wien 3, Jacquingasse 19
| 1906-1909 | Schloss Wenckheim, Postelek, H
| 1910 | Schloss Zichy, Nagylani, H
| 1911 | Villa Siedek-Kurzweil, Sternwartestraße 40
| 1912 | Wien 1, Sterngasse 13
| 1912-1913 | Miethaus, Wien 1, Renngasse 6-8
| 1913 | Miethaus „Herrenhof“, Wien 1, Herrengasse 10
| 1913-1916 | Villa Stephani, Budapest, H
| 1924-1928 | Schloss Wenkheim, Czorvas, H
| 1925-1928 | Wohnhaus Kohn, Wien 13, Wattmanngasse 52 (zerstört)
| 1926-1930 | Umbau Villa Szechenyi, Reichenau, NÖ
| 1930-1931 | Umbau Villa, Wien 18, Weimarerstraße 49
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zahlreiche Schlossbauten und Umbauten auf dem Gebiet der Donaumonarchie
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ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1904-1905 | Militärgeographisches Institut, Wien 8, Hamerlingplatz 3 (Ausführung Karl Stigler)
| 1896-1902 | Kirche und Gruft der Familie Duboz
| 1900 | Gruft Wenkheim, Gacs
| um 1902 | Kirche in Zerawitz / Zervice, CZ
| 1902 | Gruftkirche in Betfalu, H
| 1904-1905 | Kirche in Staatz, NÖ
| 1910 | Kaserne, Wien 3, Marokkanergasse
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diverse Familiengrüfte
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INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1910 | Celluloidfabrik, Blumau, NÖ |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| o.J. | Café Prinzregent München |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1891 | Sparkassa Baden, NÖ (Wettbewerb, mit Mayer, ein Ankauf)
| 1896 | Wohn- u. Geschäftshaus Wien 1, Graben 12 (Wettbewerb, mit Robert Tilgner).
| 1897 | Schloss Rottenstein für Erzherzog Ferdinand Karl
| 1910 | Gruft für Franz Ferdinand, Schloss Artstetten, NÖ
| 1926-1927 | Grand Hotel, Wien 1, Kärntnerring 11 |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| V. Siedek: Parzellierungsvorschläge für die Freihausrealität. In: Mitteilungen der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs 4.1911, Nr.4, S.3ff | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| TUWA; MA 43; Matrikenstelle Pfarre St. Stephan, Wien 1; Archiv Adler |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| W. Brauneis: Die Schlösser im Marchfeld, Wien 1981, S.94
| U. Grießer: Viktor Siedek 1856-1937, Dipl. Arb. Uni Wien, 2002
| W. Kitlitschka: Historismus u. Jugendstil in NÖ, St.Pölten 1984, S.88
| C.v.Lützow / L. Tischler, Wiener Neubauten, 3. Bd., Wien 1891
| A. Mansch: Meister Archiv , Gallerie von Zeitgenossen Deuschlands aus dem Gebiet der der bildenden, bauenden u. technischen Künste. Berlin o. J.
| Neue freie Presse 28.1.1937 (Nachruf)
| M. Obad-Scitaroci: Slawoniens Schlösser. Graz 2000
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| Wiener Bauten im Style der Sezession, Bd.3, 1906, T.27 | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 2.1896, S.4, T.6 (Wohnhaus Wien 3, Veithg. 5)
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| Der Bautechniker
| 21.1901, S.69f (Wohn- u. Geschäftshaus Wien 1, Rotenturmstraße 25-27)
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| Neubauten und Concurrenzen
| 2.1896, S.23, T.20f (Wohn- u. Geschäftshaus am Graben)
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| WBIZ
| 16.1899 S.2, T.7 (Miethaus Spielgelg. 6)
| 23.1906, T.54 ( Militärgeograph. Institut) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1; Achl. III/2; Dehio 1 – I. Bezirk; Dehio 2 – II.-IX. u. XX. Bezirk; Dehio 3 – X.-XIX. und XXI.-XXIII. Bezirk
| L. Eisenberg: Das geistige Wien. Wien 1893
| F. Planer: Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1928
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 | LEXIKA:
| ThB 29/30; ÖBL 12 (56. Lfrg.) |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.11.2005 | Zuletzt geändert: 16.03.2018 |
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