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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 29.04.1876 - † 16.04.1945 | Geschlecht: m | Geburtsort: Salzburg | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Bad Reichenhall | Land: Deutschland | damaliger Name: Deutsches Reich | Titel: Prof. | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt, Stadtplaner und Sozialwissenschafter | Familiäres Umfeld: Großvater Franz S (1818-1879)., Baumeister
| Vater: Camillo S. (1843-1903), Architekt u. Stadtplaner
| Bruder: Heinrich S. (1879-1951), Archäologe
| Ehe mit Maria S.
| Sohn: Herbert S. |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Gymnasium
| 1892-1895 | Staatsgewerbeschule Wien (Abschluss mit Matura), daneben Praxis als Tischler und Mauerer
| 1896 | Militärdienst als Einjährig Freiwilliger
| 1896-1897 | Praxis in der Dombauhütte zu St.Stephan in Wien
| 1896-1997 | Technische Hochschule Wien
| 1897-1900 | Akademie der bildenden Künste (Meisterschule Viktor Luntz)
| o.J. | Studienreisen nach Kleinasien und Kreta |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| ab 1895 | Mitarbeiter im Atelier Camillo Sittes
| 1899-1936 | Lehrer an der Staatsgewerbeschule Wien 1 (1934/35 Direktor)
| 1907 | Erfindung des Perspektivschiebers
| 1914 | Kriegsdienst
| 1915 | Ernennung zum Professor
| 1926 | Befugnis zum Zivilarchitekt
| 1939-1944 | Hilfslehrer an der Staatsgewerbeschule Wien 1 |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1907-1918 | Zentralstelle für Wohnungsreform (Ausschussmitglied)
| ab 1920 | Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung
| 1923-1938 | Gründungsmitglied des Bundes Österreichischer Bodenreformer
| 1898 | Füger-Preis
| 1908 | Jubiläumserinnerungsmedaille für Militär
| 1908 | Jubiläumskreuz für Zivil-Staatsbedienstete
| 1930 | Studienrat |
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Mitgliedschaften
| ab 1909 | Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
| ab 1907 | Wiener Bauhütte
| 1900-1906 | Bautechnischer Verein Akropolis
| ab 1914 | Österr. Ingenieur- und Architektenverein |
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Vita
| Siegfried Sitte stammte aus der Baumeister- und Architektendynastie der Sittes. Bereits der aus Nordböhmen zugewanderte Großvater Franz S. hatte zahlreiche Kirchen in Wien und Niederösterreich errichtet. Der Vater Camillo S. war Architekt und insbesondere ein bedeutender Theoretiker auf dem Gebiet des Städtebaus (siehe Eintrag C. Sitte). Siegfried, der seinen Namen offensichtlich der Richard Wagner-Begeisterung seines Vaters verdankte, wurde als der ältere von zwei Söhnen in Salzburg geboren, wo Camillo S. in diesen Jahren an der örtlichen Staatsgewerbeschule lehrte. Der jüngere Bruder Heinrich wurde ein renommierter Archäologe.
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| Siegfried Sitte erhielt eine umfassende fachliche Ausbildung. Er absolvierte die Staatsgewerbeschule in Wien und studierte kurzfristig an der Technischen Hochschule und an der Universität, um dann für zwei Jahre an der Dombauhütte von St. Stephan zu praktizieren. In Anschluss daran besuchte er noch die Meisterschule von Viktor Luntz an der Akademie der bildenden Künste. Daneben hat Siegfried Sitte in diesen Jahren auch an diversen Projekten des Vaters mitgearbeitet. Bereits während seines letzten Studienjahrs an der Akademie erhielt er einen Lehrauftrag an der Staatsgewerbeschule Wien, wo er in der Folge in verschiedensten Funktionen und mit einer kurzen Unterbrechung nahezu ein halbes Jahrhundert unterrichtete. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete Siegfried Sitte auch als freier Architekt und realisierte einige Wohnbauten. Die Tradition seines Vaters fortsetzend, beschäftigte er sich auch mit Stadtplanung. Vor allem begann er, angesichts des Wohnungselendes, sich mit Boden- und Wohnbaureformen zu befassen, und brachte seine Ideen in der „Zentralstelle für Wohnungsreform“ ein. Darüber hinaus beschäftigte er sich auch mit verschiedenen technischen Erfindungen und entwickelte unter anderem einen Perpektivschieber.
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| Während des Ersten Weltkriegs war Siegfried Sitte kurzzeitig eingerückt, konnte aber bald seine Lehrtätigkeit fortsetzen. Infolge der schlechten Konjunkturlage war er in der Zwischenkriegszeit nicht mehr als Architekt tätig, sondern widmete sich ausschließlich seinem Lehrberuf und intensivierte seine Beschäftigung mit Reformen auf dem Gebiet der der Bodengesetzgebung und des Wohnbaus. Nachdem die „Zentralstelle für Bodenreform“ nach dem Ende der Monarchie aufgelöst worden war, gründete er nach dem Vorbild Adolf Damaschkes anfangs der 20er Jahre den „Bund Österreichischer Bodenreformer“ und veröffentlichte auch zahlreiche Publikationen zu diesen Themen. Mitte der 30er Jahre wurde er in den Ruhestand versetzt, bei Kriegsbeginn jedoch wieder an die Staatsgewerbeschule zurückgeholt, um als Hilfslehrer die personellen Lücken, die durch Vertreibung und Kriegsdienst entstanden waren, zu füllen. Nach der Schließung der Schule gegen Kriegsende flüchtete er in den Wirren der letzten Kriegstage nach Unken (Salzburg) und starb kurze Zeit später im nahegelegenen Spital von Bad Reichenhall an den Folgen einer Operation. |
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Stellenwert
| Siegfried Sitte, dessen architektonische Schaffensperiode nur rund zehn Jahre umfasst und am Beginn seiner Berufslaufbahn stand, gehörte einer sehr traditionsverpflichteten Ausrichtung an, wobei neben der starken Prägung durch das Vorbild seines Vaters auch seine Ausbildung bei dem betont konservativen Viktor Luntz eine Rolle gespielt hat. Seine frühen Versuche, in der Tradition der Familie im Kirchenbau mit betont eklektizistischen Entwürfen Fuß zu fassen, waren nicht erfolgreich. Hingegen konnte er in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg einige Wohnbauten, die einem regionalen Heimatstil verpflichtet waren, im Raum von Wien realisieren.
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| Von Bedeutung ist vor allem Siegfried Sittes theoretisches Werk als Städteplaner und seine Überlegungen zu Reformen auf dem Gebiet des Wohnungsbaus, wobei er sich selbst in der Nachfolge seines Vaters Camillo S. sah und dessen unvollendetes Werk fortsetzen wollte. Da er insbesondere in der Bauordnung und der Steuergesetzgebung die Haupthindernisse in der Errichtung ästhetischer und menschengerechter Wohnbauten sah, strebte er eine Bodenreform und eine Verbesserung der Baugesetzgebung an. Noch zur Zeit der Monarchie engagierte er sich in der „Zentralstelle für Wohnungsreform“, und als diese nach dem Krieg aufgelöst wurde, gründete er Anfang der 20er Jahre den „Bund Österreichischer Bodenreformer“. Von den Ideen der Gartenstadtbewegung ausgehend, setzte er sich für die Flachbauweise ein und propagierte in der Verfolgung dieser Intention, eine Bodenreform und einer erneuerte Bodensteuergesetzgebung. Sitte beteiligte sich daher unter dem Aspekt sozialer Reformen an der Ausarbeitung einer neuen Bauordnung und der Verbesserung von Baugesetzen und arbeitete diverse Bebauungspläne aus. Diese Tätigkeit fand auch in zahlreichen Publikationen ihren Niederschlag. Sein publizistisches Hauptwerk hätte das „Das Wirtschaftsbild“ sein sollen, das er 1940 als Manuskript vollendete, das zu seinen Lebzeiten aber nicht mehr publiziert wurde. Unter anderem schlug er zur Lösung der Wohnungsfrage und der Standortproblematik die Einführung einer nach dem „echten Bodenwert“ errechneten Abgabe vor, die zu einer Kostensenkung beim Wohnungs- und Betriebsstättenbau führen sollte. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1914 | WHA der Baugenossenschaft „Wienerwald“, 18, Eckpergasse 40
| 1910 | Landhaus Rodaun, NÖ, Breitenfurter Straße 40
| 1911 | Notstandswohnungen in Favoriten |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1903 | Grabmal Camillo Sitte, Wien 11, Zentralfriedhof
| 1925 | Bebauungsplan für Zell a.See |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1901 | Verbauungsplan Göteborg, S (Wettbewerb)
| 1903 | evang. Kirche mit Pfarrhof (Entwurf)
| 1903 | evang. Friedhof, Wien (Wettbewerb, eine Anerkennung, mit Ignaz Sowinsky)
| 1906 | Haus d. Burschenschaft „Olympia“, Salzburg
| 1905 | Verbauungsplan Helsingborg, S (Wettbewerb)
| 1906 | Stadthalle für Salzburg
| 1907 | Projekt für einen Hotelbau
| 1908 | Post u. Amtsgebäude Wiener Neustadt, NÖ (Wettbewerb)
| 1909 | Verbauungsplan Groß-Berlin, D (Wettbewerb)
| 1909 | Verbauungsplan für Budweis, Böhmen / Budejovice, CZ (Wettbewerb)
| 1909 | Verbauungsplan Teplitz-Schönau, Böhmen / Teplice, CZ
| 1909 | Franzensbrücke, Wien (Wettbewerb)
| 1910 | Typen für Einfamilienhäuser |
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Primärquellen
| PUBLIKATIONEN:
| S. Sitte: Bebauungsplan für Göteborg. Wien 1901
| S. Sitte: Theater u. Theaterbau. In: WBIZ 21.1903, S.91ff
| S. Sitte: Entwurf für eine evang. Kirche samt Pfarrhaus. In: WBIZ 21.1903, S.45ff
| S. Sitte: Bebauungsplan für Hruschau. In: Der Städtebau 2.1905, S.1
| S. Sitte: Bebauungsplan für Helsingborg. Wien 1905
| S. Sitte: Eine Stadthalle für Salzburg. In: Der Städtebau 3.1906, S. 162f
| S. Sitte: Der Perspektiveschieber. In: Der Architekt 13.1907, S.15
| S. Sitte: Entwurf Post u. Amtsgebäude Wr. Neustadt. In: Der Architekt 14.1908, Suppl. H.8, S.2 u. 16f
| S. Sitte: Die Erschließung von Bauland in d. Nähe der Städte. Wien 1908
| S. Sitte: Bebauungspläne für Budweis u. Teplitz- Schönau. In: Der Städtebau 6.1909, S.71ff
| S. Sitte: Die Durchlüftbarkeit der Wohnungen. In: ZÖIAV 62.1910, S.345ff
| S. Sitte: Führer durch die die Ausstellung des 9. Internat. Wohnungskongresses in Wien. Wien 1910
| S. Sitte: Groß-Berlin. In: WBIZ 29.1911/12, S.335
| S. Sitte: Bebauunspläne (Kleinwohnungsbauten in offener Bauweise). In: Mitteilungen der Zentralstelle für Wohnungsreform, 1912, Nr. 26, S.15ff
| S. Sitte: Entwurf für ein Städtebaugesetz. In: Der Städtebau 14.1917, S.7f u. S.14f
| S. Sitte: Hauszinssteuer oder Bodenerwerbssteuer, Wien 1921
| S. Sitte: Bau- Wohnungs- u. Bodenreform, Wien 1922
| S. Sitte: Wirtschaftsbild und praktische Bodenreform. Wien 1924
| S. Sitte: Mieterschutz, Vorschlag für eine grundsätzliche Lösung, Wien 1925
| S. Sitte: Städtebau u. Bauordnung. Wien 1926
| S. Sitte: Entwurf für ein Städtbaugesetz. Wien 1926
| S. Sitte: Das Wirtschaftsproblem im Städtebau. In: Bauwelt 18.1927, H.18, S.448ff
| S. Sitte: Entwurf für ein “Wirtschaftsbefreiungsgesetz”, Wien 1933
| S. Sitte: Lohn, Zins, öffentl. Last, Rente, Preis und Gütermenge. In: Bodenreform 46.1935, Nr. 51
| S. Sitte / J. Schwarzl: Ideenentwurf f. d. Ausbau d. Eisenbahnanlagen d. Wr. Bereichs als Voraussetzung einer städtebaul. Ausgestaltung.Wien 1940
| S. Sitte: Das Wirtschaftsbild (1940 als Manuskript vollendet)
| S. Sitte: Bau- u. Wohnungswirtschaft in Wien, 1850- 1930. In: Schriftenreihe d. Forschungsges. f. d. Wohnungsbau im ÖIAV). Wien 1959 (posthum) | NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| TUWA; Archiv d. ABK; Inst. f. Städtebau/TU Wien (Nachlass); Archiv Adler |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| Hundert Jahre Schellinggasse, Festschrift, Höhere Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt 1880-1980. Wien 1980
| Katalog des Nachlaßwerkes Franz, Camillo u. Siegfried Sitte, 2 Bde. Wien 1979
| Die Presse, 25.4.1956 (Siegfried Sitte zum Gedenken. Architekt und Sozialwissenschafter)
| J. Schneider: Drei Generationen. In: Die Furche 22.1.1949
| J. Schneider: Siegfried Sitte. In: Die Warte 22.1949
| J. Schwarzl: Franz, Camillo u. Siegfried Sitte. In: Mitteilungen d. Gesellschaft f. vergleichende Kunstforschung in Wien 2.1949, Nr.1, S.37 u. ZÖIAV 94.1949, S.49ff
| J. Schwarzl: Camillo und Siegfried Sitte. Die Begründung des modernen Städtebaus. In: Festschrift Bundesgewerbeschule Wien 1, 1880-1955. Wien 1955, S.33ff
| F. Stokreiter: Siegfried Sitte zum 100. Geburtstag . In: Architekt 1976, H.2, S.5ff
| F. Stokreiter: Siegfried Sitte. Das Wirtschaftsbild. In: Beiträge zu Städtebau u. Raumplanung 24.1997, S.IIIff
| F. Stokreiter: Siegfried Sitte: In: Wohnbauforschung in Österreich 42.1997, S.34f
| ZÖIAV 91.1946, S.201f (Siegfried Sitte, Nachruf) | HINWEISE AUF WERKE:
| Der Architekt
| 14.1908 (Österr. Konkurrenzen), S.2 u. S.16f (Post u. Amtsgebäude Wr. Neustadt)
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| WBIZ
| 22.1904/5, S.311, T.86 (Grabmal C. Sitte)
| 28.1911, S.26 (Einfamilienhaus)
| 32.1915, T.1 (Landhaus in Rodaun), T.2f (Miethaus Wien 18, Eckpergg. 40) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/2
| Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.) | LEXIKA:
| ÖL 2; DBE 9; ÖBL 57. Lieferung; H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005 | INTERNETLINKS:
| www.aeiou.at |
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Anmerkungen
| Die Angaben zum Sterbeort werden aufgrund des Umstandes, dass Siegfried Sitte zuletzt in Unken gelebt hat, aber im Spital von Bad Reichenhall verstorben ist, in der Literatur unterschiedlich angegeben. | Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.05.2006 | Zuletzt geändert: 16.02.2007 |
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