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Hermann Stierlin

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 21.08.1859 - † 19.01.1941
Geschlecht: m
Geburtsort: Schaffhausen
Land: Schweiz
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Deutsches Reich
weitere Namen: Carl Hermann
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz Hermann St. (1830-1904), Fabriksbesitzer und Kantonsrat
Mutter: Amalia Elisabeth, geb. Ziegler (1834-1906)
drei Geschwister
Ehe mit Barbara Wagner (1860-1922)
Adoptivtocher: Karoline
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Kantonschule Frauenfeld, CH
o.J.Reifeprüfung Kantonschule Zürich, CH
1878-1881Technische Hochschule Zürich, CH (Abteilung für Architektur, u.a. bei Bluntschli u. Stadler, Abschluss mit Diplom)
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1886in Wien als Architekt tätig
1887-1905Gesellschafter d. Fa. H. Stierlin (Erste Wiener Bimssteinindustrie)
ab 1930konzessionierter Hausverwalter
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Vita
Hermann Stierlin stammte aus einer alteingesessenen Schaffhausener Notabelnfamilie. Der Vater war Textilfabrikant und auch für einige Jahre Kantonsrat, ebenso kam auch die Mutter aus einer angesehenen Familie. Hermann und seine drei Geschwister wuchsen in gehobenen sozialen Verhältnissen auf. Seine Ausbildung erhielt Stierlin an der renommierten Technischen Hochschule in Zürich, wo er sein Studium mit Diplom abschloss. Nach einigen Jahren Praktikum ließ er sich in Wien als Architekt nieder. Möglicherweise lag der Grund für diese Übersiedlung an der Beteiligung seiner Frau an einem Wiener Unternehmen für Bimssteinerzeugung, bei dem er nach seiner Eheschließung gleichfalls Miteigner wurde.

Stierlin errichtete ab Mitte der 80er Jahre des 19.Jh.s eine Unzahl von Miethäusern, wobei er sowohl als Architekt, aber noch viel öfter als Bauunternehmer auftrat (häufig in Zusammenarbeit mit der Baufirma Anton Schwertmann). Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war er – da die Zahl der dokumentierten Bauten aus dieser Periode sehr gering ist – offensichtlich nur mehr sehr selten als Architekt tätig. Da seine Ehe kinderlos geblieben war und er seine Frau früh verloren hatte, nahm er in seinen späteren Jahren eine Ziehtochter ins Haus. Hermann Stierlin, der immer Schweizer Staatsbürger geblieben ist, starb im 82. Lebensjahr in Wien. Er hinterließ seiner Adoptivtochter ein beachtliches Vermögen.
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Stellenwert
Obwohl Hermann Stierlin aus der Schweiz zugewandert war, fügt sich sein Œuvre harmonisch in die Wiener Architekturszene der vorigen Jahrhundertwende. Gemäß der Quellenlage scheint sich Stierlin ausschließlich auf den Wohnbau beschränkt zu haben. Die zahlreichen Miethäuser, die er ab Mitte der 80er Jahre des 19.Jh.s bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs in Wien errichtete, waren zumeist sehr repräsentativen Charakters. Formal blieben die Bauten im üblichen Kanon des Späthistorismus, wobei der Formenapparat der Neorenaissance bevorzugt eingesetzt wurde (markantestes Beispiel: Miethaus Wien 6, Linke Wienzeile 34). Im kulturhistorischen Kontext ist vor allem das aus seiner Frühzeit stammende Miethaus in der Berggasse 19 hervorzuheben, in dem sich die längste Zeit die Wohnung von Sigmund Freud befand.

In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sind bei den Bauten Stierlins zunehmend Einflüsse des belgischen Art Nouveau (Miethaus Wien 5, Hamburger Straße 8) oder des Wiener Secessionismus zu beobachten. Wobei Stierlin, der bei den meisten seiner Bauten auch sein eigener Bauherr war, des öfteren mit den renommiertesten Modearchitekten des Wiener Fin-de-Siècle zusammengearbeitet hat, wie u.a. Joseph Urban und Hans Prutscher. Stierlin dürfte als alter Routinier bei diesen Kooperationen, die nie zu fixen Ateliergemeinschaften geführt haben, vor allem für die Grundrissstrukturen und die Raumorganisation zuständig gewesen sein, während seine Partner die formale Ausgestaltung übernommen haben (z.B. Miethaus Wien 8, Buchfeldgasse 6 mit Urban und Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 74 mit Hans Prutscher).
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1886Miethäuser, Wien 8, Kochgasse 16 u. 17
1894Miethaus, Wien 3, Fasangasse 40
1889Miethaus, Wien 9, Berggasse 19
1890Miethaus, Wien 18, Gentzgasse 63 (ehemals Herrengasse)
1895Miethaus, Wien 9, Bindergasse 4
1895Miethaus, Wien 12, Schönbrunner Straße 259
1896Miethaus, Wien 4, Schelleingasse 2
1896Miethaus, Wien 4, Große Neugasse 27
1897Miethaus, Wien 1, Passauer Platz 2
1897Miethaus, Wien 6, Linke Wienzeile 34 (Ausf. Seitl & Kleee)
1897Wohn- u. Geschäftshaus „Zum kleinen Zwettler Hof“, Wien 1, Schwertgasse 4
1898Miethaus, Wien 20, Karl-Meißl-Gasse 12
1902Miethaus, Wien 5, Hamburger Straße 8 / Rechte Wienzeile 55
1900Miethaus, Wien 7, Lerchenfelderstraße 37
1900Miethaus, Wien 8, Buchfeldgasse 6 (mit Josef Urban)
1902Miethaus, Wien 6, Dürergasse 17
1903Miethaus, Wien 6, Gumpendorferstraße 74 (mit Hans Prutscher)
1903Miethaus, Wien 15, Fünfhausgasse 13
1903Miethäuser, Wien 15, Gablenzgasse 9-13
1904-1905Miethaus, Wien 1, Franz Josefs-Kai 5 (mit Hans Prutscher)
1905Miethaus, Wien 6, Worellstraße 3
1909Miethaus, Wien 5, Rechte Wienzeile 75 (mit Rudolf Jäger)
1910Miethaus, Wien 15, Rauchfangkehrergasse 28
1911Miethaus, Wien 4, Waaggasse 17-19 / Preßgasse 12 (Ausf. Anton Schwertmann)
1911Miethaus, Wien 5, Jahngasse 30 / Spengergasse 15 (Ausf. Anton Schwertmann)
1914Miethaus, Wien 5, Josef-Schwarz-Gasse 2c
1914Miethaus, Wien 5, Siebenbrunnenplatz 7
1914Miethaus, Wien 5, Storkgasse 7-9 / Kohlgasse 2c
1914Miethaus, Wien 5, Fendigasse 15-17 (stark verändert)
1920Villa, Bad Deutsch-Altenburg, NÖ, Haydenweg 3
1932Miethaus, Wien 13, Fasangartengasse 37 (mit Lambert Hofer)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
MA 43 (Grabprotokoll); Archiv der ETH-Zürich; Stadtarchiv Schaffhausen
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Sekundärquellen

LITERATUR:
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
Wiener Bauten im Style der Sezession, Bd.1, 1902, T.58; Bd.3, 1906, T.32f; Bd.4, 1908, T.56
Wiener Fassaden des 19. Jahrhunderts, Mariahilfer Wohnhäuser. Wien u.a. 1976

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
11.1905, S.8 (Vestibül des Hauses Wien 1, Franz Josefs-Kai)

Facaden und Details. Wien 1900
T.26 (Miethaus Wien 6, Linke Wienzeile 34)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd A-L
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 02.06.2008
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