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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 13.05.1831 - † 17.03.1912 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | damaliger Name: Hütteldorf bei Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Titel: k.u.k. Hofbaumeister | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Baumeister | Familiäres Umfeld: Vater: Josef St. (1804- 1886) Stadtbaumeister
| Mutter: Anna, geb. Flicker
| Ehe (1859) mit Barbara (Betty) Spiering (1837-1914)
| Kinder: Moritz (1862-1907), Architekt; Leopoldine, verh. Kirnbauer; Josef (1865-1937), Architekt; Dr. Rudolf (1867-1935); Viktor (1874-1906) und Valerie |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1849 -1853 | Polytechnikum Wien |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1858 | Erwerb der Baumeisterkonzession
| ab 1879 | Inhaber der Fa. Johann Sturany |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1877 | k.u.k. Hofbaumeister
| o.J. | Goldenes Verdienstkreuz mit Krone |
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Mitgliedschaften
| 1858 | Verein der Baumeister Niederösterreichs (Mitbegründer)
| 1881 | NÖ-Gewerbeverein
| o.J. | Österr. Ingenieur- und Architektenverein |
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Vita
| Johann Sturany wurde 1831 in Hütteldorf bei Wien (damals noch eine eigene Gemeinde) geboren. Der Vater Josef St. war ein aus Böhmen zugewanderter Maurergeselle, der ab den 40er Jahren des 19.Jh.s in Wien ansässig war und es im Laufe der Jahre bis zum angesehenen Stadtbaumeister gebracht hatte. Johann, der eine praktische Ausbildung erhalten hatte, erwarb 1858 die Baumeisterkonzession und heiratete im selben Jahr eine äußerst begüterte Fabrikantentochter. Möglicherweise mit Hilfe dieses finanziellen Rückhalts schaffte er es – insbesondere im Kontext des ab den 60er Jahren einsetzenden Ausbaus der Wiener Ringstraße –, zu einem der erfolgreichsten Baumeister dieser Ära zu werden, wobei er auch mittels seines umfangreichen Realitätenbesitzes als Bauunternehmer tätig war. Daneben engagierte er sich auch in verschiedenen Standesvertretungen und war u.a. Mitbegründer des Vereins der Baumeister Niederösterreichs.
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| Um 1880 befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, mit hohen Orden und dem Titel „Hofbaumeister“ ausgezeichnet, konnte er sich neben seiner Sommervilla in Hütteldorf auch ein aufwändiges Stadtpalais in der Innenstadt (Wien 1, Schottenring 21) errichten. Die feierliche Einweihung des Palais, das als einer der wenigen Privatbauten in Wien mit einer echten Steinfassade versehen war, stellte ein gesellschaftliches Ereignis dar, an dem viele Prominente teilnahmen. Entsprechend seinem sozialen Status ließ Johann Sturany, dessen Ehe sechs Kinder entsprungen waren, seinen Söhnen auch eine äußerst qualifizierte Ausbildung zukommen. Insbesondere seine beiden ältesten ließ er – in Hinblick darauf, dass sie die väterliche Firma übernehmen sollten –, an den renommiertesten Institutionen studieren. Während Moritz die Akademie der bildenden Künste in Wien besuchte, erhielt der jüngere, Josef, eine mehr technisch ausgerichtete Ausbildung an den Technischen Hochschulen in Wien und Berlin-Charlottenburg. Rudolf wurde ein bekannter Naturwissenschafter und Viktor, der jüngste erhielt eine kaufmännische Ausbildung.
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| Die letzten Jahre Johann Sturanys waren allerdings durch mehrere tragische Ereignisse in der Familie überschattet. Neben der geistigen Behinderung seiner jüngsten Tochter musste er den Tod zweier Söhne erleben. 1906 verstarb sein jüngster Sohn Viktor erst 32-jährig und ein Jahr später beging der älteste, Moritz, in spektakulärer Weise Selbstmord – ein Schicksalsschlag, der sich auch auf das Unternehmen, das inzwischen von Sturanys Söhnen geleitet wurde, negativ auswirkte. Als Johann Sturany, der sich Mitte der 90er Jahre ins Privatleben zurückgezogen hatte, im 81.Lebensjahr an Altersschwäche in Wien verstarb, waren die Glanzzeiten der Firma bereits vorbei. |
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Stellenwert
| Johann Sturany galt in der Wiener Ringstraßenära als einer der renommiertesten Baumeister Wiens. Obwohl überliefert ist, dass er an der Errichtung einiger bedeutender Monumentalbauten im Ringstraßenbereich beteiligt war (Wiener Tagblatt 19.3.1912), lassen sich jedoch – infolge des Umstandes, dass sich die Architekturgeschichte weitgehend auf die Architekten und nicht auf die ausführenden Baumeister konzentriert hat – keinerlei konkrete Gebäude ausmachen. Ebenso lässt sein Titel „Hofbaumeister“ vermuten, dass er an Projekten im Auftrag des Hofes Anteil hatte. Johann Sturanys hohes Sozialprestige manifestiert sich jedenfalls in seinem kostspieligen Palais Wien 1, Schottenring 21, das von dem Büro Fellner & Helmer, mit dem er des Öfteren zusammengearbeitet hatte, geplant wurde und das in mehrfacher Hinsicht vom Kunstsinn und der Aufgeschlossenheit seines Bauherrn zeugt. Da das Palais eines der ersten in Wien war, das sich der Formensprache des Neobarock bediente – im Gegensatz zu der bis dahin üblichen Neorenaissance –, ist auch die Wahl der Künstler, die an der dekorativen Ausgestaltung mitarbeitet haben, bemerkenswert. Während Carl Kundmann, einer der führenden Bildhauer dieser Zeit, einen Großteil der Bauplastik anfertigte, erhielt insbesondere die junge Malerkompagnie von Gustav Klimt hier ihren ersten Auftrag für die Anfertigung der grandiosen Deckengemälde.
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| Johann Sturany, der bei Monumentalbauten nur als ausführender Baumeister auftrat, war jedoch bei weniger anspruchsvollen Bauaufgaben auch als Planverfasser tätig. Heute lässt sich allerdings nur mehr eine relativ geringe Anzahl von Miethäusern rekonstruieren. Während die in den frühen 1860er Jahren errichteten Bauten noch von einer nahezu biedermeierlichen Schlichtheit geprägt sind (6, Otto Bauer-Gasse 23, 1861), lässt sich relativ bald eine Übernahme des Formenrepertoires der gehobenen Ringstraßenarchitektur beobachten. Dem entspricht die Ausrichtung der 1868 erbaute Miethausgruppe (6, Gumpendorfer Straße 47/ Luftbadgasse 2-4) im Stil der Neorenaissance, deren wuchtige Eckrisalite den repräsentativen Anspruch unterstreichen. Wie groß der Anteil der beiden Söhne Josef und Moritz, die ab Ende der 1880er Jahre tätig waren, an den Bauten aus Johann Sturanys Spätzeit ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
Auswahl:
| 1861 | Miethaus, Wien 6, Otto-Bauer-Gasse 23
| 1863 | Miethaus, Wien 6, Otto-Bauer-Gasse 17 / Schmalzhofgasse 2
| 1864 | Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 155
| 1868 | Miethäuser, Wien 6, Gumpendorfer Straße 47-49
| 1873 | Miethaus, Wien 3, Reisnerstraße 61 (Entw. Ludwig Zettl)
| 1876 | Miethaus, Wien 6, Hofmühlgasse 21
| 1877 | Miethaus, Wien 4, Argentinierstraße 19 (Entw. Julius Dörfel)
| 1874-1881 | Palais Sturany, Wien 1, Schottenring 21 (Entw. Fellner & Helmer)
| 1884 | Miethaus, Wien 6, Gumpendorfer Straße 85 (abgerissen)
| 1885 | Miethaus, Wien 10, Leebgasse 34
| 1885 | Miethaus, Wien 4, Weyringergasse 28-30 (Entw. H. Adam)
| 1885-1886 | Miethausgruppe, Wien 5, Zeinlhofergasse 5-14 (mit Moritz und Josef Sturany, Entw. Fellner u. Helmer)
| 1888 | Miethaus, Wien 4, Wiedner Gürtel 22 (Entw. Oskar Merz)
| 1889 | Miethaus, Wien 5, Brandmayergasse 13 / Obere Amthausgasse 37
| vor 1890 | Miethausgruppe, Wien 15, Felberstraße 24-28 (Bauleitung Josef Sturany)
| 1890 | Miethaus, Wien 8, Daungasse 2a (verändert)
| 1890 | Erweiterung, Miethaus, Wien 7, Zieglergasse 40
| 1890-1891 | Villa Hohenfels, Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 31 (Entw. Karl Scheffler)
| o.J. | Sommervilla Sturany, Wien 14, Linzer Straße 395 (abgerissen) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
Auswahl:
| 1881-1882 | Pfarrkirche Hütteldorf, Wien 14, Linzer Straße 424 (Entw. Richard Jordan)
| 1883-1890 | Kaiserin-Elisabeth-Spital Wien 15, Hugelgasse 1-3 (Entw. Eugen Sehnal, Bauleiter Josef Sturany)
| 1893-1895 | Raimundtheater, Wien 6, Wallgasse 18-20 (Entw. Franz Roth) |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1885 | Nähmaschinenfabrik Lenhart, Wien 10, Quellenstraße 102 |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| MA 43, Matrikenstelle Pfarre Schottenfeld; Archiv- Adler; ÖIAV |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| A. Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße (Die Wiener Ringstraße, Bd.4). Wiesbaden 1976
| Mitteilungen des Vereines der Baumeister in Niederösterreich 5.1912, Nr.25 (Parte)
| Neues Wiener Tagblatt 19.3.1912 (Nachruf)
| ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980
| E. Paletz: Denkschrift zur Erinnerung der neuen Pfarrkirche zum Hl. Apostel Andreas in Hütteldorf. Wien 1883
| R. Wagner-Rieger (Hrsg.): Das Kunstwerk im Bild. In: Dies.: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche, Bd.1 Wiesbaden 1969
| M. Wehdorn / U. Georgeacopol-Winischhofer: Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Bd.1, Wien u.a. 1984
| Wiener Fassaden des 19.Jahrhunderts, Mariahilfer Wohnhäuser, Wien/u.a. 1976
| Wochenschrift des Österr. Ingenieur u. Architektenvereines 6.1881, S.101 (Exkursionsbericht – Palais Sturany, Wien 1, Schottenring 21) | HINWEISE AUF WERKE:
| Wiener Bauindustriezeitung
| 1.1893, T.7 u.99 (Palais Sturany) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/1
| Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.) |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 29.01.2008 | Zuletzt geändert: 05.05.2010 |
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