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Josef Vytiska

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 19.02.1905 - † 02.02.1986
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Titel: techn. Rat, Prof.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt und Designer
Familiäres Umfeld: Vater: Anton V. (1874-1963), Schlossermeister
Mutter: Anna, geb. Hlavata (1870-1936)
Bruder: Franz V. (1906-1987), Baumeister
1.Ehe (1936) mit Hildegard Stodola (1906-1951)
2.Ehe (1954) mit Herta Krakora, geb. Graf (1913-1998)
Sohn: Anton
Stiefsöhne: Ing. Gerold u. Architekt Werner Krakora
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Unterrealschule
1920-1922Studium an der Kunstgewerbeschule Wien, in der Klasse von Carl Witzmann
1922Praktikum bei der Baufirma Korn
1922-1925Studium an der Kunstgewerbeschule Wien in der Klasse von Oskar Strnad (gleichzeitig auch Praktikum bei Strnad)
1925-1929Studium an der Akademie der bildenden Künste (Meisterschule Peter Behrens, Abschluss mit Diplom)
1930/31diverse Kurse an der Technischen Hochschule Wien
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1925-1929Mitarbeiter der Union-Baugesellschaft
1929-1942selbständiger Architekt
1931Zivilarchitekt
1942Berufsverbot
1942-1945dienstverpflichtet bei der Baufirma J. Bublik in Wien
1946Wiedererlangung der Befugnis zum Zivilarchitekt und neuerlich freiberuflich tätig
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Auszeichnungen und Ämter
1963Technischer Rat
1975Berufstitel Professor
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Mitgliedschaften
ab 1935Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Josef Vytiska wurde 1905 als Sohn eines aus Böhmen stammenden Schlossermeisters in Wien-Meidling geboren. Bereits als Fünfzehnjähriger begann er seine fachliche Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in der Klasse von Carl Witzmann. Nach einer kurzen Unterbrechung als Praktikant bei einer Baufirma setzte er sein Studium bei Oskar Strnad fort (in dessen Büro er auch für einige Zeit arbeitete). Im Anschluss daran studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens und war daneben bei der Union-Baugesellschaft angestellt. In dieser Zeit arbeitete er auch bereits seine ersten eigenständigen Projekte aus.

Ende der 20er Jahre machte sich Vytiska als Architekt selbständig und konnte neben diversen Geschäftslokalen auch einige Wohnhäuser realisieren. Große Aufmerksamkeit errang Vytiska Mitte der 30er Jahre, als er im Rahmen eines Wettbewerbs den Auftrag zum Bau der Kirche St.Josef in der Wohnhausanlage „Sandleiten“ in Wien-Ottakring erhielt. Mit diesem Projekt konnte er sich als Spezialist für Kirchenbau etablieren. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde seine Karriere allerdings unterbrochen. Vytiska, der stets zu seiner tschechischen Herkunft gestanden war und in den frühen 30er Jahren eine Turnhalle für den Turnverein „Sokol“ errichtet hatte, bekannte sich auch in der NS-Zeit zur tschechischen Nationalität. Diese Entscheidung hatte den Ausschluss aus der Reichskammer und damit ein Berufsverbot zur Folge, so dass er während des Zweiten Weltkriegs dienstverpflichtet in einer Baufirma arbeiten musste.

Nach Kriegsende konnte Vytiska seine Tätigkeit als freier Architekt wieder aufnehmen und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des Wiederaufbaus. Neben der Errichtung und der Wiederherstellung einer Reihe von Kirchen für die Erzdiözese Wien, konnte er auch aufgrund seines Naheverhältnisses zu Franz Prinke (Obmann des Vereines der „Freunde des Wohnungseigentums“) zahlreiche Eigentumswohnhäuser ausführen. Außerdem plante er auch Hotels, Geschäftshäuser, Kinos und anderes mehr. Darüber hinaus war er aber auch als Designer tätig, wobei seine Bandbreite von Stoffentwürfen bis zu Kirchenmobiliar reichte.

Vytiska, der bis ins hohe Alter aktiv war, ist im 81. Lebensjahr in Wien verstorben.
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Stellenwert
Josef Vytiska, dessen Schaffen – beginnend in den späten 20er Jahren – mehr als ein halbes Jahrhundert umspannt, war vor allem auf dem Gebiet des Wohn- und Kirchenbaus tätig.

Seinen ersten großen Erfolg errang Vytiska mit dem Bau der Kirche St.Josef in der Wohnhausanlage „Sandleiten“ (Wien 16, Sandleitengasse 53). Dieses Projekt war seinerzeit mit einer großen politischen Symbolik behaftet. Nach der Etablierung des sog. „Ständestaates“ Mitte der 30er Jahre intendierte das christlich-soziale Regime eine Wiederverchristlichung der Arbeiterschaft und errichtete demonstrativ Kirchen in Arbeiterwohngegenden. Die Sandleitener Kirche, die in großer formaler Nähe zu den Sakralbauten Clemens Holzmeisters und Robert Kramreiters steht, war eine der ersten dieser Art. In ihrer schlichten unprätentiösen Gestaltung und einem klar strukturierten Innenraum mit effizienter Lichtführung wurde diese Kirche in der Folge zu einem Vorzeigeprojekt. Auch in der Nachkriegszeit fand Vytiska auf dem Gebiet des Sakralbaus zum Teil zu bemerkenswerten Lösungen. Neben schlichter Funktionalität, kam es – offenbar unter Einfluss von Le Corbusiers berühmter Kirche in Le Rochamp – auch zum Einsatz von organisch geschwungenen Formen. Im Vordergrund stand immer ein gut überschaubarer und ausgeleuchteter Innenraum – zumeist unter Einbezug von Glasmalereien –, der den Anforderungen der neuen Liturgie zu entsprechen hatte (Pfarrzentrum Wien 15, Oeverseestraße 2c).

Im Rahmen der großen Konjunktur auf dem Gebiet des Kirchenbaus in den 60er Jahren entwarf Vytiska auch mehrere sog. „Hauskirchen“. Dieser neue Typus wurde damals aufgrund von Mangel an Baugrund und Geld entwickelt. Es handelte sich um Sakralräume, die in Wohnbauten integriert waren, wobei sie allerdings zur Straßenfront deutlich kenntlich gemacht waren (z.B. Auferstehung Christi Kirche, Wien 5, Siebenbrunnenfeldgasse 22). Auch bei diesen „Hauskirchen“ setzte Vytiska oft organische Formen ein oder arbeitete, um eine gute Lichtführung zu gewährleisten, mit gestaffelten Wänden. Zumeist hat er auch einen Teil der Inneneinrichtung entworfen.

Als einer der meistbeschäftigten Architekten der Wiederaufbaujahre war Vytiska insbesondere auch mit dem Wohnbau befasst, wobei er – wie die meisten seiner Generation – eine moderate Moderne vertrat, die sich in einem schlichten Funktionalismus niederschlug.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1927Kosmetiksalon Eduard Dischendorfer, Wien 1, Kärntner Straße 3 (nicht erhalten)
1930Haus Sturm, Wien 18, Gersthofer Straße 88
1930-1931Miethaus „Ankerhof“, Wien 7, Urban-Loritz-Platz 8
1933Wohnhaus, Wien 10, Ettenreichgasse 25-27
1933Juweliergeschäft Tresnak, Wien 1, Rotenturmstraße 22 (nicht erhalten)
1935Graben Büffet, Wien 1, Graben 14 (nicht erhalten)
um 1934Wohnhaus, Wien 19, Iglaseegasse 47
1935Wohnhäuser, Wien 19, Kaasgraben 8-16
1935Miethaus, Wien 5, Wiedner Hauptstraße 103
1937-1938Miethaus, Wien 15, Hollergasse 36
1949WHA d. Gem.Wien, Wien 1, Neutorgasse 5
um 1950Eigentumswohnhaus Wien 19, Hutweidengasse 15
um 1950„Karl-Innitzer-Hof“ (bzw. Meinl-Haus), Wien 1, Stephansplatz 8-8a (verändert)
1951-1955Wohnhaus Wien 1, Franz Josefs-Kai 11
um 1955Eigentumswohnhaus Wien 1, Jasomirgottstraße 4 / Brandstätte 3
ca.1950Wohnhaus, Wien 4, Favoritenstraße / Weyringergasse
1952Eigentumswohnanlage „Dr.Franz-Hemala-Hof“, Wien 12, Darnautgasse 2
1953Wohnhaus „Friedrich-Koppensteiner-Hof“, Wien 20, Vorgartenstraße 89
ca.1953Wohnhaus, Wien 3, Hegergasse 19
1953Eigentumswohnhaus, Wien 5, Diehlgasse 33 / Arbeitergasse 40
ca. 1955Eigentumswohnhaus, Wien 4, Graf Starhemberggasse 44 / Schelleingasse 26
ca. 1955Eigentumswohnhaus, Wien 12, Breitenseerstraße 11
1954-1956Geschäftshaus d. Meinl-AG, Wien 1, Kärnter Ring 2-2a (mit Felix Hasenöhrl u. Wilhelm Hubatsch)
1955-1958Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Hoher Markt / Landskrongasse 2-4 / Bauernmarkt
1956Geschäftshaus mit Merzedes Benz-Niederlassung, Wien 1, Operngasse 4 (mit Felix Hasenöhrl, Wilhelm Hubatsch u. Walter Jaksch)
1956Wohnhaus, Wien 1, Färbergasse 8
1955-1956WHA d. Gem.Wien „Julius-Raab-Hof“, Wien 12, Tivoligase 63-71
1957Wohnhaus, Wien 1, Dominikanerbastei 21 / Franz Josefs-Kai 11
ca.1960Wohnhaus Vytiska, Wien 19, Formanekgasse 55 (umgebaut)
1960Wohnhaus, Wien 13, Gloriettegasse 45
1962Siedlung der Brown-Boveri-Werke, Wiener Neudorf, NÖ (mit W. Zelfeld)
1963-1967WHA d. Gem.Wien „Leopold-Figl-Hof“, Wien 1, Morzinplatz 4
1967Wohnhaus, Wien 20, Brigittenauer Lände 68-70
1967Eigentumswohnhaus „Kreuzsteinerhof“, Wien 21, Floridsdorfer Hauptstraße 14
um 1968Reihenhäuser, Ternitz, NÖ, Lichtenwörthergasse
1971Wohnhaus, Wien 20, Vorgartenstraße 107
1971Wohnhaus, Wien 2, Rotensterngasse 25
1979Eigentumswohnhaus, Wien 8, Blindengasse 5

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1933-1934„Sokol“ Turnhalle Wien, Wien 10, Ettenreichgasse 25-27
1936Pfarrkirche St.Josef mit angeschlossenem Jugendheim u. Pfarrhof, Wien 16, Sandleitengasse 53
1948Neugestaltung der Inzersdorfer Pfarrkirche Wien 23, Don-Bosco-Gasse14
1949-1959Allerheiligenkirche Wien 20, Vorgartenstraße 56
1950Erweiterung der Pfarrkirche Eichenbrunn (Mistelbach), NÖ
1950Pfarrkirche Namen Jesu Wien 12, Schedifkaplatz 2 / Darnautgasse 1-3
1949-1952Pfarrkirche Guntramsdorf bei Wien, NÖ
1954Pfarrkirche Alland, NÖ (Wiederaufbau)
1957-1959Christkönigkirche Ternitz, NÖ
1958Erweiterung Pfarrkirche Matzen (Gänserndorf), NÖ
1958„Luna“-Lichtspiele, Wien 2, Taborstraße 69
ca. 1960Schwesternheim des Rudolfiner-Spitals, Wien 19, Rudolfinergasse 9-11
ca. 1960Allerheiligenkirche, Wien 20, Vorgartenstraße 56
1963Hotel Capricorno, Wien 1, Schwedenplatz / Postgasse 19 (verändert)
1965Seelsorgezentrum („Hauskirche“) Wien 5, Margaretenstraße 141
1969-1970Hotel Bohemia Wien 15, Turnergasse 9
1969-1971Auferstehung Christi Kirche („Hauskirche“), Wien 5, Siebenbrunnenfeldgasse 22-24
1970-1972Pfarrkirche Schönbrunn-Vorpark („Hauskirche“) Wien 15, Winckelmannstraße 34
1979-1980Pfarrzentrum Wien 15, Oeverseestraße 2c / Possingergasse
o.J.„Dido“-Lichtspiel, Wien 4, Südtirolerplatz 1
o.J.„Lux“-Kino, Wien 16, Neulerchenfelderstraße
diverse Wiederaufbauten und Erweiterungen von Kirchen

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
1938Neubau des Hauptpostamtes Wien (Wettbewerb, 2.Preis; mit J. Demetz)
1938Messegelände im Wiener Prater, Wien 2 (Wettbewerb)
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
J. Vytiska: Kirche Sandleiten in Ottakring. In: Deutsche Bauzeitung 1941, H.32, S.189 ff

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv d. Architektenkammer; Achleitner-Archiv (AzW)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Achleitner: Die Seelsorgeanlage Wien-Baumgarten. In: Christliche Kunstblätter 104.1966, S.37f
W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
E. Bernard / B. Feller: Die Baumeister des Friedensfürsten, kirchliche Bauten in den dreißiger Jahren in Österreich. In: Kunst und Diktatur (Ausst.Kat.). Baden 1994
Festschrift zur Einweihung der Sandleitenkirche 1936. Wien 1936
Festschrift zum 50.Weihetag der Kirche St.Josef–Sandleiten. Wien 1986
I. Hauser: Die Kirchenbauten von Josef Vytiska als wichtiger Beitrag zum österr. Sakralbau im 20.Jh., Dipl.Arb. Wien 2002
I. Meder: Offenen Welten, die Wiener Schule des Einfamilienhausbaus 1910-1938, Diss. Stuttgart, 2001
N. Rodt: Kirchenbauten in Wien 1945-1975. Wien 1976
A. Sammer (Hg.): Ars Sacra Austria (Ausst.Kat.). Wien 1983

HINWEISE AUF WERKE:
Der Bau
7.1952, S.56f (Wohn- u. Geschäftshaus Wien 1, Stephansplatz )
12.1957, S.194f (Meinl-Haus, Wien 1, Ringstraße/Kärntner Straße)
17.1962, S.298 (WHA der Brown-Boveri-Werke, Wiener Neudorf)

Bauwelt
29.1938, H.38, S.883ff (Wettbewerb für das neue Wiener Hauptpostgebäude)

Innendekoration
37.1926 S.87 (Stoffentwurf)

Moderne Bauformen
36.1937, S.308f (Juwelenladen Tresnak, Graben-Büffet)

Österreichische Bau- u. Werkkunst
4.1927/28, S.228 (Kosmetiksalon)

Österreichische Kunst
4.1933, H.9, S.15ff (Sokol Turnhalle u. Juwelengeschäft Tresnak)
5.1934, H.2, S.10ff (Wohnhaus Urban-Loritzplatz, Einfamilienhaus Gersthofer Straße, Zweifamilienhaus)
7.1936, H.2, S.8f (Miethäuser Wien 19, Kaasgraben und Iglaseegasse) / H.10, S.11ff (Kirche in Sandleiten)
8.1937, H.10, S.26 (Wohnhaus 19, Kaasgraben und Assanierungsbau der Pfarre St.Florian, Wien 5)

profil
3.1935, S.234 (Einfamilienhaus Gersthofer Str.) / S.523 (Grabenbüffet)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.); Dehio NÖ/Süd A-L; Dehio NÖ/Süd M-Z

LEXIKA:
Vollmer 6 (Nachtr.); H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.wien.gv.at/rudolfsheim; www.gv.at/ottakring; www.pfarre.sandleiten.at
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Anmerkungen
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 16.02.2007
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