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Quelle: Leo Hirsch (Hrsg.): Der Kaiserlich Österreichische Franz Joseph Orden und seine Mitglieder, 1912
Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Sekundärquellen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 25.08.1857 - † 14.09.1925 | Geschlecht: m | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Kaisertum Österreich | Sterbeort: Spital a. Semmering, Stmk. | Land: Österreich | Titel: Stadtbaumeister | Religionsbekenntnis: Röm. - Kath. | Berufsbezeichnung: Architekt, Stadtbaumeister, Kommunalpolitiker | Familiäres Umfeld: Vater: Bartholomäus Z. (Baumeister)
| Mutter: Maria, geb. Karpischek
| Ehe (1881) mit Maria Jary (1855- 1929)
| Bruder: Hans Z. (Kirchenmaler)
| Kinder: Marie, verh. Hütter (1878-1955); Leopold (1883-1885)
| Urenkelin: Hilde Sochor, Schauspielerin |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| o.J. | Unterrealschule und Baugewerbeschule
| o.J. | Studium als Gaststudent an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Friedrich v. Schmidt, anschließend Praxis im Büro des Vaters |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1882-1892 | als freiberuflicher Architekt und Baumeister in Wien tätig
| 1889-1903 | Gesellschafter der Fa. Bartholomäus Zatzka u. Söhne |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1889-1891 | Gemeinderat in Breitensee
| 1895-1918 | Wiener Gemeinderat für die christlich-soziale Partei
| 1898-1918 | Wiener Stadtrat
| 1897-1905 | Mitglied der Kommission für Verkehrsanlagen
| 1915- 1918 | Kuratoriumsmitglied des Technischen Museums
| o.J. | Mitglied des NÖ Landes-Eisenbahnrates
| o.J. | Obmann der Ortsgruppe 13 der Wiener Bürgervereinigung
| 1898 | Ritter des Franz-Josefs-Ordens
| 1899 | Komturkreuz des päpstlichen Sylvester-Ordens
| 1898 | Jubiläumsmedaille
| 1903 | Ehrenbürger der Gemeinde Spital a. Semmering, Stmk.
| 1917 | Orden der Eisernen Krone 3. Klasse
| o.J. | Ritterkreuz des Gregor-Ordens |
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Mitgliedschaften
| ab 1897 | Verein der Baumeister Niederösterreichs
| 1914-1921 | Obmann des St.Laurentius Kirchenbauvereines
| o.J. | Präsident des Antonius-Asylvereines |
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Vita
| Ludwig Zatzka stammte aus einer Baumeisterfamilie, die ursprünglich tschechischer Herkunft war. Der Vater hatte sich in Breitensee vom Maurermeister zum angesehenen Stadtbaumeister hochgearbeitet. Seine Ausbildung erhielt Zatzka an der Baugewerbeschule in Wien. Die Akademie der bildenden Künste besuchte er nur kurz als Gasthörer, um bald den väterlichen Betrieb zu übernehmen, während sein jüngerer Bruder Hans Kirchenmaler wurde.
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| Ludwig Zatzka, der in der Folge sowohl als Baumeister als auch als planender Architekt tätig war, engagierte sich daneben auch in der Kommunalpolitik und wurde in der damals noch nicht zu Wien gehörenden Gemeinde Breitensee Gemeinderat. In dieser Funktion setzte er sich insbesondere für den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, wie der Kanalisation und anderem mehr, ein. Unter den zahlreichen Bauvorhaben, die er in Breitensee realisierte, gehört vor allem die Errichtung der Pfarrkirche St. Laurentius und angeschlossener Institutionen, wie eine Schule und ein Kindergarten. Aufgrund seiner Verdienste um die Gemeinde wurde auch eine Parkanlage nach Ludwig Zatzka benannt.
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| Nach der Eingemeindung des Vorortes Breitensee setzte Ludwig Zatzka, der ein engagierter Christlich-Sozialer war, seine politische Tätigkeit in der Wiener Stadtverwaltung fort und war als langjähriger Gemeinderat, später auch Stadtrat, in der Lueger-Ära tätig. Als Referent für Bauangelegenheiten in der Nachfolge von Wilhelm Stiassny und persönlicher Berater von Bürgermeister Lueger hatte er großen Einfluss auf die bedeutendsten kommunalen Bauvorhaben dieser Ära, wie die Hochquellenwasserleitung, das Lainzer Versorgungsheim und die Gas- und E-Werke. Die Bedeutung seiner Stellung wird vor allem auch anhand seiner zahlreichen Auszeichnungen und Orden deutlich.
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| Ludwig Zatzka zog sich Anfang des 20.Jh.s aus dem Berufsleben zurück und übergab seine Firma an Johann Wolf, realisierte aber noch vereinzelt bis in den Ersten Weltkrieg hinein einige Projekte. Neben seiner Tätigkeit als Baumeister und Lokalpolitiker war er auch ein bedeutender Kunstsammler. Als er in den Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg einen Großteil seiner Sammlung verkaufen wollte, wurde er jedoch tragischerweise ein Opfer von Betrügern. In seinen letzten Jahren lebte Zatzka weitgehend in Spital am Semmering (Stmk.), wo er eine Sommervilla besaß und auch einige weitere Bauten realisiert hatte. Dort verstarb er im 68. Lebensjahr. In Wien erhielt er ein großes Begräbnis seitens der Christlichsozialen Partei, an dem viele bedeutende Politiker, wie u.a. Leopold Kuntschak, teilnahmen. |
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Stellenwert
| Ludwig Zatzka, war nicht nur einer der maßgeblichsten Bauunternehmer in der Ära Karl-Lueger, sondern auch ein nicht zu vernachlässigender Architekt, wobei die Grenzen allerdings oft fließend sind. Als typischer Vertreter einer späthistoristischen Ausrichtung setzte er den jeweiligen „Stil“ entsprechend der Bauaufgabe ein und handhabte die unterschiedlichen Formenvokabulare durchaus virtuos.
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| Zatzkas Miethäuser in Wien, die eher für eine gehobenere Klientel errichtet wurden, waren zumeist einem üppigen neobarocken Duktus verpflichtet. Durch die Übernahme von Motiven der Palastarchitektur – wie eine plastische Steigerung zum Mittelrisalit und eine betonte Beletage – erhalten die Bauten einen explizit repräsentativen Charakter, der durch üppige Fensterumrahmungen und dekorative Balkonbrüstungen noch unterstrichen wird. Eines der markantesten Beispiele dieser Ausrichtung ist der „Haydn-Hof“ (Wien 6, Mariahilfer Straße 107). Demgegenüber waren seine Semmering-Villen einem romantisierenden Heimatstil verpflichtet.
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| Neben Wohnbauten und einigen Fabriksanlagen war Zatzka jedoch vor allem mit zahlreichen Projekten für die Kirche befasst. Er errichtete Schulen, Kindergärten, Konvikte und vor allem auch einige bemerkenswerte Sakralbauten, die zumeist in Zusammenarbeit mit Eduard Zotter entstanden. Im Rahmen dieser Tätigkeit ist die Breitenseer Pfarrkirche St. Laurentius (Wien 14, Laurentiusplatz 2) als sein Lebenswerk anzusehen. Nicht nur dass er und seine Familie das Vorhaben initiierten und auch finanziell unterstützten, plante er die Kirche mit diversen angeschlossenen Einrichtungen (u.a. Schule und Kindergarten) als großzügiges städtebauliches Ensemble, das von Grünanlagen durchzogen ist. Die Kirche selbst ist in der Tradition Friedrich v. Schmidts (dessen Schüler sowohl Zatzka als auch sein Mitarbeiter Eduard Zotter waren) ein neugotischer Sichtziegelbau mit einer Einturmfassade und einem imposanten Chorabschluss. Das Engagement der Familie Zatzka wird insbesondere auch durch die Ausstattung der Kirche verdeutlicht. Ludwig Zatzka selbst hat sich – nach der Art von spätmittelalterlichen Baumeistern – in einer Porträtbüste an der Orgelempore verewigt. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1886 | Wohnhaus, Wien 12, Kaulbachstraße 31
| 1887-1888 | Miethaus, Wien 1, Bartensteingasse 8
| 1887-1888 | Miethaus, Wien 1, Rathausstraße 2
| 1888 | Miethaus, Wien 6, Linke Wienzeile 12-14
| 1889 | Miethaus „Haydn-Hof“, Wien 6, Mariahilfer Straße 107
| 1891 | Wohnhaus Wien 18, Michaelerstraße 10
| 1892 | Miethaus, Wien 7, Kirchengasse 24
| 1892 | Miethaus, Wien 8, Josefstädter Straße 67
| 1892 | Miethäuser, Wien 14, Breitenseer Straße 6 u. 8 / Boschgasse 2
| 1894 | Miethaus, Wien 7, Breitegasse 28
| 1894 | Miethäuser, Wien 7, Lerchenfelder Straße 94-98
| 1901-1902 | Wohnhaus, Wien 14, Kuefsteingasse 6
| 1902 | Wohnhaus, Wien 13, Altgasse 2
| 1902 | Miethaus, Wien 13, Maxingstraße 2
| 1902 | Straßenhof, Wien 18, Gentzgasse 11-13
| 1902 | Miethaus, Wien 13, Am Platz 4
| 1890-1905 | Zatzka Villen, Spital a. Semmering, Obere Bahnstraße 5 und Obere Bahnstraße 13 |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1887-1888 | Klosterkapelle des Marianeums, Wien 12, Hetzendorfer Straße117 ( Entwurf tw. Friedrich v. Schmidt)
| 1890 | Katholisches Lehrerseminar, Wien, 18, Michaelerstraße 10
| 1890-1895 | Stiftungsgebäude und Kapelle, Mayerling, NÖ
| 1892 | Leseverein St.Vinzenz, Wien 6, Stumpergasse 31
| 1893 | St.Antonskirche mit angeschlossenem Kloster und Asylheim, Wien 15, Pouthongasse16 (mit Eduard Zotter)
| 1896 | Vereinshaus zur Förderung für Blinde, Wien 15, Kendlerstraße 18
| 1895-1898 | St.Laurentius Pfarrkirche, Breitensee, Wien 14, Laurentiusplatz 2 (mit Eduard Zotter)
| 1898 | Landwehrkaserne in Wien
| 1900-1901 | Pflegeheim Baumgarten Wien 14, Hütteldorfer Straße 188
| 1900 | Mausoleum der Famile Zatzka, Wien 13, Hietzinger Friedhof
| 1902-1903 | Volksschule Josefinum und Kinderschutzstation, Wien 14, Breitenseerstraße 31
| 1903 | Renovierung und Erweiterung Pfarrkirche Spital a. Semmering (Stmk.)
| 1904 | Kapelle „Zur unbefleckten Mariä“ (Maria an der Steinwand), Spital a. Semmering, Stmk.
| 1916 | Artillerie Kaserne
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ohne Datum:
| | Kollegiumgebäude der Jesuiten, Kalksburg, NÖ
| | Ludwigshof mit Sängerheim
| | Kirche in Teschen, Mähren / Tesin, CZ
| | Kirche in Sütor, H |
INDUSTRIE-/GEWERBEBAUTEN:
| 1896 | Giesserei Wien 14, Lützowgasse
| 1899 | Hütteldorfer Bierbrauerei (mit angeschlossenen Gambrinussälen), Wien 14, Bergmillergasse 7 |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1906 | Gemeindehaus Spital a. Semmering, Stmk. |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| A.v. Baldass: Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebung. Wien 1925, S.461
| W. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien 1989
| G. Frodl (Hrsg.): Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, 19.Jh. Bd.5, München u.a. 2002
| L. Hirsch (Hrsg): Der kaiserl. österr. Franz-Josefs-Orden und seine Mitglieder. Wien 1912
| Hietzing. Ein Heimatbuch d. 13. Gemeindebezirks Bd.I. Wien 1925-1932, S.252
| P. Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. Bd.2 Wien 1906, S.74 u. 82
| H. May: Breitensee in alter u. neuer Zeit. Wien 1933
| Neue freie Presse 3.1.1922, S.5 (Antiquitätensammlung Zatzka)
| Österreichische Bauzeitung 1.1925, S.559 (Nachruf)
| B. Reismann: Geschichte der Gemeinde Spital am Semmering. Spital a. Semmering 1997
| I. Scheidl: Schöner Schein und Experiment. Wien u. a. 2003
| A. Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen. Wien 1921, S.201
| R. Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19.Jh. Wien 1970
| Wiener Fassaden des 19.Jh.s, Wohnhäuser in Mariahilf. Wien u.a. 1976
| H. Wohlrab: Neue Straßen, Wege, Plätze und Parkanlagen im Bezirk Penzing von 1980-1990. In: Penzinger Museums Blätter 54.1991. S.3f | HINWEISE AUF WERKE:
| WBIZ
| 9.1892, S.154f, T. 28 (Haydn- Hof , Wien 6, Mariahilfer Str.)
| 17.1900, T.43ff (Pfarrkirche Breitensee) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Achl. III/2; Dehio 1 – I. Bezirk; Dehio 2 – II.-IX. u. XX. Bezirk; Dehio 3 – X.-XIX. und XXI.-XXIII. Bezirk
| E. Guglia: Führer durch die Stadt. Wien 1908, S. 294 u. 307
| A. Missong: Heiliges Wien. Wien 1933, S.207ff u. S.214
| S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977 | LEXIKA:
| ThB 36; Czeike 5; ÖL |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Ursula Prokop | Eingegeben am: 01.11.2005 | Zuletzt geändert: 15.05.2014 |
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