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Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen und Ämter
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
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Persönliche Daten
| * 30.07.1898 - † 09.10.1944 | Geschlecht: f | Geburtsort: Wien | Land: Österreich | damaliger Name: Österreich-Ungarn | Sterbeort: Oswiecim, woj. Bielsko | damaliger Name: Auschwitz | Land: Polen | damaliger Name: Deutsches Reich | weitere Namen: Friedericke Dicker-Brandeis | Religionsbekenntnis: Mosaisch | Berufsbezeichnung: Innenarchitektin, Designerin, Malerin, Graphikerin | Familiäres Umfeld: Vater: Simon D. (1857-1942 Ermordung in Theresienstadt), Verkäufer in einem Papiergeschäft
| Mutter: Karolina Fanta (1865-1902)
| Ehe (1936) mit ihrem Cousin Pavel Brandeis | Bürogemeinschaft: Werkstätten Bildender Kunst, Berlin (1923-1026 mit Franz Singer)
| Atelier Singer-Dicker, Wien (1926-1931) |
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
| 1912-1914 | Graphische Lehr- und Versuchsanstalt Wien (Ausbildung als Fotografin und Reproduktionstechnikerin)
| 1915-1916 | Kunstgewerbeschule Wien, Textilklasse (bei Franz Cizek)
| 1916-1919 | Studium bei Johannes Itten an dessen Privatschule in Wien
| 1919-1923 | Bauhaus-Schule Weimar (bei Johannes Itten) |
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
| 1923-1926 | Gründung der „Werkstätten Bildender Kunst“ in Berlin (mit Franz Singer)
| 1923 | Übersiedlung nach Wien, Atelier mit Anny Moller-Wottitz
| 1925 | Atelier mit Martha Döberl in Wien
| 1926-1931 | Gründung des Ateliers „Singer-Dicker“ in Wien
| 1931 | Gründung eines eigenen Ateliers
| 1936 | Atelier mit Grete Bauer-Fröhlich
| 1938-1942 | Arbeit in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne |
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Auszeichnungen und Ämter
| 1924 | Ehrendipolm der zweiten Deutschen Spitzenmessse in Berlin für die „Werkstätten Bildender Kunst“
| 1938 | Goldmedaille und Diplom der Fa. Spiegler (Textilfirma) |
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Vita
| Friedl Dicker stammt aus dem jüdischen Bürgertum in Wien. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule studierte sie bei Johannes Itten zunächst in dessen Privatschule in Wien, wo sie Franz Singer kennen lernte. Zusammen schlossen die beiden ein Studium bei Itten im neu gegründeten Bauhaus in Weimar an, wo sie mit zahlreichen Künstlern Kontakt hatten, wie etwa mit Walter Gropius, Oskar Schlemmer oder Paul Klee. Bereits während ihrer Ausbildung arbeiteten Friedl Dicker und Franz Singer als Bühnenausstatter für mehrere Schauspielhäuser in Berlin und Dresden. Nach Abschluss des Studiums zogen Dicker und Singer nach Berlin und gründeten die „Werkstätten Bildender Kunst“, in der kunstgewerbliche Gegenstände aller Art entworfen wurden.
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| Nach der Rückkehr nach Wien setzte Dicker diese Arbeiten zunächst mit einer ehemaligen Bauhauskolleginnen fort und gründete schließlich im Jahr 1926 gemeinsam mit Fritz Singer, der ihr nach Wien gefolgt war, das bald sehr renommierte Atelier „Singer-Dicker“. Das Atelier erhielt Aufträge für eine Fülle von Wohnungsumbauten und Einrichtungen, konnte aber auch einige Neubauten realisieren. Die private Beziehung der beiden Künstler war allerdings äußerst konfliktreich. Singer heiratete 1921 eine Schauspielerin und war seinem wenig später geborenen Sohn ein liebevoller Vater. Gleichzeitig setzte er sein Verhältnis mit Dicker fort, wollte jedoch mit ihr kein Kind, so dass sie mehrmals abtreiben musste. Aufgrund zunehmender Spannungen wurde im Jahr 1931 schließlich die Ateliergemeinschaft aufgelöst.
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| Im Jahr 1934 wurde Dicker wegen kommunistischer Aktivitäten – sie war 1931 der kommunistischen Partei beigetreten – festgenommen. Nach ihrer Freilassung emigrierte sie nach Prag, wo sie 1936 durch die Heirat mit Pavel Brandeis die tschechische Staatsbürgerschaft erlangte. Mit Grete Bauer-Fröhlich, einer ehemaligen Bauhauskollegin, setzte sie ihre kunstgewerblichen und innenarchitektonischen Arbeiten fort. Trotz erfolgter Auflösung des gemeinsamen Ateliers entstanden aber auch etliche Wohnungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Franz Singer.
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| Dicker war eine äußerst vielseitige Künstlerin, die sich auch der Malerei widmete. Ihre Gemälde und Zeichnungen – zumeist abstrakte Kompositionen – zeigen in ihrer Frühzeit eine Nähe zum Konstruktivismus. Sie verfertigte Collagen und vor allem Kohlezeichnungen und Lithographien. Ab ihrem Prager Aufenthalt wandte sie sich zunehmend der realistischen Malerei in einer weichen, verwischenden, pastosen Manier zu. Mit Engagement widmete sie sich auch dem Zeichenunterricht für Kinder. Angeregt durch eine Psychoanalyse, der sie sich bei Annie Reich unterzogen hatte, glaubte sie an die therapeutische Wirkung des Zeichnens und forcierte den Malunterricht von traumatisierten Kindern.
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| In den Jahren 1938–42 lebten Dicker und ihr Mann in Hronov (Mettau) in der Nähe von Prag. Beide arbeiteten zu dieser Zeit in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne. 1942 wurde das Ehepaar nach Theresienstadt deportiert. Auch hier gelang es Dicker, Zeichenkurse für Kinder zu organisieren. Aussagen Überlebender bezeugen, dass Dickers großes kunstpädagogisches Talent wesentlich zum psychischen Überleben einer Vielzahl von Kindern beigetragen habe – gerettete Kinderzeichnungen wurden seither in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Zudem gestaltete Dicker auch Bühnenbilder und Kostüme für Theateraufführungen in Theresienstadt. 1944 wurde das Ehepaar nach Auschwitz gebracht. Während Pavel Brandeis überlebte, wurde Dicker in ihrem 46. Lebensjahr durch Vergasung ermordet.
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| Die zahlreichen Arbeiten des Ateliers „Singer-Dicker“ sind heute lediglich in Bruchstücken enthalten. Die Häuser in Wien wurden zerstört, und von den Inneneinrichtungen existieren nur mehr einige wenige Sessel und ein Tisch. Bemerkenswert ist, dass demgegenüber in den USA sehr wohl noch Wohnungseinrichtungen des Ateliers zu finden sind, da etliche zur Emigration gezwungene Familien Einrichtungsgegenstände und Möbel mitgenommen haben. |
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Stellenwert
| Von Beginn an weisen Friedl Dickers Entwürfe kunstgewerblicher Gegenstände eine beachtenswerte Bandbreite auf. Im Atelier „Werkstätten Bildender Kunst“ wurden Stoffe, Spitzen, Schmuck, Theaterkostüme, Kinderspielzeug, Handtaschen, Bucheinbände und ähnliches mehr entworfen.
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| Im Atelier „Singer-Dicker“ entstanden zusätzlich Entwürfe zu Häusern, Wohnungen, Ladengeschäften sowie Inneneinrichtungen, wie z.B. für den Montessori-Kindergarten in Wien-Kaisermühlen, Schüttaustraße. Dabei ergab sich insofern eine Arbeitsteilung, als Singer eher das architektonische sowie das funktionale Moment vertrat, während Dicker vor allem unorthodoxe Formprinzipien und ihre „kontrollierte Materialsinnlichkeit“ (F. Achleitner) einbrachte. Das Atelier konnte eine Fülle von Aufträgen verzeichnen, und es entstanden phantasievolle Möbel und Wohnungseinrichtungen, die sich vor allem durch eine ausgeprägte Farbigkeit und durch die Kombination edler Materialen mit Kunststoffen und Stahl auszeichneten. Das Raumkonzept war stets geprägt durch „Verwandlungsmöbel“, die gleichsam das „künstlerische Prinzip der Ungebundenheit, Offenheit, Toleranz und Mobilität“ symbolisierten. Es finden sich äußerst funktional durchgestaltete Klapp- und Stapelmöbel, herausklappbare Betten oder Sofas, Verschachtelungen, wie etwa die Unterbringung der Betten unter einem Podest, oder Möbel, die als Raumteiler eingesetzt wurden. Verschiedenfarbige Bodengestaltungen, die von Dicker entworfenen Textilien sowie die bis ins kleinste Detail durchdachten, edlen Ausführungen verliehen den Räumen das Flair eines „ästhetischen Luxus“, der vor allem das intellektuelle Bürgertum ansprach und seinerzeit viel Beachtung und Anerkennung fand.
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| Die architektonischen Entwürfe von Dicker-Singer indessen sind geprägt von ihrer Ausbildung am Bauhaus in Weimar. Die Beton-Glaskonstruktionen zeigen eine knappe, klare Architektursprache und das bedingungslose Eingehen auf den Verwendungszweck bzw. die funktionalen Bedürfnisse der Auftraggeber.
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| Wenngleich die architektonischen Entwürfe durchwegs unter dem Namen von Fritz Singer firmierten, sind sämtliche Arbeiten von der Mitgestaltung Friedl Dickers gekennzeichnet, d.h. ihr Einfluss darf keinesfalls unterschätzt werden. Den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bildeten jedoch zeitlebens die kunstgewerblichen Entwürfe, die Malerei sowie ihre kunstpädagogische Betätigung. |
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Werke
| WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
| 1929 | Modesalon „Lore Kriser“, Wien 1, Gluckgasse 2 (mit Franz Singer, nicht erhalten)
| 1931 | Confiserie „Garrido & Jahne“, Wien 1, Operngasse 10 (mit Franz Singer, nicht erhalten)
| 1931 | Gartenhaus Alice Moller, Wien 19, Starkfriedgasse (mit Franz Singer, zerstört)
| 1932-1934 | Gästehaus d. Gräfin Heriot, Wien 2, Rustenschacherallee (mit Franz Singer, zerstört) |
ÖFFENTLICHE BAUTEN:
| 1928 | Tennisclubhaus Dr. Hans Heller, Wien 13, Reichgasse (mit Franz Singer, Jacques Groag, nicht erhalten) |
INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
| 1916-1919 | Wiener Kunstschau
| 1921-1923 | Bühnenausstattung für Berthold Viertel (u.a. „Kaufmann von Venedig“, mit Franz Singer
| 1927 | Kunstschau Wien
| 1927 | Wohnung Dr. Koritschoner, Wien 4, Johann-Strauß-Gasse (mit Franz Singer)
| 1927 | Wohnung Hugo u. Alice Moller, Wien 1 (mit Franz Singer)
| 1929 | Wohnung Dr. Reisner, Wien 19, Koschatgasse (mit Franz Singer)
| 1929 | Modesalon Lore Kriser, Wien 1, Gluckgasse (mit Franz Singer)
| 1930 | Montessori-Kindergarten im „Goethe-Hof“, Wien 22, Schüttaustraße 1-39 (mit Franz Singer)
| 1930 | Ausstellung Wiener Raumkünstler
| 1930 | Wohnung Dr. Reijmers-Münz, Wien 4, Goldeggasse (mit Franz Singer)
| 1931 | Confiserie Garrido & Jahn, Wien 1, Operngasse (mit Franz Singer)
| 1931 | Schlafraum Anny Moller, Wien 19, Starkfriedgasse (mit Franz Singer)
| 1933 | Wohnung Dr. Epstein, Wien 4, Wohllebengasse (mit Franz Singer) |
NICHT REALISIERTE PROJEKTE:
| 1936 | Arbeiterwohnsiedlung in Palästina
| o.J. | Haus Schüller, Brünn |
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Primärquellen
| NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
| Architekt Georg Schrom, Wien (Nachlass des Ateliers Dicker-Singer); Bauhausarchiv, Berlin |
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Sekundärquellen
| LITERATUR:
| ARGE Architektinnen u. Ingenieurkonsulentinnen (Hrsg.): Frauen in der Technik von 1900 bis 2000. Ausstellungskatalog, Wien 1999
| A. Becker u.a. (Hrsg.): Architektur im 20.Jh. Österreich. (Ausst.Kat.) München/New York 1995
| C. Blauensteiner: Das moderne Wohnprinzip, zur Ausstellung Franz Singer, Friedl Dicker, zweimal Bauhaus in Wien. In: Bauforum 22.1989, S.11f
| D. Guardigli / A. Maniscalo: Franz Singer e Friedl Dicker, architetture e arredi 1924-34. In: Domus 738.1992, S.76ff
| W. Holzbauer (Hrsg.): Franz Singer – Friedl Dicker. (Ausst.Kat.) Wien 1989
| E. Makarova: From Bauhaus to Terezín. (Ausst.Kat.) Jerusalem 1990
| E. Makarova: Friedl Dicker-Brandeis (Ausst.Kat.) Wien/München 1999
| S. Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897-1938. Wien 1994
| W. Schmied (Hrsg.): Gesch. d. bild. Kunst in Österreich, 20.Jh. Bd.6, München u.a. 2002
| G. Weissenbacher: In Hietzing gebaut. 2 Bde, Wien 1996-1998
| P. Wilberg-Vignau (Hrsg.): Friedl Dicker-Franz Singer. (Ausst.Kat.) Darmstadt 1970 | HINWEISE AUF WERKE:
| Deutsche Kunst u. Dekoration
| 61.1927/28, S.76 (Kunstschau 1927)
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| Der Wiener Kunstwanderer
| 1933, H.6, S.22ff (Gartenhaus Moller)
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| Österreichische Bau und Werkkunst
| 8.1932, S.65f (Montessori-Kindergarten) | NACHSCHLAGEWERKE:
| Handbuch der österreichischen Autoren und Autorinnen jüdischer Herkunft. Bd.3, München 2003 | LEXIKA:
| AKL; Weihsmann 05 | INTERNETLINKS:
| http://sharat.co.il/lel/friedl/home.html
| http://www.bauhaus.de/museum/archiv_00.htm
| http://www.museumoftolerance.com/site/pp.asp?c=arLPK7PILqF&b=249668
| http://www.jewishmuseum.cz/en/afdb.htm |
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Ausstellungen
| 1940 | Ausstellung in der Royal Arcade Gallery, London
| 1970 | Friedl Dicker – Franz Singer, Darmstadt
| 1988 | Friedl Dicker-Brandeis 1898-1944, Prag
| 1989 | Friedl Dicker and Her Pupils. Moskau–Riga–Vilnius
| 1989 | 2x Bauhaus in Wien. Franz Singer, Friedl Dicker, Wien
| 1990 | 2x Bauhaus in Wien. Franz Singer-Friedl Dicker, Basel
| 1990 | From Bauhaus to Terezín. Friedl Dicker-Brandeis and Her Pupils. Yad Vashem, Jerusalem 1990
| 1991 | Vom Bauhaus nach Terezín, Frankfurt
| 1999 | Friedl Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre, Palais Harrach, Wien |
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Anmerkungen
| Eingegeben von: Inge Scheidl | Eingegeben am: 01.11.2005 | Zuletzt geändert: 20.12.2012 |
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