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Liane Zimbler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Ausstellungen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 31.05.1892 - † 11.11.1987
Geschlecht: f
Geburtsort: Prerov
damaliger Name: Prerau, Mähren
Land: Tschechien
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Los Angeles, Kalifornien
Land: USA
weitere Namen: Juliane Angela (geb. Fischer)
Religionsbekenntnis: ursprünglich mosaisch, 1896 gemeinsam mit den Eltern als ausgetreten gemeldet
Berufsbezeichnung: Architektin und Innenraumgestalterin
Familiäres Umfeld: Vater: Robert Karl Fischer, Oberrevident d. Staatsbahn
Mutter: Johanna Theresia, geb. Harpner
Ehe mit (1916) Dr.Otto Zimbler (1890-1940), Rechtsanwalt)
Tochter: Eva (*1922), verh. Huebscher
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
o.J.Realschule in Wien
um 1912Kunstgewerbeschule Wien (? Kunstgewerbe und Fachklasse Architektur) und München (?)
1931Technische Hochschule Wien (Verwaltungstechnik und Volkswirtschaftslehre)
1936Studienreise nach Berlin
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab ca.1911 als Modedesignerin (für den Salon Emilie Flöge) und Illustratorin tätig
1916Mitarbeiterin in der Möbelfabrik Bamberger, Wien
um 1918Mitarbeiterin im Atelier Rosenberger in Wien
ca.1923-1938freiberuflich in Wien als Architektin und Möbeldesignerin tätig
ca.1928-1938Atelier in Prag / Praha, CZ (Leitung Annie Herrnheiser)
bis 1938Lehrtätigkeit an diversen Wiener Volkshochschulen
Februar 1938 Befugnis als Ziviltechikerin
April 1938Emigration
ab 1940Mitarbeiterin der Inneneinrichtungsfirma Anita Toor, Los Angeles, USA
1943US-Staatsbürgerschaft
ca.1941-1975Leitung der Firma Toor, Los Angeles, USA
ab 1946zahlreiche Arbeiten (Ausstellungen, Seminare etc.) für das American Institute for Interior Designers (AID)
1952-1961Mitarbeit an mehreren Einfamilienhäusern (u.a. mit Maurice Fleishmann, Paul Laszlo)
ab 1960Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Eva Huebscher-Zimbler
o.J.diverse Vorträge in Wien, Paris und Los Angeles
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Mitgliedschaften
ab 1926Wiener Frauenkunst
1929-1938Soroptimist Club (Vorstandsmitglied)
um 1930Verband berufstätiger Frauen
bis 1938Verband für Wohnungsreform
ab 1946Mitglied des AID (American Institute for Interior Designers)
o.J.Association for Woman in Architecture
o.J.Austrian Board for the International Housing Society
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Vita
Liane Zimbler wurde als Juliane Fischer, Tochter eines höheren Bahnbeamten, 1892 in Prerau in Mähren geboren. Die ursprünglich jüdische Familie hatte sich schon früh von ihren Wurzeln gelöst und war konfessionslos. Da der Vater um 1900 in die Reichshauptstadt versetzt wurde, absolvierte Zimbler ihre Schulzeit bereits in Wien. Der genaue Ausbildungsweg ist aufgrund fehlender Quellen nicht mehr rekonstruierbar. Vieles spricht dafür, dass sie ab 1910 oder 1912 die Kunstgewerbeschule in Wien – möglicherweise in der Klasse von Oskar Strnad – besucht hat. Daneben arbeitete sie bereits als Illustratorin und Modedesignerin für den Salon von Emilie Flöge (der Lebensgefährtin von Gustav Klimt). Zuweilen wird auch eine weitere Fortbildung in München angeführt (Thieme-Becker). 1916 heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Otto Zimbler, aus dieser Ehe stammte ihr einziges Kind, Tochter Eva. Im selben Jahr trat sie eine Stelle in der Möbelfabrik Bamberger in Wien an, was dafür spricht, dass sie zu diesem Zeitpunkt ihre schulische Ausbildung bereits abgeschlossen hatte.

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs war Zimbler als Architektin nachweislich im Atelier Rosenberger in Wien tätig und erhielt auch bereits ihre ersten Aufträge. Anfang der 20er Jahre machte sie sich selbständig, wobei der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf Umbauten und Einrichtungen lag. Das Atelier erfreute sich in der Folge einer so guten Auftragslage, dass Zimbler Ende der 20er Jahre ein weiteres Büro in Prag eröffnen konnte, das Annie Herrnheiser leitete. Daneben entfaltete Liane Zimbler eine rege Vortrags- und Publikationstätigkeit und unterrichtete an einer Volkshochschule in Wien. Aufgrund ihrer ausgeprägt feministischen Haltung engagierte sie sich auch in diversen Vereinen für die Sache der berufstätigen Frau.

Im Februar 1938 erhielt Liane Zimbler als erste Frau in Österreich die Befugnis eines Zivilarchitekten, um sich allerdings schon knapp danach gezwungen zu sehen, das Land zu verlassen. Da ihr Mann infolge guter Kontakte noch ein Ausreisevisum erlangen konnte, verließ sie mit ihrer Familie gleich in den ersten Wochen nach dem sog. „Anschluss“ Österreich und gelangte über Holland nach London, wo sie um eine Einreisebewilligung in die USA ansuchte, die zu diesem Zeitpunkt österreichischen Emigranten noch offen standen. Bereits im Herbst des Jahres erreichte die Familie New York. Über Vermittlung von Ada Gomperz, der Frau des Philosophen Heinrich Gomperz, ließ sich Liane Zimbler schließlich in Los Angeles nieder.

Nach kurzer Tätigkeit für eine Packpapierfirma arbeitete sie ab 1940 in der Einrichtungsfirma von Anita Toor. Als ihr Mann einen tödlichen Unfall erlitt und auch Anita Toor verstorben war, leitete Liane Zimbler ab den frühen vierziger Jahren das Atelier alleine. In der Folge führte sie zahlreiche Aufträge für Umbauten und Einrichtungen aus. Daneben konnte sie auch einige Neubauten planen, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Architekten. Ab den 60er Jahren war auch ihre Tochter Eva Huebscher an der Firma beteiligt. Liane Zimbler, die bis ins hohe Alter tätig war, ist nach einem äußerst erfolgreichen Leben 95-jährig in Los Angeles gestorben.
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Stellenwert
Juliane Zimbler gehört zu den ersten Frauen überhaupt, die in Österreich als Architektinnen gearbeitet haben. Wie viele ihrer männlichen Kollegen sah sie sich aufgrund mangelnder Bauaufträge in der Zwischenkriegszeit gezwungen, sich weitgehend auf das Gebiet der Innenarchitektur und des Möbeldesigns zu verlegen. Darüber hinaus hatte sie als Frau in dieser Sparte noch am ehesten die Chance zu reüssieren.

Infolge der schlechten ökonomischen Situation dieser Jahre gab es einen relativ großen Bedarf am Umbau alter Landsitze und Wohnungen, die oft unterteilt und zeitgemäßen Anforderungen angepasst werden mussten, wobei die Klientel zumeist aus gutbürgerlichen Kreisen stammte. Sehr häufig waren die Auftraggeber „ein berufstätiges Ehepaar“ oder eine „berufstätige Frau“, die sich gezwungen sahen, einen städtischen Haushalt möglichst ökonomisch ohne Personal zu führen, dabei aber auf einen Mindestkomfort nicht verzichten wollten. Liane Zimbler, die diese Marktnische geschickt auszunutzen verstand, ist als eine wesentliche Protagonistin der „Wiener Wohnraumkultur“ anzusehen, der neben Josef Frank und seinem Kreis auch Architekten wie Felix Augenfeld, Walter Sobotka, Jacques Groag u.v.a. angehörten. Zum Markenzeichen dieser Richtung gehörten neue, zumeist fließende Raumaufteilungen, die oft mit flexiblen Wänden oder Vorhängen erzielt wurden, und der Entwurf der Einrichtung, die modische Eleganz verströmte, aber auch pragmatisch den Einbezug bereits vorhanden Mobiliars ermöglichte.

Juliane Zimbler, die eine bewusste Feministin war, arbeitete bemerkenswerterweise sehr häufig unter Zuhilfenahme eines weiblichen Netzwerks: Während renommierte Kunsthandwerkerinnen, wie Maria Strauß-Likarz, Hertha Bucher u.a. diverse Details der Einrichtungen entwarfen, wurde sie publizistisch von der Journalistin Else Hoffmann unterstützt, die ihre Arbeiten laufend veröffentlichte. Auch Zimbler selbst engagierte sich in zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen. In der Emigration in den USA, wo sie abermals hauptsächlich mit Umbauaufträgen und Einrichtungen befasst war, konnte sie weitgehend auf den in Wien gemachten Erfahrungen aufbauen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1918Landhaus in Bad Aussee, OÖ
1922-1924Umbau Bankhaus Ephrussi, Wien 9, Wasagasse 2
1924Einfamilienhaus Wetzeler, Wien 19, Silbergasse 2
1928Umbau Gut Janovejsa, SLO
1930Alte Universitätsbuchhandlung in Wien (Adresse unbek.)
1935Blumenhandlung Gebhard & Füssel, Wien 1, Walfischgasse
1937Villa Placek (Umbau und Einrichtung) in Brünn / Brno, CZ
um 1937Berghaus Walter Eidlitz, Gnadenwald bei Hall in Tirol
1941Villa Ernst Toch, Santa Monica, USA
um 1945House Savin (Umbau und Einrichtung), Los Angeles, CA, USA
1951House Crinklaw, San Bernardino, CA, USA
1951House Brody (Umbau und Einrichtng), Beverly Hills, CA, USA
1952House J.S. Weil, Beverly Hills, CA, USA (mit Maurice Fleishmann)
1954House Freeman, Los Angeles, CA, USA (mit C.B. Williams)
1956House Carl Schwarz, Camarillo, CA, USA (mit Carl Schwarz)
1961House Candianides, Ventura, CA, USA (mit Carl Schwarz)
1964Optikergeschäft Norman Tetef, Los Angeles, CA, USA
1965House Mautner, Beverly Hills, CA, USA (mit Paul Laszlo)
diverse Wohnungsumbauten und Adaptierungen von Geschäftslokalen

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1929Ausstellung „Das Bild im Raum“, Wien
1930Ausstellung „Wie sieht die Frau“, Wien
1933Ausstellung „Die schöne Wand“, Wien
1931Einrichtung Haus Dohan, Wien
1935Wohnung Frau Schenk, Wien
1936Wohnung Goldmann (ehemals von Adolf Loos eingerichtet), Wien 19, Hardtgasse 25-27
1936Wohnung Fanto, Wien 4, Gußhausstraße
1940Wohnung Vicky Baum, Los Angeles, CA, USA
1944House Bothwell (Umbau und Einrichtung), Los Angeles, CA, USA
1948Büro Eliot Evans, Los Angeles, CA, USA
1952Einrichtung Wohnung Feldmann, Los Angeles, CA, USA
1953Büro Albert G. Ruben, Los Angeles, CA, USA
1954Exhibition „Metropolitan Living“, USA
19567th Annual Decorators and Antiques Show, USA
1958House Zimbler-Huebscher (Umbau und Einrichtung), Los Angeles, CA, USA
um 1960Exhibition „Living with famous paintings“, USA
1961Washable Living Room, A.I.D. (Show des American Institute of Decoration), USA
1965-1971House Levy (Umbau und Einrichtung), Los Angeles, CA, USA
1971„Decorators and Antiques“ Show, USA
1975House Wassermann II (Einrichtung), Beverly Hills, CA, USA
diverse Ausstellungen, Geschäfts- u. Wohnungseinrichtungen
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Primärquellen

PUBLIKATIONEN:
L. Zimbler: Die rechte Lebensform. In: Innendekoration 36.1925, S.260f
L. Zimbler: Elegantes Schlafzimmer von 1910 – modernisiert. In: Innendekoration 45.1934, S.302f
L. Zimbler: Die elegante Frau und die bescheidene Wohnung. In: Österreichische Kunst 5.1934, H.11, S.15f
L. Zimbler: Wohnung und Berufsstätte. In: Die Kunst 70.1934, S.225ff
L. Zimbler: Der Wohnraum: zweckdienlich und elegant. In: Die Kunst 76.1937, S.203ff
L. Zimbler: Two Careers of a Pioneer. Lebenslauf 1973. In: International Archives of Woman in Architecture (IAWA), Virginia, Polytechnic Institute and State University Blacksburg, VA
L. Zimbler: Autobiographisches Manuskript (unveröffentlicht). Los Angeles 1981, In: International Archives of Woman in Architecture (IAWA), Virginia, Polytechnic Institute and State University Blacksburg, VA

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
International Archives of Woman in Architecture, Virginia Tech., Blacksburg/Virginia (Nachlass)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
E. Boltenstern: Wiener Möbel. Stuttgart 1935
M. Eisler: Räume von Liane Zimbler. In: Moderne Bauformen 32.1933, S.149ff
M. Eisler: Aus Mietwohnungen von Liane Zimbler. In: Moderne Bauformen 33.1934, S.327ff
M. Eisler: Eine Mietwohnung von Liane Zimbler. In: Innendekoration 47.1936, S.208
D. Gebhard / R. Winter: Architecture in Los Angeles. A complete guide. Los Angeles 1985, S.492
Ch. Gräwe: Liane Zimbler. unpubl. Dipl.Arb. TU Berlin 2003 (www.liane-zimbler.de)
Dr. E. Hoffmann: Eine moderne Zweizimmerwohnung von Liane Zimbler. In: Innendekoration 40.1929, S.383ff
Dr. E. Hoffmann: Wohn- u. Arbeitsstätte eines berufstätigen Ehepaares. Eine Schöpfung der Architektinnen Liane Zimbler u. Annie Herrnheiser. In: Die Österreicherin 2.1929, H.10
Dr. E. Hoffmann: Die Arbeiten einer Innenarchitektin. In: Innendekoration 42.1931, S.290ff
Dr. E. Hoffmann: Die letzten Arbeiten der Architektin Liane Zimbler. In: Österreichische Kunst 3.1932, H.12, S.22f
R. Kaufer: Weibliche Umrisse im Nebel der Geschichte. In: Konstruktiv 1998, Nr.209, S.32
G. Koller / G. Withalm: Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Wien 1985
U.Maasberg / R. Prinz: Die Neuen kommen! Weibliche Avantgarde in der Architektur der zwanziger Jahre. Hamburg 2004
S. Plakolm-Forsthuber: Zwei Leben, zwei Karrieren. In: M. Boeckl (Hrsg.): Visionäre und Vertriebene (Ausst.Kat.). Berlin 1995
S. Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897-1938. Wien 1994

HINWEISE AUF WERKE:
Architectural Forum
May 1946 (Haus Toch)

Deutsche Kunst und Dekoration
66.1930, S.296 (Interieurs)
68.1931, S.54 (Möbel)

Innendekoration
40.1929, S.141 u. S.220 (diverse Interieurs)
49.1938, S.23 (Einrichtung Wohnhaus R.P. in Brünn)

Die Kunst
66.1932, S.8f / S. 25ff / S.118ff / S.138f (diverse Einrichtungen)
70.1934, S.127 (Speisezimmer)

Österreichische Kunst
4.1933, H.12, S.5 (Möbel)
6.1935, H.11, S.10f (Blumenhandlung)
7.1936, H.7/8, S.16 (Wohnung im Döblinger Cottage) / H.9, S.17f (diverse Wohnungen)
8.1937, H.3, S.11 (Wohnung) / H.7, S.10 (Villa in Brünn)

profil
1.1933, S.404 (Kitchenette)
2.1934, S.44 (Kochnische) / S.60 u. 62 (diverse Möbel)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.)

LEXIKA:
ThB 36
Lexikon der Frau, Bd.2
Handbuch der österr. Autoren jüdischer Herkunft, Bd.3. München 2002
H. Weihsmann: In Wien gebaut. Wien 2005

INTERNETLINKS:
www.liane-zimbler.de (Ch. Gräwe, Dipl.Arb. TU Berlin); www.ikg.uni-karlsruhe.de
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Ausstellungen
Die Neuen kommen! Weibliche Avantgarde in der Architektur der zwanziger Jahre. Dessau 2004 / München / Architektur im Ringturm, Wien 2005
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Anmerkungen
Die genaue Studienzeit L. Zimblers ist aufgrund fehlender Quellen nicht feststellbar. Die bei Weihsmann (2005) angegebene Datierung (1923-26) ist unplausibel, da sie bereits ab 1918 als Architektin tätig war.
Eingegeben von: Ursula Prokop
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 19.09.2012
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