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Rudolf Erdös

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 29.07.1876 - † 07.10.1935
Geschlecht: m
Geburtsort: Sered
damaliger Name: Szered
Land: Slowakei
damaliger Name: Österreich-Ungarn
Sterbeort: Wien
Land: Österreich
Religionsbekenntnis: Mosaisch
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: 1.Ehe mit Gabriele E. (*ca.1879)
2.Ehe mit Ella E. (*ca.1889)
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
nicht bekannt
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Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
1906Selbständiger Architekt
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Mitgliedschaften
ab 1909Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
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Vita
Rudolf Erdös wurde im Jahr 1876 in Szered, in der heutigen Slowakei, geboren. Über seine familiäre Herkunft sowie seine Ausbildung ist nichts bekannt. Er wurde allerdings im Meldeamt Wien seinerzeit als „Architekt“ registriert, und in der „Wiener Bauindustriezeitung“ wird im Jahr 1906 von seiner Neuanmeldung im Baugewerbe als Architekt berichtet.

Ab dem Jahr 1905 wird Erdös in Wien mit ersten Werken fassbar. Er führte bis zum Ersten Weltkrieg ein sehr erfolgreiches Büro, indem er sowohl als Planverfasser auftrat als auch Aufträge anderer Architekten ausführte. Ab dem Jahr 1918 soll er laut G. Pichler (AKL) von Vermittlungsgeschäften, Fremdenbeherbung und eigenen Handelsagenturen gelebt haben.

Erdös war zweimal verheiratet und lebte bis zu seinem Tod im 59.Lebensjahr in dem von ihm 1911-1912 errichteten Hotel „Carlton“ in Wien 4, Wiedner Hauptstraße 23-25.
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Stellenwert
Rudolf Erdös ist mit seinen Arbeiten tief im Späthistorismus verhaftet. Er konzipierte die Wohnhäuser im dreizonigen Schema, wobei er die Sockelgeschosse stets durch Nutungen im Putz akzentuierte und zumeist mit einem Souterraingeschoss und zwei Stockwerken sehr mächtig ausbildete, während er die darüberliegende Zone mit lediglich zwei Stockwerken vergleichsweise schmal anlegte (z.B. Wien 4, Neulinggasse 16). Er gestaltete die Fassaden plastisch mit Erkerrisalten und Balkonen (z.B. 3, Hintzerstraße 7) und verlieh den Häusern mit Dekorformen des Empire bzw. Barock ein repräsentatives Erscheinungsbild (3, Dapontegasse 5). Auffallend ist Erdös’ Vorliebe für Formen des französischen Barock sowie für französische Fenster (3, Ziehrerplatz 10).

Den größten Auftrag hatte Erdös mit der Bebauung einer großen Parzelle in Wien 7, Museumstraße 3-5 (früher Hofstallstraße), Ecke Neustiftgasse zu bewältigen. Um der Gefahr der Monotomie zu begegnen, unterbrach Erdös die lange Fassade an der Museumstraße, indem er einen Straßenhof konzipierte. Durch den schlossähnlichen Aufbau sowie reiche Dekoration verlieh er dem Gebäude einen äußerst repräsentativen Habitus. Die Ecke zur Neustiftgasse ist breit abgerundet und durch einen mächtigen Rundbogen, der das Fenster im obersten Stockwerk überspannt, monumental überhöht. Das gesamte Gebäude ist durch Risalite, Giebel, Gitterbalkone sowie französische Fenster reich gegliedert und von Dekorformen des französischen Barock bzw. Rokoko sowie plastischen Figuren wie Putti und Hermen geprägt. Der Rundbogen an der Ecke wird von einem weiblichen Genius mit Adler bekrönt.

Die Foyers der Wohnbauten sind durchwegs sehr vornehm gestaltet. Die großen, vor allem für das städtische Großbürgertum gedachten Wohnungen, die zum Teil bis zu neun Zimmer umfassten, wurden teilweise mit Stuckplafonds ausgestattet.

Am Rande der Stadt, in den ehemaligen Vororten, errichtete Erdös auch einige kleinere, zweistöckige Bauten (z.B. 14, Lorenz-Weiß-Gasse 8, 1908). Aufschlussreich dazu ist die Baubeschreibung in der Zeitschrift „Der Bautechniker“ (1909), wo angegeben wird, dass das Haus lediglich 2-Zimmer Wohnungen mit Kabinett enthält, was damit konnotiert wird, dass dies „also eigentlich keine Wohnungen“ seien. Allerdings erwartete man sich durch die vornehme Ausstattung doch Interessenten wie Pensionisten bzw. kleinere Familien des höheren Offiziers- und Beamtenstandes. „Der Begriff der Vornehmheit bei Wohnhausbauten deckt sich ja nicht notwendig mit dem Vorhandensein einer großen Anzahl von Räumen“, wie der „Bautechniker“ dazu anmerkt.

Als Architekt des städtischen Großbürgertums verzichtete Rudolf Erdös auch hier auf gestalterische Neuerungen und stellte seine Klientel mit gediegenen und zugleich repräsentativen architektonischen Lösungen zufrieden.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1905Miethaus, Wien 3, Sebastianplatz 1 / Neulinggasse 18
1906Miethaus, Wien 3, Neulinggasse 16
1907Miethaus, Wien 3, Dapontegasse 5
1907Miethaus, Wien 9, Widerhofergasse 7
vor 1908Miethaus, Wien 7, Neubaugasse 13 / Lindengasse 43
1908Miethaus, Wien 14, Lorenz Weiß-Gasse 3
1908Miethaus, Wien 3, Sebastianplatz 7
1909Miethaus, Wien 5, Nikolsdorfergasse 3-5
1909 Miethaus, Wien 9, Seegasse 25 / Rögergasse 10 (mit Adolf Ambor)
1909Miethaus, Wien 9, Seegasse 27 (mit Isidor Gieskann)
1910Miethaus, Wien 3, Hintzerstraße 7
um 1910Wohnhaus, Wien 23, Wienerstraße 5
1910-1911Miethaus, Wien 3, Ziehrerplatz 10 / Pfarrhofgasse
1910-1911Wohnhausblock „Weghuberhaus“, Wien 7, Museumstraße 3-5 (früher Hofstallstraße) / Neustiftgasse
1911Wohn- und Geschäftshaus, Wien 1, Singerstraße 8 / Liliengasse 2
1911Miethaus, Wien 3, Untere Viaduktgasse 10

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1910Badeanstalt in Szered, Ungarn / Sered, SK (Ausführung nicht gesichert)
1911-1912Hotel Carlton, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 23-25 / Paulanergasse 5

INNENRAUMGESTALTUNG/DESIGN:
1914Geschäftseinbauten, Wien 1, Kramergasse 9
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Meldearchiv)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
F. Borsi / E. Godoli: Wiener Bauten der Jahrhundertwende. Stuttgart 1985
F. Feldegg: Das neue Wiener Zinshaus (III, Hintzerstr.) In: WBIZ 31.1914, S.187ff
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV., und V. Bezirks. Wien 1980

HINWEISE AUF WERKE:
Der Architekt
19.1913, T.135 (Wohn- und Geschäftshaus in Wien 1, Singerstr.8) / T.148 (Studie zu einer Villa)

Architekten- und Baumeisterzeitung
19.1910, H.6 (Badeanstalt in Szered) H.9 (Proj. für ein Wohn- und Bürogebäude) / H.47 (Haus Wien 5, Nikolsdorferg. 3)
20.1911, H.29 (Haus Wien 3, Untere Viaduktstr.)
21.1912, H.12 (Haus Wien 7, Hofstallstr. / Neustiftg.)

Der Bautechniker
27.1907, S.957f (Wohnhaus 3, Neulingg. 16)
28.1908, S.131ff (Wohnhaus 3, Neulingg. 16)
29.1909, S.769ff (Villa in Wien Hütteldorf, Lorenz Weißg. 3) / S.881f (WH 3, Sebastianpl 4)
30.1910, S.765ff, T.41 (Wohnhaus in Atzgersdorf, Wienerstr. 5)
32.1912, S.414ff (Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Hofstallstr. 5)
34.1914, S.253ff (Wohnhaus Wien 9, Elisabethpromenade 29)
35.1915, S.321f (Wohn- und Geschäftshaus, Wien 4, Wiedner Hauptstr. 23 und 25)

WBIZ
25.1908, T.66 (7, Neubaug.13) / S.321 (Wohnhaus 8, Langegasse 46)
27.1910, S.19, T.9 (Wohnhaus Liesing, Wienerstr. 7)
31.1914, S.192f, T.59 (Wohnhaus 3, Hintzerstraße)
32.1915, T.43 (Miethaus 9, Seeg.)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.–IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.–XIX.u.XXI.–XXIII.Bez.)
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19. Jahrhundert. Nendeln 1977

LEXIKA:
AKL
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Anmerkungen
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 01.10.2006
Zuletzt geändert: 18.08.2008
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